Liquid Biopsy – eine revolutionäre Technologie zur Krebsfrüherkennung

Die Idee sowie auch die erste Umsetzung der Liquid Biopsy stammt von dem chinesischen Labormediziner Dennis Lo. Unter dieser Methode versteht man die Entnahme und Untersuchung von flüssigem Gewebe (Blut) aus einem lebenden Organismus.
Lo forscht an der Universität von Hongkong und ihm gelang nach langer, intensiver Forschung 1997 der Nachweis, das im Blut schwangerer Frauen DNA-Bruchstücke des ungeborenen Kindes zirkulieren. Durch diese Entdeckung konnte ein Bluttest entwickelt werden, der werdenden Müttern schon in der frühen Phase einer Schwangerschaft informiert, ob ihr Fötus an Trisomie 13 ((Pätau-Syndrom), Trisomie 18 (Edwards-Syndrom) oder 21 Trisomie ((Down-Syndrom) leidet.

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Nun bestehen zudem berechtigte Hoffnungen, dass die Liquid Biopsy auch bei der Krebsfrüherkennung bzw. Krebsvorsorge erfolgreich eingesetzt werden könnte.
Krebs kann jeden treffen – zu jedem Zeitpunkt und in jedem Alter. Wann immer sich eine von den unzähligen Milliarden Körperzellen teilt, kann ein Kopierfehler im Erbgut zu Wildwuchs führen. Leider gleicht immer noch fast jede zweite Krebsdiagnose einem Todesurteil, auch wenn die Therapiemöglichkeiten in den letzten Jahren erhebliche Fortschritte gemacht haben. Die Gründe dafür liegen auch darin begründet, dass die Tumore oftmals einfach zu spät erkannt werden.
Da wäre es doch ein Segen, wenn durch einen einfachen Bluttest Krebs früh erkannt und dann auch geheilt werden könnte. Nach Dennis Los Erfolg bei den Schwangerschaftstest kam diese Idee auf, galt jedoch zunächst als kühne Vision. In den letzten Jahren jedoch zeichnen sich erstaunlich schnell erste Erfolge ab.
Bei vielen Tumoren lösen sich ständig tote Zellen ab und Bruchstücke davon zirkulieren im menschlichen Blutkreislauf. Das mutierte Erbgut unterscheidet sich von dem, gesunder Zellen und könnte theoretisch bei einem Bluttest separiert und ermittelt werden: theoretisch.
Das Konzept ist brillant, doch seine Umsetzung stellt extrem hohe Hürden. Es müssen einige wenige mutierte Genbruchstücke zwischen unendlich vielen gesunden aufgespürt werden; dazu ist eine riesige Datenanalyse notwendig. Zudem hat jede Krebsart ihre eigenen, verschiedenen, mutierten Gensequenzen, die jedoch auch erkannt und zugeordnet werden müssen. Denn Fehlalarm oder eine falsche Zuordnung zu einem Tumor würden mitunter mehr Schaden als Nutzen verursachen.
Das angesehene Forscherteam um Nickolas Papadopoulos vom US-amerikanischen Johns Hopkins Kimmel Cancer Center hat nun ein entsprechendes Projekt vorgelegt. Der von diesem Team entwickelte Test CancerSEEK sucht nach den acht häufigsten Krebstypen. Der Test muss zuverlässig, aber auch bezahlbar sein. Er soll nach den acht häufigsten Krebstypen suchen. In den USA soll er im Rahmen einer fünfjährigen Studie bei 50 000 Frauen im Rentenalter zum Einsatz kommen. CancerSEEK sucht in diesem Test nach 16 Krebsmutationen und acht Eiweißstoffen, die im Zusammenhang mit Tumoren auftreten. Die bisherigen Testergebnisse bei Personen, bei denen bereits Krebs diagnostiziert wurde, macht Hoffnung: Bei 70 Prozent dieser Personen konnte auch der Bluttest anschlagen.
Es ist ein äußerst komplexer Rest, der da in Zukunft entwickelt werden muss. Jede Krebsart hat ihren eigenen genetischen Fingerabdruck und alle unter einem Test zu vereinen scheint derzeit noch in weiter Ferne. Zudem kommen weitere Leiden hinzu, die das Blutbild stark beeinflussen könnten, wie z.B. entzündliche Erkrankungen.




Eine Mammutaufgabe also, die zwar machbar erscheint, jedoch viel Zeit und noch mehr Geld kostet. Das Forschungsteam konnte jedoch mit einem 2016 gegründeten Joint Venture bisher über eine Milliarde Dollar einsammeln, die unter anderem von Bill Gates, Amazon-Chef Jeff Bezos sowie führenden Pharmaunternehmen stammen. Auf diesem ambitionierten Weg der Krebsforschung werden derzeit Blutproben von 120.000 Frauen gesammelt, um einen Test für die Früherkennung von Brustkrebs zu entwickeln. Es ist also nicht nur Hoffnung als Steif am Horizont, sondern es kann wohl von einer Medizin-Technologie gesprochen werden, die in Zukunft einmal die Krebsfrüherkennung revolutionieren könnte. Die Hoffnung stirbt zuletzt und in diesem Fall hoffentlich nie.

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