Das Artensterben und die mediale Berichterstattung

Der Weltbiodiversionsrat IPBES (Intergovernmental Science-Policy Platform on Biodiversity and Ecosystem Services) ist eine UN-Organisation mit 132 Mitgliedsstaaten zur wissenschaftlichen Politikberatung in Sachen Erhaltung und nachhaltigen Nutzung von biologischer Vielfalt und Ökosystemdienstleistungen.
Dieser Rat aus internationalen Wissenschaftlern hat soeben in Paris seinen Globalen Bericht zum Zustand der Natur vorgestellt. Und wie üblich bei solchen „Negativ-Berichten“ hyperventilieren Medien und Politik.
Gemäß den Aussagen dieses Berichts sind von den etwa 8 Millionen Tier- und Pflanzenarten auf unserem Planten ca. 1 Million Arten vom Aussterben bedroht.
Ich möchte diese Aussagen in keiner Weise kritisieren oder anzweifeln, dafür fehlen auch mir als Wissenschaftspublizisten die Grundlagen. Jedoch ist die Reaktion der Medien und auch der Politik zeitgemäß verheerend. In zahlreichen Kommentaren, Berichten und redaktionellen Beiträgen wird hysterisch von Apokalypse, Weltuntergang und ähnlichen zerstörerischen Szenarien berichtet: Allein der Mensch habe daran die Schuld, ist die überwiegende Aussage.
Ohne Zweifel, wir Menschen haben in den letzten zwei Jahrhunderten viele Fehler gemacht und damit unseren Planeten, unser Klima, unsere Umwelt und Natur stark strapaziert. Doch wussten wir es besser?
Heute wissen wir es besser und seit einigen Jahrzehnten bemühen wir uns in Deutschland und zahlreichen anderen Ländern, die Situation für Klima, Natur und Umwelt zu verbessern. In Deutschland sind diese Themen in aller Munde: Leider reden wir mehr darüber, als dass wir nachhaltig etwas dafür tun. Oftmals sind die politisch Verantwortlichen der Auffassung, wenn nur genug Geld ausgegeben wird, dann lösen sich die Probleme schon von allein.
Das ist eine totale Fehleinschätzung: Ohne die Menschen im Land und auch die Unternehmen – von denen unser Wohlstand kommt – mitzunehmen, und ohne internationale Maßnahmen und Regeln werden wir Deutschen allein rein gar nichts bewirken können.
Ärgerlich ist vor allem, wie die meisten Medien mit dem Bericht des IPBES umgehen. Dieser Bericht, von international anerkannten Wissenschaftlern verfasst, umfasst 1.700 Seiten. Ich bin seit vielen Jahren als Autor, Lektor und Verleger tätig. Um mir über ein solches Werk ein unabhängiges Urteil bilden zu können, würde ich viele Tage benötigen. Politiker und Medienvertreter können jedoch schon Stunden nach der Vorstellung des Berichtes ein Statement abgeben. Von den Politikern sind wir ja inzwischen die von ihnen verinnerlichten Phrasen, Floskeln und Plattitüden und eine unübersehbare Oberflächlichkeit gewohnt. Zunehmend wird jedoch auch die mediale Berichterstattung auf diese Art und Weise geprägt. Man nimmt sich keine Zeit mehr zu lesen, zu analysieren, zu begreifen. Man reagiert nur noch auf Dinge, die man eigentlich noch nicht verstanden hat, auch weil die Wissensgrundlagen einfach fehlen.




Es wäre daher gut, wenn die öffentliche Debatte nicht nur von Geistes- und Gesellschaftswissenschaftler sowie in der Sache unqualifizierten Politikern und Medienvertretern bestimmt werden. Zudem kann man zunehmend den Eindruck gewinnen, das kritische Personen keine Stimme mehr bekommen.
Es wird überall von dem größten Artensterben seit bestehen unseres Planeten geschrieben. Wissen es die Medienvertreter nicht besser oder läuft es auf ideologische Beeinflussung hinaus? Nur ein Journalist des öffentlich-rechtlichen Fernsehens hat in seinem Kommentar dazu auf bereits fünf weiterer großer Aussterbeereignisse der Vergangenheit hingewiesen.
Was soll jedoch diese Hysterie und Panikmache? Sie bringt nur unterschiedlich wertende Bevölkerungsschichten gegeneinander auf. Das trifft genauso auf die Klimaerwärmung zu!
Wir haben die Probleme erkannt und handeln zunehmend entsprechend. Nur benötigt dies Zeit! Erkenntnisse allein reichen nicht aus, für schnelle Veränderungen. Wir brauchen wissenschaftlich-technische Lösungen, eine entsprechende Bildung und Erziehung, ein Denken, dass nicht ausschließlich profitorientiert ist, internationale Zusammenarbeit und vor allem eine Menge Ehrlichkeit im Umgang miteinander.
Sicherlich sind wir Menschen am Artensterben nicht unwesentlich beteiligt. Jedoch muss ehrlicherweise auch gesagt werden: Arten sind zu jeder Zeit in nicht unerheblicher Anzahl ausgestorben oder haben einfach ihren Lebensraum verlegt, neue Arten sind entstanden und vorhandene haben sich evolutionär weiterentwickelt – das Leben auf unserem Planeten befindet sich in einem ständigen Fluss.
Es ist das Wesen der Evolution sich zu entwickeln. Die Evolutionsbiologie ist noch nicht sehr alt und gewinnt demzufolge ständig neue Einsichten und Erkenntnisse. Was sie jedoch sicher weiß: Die biologische Entwicklung aller Lebewesen orientiert sich an den Umweltbedingungen.
Unser Planet wird also nicht durch unseren Umwelt-, Natur- und Klimafrevel untergehen, denn wir haben das Problem erkannt! Es ist wahrscheinlicher, dass wir Menschen uns durch Kriege selber auslöschen. Die fünf bekannten Aussterbeereignisse unseres Planeten sind wissenschaftlich nachgewiesen. Die Ursachen dafür sind jedoch noch sehr spekulativ. Am bekanntesten ist das Aussterben der Saurier, die zu ihrer Zeit den Planten beherrschten. Über die Ursachen – Vulkanausbrüche oder Asteroiden/Meteoriten-Einschlag – wird gestritten. Fakt ist: die Saurier starben aus und es entwickelten sich neue Arten. Die Säugetiere begannen die Erde zu dominieren und tun es – mit uns Menschen – bis heute.
Warum immer gleich diese Endzeitstimmung und vor allem die gesellschaftliche Spaltung durch unqualifiziertes Besserwissertum, dass keine andere Meinung neben der eigenen gelten lässt.
Bevor sie sagen, ich sei ja auch nur einer davon, möchte ich sie eines Besseren belehren. Ich bin Natur- und Technikwissenschaftler und war lange Zeit als Unternehmer im Forschungs- und Entwicklungsbereich tätig. Ich habe beispielsweise an diesen Projekten gearbeitet: Federführend als Initiator an einem nationalen Projekt „Berührungslosen Energieübertragungssystemen“, an einem europäischen Projekt „Luffa cylindrica“ zur Herstellung ökologischer Ölbindemittel, an einem GPS-gestützten Dokumentationssystem für Sondermülldeponien, an einem Projekt zum Einsatz von Wasser als Energielieferant (Spaltung in Wasserstoff und Sauerstoffe in Verbrennungsmotoren). Ich habe damals für diese Projekte Förderungen von der EU und verschiedenen deutschen Ministerien erhalten. Alle Projekte waren zukunftsweisend wurden jedoch nach der FuE-Phase nicht weiter unterstützt. Ich habe bei diesen Projekten mit einigen europäischen Großkonzernen, teilweise in Vorstandsebene, zu tun gehabt. Dass sich ein Unternehmen seine Geschäftsgrundlage nicht nehmen lassen will, sollte eigentlich jedem einleuchten. Nur unserer deutschen Politik leuchtet das nicht ein, sie stellt nach der FuE-Phase eine weitere Unterstützung ein, was den Todesstoß für alle Erfinder, sowie alle klein- und mittelständischen Unternehmen bedeutet. Dieser Trend der Subventionsverschwendung an unsere Konzerne, die dieses Geld eigentlich nicht nötig hätten, hält bis heute an. Ich habe dazu in meinem Buch „Deutschland k(ein) Erfinderland“ meine Sicht der Dinge dargelegt.
Unsere Politik verschleiert diese falsche Subventionspolitik in der Landwirtschaft, der Forstwirtschaft und der Industrie jedoch systematisch und die Medien greifen dieses Thema nur am Rande auf.
Die klugen Köpfe außerhalb der Konzerne werden nicht nur nicht ernst genommen, sie werden zudem ausgebremst und niedergemacht. Hinzu kommt eine zunehmende Mentalität, Unternehmer als unsozial und raffgierig abzustempeln.
Dazu nochmal zum Verständnis: Konzernvorstände sind keine Unternehmer, sondern Angestellte, auch wenn sie sich selbst ständig anders sehen. Sie stehen nicht für Fehler und Misswirtschaft ein, was für Unternehmer selbstverständlich ist. Unseren deutschen Wohlstand haben wir jedoch den kreativen Unternehmern zu verdanken: Sicherlich gibt es unsoziale Unternehmer, es gibt aber auch unsoziale Arbeitnehmer.
Auch in der verhältnismäßig kleingliedrigen Landwirtschaft ist vieles im Argen: Die Politik gibt Unsummen für Projekte aus, um wenige Vertreter einer Art angeblich retten zu wollen. In den wenigsten Fällen nehmen die Tiere diese Angebote jedoch an. Es sind Scheininvestitionen, die da getätigt werden. Dann jedoch werden die Landwirte als Schuldige für das Artensterben und viele andere „Umweltfrevel“ verantwortlich gemacht. Diese zählen in unserem Land nun wirklich nicht zu den Reichen, viele davon kämpfen ständig um ihre Existenz. Warum finden wir nicht endlich Reglementarien für die Landwirte, die für unsere Ernährung sorgen, um diese finanziell entsprechend zu unterstützen und ihnen Produktpreise zu garantieren, von denen sie leben können. Sie könnten dann auf Düngung und Umweltgifte weitgehend verzichten. Nicht nur die Natur würde es danken, auch unsere Lebensmittel wären frei von Schadstoffen: alles BIO also. Stattdessen stellen wir die Landwirte, die ständig um ihre Existenz kämpfen müssen, nun für das Artensterben als Buhmann an den Pranger, was einfach nur von der Ignoranz einer gewissen politischen Klasse zeugt.
Die Menschheit wächst rasant und wir können wenig dagegen tun. Das daher der sogenannte Ressourcenverbrauch ständig zunimmt, was natürlich auch zu den genannten Problemen führt, steht außer Zweifel. Wir können jedoch mit keiner deutschen Maßnahme diese Situation verändern. Zudem müssen wir auch den Entwicklungs- und Schwellenländern ein besseres Leben zugestehen, was wiederum in direktem Zusammenhang mit vielen Flüchtlingsbewegungen steht. Eines jedoch können wir: Kluge, umweltorientierte Technologien für alle Bereiche unseres Lebens entwickeln und diese dann möglichst schnell und ohne Profitabsicht in die Länder importieren, die schwerpunktmäßig die Umwelt, Natur- und Klimavergehen begehen.
Und kaum ist der IPBES-Bericht veröffentlicht, so melden sich selbsternannte Experten, die eine Klimaerwärmung von max. 1,5 statt bisher 2,0 Grad Celsius fordern. Tut mit leid, aber für mich sind solche Leute Lobbyisten der Umweltaktivisten.
Ich bin ein Naturfreund. Ich habe einen Garten in dem vom Frühjahr bis zum Winter Pflanzen blühen. Ich habe seit vielen Jahren Hunde, mit denen ich dreimal täglich in den Wald gehe und diesen dabei intensiv beobachte. Ich töte kaum Tiere: Insekten die ich im Haus finde schaffe ich in der Regel ins Freie. Wenn mein Kater eine Maus oder einen Vogel gefangen hat und ich eingreifen kann, so versuche ich dessen Beute zu retten. Ich fliege fast nie, meine Urlaubsziele liegen in der Regel in Deutschland. Ich kaufe, wenn möglich, regionale Lebensmittel. Ich gehe der regionalen Natur tiefgründig und wissenschaftlich auf den Grund und schreibe darüber.
Aber ich sehe mich nicht als Umwelt- oder Naturschützer, sondern einfach nur als ein Mensch, der die Probleme erkannt hat. Diese Bezeichnungen sind mir zu ideologisch geprägt und Ideologien mag ich nicht. Zudem fahre ich auch einen SUV, esse Fleisch und mache andere Dinge die zunehmend verpönt sind. Jedoch lerne auch ich ständig dazu, so wie wohl jeder von uns.
Es braucht Zeit und Verständnis untereinander. Und es bedarf technischer Lösungen und nicht schöner Worte und bedrucktem Papier. Dann werden wir Umwelt, Klima und Natur nicht weiter zerstören und es wird ein Erholungsprozess eintreten. Stehen wir uns also nicht selbst im Weg, sondern handeln wir gemeinsam und visionär.

Ein Gedanke zu „Das Artensterben und die mediale Berichterstattung

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.