Der letzte Versuch den 2. Weltkrieg zu verhindern – 6. Teil

Während des Dinners von Dahlerus, mit seinen englischen Freunden im Charlton-Hotel in London, wurde er aufgefordert, zu versuchen Hermann Göring in Berlin zu erreichen, um weitere Ergebnisse von den Gesprächen des englischen Botschafters Hendersons mit der Deutschen Regierung zu erfahren.
Es stellte sich als Problem heraus, Hermann Göring telefonisch zu erreichen; alle Verbindungen nach Deutschland waren unterbrochen. Nur über das Foreign Office gelange dann 22.30 Uhr ihn zu erreichen. Göring war sehr nervös und aufgebracht und teilte Dahlerus mit, dass ein Kriegsausbruch jeden Augenblick zu befürchten sei – darüber konferiere gerade die deutsche Regierung.
Die Stimmung von Dahlerus und seinen englischen Freunden schlug von einen Moment auf den anderen um: von großer Freude in Angst, Ärger und Wut. Was war nur in den letzten Stunden geschehen?


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Göring erklärte Dahlerus, dass er und auch Hitler große Hoffnungen in dessen Gespräche in England sowie auch in die Gespräche mit dem britischen Botschafter Henderson am heutigen Abend gelegt hätten. Doch leider habe die englische Regierung zeitgleich mit den Verhandlungen in Berlin den Verteidigungspakt mit Polen unterzeichnet. Die deutsche Regierung sah das als Affront und zudem als Zeichen der Engländer, dass diese keine friedliche Lösung des Konfliktes mehr wünschen.
Dahlerus informierte über seine neuen Erkenntnisse ungeschminkt seine Freunde sowie Außenminister Lord Halifax. Schon kurze Zeit später kannte auch die gesamte englische Regierung die Situation und am nächsten Morgen kursierte das Kriegsgerücht bereits in ganz London. Die Mobilisierung setzte an jenem Sonnabend, den 26. August 1939 in England ein und viele Familien verließen aus Angst London und gingen auf das Land.
Am 26. August gegen Mittag traf Dahlerus in Downigstreet mit Lord Halifax zusammen er erläuterte ihm nochmals den Ernst der Lage. Auch äußerte er seine Überzeugung, dass, wenn jemand den Krieg noch verhindern könne, das nur Göring sei. Er bat Halifax einen persönlichen Brief an Göring zu schreiben, in dem er den Willen Englands an einer friedlichen Lösung Ausdruck verleihen sollte. Halifax beriet sich kurz mit Premierminister Chamberlain und erklärte sich dann bereit Göring zu schreiben. Dieser Brief, der auf dem Höhepunkt der Krise von englischen Außenminister Lord Halifax an Hermann Göring geschrieben wurde, ist in keiner offiziellen Veröffentlichung zu finden.
Dahlerus erhielt am frühem Nachmittag den Brief von Halifax, und da bereits die offiziellen Flugverbindungen nach Deutschland eingestellt worden waren, wurde für ihn eigens die umgehende Reise nach Berlin vom englischen Luftfahrtminister organisiert.
Am Abend traf Dahlerus mit Göring in einem fahrenden Zug im Umfeld von Berlin zusammen. Göring schildert ihm nochmals den Ernst der Situation und verwies auf zunehmende Gewalttätigkeiten der Polen gegenüber der dortigen deutschen Minderheit. Dahlerus teilte dann Göring seine Auffassung, insbesondere zu den angeblichen Greueltaten der Polen, mit und forderte Göring auf, am Frieden festzuhalten. Dann übergab er Göring den Brief von Lord Halifax.
Göring riss den Brief auf und versuchte mit seinen beschränkten Englischkenntnissen den Brief zu lesen. Doch er war derart nervös, das es ihm nicht gelang. Er bat Dahlerus, ihm den Brief zu übersetzen und dann vorzulesen. Er sagte dazu: „Herr Dahlerus, übersetzen Sie den Brief ins Deutsche und denken Sie daran, wie außerordentlich wichtig es ist, dass jede Silbe in Ihrer Übersetzung ihre rechte Bedeutung bekommt.“ Dahlerus tat, worum er gebeten worden war und Göring war tief beeindruckt vom englischen Schreiben.
Er ließ sofort den Zug anhalten, bestellte ein Auto, um direkt mit Dahlerus nach Berlin zu fahren und Hitler den Inhalt des Briefes mitzuteilen.
Mitten in der Nacht informierte Göringin in der Reichskanzlei Hitler über den Brief von Lord Halifax. Dann wurde Dahlerus von Hitler hinzugeladen. Nach einer freundlichen Begrüßen von Dahlerus durch Hitler, hielt dieser dem Schweden einen 20-minütigen Monolog, in dem er Dahlerus seine Sicht der Dinge darlegte und versucht diesem seinen Auffassung aufzuzwingen.
Es folgten weitere längere Gespräche: Insbesondere ließ sich Hitler von Dahlerus über England informieren. Dann schilderte Hitler Dahlerus in vielen Einzelheiten die Stärken der Deutschen Wehrmacht und gab zur Kenntnis, dass er keinen Krieg wünsche, diesen jedoch auch nicht fürchte un von einem deutschen Sieg überzeugt sei. Letztlich bat er Dahlerus, nach England zu reisen und erneut zwischen Deutschland und England zu vermitteln. Dahlerus machte Hitler daraufhin klar, dass er als neutraler Bürger nur eine Vermittlerposition einnehmen könne und Hitler im ganz konkret die deutschen Vorschläge benennen müsse, die er dann eins zu eins in England vorlegen könne. Da diese Positionen und Vorschläge Hitlers für England nicht schriftliche festgehalten werden sollten, lernte Dahlerus diese Punkt für Punkt auswendig. Hermann Göring war bei diesem Gespräch, dass bis zum frühen Morgen andauerte, zwar die ganze Zeit anwesend, mischte sich jedoch in die Gespräche zwischen Hitler und Dahlerus kaum ein. Am Morgen des 27. August wurde Dahlerus auf diplomatischem Weg ein umgehender Flug mit einem deutschen Flugzeug nach London organisiert, um der englischen Regierung Hitlers Positionen vorzutragen.
Wie diese Positionen aussahen und wie die Verhandlungen weiter liefen berichte ich demnächst.




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