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Eine kleine Geschichte des Geldes

Der Tausch war die früheste Form des Handels. Die Menschen tauschten die Produkte, die sie selbst hergestellt hatten, gegen Waren, die sie brauchten, aber nicht selbst produzieren konnten. Zunächst wurden also Lebensmittel, Vieh, Waffen, Werkzeuge und Schmuck gehandelt.
Dieser Handel war beschwerlich und risikobehaftet: Lebensmittel konnten verderben und Vieh sterben, Waffen und Werkzeuge waren schwer zu transportieren. Nachdem die Menschen Metalle entdeckt und deren Verarbeitung erlernt hatten, wurden auch Metallgegenstände zu Handelsgütern. Insbesondere Gold, Silber und Edelsteine wurden sehr geschätzt, da sie selten und nur in geringen Mengen verfügbar waren. Auch waren diese Güter leicht zu transportieren und zudem unverderblich. Sie wurden daher zu Zwischentauschmitteln; diesen Gütern kam daher eine erste „Geldfunktion“ zu. Man tauschte eigene Produkte gegen sie und konnte die Zwischentauschmittel später gegen die eigentlich gewünschten Güter eintauschen.
Es dauerte jedoch noch viele Jahrhunderte, bis man darauf kam Gold und Silber zu normieren und damit den Edelmetallen einen Nennwert zu geben.
Zunächst stellte man im Mittelmeerraum kleine Haustierminiaturen aus Bronze her, die eine erste Geldfunktion innehatten.
Die Idee von Münzen stammt von dem legendären König Krösus, der um 595 v. Chr. bis um 541 v. Chr. lebte, oder eventuell schon von dessen Vater Alyattes II. Als König von Lydien – heute Westtürkei – ließ er die wohl ersten flachen Goldmünzen mittels eines Stempels prägen. Nach der Prägung wurden die Münzen beschnitten, so dass sie alle das gleiche Goldgewicht aufwiesen.

Goldmünze des Krösus im Britischen Museum London, ca. 550 v. Chr., Foto: BabelStone, Wikipedia
Lydische Goldmünze des Krösus im Britischen Museum London, ca. 550 v. Chr., Foto: BabelStone, Wikipedia

Etwa ab 550 v. Chr. folgten Silbermünzen, die in Kleinasien und Griechenland geprägt wurden. Lange blieben die Münzen von der griechischen Insel Aigina („Schildkröten“ genannt) sowie die aus Korinth („Fohlen“) und Athen („Eulen“) die beherrschenden Zahlungsmittel des frühen Griechenlands sowie des Mittelmeerraums. Dann wurden auch in den griechischen Kolonien Münzen geprägt.
Die Römische Republik als politischer Nachfolger der Griechen, ließ ab 289 v. Chr. eigene Münzen prägen. Die Römer hatten bereits umfangreiche Erfahrungen im Prägen von Münzen, da auf dem italienischen Territorium von den Griechen schon lange Münzstätten betrieben wurden, insbesondere in Crotone und Neapel.
Münzen hatten inzwischen im Handel eine bedeutende Rolle übernommen. Da Gold und Silber rar waren, wurden Bronzemünzen eingeführt. Diese Münzen stellten ein sogenanntes Fiatgeld dar, also ein Geld ohne inneren Wert, das ausschließlich als Tauschmittel diente.
Um 210 v. Chr. traten die ersten römischen Münzen mit Signatur auf. Mit großem Eifer und ständig neuen Münzreihen und Münznominalen trieben die Römer die Geldentwicklung voran. Ein gewichtiger Grund dafür waren die zahlreichen Eroberungsfeldzüge der Römer und die Bezahlung ihrer Legionäre mit Münzen.

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Etwa zur gleichen Zeit, im Jahr 211 v. Chr., führten die Römer den Denar als Leitwährung ein, was er über vier Jahrhunderte bleiben sollte. Dieses Silbernominal wurde anfangs in großen Mengen geprägt. Der Denar besaß den Wert von zehn Assen und war durch die Wertzahl X gekennzeichnet. Sein Gewicht betrug etwa 4,5 g, das entspricht einem Zweiundsiebzigstel des römischen Pfundes. Schon damals wurde bald begonnen das Standardgewicht dieses Münznominals abzusenken, was einer verordneten Geldentwertung gleichkam. Angenommen wird, dass die Menge der Münzmetalle nicht mehr ausreichten, um die Anzahl der benötigten Münzen für die Legionäre und Hilfstruppen prägen zu können.
Die ersten römischen Goldmünzen wurden um 216 v. Chr. geprägt, deren Nominale Stater genannt wurden. Etwa 83 v. Chr. führten die Römer die Aureus-Goldmünze ein, die zu großer Bedeutung gelangte.
Nach dem Ende der Römischen Republik versuchten sich fast alle Kaiser an Münzreformen. Der Wert der Münzen verfiel zunehmend, denn alle Gepräge wurden verkleinert, das Gewicht reduziert oder der Edelmetallanteil verringert.
Nach dem Ende des Römischen Reiches ging die ausgeprägte Münzkultur der Römer weitgehend verloren. Im europäischen Mittelalter, besonders im Früh- und Hochmittelalter, kam sogenanntes Gewichtsgeld zum Einsatz. Münzen, Barren und Schmuckstücke aus Edelmetallen wurden nicht mehr nach Anzahl oder Nennwert getauscht, sondern nach Gewicht. Die Handelspartner bestimmten das Gewicht durch Doppelwägung. Dabei wurden häufig Münzen, Barren und Schmuckstücke einfach geteilt oder zerschnitten.
Karl der Große lehnte sich dann während seiner Regierungszeit an das ehemalige römische Münzsystem an und schuf in seinem Reich einen einheitlichen Münzumlauf. Fortan verschaffte er seiner Münzreform allgemeine Geltung und Denar oder Silberpfennig waren das einzig geprägte Nominal in seinem Reich. Nach dem Tode Karl des Großen zerfiel das Frankenreich und damit ging auch sein einheitliches Münzsystem unter.
Durch ihren häufigen Gebrauch als Zahlungsmittel sind überall in Europa und Asien die Münzmetalle rar. In China werden daher versiegelte und unterschriebene Schriftstücke als Kompensation herausgegeben – die wohl ersten Banknoten.
Im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation war man im Mittelalter nicht in der Lage ein einheitliches Münzsystem zu schaffen. Zunächst prägten zahlreiche Grundherren Münzen nach Gutdünken.
1356 verlieh die Goldene Bulle dann den deutschen Kurfürsten das offizielle Münzrecht. In Folge dessen erteilten diese das Privileg des Münzrechts auch ihren Grundherren und den Städten, woraus ein Wirrwar aus Kreuzer, Schilling, Pfennig, Gulden, Taler und Denar entstand.
Im Spätmittelalter, bis in die frühe Neuzeit hinein, verwendeten viele Länder einen Silberstandard als offizielle Währung. Im täglichen Zahlungsverkehr fanden sowohl Kurantmünzen wie auch Scheidemünzen Verwendung. Eine Kurantmünze war eine Münze, deren Nominalwert durch das Edelmetall, aus dem sie besteht, vollständig gedeckt war. Das Gegenteil davon waren die Scheidemünzen.

Kipper und Wipper
Kipper und Wipper, zeitgenössische Darstellung aus dem 17. Jahrhundert.

In der Kipper- und Wipperzeit im 17. Jahrhunderts fand eine erneute starke Münzentwertung statt. Der geprägte Nominalwert stieg immer weiter an und der Materialwert wurde immer weiter reduziert.
Im 17. – 18. Jahrhundert wurde in verschiedenen europäischen Ländern mehrfach mit Papiergeld experimentiert. Es konnte sich auf Grund mangelnder Deckung durch Gold und Silber jedoch nicht durchsetzen und führte zu Inflationen.
1821 fand die offizielle Einführung von Papiergeld in Großbritannien statt. Das ausgegebene Papiergeld wurde durch die Goldmenge des Landes gedeckt, wodurch dieses Geldsystem stabilisiert wurde. Ab 1873 galt dieser Goldstandard dann auch im Deutschen Reich.
Ab 1919 lässt die deutsche Regierung massenhaft Geldscheine drucken, um damit ihre Staatsschulden zu tilgen. Das Resultat ist eine Hyperinflation sowie eine Weltwirtschaftskrise. Im November 1923 liegt der Kurs für einen US-Dollar bei über 4 Billionen Mark. Erst eine Währungsreform stoppt diese Geldentwertung.

Geldschein in der Inflationszeit, Hundert Billionen Mark, 1924
Geldschein in der Inflationszeit, Hundert Billionen Mark, 1924

1944, der Zweite Weltkrieg liegt in den letzten Zügen, wird einzig der US-Dollar durch Gold gedeckt. Die anderen Währungen richten sich an fixen Wechselverhältnissen zum Dollar aus. Erst 1973 werden die Wechselkurse freigegeben.
1950 wird die erste Kreditkarte in den USA eingeführt. Mit der Dinners-Club-Carte lässt sich in 27 US-Restaurant speisen und bezahlen.
1957 wird in der Bundesrepublik das Girokonto eingeführt, damit findet die Lohntüte ihr Ende. In der DDR wurde der Lohn jedoch noch bis weit in die 1980er Jahre bar ausgezahlt.
1969 wird in der EG die EC-Karte eingeführt.
1998 wird der spätere Online-Bezahldienst Paypal gegründet.
2009 geht die heute führende und umstrittene Kryptowährung Bitcoin an den Start.
Seit 2010 gibt es verstärkte Aktivitäten europäischer Länder das Bargeld komplett abzuschaffen. Für mich derzeit keine gute Idee: Wenn die elektrische und elektronische Infrastruktur ausfällt, ist man komplett handlungs- und zahlungsunfähig und besonders unser Mobilfunknetz ist noch störanfällig und löchrig.

Ein spektakulärer Münzdiebstahl in der DDR

Auch in der ehemaligen DDR gab es Verbrechen aller Couleur. Nur wurden diese zum Teil geheim gehalten, gemäß der Devise unseres derzeitigen Innenministers de Maiziére: um die Bevölkerung nicht zu verunsichern.
Zudem zeigt dieser Diebstahl, dass es das perfekte Verbrechen schon geben könnte, wären da nicht Übermut und Selbstüberschätzung.
Es war im Sommer des Jahres 1980. Die Staatsbank der DDR hatte beschlossen geschätzte 400 Tonnen Münzen einschmelzen zu lassen. Es handelte sich dabei um offizielle Zahlungsmittel: 10 Mark-Münzen mit Motiven der Mahn- und Gedenkstätte Buchenwald sowie 20 Mark-Münzen mit den Porträts von Ernst Thälmann und Wilhelm Pieck. Diese Münzen waren in den Jahren 1971 und 1972 millionenfach aus einer Kupfer-Nickel- Zinn-Legierung geprägt und in den Verkehr gebracht worden. Eine nachvollziehbare Begründung für diese Einschmelzaktion gibt es bis heute wohl nicht. Es hieß damals inoffiziell, es sollten die Legierungsbestandteile gewonnen und der Wirtschaft zu geführt werden – Metalle waren auf dem Weltmarkt teuer und für die DDR nur schwer zu beschaffen. Auch von Kaufkraftabschöpfung war die Rede. Alles wohl wenig glaubhafte Argumente.

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Im Geheimen wurden mit diesem Einschmelzprozess die Kupfer-Silber-Hütte in Hettstedt beauftragt. Natürlich wurden diese Aktionen unter strenger Geheimhaltung sowie staatlicher Kontrolle durchgeführt. Die Münzen wurden in Jutebeuteln zu je 250 Münzen angeliefert und dann unter Aufsicht von Sicherheitskräften der Staatsbank in die Schmelzöfen geschüttet. Soweit alles recht unspektakulär!
In der Regel werden solche Schmelzöfen rund um die Uhr betrieben, da das erneute Anheizen nach einer Abkühlung viel Zeit und Kosten verursacht. Es wurde aber wohl nur eine Schicht mit diesen geheimen Schmelzprozessen betraut. Und diese Truppe von Hüttenwerkern und Instandhaltern bemerkte eine technologische Besonderheit während des Einschmelzprozesses, die zu einer nahezu genialen Idee führte. Der Schmelzprozess in solchen industriellen Schmelzöfen läuft nicht gleichmäßig ab, zunächst schmelzen die Metalle im Zentrum des Ofens, die an den Ofenaußenwänden schmelzen zuletzt. Bei größeren Öfen mit großen Schmelzchargen kann sich dieser Prozess schon über ein paar Stunden hinziehen. Diesen Umstand registrierten die Arbeiter und auch, dass die Sicherheitskräfte nach etwa 1 bis 1,5 Stunden nach befüllen des Ofens abzogen. Zu diesem Zeitpunkt waren die Münzen im Außenbereich des Ofens jedoch noch nicht geschmolzen. Unbeobachtet konnten die Hüttenwerker mit entsprechenden Ofenkellen die unversehrten Münzen wieder aus dem Ofen holen, abschrecken und beiseite schaffen. Ein Diebstahl den sicherlich nie jemand bemerkt hätte – solange die Truppe dicht hielt. Ein einträgliches „Geschäft“ bei 400 Tonnen Münzen.
Die Methoden der Rückgewinnung wurden ausgefeilt und die Erträge wuchsen. Doch wie heißt schon ein altes Sprichwort: Übermut tut selten gut! Eines erfolgreichen Tages schickten die zufriedenen Hüttenwerker eine Putzfrau zum Einkauf. Sie sollte Bier und Schnaps für eine zünftige „Brigadefeier“ kaufen. Solche Feiern auf der Arbeit waren nicht nur in der Hettstedter Hütte üblich, jedoch war dies ein nicht üblicher Anlass. Dennoch es wurde bis zum Abwinken gefeiert – gesoffen – wobei die Putzfrau – freiwillig oder mit Münzen bezahlt? – nackt auf dem Tisch tanzte. Dieser Krawall rief den Werkschutz auf den Plan, jedoch konnte auch dieser die besoffenen Hüttenarbeiter-Bande nicht bändigen. Die Volkspolizei wurde gerufen und nahm den besoffene Anführer zu Ausnüchterung mit. Bei der Vernehmung am nächsten Morgen, gestand der Mann ungefragt den Münzdiebstahl.
So kam die Kripo ins Spiel und 3,5 Jahrzehnte später gab der damalige ermittelnde Kripo-Beamte – nun schon lange im Ruhestand – Auskunft über den geheim gehaltenen und später vergessenen Vorfall. Es folgten Hausdurchsuchungen bei den entsprechenden Schichtkollegen. Die Ermittler fanden Münzen, die noch Anlauffarben von der Wärmeeinwirkung aufwiesen. Insgesamt wurden Münzen im Wert von 6230 Mark beschlagnahmt. Wieviel Geld aber wirklich vor dem Einschmelzen gerettet wurde, konnte nie festgestellt werden, so der Kriminalbeamte.
Nach den Unterlagen der DDR-Staatsbank sind jedoch allein in den drei Julitagen des Jahres 1980, in denen der Diebstahl aufflog, 3.000 Jutebeutel mit Münzen im Wert von 12 Millionen Mark eingeschmolzen worden.
Die Sicherheitsvorkehrungen wurden nach diesen Julitagen drastisch verschärft. Auch die Münzdiebe wurden zur Verantwortung gezogen. Bis auf den Anführer ließ man jedoch Gnade vor Recht ergehen – wohl auch um die Geheimhaltung nicht in Gefahr zu bringen. Alle beteiligten Diebe erhielten Bewährungsstrafen, bis auf den Anführer, der musste ins Gefängnis.
Die Tatabläufe wurden akribisch rekonstruiert und dokumentiert und lassen darauf schließen, dass weitaus mehr Münzen gerettet wurden, als die beschlagnahmten Münzen im Wert von 6230 Mark.
Vielleicht hatten die Beteiligten auch geheime Depots angelegt, wie schon bei den alten Römern und im Mittelalter üblich. Jedoch hatte das Geld in jenen Zeiten unbegrenzten Wert – dieser wurde durch den Wert der Metalle sichergestellt. Das war bei den DDR-Münzen nicht so und dann kam auch noch die Wiedervereinigung und machte diese Münzen endgültig als Zahlungsmittel wertlos. Sammler würden sich wohl dennoch darüber freuen.
Und die Moral von der Geschichte: Nackte, auf Tischen tanzende, Putzfrauen bringen Kummer und Sorge.