Der Mythos von Waldbränden durch Glasscherben und -flaschen

Es wird vermutet, dass die Ursachen für großflächige Waldbrände überall auf der Welt zu einem gewissen Teil auf Umweltverschmutzungen zurückzuführen sind.

Waldbrandgefahrenstufen, Foto: Np Harz

In den entsprechenden Argumentationen werden insbesondere Glasbruchstücke sowie Glasbehältnisse als Brandverursacher genannt. In der Tat wird überall auf der Welt von Menschen, denen unsere Umwelt wohl immer noch egal ist und die zudem wenig gebildet und recht phlegmatisch zu sein scheinen, jeglicher Zivilisationsmüll im Wald hinterlassen. Darunter befinden sich auch viele Behältnisse aus Glas sowie deren Reste in Form von Glasscherben.

Diese zweifelslos umweltschädigenden Hinterlassenschaften im Wald wurden bisher für viele Waldbrände verantwortlich gemacht, insbesondere wenn keine andere Ursache ermittelt werden konnte. Die Umwelt- und Naturschützer-Vereinigungen und Grünen Parteien haben daher immer aufs Neue diese Art der Umweltverschmutzung angeprangert und auch mit vielen Aktionen wird versucht die Wälder zu reinigen und die Menschen über ihr frevelhaftes Handeln aufzuklären. Diese Aktionen sind sehr begrüßenswert, denn unsere Umwelt sollte von den menschlichen Verunreinigungen verschont bleiben – der Natur zuliebe. Leider ist das in vielen Köpfen noch immer nicht angekommen.

Die Vermutung, dass achtlos weggeworfene Glasgegenstände im Wald Brände auslösen, wird daher immer wieder geäußert. Und die Menschen glauben an diese Aussage, haben sie doch im Physikunterricht in der Schule mit Brenngläsern experimentiert und kennen daher deren Wirkung.

Im Jahr 2006 wollte der Deutsche Wetterdienst Braunschweig dieser Theorie auf den Grund gehen. Zusammen mit Experten wurde in einem Freilandexperiment untersucht, welche Bedingungen im Idealfall zusammentreffen müssen, damit sich der Waldboden durch eine Glasscherbe entzündet. Für das Experiment wurden die Böden von fünf verschiedenen Klarglas-Flaschen (Farbglas wurde auf Grund seiner geringeren Lichtdurchlässigkeit ausgeschlossen) verwendet. Die Flaschenböden kommen mit ihrer konvexen Form einem Brennglas an nächsten. Sie wurden in Halterungen gespannt und im idealen Winkel zur Sonne im optimalen Bodenabstand platziert. Natürlich war zuvor der optimale Lichteinfallswinkel sowie die Brennweite berechnet und die Installation entsprechend eingerichtet worden. Die so gebündelten Lichtstrahlen trafen auf natürlich anzutreffendes Brennmaterial des Waldes, wie Kiefernnadeln, Fichtennadeln, trockenes Buchenlaub, Drahtschmiele, Land-Reitgras und Heidekraut mit sommerlich-natürlichem Feuchtigkeitswerten. Eine Wärmebildkamera dokumentierte das Experiment. Das Ergebnis war eindeutig: Bei keiner Variante aus Glas und Pflanzenmaterial kam es zu einer Entzündung. Die erforderliche Zündtemperatur von über 300 Grad Celsius wurde bei weitem nicht erreicht.

Eine Brandentstehung durch Glas oder Glasbruch im Wald ist somit extrem unwahrscheinlich. Es würde dafür schon ein Brennglas oder eine Lupe erforderlich sein, so wie im Physikunterricht.

Dennoch kann wohl davon ausgegangen werden, dass die Mehrzahl aller Waldbrände weltweit menschengemacht sind: Grillen, Lagerfeuer, weggeworfene Zigarettenstummel, aber auch mutwillig gelegte Brände können sicherlich als Ursachen gelten. Auch illegal entsorgte Chemikalien, die leicht entzündbar sind oder sich selbst entzünden können verantwortlich für solche Waldbrände sein.

Nicht alle Waldbrände werden jedoch vom Menschen verursacht. Als natürliche Ursache sind wohl Blitzeinschläge als häufigster Auslöser zu benennen.  Um unser Klima zu stabilisieren, denn Wald ist der beste und größte CO2 Verwerter und Speicher, ist jeder verbrannte Baum einer zu viel. Die natürlichen Brandursachen können wir nicht verhindern, die menschengemachten sollten wir jedoch auf ein Minimum zu reduzieren versuchen. Was kann dabei helfen? Erziehung, Bildung, Aufklärung, Information und erheblich härtere Strafen für Umweltsünder. Unser aller Engagement ist demnach gefragt!

Foto: Nationalpark Harz

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