Die Honigmann-Lokomotive

Sie gehört zu den besonders kreativen Erfindungen, die Natron-Lokomotive, die nach ihrem Erfinder Moritz Honigmann (1844-1918) auch Honigmann-Lokomotive genannt wird. Leider blieb ihr jedoch der wirtschaftliche Erfolg verwehrt.

Zu einer Zeit, als die gesamte technische Entwicklung von der Dampfmaschine bestimmt wurde, hatte der Dürener Chemiker Honigmann einen grandiosen Einfall. Zu Beginn der 1880er Jahre hatte die Dampfmaschine die Industrielle Revolution entscheidend vorangetrieben. Jedoch hatte diese Technologie aus Feuer, Wasser und Dampf auch seine negativen Seiten – vom Umweltschutz wollen wir dabei nicht reden, der war zu jener Zeit noch nicht im Gespräch. Die Dampfmaschinen waren laut, dreckig und vor allem auch in der Bedienung nicht ungefährlich.

Moritz Honigmann hatte in Würselen die erste deutsche Ammoniak-Soda-Fabrik gegründet. Aus Soda (Natriumcarbonat) ließ sich nach altbekanntem Verfahren Natronlauge herstellen. Honigmann wusste als Chemiker, dass Natronlauge eine hohe Affinität zu Sauerstoff hat, das Bestreben also mit Wasser zu reagieren. Bei diesem Prozess wird Wärme frei, viel Wärme. Üblich war es damals mit Feuer und Wasser Dampf zu erzeugen, der dann die Kolben der Maschinen antrieb. Der abgekühlte Dampf, der seine Arbeit verrichtet hatte, wurde an die Atmosphäre abgegeben und somit auch viel Energie, sehr viel. Honigmann kam auf die Idee diesen abgekühlten Wasserdampf in einen Kupferkessel mit Natronlauge zu leiten. Dabei ging sie ab, die Post! Besser gesagt die chemische Reaktion der Laugenverdünnung und der physikalische Prozess der Kondensationswärme-Erzeugung. Auf diesem Prinzip baute Honigmann seine Lokomotive auf. Die entstandene Wärmemenge wurde direkt an einen Wärmespeicher abgegeben, der erneut heißen Wasserdampf erzeugte. Es mag nun der Eindruck entstehen, dass Moritz Honigmann ein Perpetuum mobile erfunden hat. Dem ist jedoch nicht so, denn während des Betriebes der Natronlok wurde die Natronlauge durch den zugeführten Wasserdampf ständig weiter verdünnt, wodurch die entstehende Wärmemenge kontinuierlich abnahm. Die Natronlauge musste demzufolge nach einer bestimmten Betriebsdauer der Lok ausgetauscht werden; man geht heute davon aus, dass dies nach 4 bis 5 Betriebsstunden erforderlich wurde. Es war allerdings möglich, der stark verdünnten Natronlauge das Wasser wieder zu entziehen und sie so erneut  und immer wieder einzusetzen. Die Honigman Lokomotive - Wikipedia

Diese Natronlok war gegenüber den üblichen Pferdebahnen oder Dampflokomotiven mehr als nur eine Alternative. Das Verfahren wurde von Honigmann am 8. Mai 1883 unter der Patentnummer 24993 geschützt. Der Titel des Patents lautete: Über das Verfahren zur Entwicklung gespannten Dampfes durch Absorption des abgehenden Maschinendampfes in Ätznatron oder Ätzkali von Moritz Honigmann in Grevenberg bei Aachen.

Honigmann fand Interessenten für seine Lokomotive und ließ mehrere Exemplare bauen. Die Aachener und Burtscheider Pferdebahngesellschaft betrieb eine davon von Juni 1884 bis März 1885 in Aachen auf einer ein Kilometer langen Strecke. Auch im Kohlebergbau in der Nähe von Aachen wurden zwei derartige Lokomotiven getestet, weiterhin eine Straßenbahn in Berlin-Charlottenburg. Die Leipziger Pferdeeisenbahn-Gesellschaft führte ab Ende Februar 1886 Probefahrten zwischen der Innenstadt und dem Depot in Plagwitz mit einer von der Halleschen Maschinenfabrik gelieferten Natronlokomotive „System Honigmann“ durch.

Der Probebetrieb in Aachen und in Leipzig wurde damals recht positiv bewertet. Sogar die Betriebskosten lagen unter der einer Pferdebahn. So heißt es in der Beurteilung: „Die Bewegung der Maschine war eine so ruhige und gleichmäßige, dass die Passagiere gerne mit der derselben fuhren.“ Dann jedoch wurden die Tests plötzlich und ohne nachvollziehbaren Grund vorzeitig eingestellt. Es hieß unter anderem, dass die Gleisanlagen dem Gewicht der Lokomotive nicht auf Dauer standhalten könnten. Trotz seiner erheblichen Vorteile gegenüber den Dampfmaschinen und den Pferdebahnen konnte sich die Honigmann-Lok nicht durchsetzen. Die Gründe dafür bleiben im Verborgenen, lassen aber dennoch Lobbyarbeit „konventioneller Transportsysteme“ vermuten.

Die Natron-Lokomotive fand danach nur noch in der Technikgeschichte Erwähnung und zum Teil nicht einmal mehr dort. In den letzten Jahren wendet sich die Forschung und Entwicklung nun erneut den thermochemischen Wärmespeichern zu, zu denen auch das Prinzip der Honigmann-Lok gehört.




Zukunftswegweiser Bionik

Als Bionik bezeichnet man eine multidisziplinäre Wissenschaft, die sich mit der Erforschung und Entschlüsselung von Konstruktionen und Prozessen der belebten Natur beschäftigt und versucht, aus den gewonnenen Erkenntnissen innovative Techniken zu entwickeln. Bionik ist ein Kunstwort, gebildet aus Biologie und Technik. Es ist eine recht junge Wissenschaft, der erst durch den Einsatz leistungsfähiger Rechnersysteme der Durchbruch gelang.

Wir werden von der Bionik in Zukunft noch einiges zu erwarten haben, sie wird diese mitgestalten, wenn nicht sogar prägen. Energiegewinnung mit Hilfe dieser Wissenschaft, ist jedoch vorerst nicht in nennenswerten Größenordnungen zu erwarten – aber auch dies wird kommen, da bin ich mir ganz sicher. Obwohl – israelische Forscher haben im schwarz-gelben Panzer der orientalischen Hornisse Pigmente gefunden, die aus Sonnenlicht Strom erzeugen können. Das sind praktisch tierische Solarzellen, die eine echte Spannung produzieren. Allerdings ist den Forschern wohl bisher noch nicht klar, wofür die Hornissen diesen Strom benötigen.

Von der Natur abgeschaute Techniken und Technologien können allerdings eine Menge zur Energieeinsparung beitragen. Beispielsweise können Fahrzeuge aller Art durch verbesserte aerodynamische Eigenschaften sowie durch Reduzierung des Reibungswiderstandes Kraftstoff sparen. Durch die Natur inspirierte Dämmungssysteme können Wärme- und Kälteverluste mindern helfen. Termitenbauten werden erforscht, um Lüftungssysteme zu optimieren. Durch Erforschung und Analyse von Konstruktionen der Natur kann der Leichtbau vorangetrieben werden.

Dabei ist die Bionik nicht neues, als ihr großer Vordenker gilt Leonardo da Vinci. Auch haben sich die Menschen in vor- und frühgeschichtlicher Zeit schon an der Natur orientiert und sich Inspirationen von ihr geben lassen. Besonders bei der Entwicklung von Fluggeräten haben sich später dann die Pioniere der Luftfahrt am Vogelflug orientiert.

Heute, als anerkannte Wissenschaft, ist die Bionik an vielen Entwicklungsprozessen beteiligt: Bei der Entwicklung neuartiger Profile für Autoreifen, bei spinnfüßigen Robotern, bei der Selbstreinigung von Oberflächen durch den Lotuseffekt, bei der Konstruktion und Strukturoptimierung von Bauteilen aller Art durch Anlehnung an Knochen- und Pflanzenstrukturen. Diese Aufzählung ließe sich noch lange fortführen.

Ebenso ist der allseits bekannte und beliebte Klettverschluss den Klettfrüchten abgeschaut. Saugnäpfe haben Kraken, Käfer und Geckos zum Vorbild, Nebelfänger sind inspiriert von Nebeltrinker-Käfern, Sonar und Echolot sind Navigationstechniken von Fledermäusen, Delfinen und Fischen und vom Propeller sagt man, er sei eine Anleihe an die Flügelfrucht des Ahorns.

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Auch gibt es eine Vielzahl phänomenaler Leistungen aus dem Tier- und Pflanzenreich, die wir bisher kaum zu erklären wissen: Den Gleichgewichtssinn von Katzen; die Segelechse, die über das wasser laufen kann; eine Glasschwammart, die bis zu 10 000 Jahre alt werden kann; der Seidenspinner, dem nachgesagt wird Gerüche bis zu 10 km wahrnehmen zu können; der Barrakuda, der in 3 Sekunden auf 80 km/h beschleunigen kann; der Riesenmammutbaum, der einen Stammdurchmesser bis zu 13 Meter erreicht und eine Höhe bis zu 120 Meter, über 2 400 Tonnen wiegen und über 3000 Jahre alt werden kann; ein Pilz aus der Gattung Hallimasch, der als größtes Lebewesen gilt und eine Fläche von 900 ha einnehmen kann. Es gibt eine ganze Anzahl von Tieren, die zwar stark giftig sind, ihr Gift jedoch nicht selbst produzieren, sondern es mit der Nahrung aufnehmen: so der Zweifarbenpitohui, ein Vögel aus Neuguinea. Auch die Pfeilgiftfrösche aus Südamerika kommen so zu ihrem gefürchteten Gift. Der Pottwal taucht 3 000 m tief und kann bis zu 1 Stunde unter Wasser bleiben. Kein Tier, das Luft zum Atmen braucht, taucht tiefer als der Pottwal. Das mit Abstand lauteste Tier ist der Pistolenkrebs mit 250 Dezibel: zum Vergleich, ein Jagdflugzeug erreicht etwa 120-130 Dezibel.

Diese Aufzählung ließe sich noch lange fortsetzen. Abschließend zu den Rekordhaltern der Natur, von denen wir noch sehr viel lernen können möchte ich die Wasserhyazinthe anführen. Innerhalb kürzester Zeit kann sie sich explosionsartig vermehren und ausgedehnte Wasserflächen komplett mit einem undurchdringlichen, derart dicht verwobenen grünen Teppich abdecken, dass man darauf sogar über das Wasser laufen kann. Unter der Matte jedoch stirbt alles Leben im Gewässer und in ihr finden Malariamücken ideale Brutplätze. Der Fischfang wird unmöglich, Reisfelder werden erstickt, Bewässerungsanlagen verstopft, Kraftwerke werden lahmgelegt, die Schifffahrt blockiert. Die aggressiven Pflanzen verursachen weltweit in tropischen Ländern immense Probleme. Der Einsatz von Giften half ebenso wenig wie das Abfischen, selbst Spezialerntemaschinen oder der Großeinsatz von Militär konnten die Wasserhyazinthenbestände höchstens kurzzeitig etwas lichten.

In diesem Zusammenhang fällt mir der Ausspruch eines alten Freundes aus Wien ein – Ingenieur und Erfinder – der folgenden Satz formulierte: „Wir schwimmen in einer Suppe aus Energie – wir müssen nur den Zugang zum Klemmbrett finden.“ Dem kann ich nur zustimmen. Viele Probleme mit denen wir uns beschäftigen und die Gegenstand von Forschung und Entwicklung sind, löst die Natur ganz unkompliziert, wir müssen ihr nur genau auf die Finger schauen und bereit sein von ihr zu lernen. Das fällt uns jedoch oftmals schwer, denn nicht jede dieser Lösungen würde auch monetären Erfolg mit sich bringen.




Über Wirtschaft, Banken, Europa und Griechenland – ein satirischer Blick auf dieses Kuddelmuddel

Wirtschaft ist nicht so einfach wie viele denken, die sonst eher selten denken. Wirtschaft funktioniert nicht nach naturwissenschaftlichen Gesetzen, sie basiert auf Menschen und die sind nicht berechenbar. Eigentlich ist die Wirtschaftswissenschaft eine Populärwissenschaft, denn sie orientiert sich einzig an populären Dingen. Man könnte sie zum Teil auch als die Hure der Raffgierigen bezeichnen. Sie gibt sich immer dem hin, der am besten bezahlt. Das ist hervorragend an einem nicht mehr ganz frischen, aber immer aktuellen Fallbeispiel an Hand von zwei Kühen zu erläutern. Dazu muss zuerst festgestellt werden, dass die Politik die Regeln aufstellt an die sich die Akteure zu halten haben.

Deutscher Unternehmer: Du besitzt zwei Kühe, Dein Nachbar hat keine. Du setzt modernste Gentechnik ein und bekommst transgene Kühe die lila sind. Die saufen nur noch Bier, geben riesige Milchmengen in höchster Qualität, können 150 km/h laufen und produzieren Unmengen von Biogas, das direkt aufgefangen und zur Erzeugung von Strom verwendet wird. Aber Sie sind gewerkschaftlich organisiert, fordern 13 Wochen Urlaub im Jahr auf einer Alm und die Politik gesteht ihnen Mindestlohn zu.

Britischer Unternehmer: Du besitzt zwei Kühe, Dein Nachbar hat keine. Deine Kühe sind wahnsinnig, Du solltest Dir Schafe anschaffen.

Französischer Unternehmer: Du besitzt zwei Kühe, Dein Nachbar hat keine. Du streikst, weil Du drei Kühe haben willst. Um die soll sich aber Dein Nachbar kümmern, oder der Staat. Du gehst Essen und einen guten Wein trinken. Wie ist das Leben schön!

Russischer Unternehmer: Du besitzt zwei Kühe, Dein Nachbar hat keine. Deine Kühe waren früher im Kolchos und gehörten eigentlich Deinen Nachbarn. Du hast auch eine Wiese, ca. 10.000 qkm, die dem Kolchos gehörte, also auch Deinen Nachbarn. Zufälligerweise findest Du auf dem kleinen Grundstück Gas. Das verkaufst Du nach Deutschland. Steuern bezahlst Du nur für die zwei Kühe. Davon bekommen dann die armen Nachbarn, denen früher alles gehörte, ein Almosen.

Italienischer Unternehmer: Du besitzt angeblich zwei Kühe, Dein Nachbar hat keine. Aber Du weist nicht wo sie sind, Deine Kühe. Du machst Dich auf die Suche, da siehst Du eine schöne junge Frau. Du vergisst, warum Du losgegangen bist und machst „una pausa“. Das Leben kann so schön sein.

Spanischer Unternehmer: Du besitzt zwei Kühe, Dein Nachbar hat keine; er hat zwei Stiere. Er ist angesehen, Du hast nur Milch.

Amerikanischer Unternehmer: Du besitzt zwei Kühe, Dein Nachbar hat keine. Du verkaufst eine und least sie zurück. Dann gründest Du eine Corporation und zwingst die Kühe das 3- fache an Milch zu geben. Eine Kuh fällt tot um, was Dich wundert. Du gibst eine Presseerklärung heraus, in der Du erklärst, dass Du bei 50 % iger Kosteneinsparung die gleiche Milchmenge produzierst. Deine Aktien steigen gewaltig, auch Deine zweite Kuh fällt tot um.

Schweizer Unternehmer: Du besitzt zwei Kühe, Dein Nachbar hat keine. Er kauft Deine Milch und macht daraus Schokolade, Euch beiden geht’s gut.

Chinesischer Unternehmer: Du hast zwei Millionen Kühe, Dein Nachbar auch. Alles Land um Euch herum ist verseucht. Ihr schickt die Milch billig nach Europa, da bleiben die Bauern auf ihrer Milch sitzen. Du bist superreich, Dein Nachbar auch; die europäischen Bauern haben die EU.

EU-Wirtschaftsbürokratie: Du besitzt zwei Kühe, Dein Nachbar hat keine. Die EU nimmt Dir Deine Kühe ab und entschädigt Dich. Sie tötet die eine Kuh und melkt die andere, auch dafür bekommst Du eine Entschädigung. Das Fleisch wird nach Nordafrika geschickt, die essen aber kein Fleisch von heiligen Tieren. Egal! Die Milch wird in die Nordsee geschüttet. Ob dadurch der Milchner bei männlichen Fischen entsteht?

Polnischer Unternehmer: Du hattest zwei Kühe, die wurden gestohlen. Jetzt hat Dein Nachbar zwei Kühe.

Norwegischer Unternehmer: Du hast zwei Kühe, Dein Nachbar eine Fischfarm. Du schlachtest Deine Kühe und machst daraus Fischfutter, Euch beiden geht’s gut.

Holländischer Unternehmer: Du hast zwei Kühe, Dein Nachbar hat Antje. Die macht Käse aus Deiner Milch, den sie in Deutschland verkauft. Ihr beide seid happy.

Und dann ist da ja auch noch das stolze Volk der Griechen, denen wir versuchen die ganze Finanz- und Wirtschaftskrise in die Schuhe zu schieben. Was ist aus dieser einstigen Hochkultur mit ihren Dichtern, Wissenschaftlern und Philosophen nur geworden, die man auch als Wiege Europas bezeichnet. Das antike Griechenland, das die europäische Zivilisation maßgeblich prägte und eine erste Demokratie installierte, ging jämmerlich unter. Das griechische Staatssystem hatte seinen Zenit überschritten, es ging auf in viele neue Staaten. Droht der EU heute ein ähnliches Szenario? Geschichtschronologisch wäre es nicht verwunderlich! Übrigens: Europa ist altgriechisch und bedeutet so viel wie „weit“ und „Sicht“ – Weitsicht also. Da hat bei der Namensgebung sicherlich eine Verwechselung stattgefunden.

Schon sind wir bei der nie enden wollenden Kausalität zwischen Ursache und Wirkung, die da lautet: Wer ist schuld? Aber ich will mich hier keinen philosophischen Ergüssen hingeben, denn es ist alles sooooo einfach. Wer Schuld hat, ist völlig egal! Es zählt nur wer die Schuld bekommt und das ist immer der Schwächere. Also ist Griechenland schuld an der Krise: an der Euro-Krise, an der Euro-Länder-Schuldenkrise, an der Finanzkrise und an allen anderen die noch da sind und die noch kommen werden. Die Griechen nehmen‘s anscheinend gelassen. Das liegt zum einen an ihrer südländischen Mentalität zum anderen an „leckt mich am Ar….“, wer pleite ist hat Narrenfreiheit.

Griechischer Unternehmer: Du besitzt zwei Kühe, Dein Nachbar hat eine schöne Frau. Du musst Deine Kühe zählen, die Frau Deines Nachbarn verwirrt Dich, Dir rutscht eine Null in die Statistik. Du meldest an die EU 20 Kühe, das entspricht 1000% Wirtschaftswachstum. Du darfst Dich nun bis zum Wert von 10 Kühen verschulden und nimmst einen Kredit für 30 Kühe auf. Mit dem geliehenen Geld lässt Du es Dir gut gehen. Aber Du musst doch den Kredit zurückzahlen! Kein Problem, die EU leiht Dir die fehlenden Kühe, damit Du wenigstens die Zinsen zahlen kannst. Nun musst Du sparen, extrem sparen. Aber warum eigentlich? Sparen ist doof! Wenn Dir die EU kein Geld gibt kannst Du halt nicht zurückzahlen. Das Leben ist schön und von Deinem Restaurant in Deutschland weiß ja keiner.

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Aber warum soll Griechenland eigentlich schuld sein, an der Krise – außer, weil es am schwächsten ist? Anscheinend haben sich einige Politiker die Papiere von gewissen Beamten geliehen. Man sagt denen nämlich nach, sie müssen vor ihrer Vereidigung nachweisen, dass sie einen kennen, der Lesen und Schreiben und Rechnen kann. Aber diese Papiere haben wohl nicht geholfen oder aber die Lese- Schreib- und Rechenkundigen waren nicht greifbar – waren vielleicht im Urlaub in Griechenland. Sonst wären die EU-Verträge sicherlich so nicht unterschrieben worden. Einfach nur Pech – hat man halt manchmal. Und außerdem ist das alles ja nicht das eigene Geld der Politiker, auch wenn diese manchmal so ein Gefühl haben. Dumm gelaufen eben – kommt halt mal vor. Eigentlich geht es ja auch nur um eine Vision „Europa“ und wer große Visionen hat, sollte auch daran arbeiten sie zu realisieren – koste es was es wolle!

Du bist Unternehmer, kein griechischer, sondern ein gestandener Kaufmann. Ein Geschäftspartner kommt mit einem Vertrag auf Dich zu und bietet Dir an, seine Firma zu kaufen. Du schaust Dir die Bilanzen an und siehst: diese Firma ist pleite. Gut auch eine Pleitefirma hat einen Wert und kann bei guter Geschäftsführung wieder durchaus lukrativ werden. Aber diese Firma hat kein Knowhow, die Produktionseinrichtungen sind alle weg und außerdem hat sie jede Menge Personal mit Sozialansprüchen. Ok, die Immobilie und das Grundstück sind toll, aber leider nicht Bestandteil des Vertrages. Würdest Du solch eine Firma kaufen und den Vertrag unterschreiben? – Unabhängig mal vom Kaufpreis, der ist bei den zu erwartenden Investitionskosten sowieso zweitranging. Sicherlich nicht! Kaufleute machen das nicht, Politiker schon. Die meinen, sie haben Visionen – sind Visionäre – dabei zeichnen sie sich vorrangig durch Ignoranz und Populismus aus. Inkompetenz und Unwissenheit möchte ich ihnen nicht unterstellen, die kann man mit viel Fleiß und Lernbereitschaft aus der Welt schaffen.

Fleiß ist eine deutsche Tugend – und nicht nur das, auch noch ein Wort, dass aus dem germanischen stammt. Also eine nordische Tugend, eine, die evolutionspsychologische Ursachen hat, wie wissenschaftlich erwiesen ist. Eine, die auf die schweren nordische Lebensbedingungen zurückzuführen ist und der damit einhergehenden Vorsorge. Also kein Grund darauf unbotmäßig stolz zu sein. Einfach nur eine Überlebensstrategie in einer überlebensfeindlichen Umwelt.

Dagegen steht die südländische Sorglosigkeit – das Leben ist schön – auch kein Grund stolz darauf zu sein, auch nur evolutionspsychologisch bedingt.

Dennoch gibt es etwas gegenseitigen Neid: die Nordler wünschen sich die Sorglosigkeit, die Südler den Fleiß. Aber wir sind nicht bei „wünsch Dir was“, wir müssen’s nehmen, wie gegeben.

Also, Griechenland mag die Krisenursache sein, aber nicht ihr Grund. Denn das wäre so, als verließe man sich ausschließlich auf sein Sternenzeichen mit der Begründung, ich kann ja nichts daran ändern. Ich möchte mich nicht über Astrologie auslassen, aber die Sternenzeichen haben noch nie gestimmt, denn es gibt ein Dreizehntes, den Schlangenträger, den man geflissentlich – vorsichtig ausgedrückt – vergessen hat. Man hätte können, wenn man denn gewollt hätte. Nun aber ist Griechenland schuld.

Überall hören wir heute diese Griechenland- und Bankenschelte. Dazu kommt noch zunehmend eine Kapitalismusschelte. Alles wird pauschalisiert – man braucht schließlich Schuldige. Die Realität sieht anders aus: Das Primat liegt bei der Politik. Sie gibt die Richtung vor, sie ist Gesetzgeber und Gesetzesvollstrecker. Das Verhältnis zwischen Politik und Wirtschaft ist ähnlich dem zwischen Bauer und Kuh. Der Bauer kann seine Kuh hätscheln, ihr sogar einen Namen geben – was einen Namen hat isst man nicht – oder er kann sie schlachten. Die Kuh kann wenig dagegen tun, wie sich der Bauer verhält. Nur wenn er seine Kuh geschlachtet hat, ist auch seine Milchquelle verloschen. Daher wird der Bauer seine Kuh pflegen, damit es ihr gut geht, aber wenn sie zu fett werden sollte, gibt es weniger zu fressen.

Und wie verhält es sich mit der sogenannten Finanzkrise, die eigentlich keine ist, sondern höchstens eine Bankenkrise? Erinnern wir uns mal, warum es eigentlich Banken gibt. Manch einem mag es so vorkommen, als wenn es diese „Geldinstitute“ schon ewig gibt, dass aber ist ein Trugschluss. Man könnte bei dem Wort „Bank“ auch auf die Auslegung kommen – damit man nicht selbst auf seinem Geld sitzen muss. Das stimmt sogar irgendwie! Sicher waren es anfangs auch Sicherheitsaspekte, die dazu geführt haben anderen das eigene Geld anzuvertrauen. Privatgeführte Geldhäuser sind zwar schon recht alt und bereits für das späte Mittelalter überliefert. Vorher und auch noch danach bestanden die Sicherheitsvorkehrungen jedoch oftmals darin, das eigene Geld zu vergraben. Wenn man Pech hatte starb man, bevor man es wieder ausgraben konnte. Wenn man noch mehr Pech hatte, lebte man weiter, fand aber den Standort nicht wieder. In beiden Fällen waren andere die Nutznießer und fanden die Schätze oder aber sie warten heute noch auf Archäologen und Raubgräber. Ich grabe jedes Jahr meinen Garten um, hatte aber bisher noch kein Glück. Wenn ich aber dieses Glück haben sollte, dann hätte ich aber Pech gehabt, denn dann wäre ich wohl ein Raubgräber. Denn unsere Volksvertreter haben festgelegt, alles was an Altertümern im Boden gefunden wird, auch in meinem und Deinem Grund und Boden, gehört Vater Staat. Toll oder? Wenn man richtig Pech hat wird einem noch Raubgrabung unterstellt und dann: Schatz weg und ab in den Knast.

Aber zurück zu den Banken, die sich gern selbst Kreditinstitute nennen. Die Ursprünge der heutigen Banken liegen in der Zeit der Industriellen Revolution. Sie wurden Mitte des 19. Jahrhunderts als Aktiengesellschaften gegründet, um den expandierenden Industriebetrieben das erforderliche Kapital bereitstellen zu können. Schnell nannten sie sich Banken, angelehnt an das italienische „Banco“ (Tisch). Insider aber wissen – gemeint war der Tisch des Geldwechslers – also der Tisch, über den man gezogen wurde. Damals erfüllten die Banken ihren Sinn und Zweck – dann aber kam die Gier und der Zinseszins. Man hatte erkannt, dass mit Geldwirtschaft mehr zu verdienen ist als mit Produktionswirtschaft und begann die Ökonomie et absurdum zu führen. Man hatte einen ökonomischen Hebel gefunden der die Wirtschaft auf den Kopf zu stellen begann. Wenn man Geld einfach verknappte, konnte man höhere Zinsen verlangen und somit größere Gewinne generieren. Die Produktionsbetriebe, die Landwirtschaft, das Handwerk, später die Dienstleistungen alles begann am Tropf der Banken zu hängen. So begann die Bankenkrise, die eigentlich eine Geldkrise ist, in Wirklichkeit aber eine Gesellschaftskrise. Dann mischte sich auch noch die Politik ein und erlies Gesetze um einen Sozialtatsch vorzutäuschen. Und das ausgerechnet im Mutterland des Kapitalismus, den USA. Jeder sollte sein Haus haben, egal ob er es sich leisten konnte oder nicht. Die Unternehmen, die alles Geld erwirtschaften, mussten darum buhlen. Den privaten Haushalten aber warf man die Kredite in den Rachen – weil der Staat und die Banken ja so sozial sind. Und dann platze die riesige Blase – man hatte sie zu sehr aufgeblasen. Wir alle kennen das von einem Luftballon – wenn man den zu sehr aufbläst, dann fliegt er einem irgendwann um die eigenen Ohren, oder aber er erzeugt so viel Auftrieb, dass er einen vom Boden abheben lässt.

Bautzzzzzz! Die Blase war geplatzt und zahlreiche Kreditinstitute pleite. Wie immer versuchte die Politik ihre Hände in Unschuld zu waschen. Das kennen wir ja zur Genüge – nach dem altbewährten Motto: Wer keine Ausrede mehr weiß, wird erschossen. Wirklich erschossen waren aber nur die Lehmann-Brüder und Millionen von Kreditnehmern und Anleger. Die anderen Banken waren fein raus – sie waren systemrelevant. Was das heißt kann ich Euch nicht erklären, da befragt mal die Politiker. System bedeutet so viel wie zusammenhängendes Gebilde. Einfach ausgedrückt könnte man wohl sagen, man will am vorhandenen zusammenhängenden Gebilde festhalten. Aber warum? Wo wir doch wissen – Krise bedeutet Veränderung und auch Erneuerung.

Stell Dir mal folgende Situation vor: Du leitest ein kleines Familienunternehmen. Mit Deinem Ehepartner verhandelst Du Dein Gehalt aus. Dann schließt Du mit ihm einen Vertrag, der Dir beim Ausscheiden aus dem Unternehmen eine hohe Abfindung garantiert und eine lebenslange betriebliche Pension. Dann baust Du Scheiße und fährst das Unternehmen an die Wand. Nun sind weder Gelder für Dein üppiges Gehalt, noch für Deine Abfindung und Pension da. Das forderst Du aber vertragsgemäß von Deinem Ehepartner ein. Da der ja auch nichts mehr hat, geht er zu Vater Staat und tischt dem etwas von der systemrelevanten Bedeutung des Familienunternehmens auf. Vater Staat sieht ein, ohne Euch geht nichts mehr in deutschen Landen. Er willigt ein und gibt Euch Bürgschaften für Kredite sowie zinsgünstige Darlehen – Steuerzahlerbürgschaften und Steuerzahlergeld. Wau, denkst Du, und scheidest aus dem Unternehmen aus, mit goldenem Handschlag (Abfindung) und fetter Pension. Dein Ehepartner führt die Firma wie gehabt fort und macht Verträge mit Eurem Sohn. Kann ja nichts passieren, schließlich steht das ganze Volk hinter Euch, oder besser gesagt die Volksgruppe der Steuerzahler. So oder ähnlich ergeht es derzeit den Bankern. Was haben die für ein Glück, können tun und lassen was sie wollen, was in Deutschland oder der EU nicht erlaubt ist, wird nach außerhalb verlagert. Banken leben im Unternehmerschlaraffenland – große Knete, kein Risiko, keine Haftung. Banker müsste man sein! Nun gut, ihr Image ist miserabel, keiner will mit ihnen zu tun haben, viele müssen es dennoch. Aber irgendwas ist immer und Geld regiert die Welt.

Dazu ein kleiner Witz: „Aber mein Sohn, warum heulst Du denn so?“ „Papa, mein Freund der Paul hat mich gerade Banker genannt!“ „Aber mein Sohn, das ist doch kein Grund so zu heulen, Banker das ist ein ehrenwerter Beruf! Ich bin doch auch Banker!“ „Heul, heul, heul, darum finde ich das ja so gemein von Paul, Papa“.

Aber wollen wir die Banker mal nicht verteufeln! Die haben auch nur ihre Möglichkeiten genutzt, im Rahmen der Gesetze. Und für die Gesetze sind wir Bürger verantwortlich bzw. die Politiker, die wir gewählt und somit beauftragt haben, unsere Dinge zu regeln. Nur Regeln müssen einer kontinuierlichen Veränderung unterliegen. Wir haben das Wort „Regeln“ in die moderne Informatik übernommen. Wer käme auf die absurde Idee heute noch auf die Regelungen eines Computerprozessors von 1990 zu beharren. Das hätte zum Stillstand in den Informationstechnologien geführt! Bei der Gesetzgebung ist das ganz anders! Unser Handelsrecht stammt in seinen Grundzügen aus dem Jahr 1861 bzw. 1897; ähnlich ist es mit dem Bürgerlichen Gesetzbuch. Klar wurden diese Gesetze fortlaufend reformiert, aber seine Grundzüge sind mehrere Generationen alt. Warum? Weshalb? Auch unser Grundgesetz und unsere Verfassung stammen aus einer andern Welt, aus der Nachkriegswelt. Die, die diese Gesetze erarbeitet und beschlossen haben sind alle tot. Nicht gestorben an Schuldgefühlen oder gebrochenem Herzen, nein am Alter! Traditionen sind was Tolles, wir sollten sie ehren und bewahren, sie sind Bestandteil einer Kultur. Aber sie gehören halt in den Bereich der Kultur und nicht in die Politik, die Wirtschaft und die Rechtsprechung. Also liebe Verantwortlichen, passt unsere Regeln unserer Zeit an und versucht nicht länger unsere Zeit den Regeln anzupassen.