Archiv der Kategorie: Wissenschaft

In der Wissenschaft wird fleißig gearbeitet und geforscht, jedoch braucht es ab und an auch einen klugen Gedanken. Denn wenn alle Berechnungen versagen ist dies nicht Zufall, sondern Unwissen.

Bernd Sternal

Die verschwundenen Annalen des Tacitus – die Machenschaften der katholischen Kirche

Publius Cornelius Tacitus wurde um 58 n. Chr. geboren und starb um 120. Er gilt als einer der bedeutendsten römischen Historiker und Chronisten, zudem war er Senator in Rom.
Von seinen Werken sind insbesondere die Annales sowie die Germania einem breiten Kreis bekannt. Mit letzterem Werk, das die Geografie und Kultur der germanischen Stämme beschreibt, wird wohl jeder Schüler konfrontiert, der Latein als Fach belegt.
Seine Annales hingegen beschreiben die Geschichte des römischen Reiches vom Tod des Augustus 14 n. Chr. bis Nero 68 n. Chr. Sie sind wohl das bedeutendste Werk für diesen Zeitabschnitt römischer Geschichte. Veröffentlicht wurden diese 16, vielleicht sogar 18, Bücher zwischen 110 und 120 n. Chr.
Im Mittelalter gerieten die Werke des Tacitus fast vollständig in Vergessenheit, nur einige Kleriker kannten diese wohl noch und bedienten sich ihrer. Im 9. Jahrhundert sollen die Annales im Kloster Fulda kopiert (abgeschrieben) worden sein, danach galt das Werk als verschollen.
Im Jahr 1505 entdeckte ein weltlicher Gelehrter die Abschrift im Kloster Corvey wieder, in der viele Teile der verloren geglaubten Bücher enthalten waren. Gleich nach ihrer Entdeckung, der weltliche Gelehrte und ein Mönch hatten gerade mit der Übersetzung begonnen, wurden die Schriften gestohlen. Es heißt heute italienischen Humanisten waren die Diebe!? Doch woher wussten die Diebe von dem Fund; Medien im heutigen Sinne, die diese Information hätten verbreiten können, waren unbekannt. Es kann daher nur ein „Auftragsdiebstahl“ gewesen sein. Wenig später kamen die Bücher – welch ein Zufall – in die Hände von Papst Julius II. der sie bis zu seinem Tod 1513 unter Verschluss hielt. Sein Nachfolger Papst Leo X. kam so an die Annales und lies eine Übersetzung veröffentlichen. Sonderbarerweise fehlten im Druckwerk ganze Jahresberichte des Tacitus, die nach offizieller Version des Vatikans verschollen sind. Es fehlen, auf unsere Zeitrechnung bezogen, die Jahre 29, 30, 31 ganz, sowie der Anfang des Jahres 32, jedoch auch spätere Jahre fehlen. Die fehlenden Jahre sind genau jene Jahre, in denen laut Neuem Testament und Geschichtsschreibung die Geschichte von Jesus von Nazareth spielte und Jesus hingerichtet wurde. Es sind Jahre in denen Pontius Pilatus Präfekt der römischen Provinz Judäa war.
Es fehlen auch die Jahresberichte der Annales über die Jahre 37-46 in den Paulus von Tarsus als Verkünder des Urchristentums den Mittelmeerraum bereiste. Und letztendlich fehlen die Jahre 64-68 n. Chr., Kaiser Neros letzte Regierungsjahre. Unter Nero soll im römischen Reich die Christenverfolgung getobt haben – alles nur Zufall? Ich glaube nicht an solche Zufälle, jedoch auch nicht an Verschwörungstheorien und sie können sich ihr eigenes Bild machen. Ich gehe davon aus, dass die fehlenden Schriften von Tacitus noch komplett vorhanden sind und wohl in den päpstlichen Geheimarchiven auf ihre neue Entdeckung warten.
Das Original der Corveyer Handschrift der Annales ist dann in die Biblioteca Medicea Laurenziane in Florenz gekommen; jedoch ohne die fehlenden Schriften. Dort hat sie ein alter Freund von mir eingesehen und einige Seiten fotografieren dürfen. Dabei sind an zahlreichen Stellen erhebliche Diskrepanzen zwischen Abschrift und Original zu erkennen. An einem wohl gravierenden Beispiel möchte ich diese „Textentstellungen“ darlegen. Ob diese mutwillig, durch Unwissenheit oder einfach durch Schlamperei entstanden sind, werden wir sicherlich niemals in Erfahrung bringen.
Im Originaltext steht „proculteuto burgiensisaltu“ geschrieben in zwei Worten, in dem Druck im päpstlichen Auftrag wurde daraus „procul teutoburgiensi saltu“. Wohl allein durch diese umgestellte Auflösung kam man später bei der Ortssuche nach der Varusschlacht auf den Teutoburger Wald.
Dieser Mittelgebirgszug hieß jedoch bis in die frühe Neuzeit Osning – der Name Teutoburger Wald war bis dahin unbekannt. Im Jahr 1616 wurde der „Osning“ durch den deutschen Geografen und Historiker Philipp Clüver in „Teutoburger Wald“ umbenannt. Es sollte eine Rück-Übersetzung des Namens teutoburgiensi saltus sein; Clüver gründete seine Annahme auf den dort vorhandenen Teutberg. So nahm ein Irrtum, der auf einer fehlerhaften Übersetzung beruhte seinen Lauf und fand Eingang in Wissenschaft und Lehre. In der Folge lernten Millionen Schüler in aller Welt: Die Varusschlacht fand im Jahr 9 n. Chr. im Teutoburger Wald statt – so auch ich.
Was ich mit dieser Ausführung verständlich machen will: Solch ein kleiner, simpel anmutender Übersetzungsfehler – ob aus Versehen oder mutwillig entstanden – kann die Geschichtsschreibung unabsehbar verfälschen, wenn die Wissenschaft nicht toleranter, offener, aufgeschlossener, gegenüber eigenen Fehlinterpretationen wird. Historiografische Schriften können ein Wissensquell sein, jedoch niemals allein einen wissenschaftlichen Beweis darstellen. Auf vielen dieser historiografischen Quellen sitzt die katholische Kirche, insbesondere der Vatikan, bis heute. Die christliche Kirche hat über das gesamte Mittelalter Schriften und Bücher verbrennen lassen, die ihren Glaubensgrundsätzen entgegenstanden. Es wäre nun für sie an der Zeit daraus Lehren zu ziehen und der unabhängigen Wissenschaft die Archive zu öffnen.




Eine revolutionäre Killerzellen-Krebstherapie aus Dresden

Die allgemeine deutsche Bezeichnung „Krebs“, steht für eine Vielzahl von Tumoren und Geschwüren sowie für maligne Erkrankungen des blutbildenden Systems, z.B. Leukämien. Das Wort „Krebs“ ist aus dem Altgriechischen „karkinos“ abgeleitet und taucht als Bezeichnung für Geschwüre erstmals im Corpus Hippocraticum auf. Das ist eine Sammlung von mehr als 60 antiken medizinischen Texten, die zwischen dem 5. Jahrhundert v. Chr. und 2. Jahrhundert n. Chr. entstanden sind.
In einem gesunden menschlichen Organismus werden die verschiedenen Zelltypen, aus dem dieser aufgebaut ist, ständig neu gebildet und regeneriert und alte Zellen sterben ab. Unser Immunsystem überwacht diesen Vorgang praktisch und versucht ständig fehlgebildete Zellen aufzuspüren und zu bekämpfen. Doch nicht jedes Immunsystem ist dieser Aufgabe in ausreichendem Maße gewachsen. So kann es zur Vermehrung und Mutationen von fehlgebildeten, bösartigen Zellen kommen, die dann Tumore oder funktionsuntüchtige Blutzellen bilden, die wir umgangssprachlich als Krebs bezeichnen.
An den Ursachen für Krebsentstehung wird seit langem intensiv geforscht. Die auf diese Weise gewonnen Erkenntnisse werden genutzt, um Medikamente und Therapien zur Krebsbehandlung zu entwickeln. Viel ist auf diesem Gebiet in den vergangenen Jahrzehnten geleistet worden und dennoch sterben jährlich noch unzählige Menschen an dieser heimtückischen Krankheit, über die wie noch viel zu wenig wissen und trotz der intensiven Bemühungen viel zu wenig Heilmethoden haben.
Seit langem ist jedoch bekannt, das unser Immunsystem eine entscheidende Rolle bei der Krebsentstehung, -verhinderung und auch der -bekämpfung spielt. In diese Richtung forschen zahlreiche Einrichtungen auf der ganzen Welt.

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Einem Forscherteam der Technischen Universität Dresden, um den Medizin-Professor Gerhard Ehninger und des Helmholtz-Zentrums Dresden-Rossendorf um den Immunologie-Professor Michael Bachmann, ist auf diesem Gebiet ein sensationeller Durchbruch gelungen. Durch Gen-Manipulationen konnten Killerzellen geschaffen, die den Krebs bekämpfen. Dazu werden den Krebspatienten aus ihrem Blut Immunzellen entnommen, die man genetisch verändert. Zur Therapie werden dann etwas 100 Millionen solcher manipulierten Immunzellen zurück in den Blutkreislauf gegeben. Diese befinden sich jedoch zunächst im Ruhemodus. Erst nach Zugabe eines Eiweiß-Präparates, das zugeschnitten ist auf die entsprechende Krebsart, werden die Schläfer-Zellen aktiviert und werden zu Killerzellen, die die Tumorzellen angreifen. Mit der Aktivierung durch die Infusion erhalten die Immunzellen sowohl die Adresse der Krebszellen und zudem auch die Anleitung zu deren Vernichtung. Durch diesen Gen-Trick können selbst versteckte Krebszellen aufgespürt und etwa 1.000-fach effektiver vernichtet werden als auf herkömmliche Weise.
Nachdem die Killerzellen ihren Auftrag erfüllt und die Tumorzellen vernichtet haben, werden sie deaktiviert, doch die krebstötenden Immunzellen verbleiben im Körper. Das Revolutionäre an dieser neuen Dresdner Heilmethode: Durch eine Infusion lassen sich die Killerzellen jederzeit wieder aktivieren, falls erneut Metastasen auftreten oder sogar, wenn neue Krebsarten gebildet werden sollten. Dann sind nur die Schlüsselinformationen für die Killerzellen andere. Erst dieser Ein-Aus-Schalter macht die Therapie für die Patienten tauglich und besonders verträglich aber auch wirksam und stellt zudem den weltweiten Vorsprung der Dresdener Forschung dar.
Die Dresdner Forscher werden ab 2017 die ersten zwölf Patienten in ihrem Universitätsklinikum behandeln. Es werden Leukämie-Patienten sein, für die eine andere Therapie keine Chance bieten würde. 2018 sollen dann weitere 100 – 1000 Patienten in Europa und den USA folgen. Ab 2020, so das Ziel der Wissenschaftler, könnte die allgemeine Zulassung für diese neue Therapie erteilt werden und das auch für weitere Krebsarten, insbesondere für solche, für die es bisher kaum erfolgversprechende Therapien gibt.
Wie mitgeteilt wurde, haben sich im Umfeld der Forscher bereits zwei neue Firmen in Dresden gegründet – Cellex und Gemoab – in denen 21 Wissenschaftler und Laboranten arbeiten.
Gute Aussichten also für Krebspatienten, denen bisher kaum geholfen werden konnte – und das in einem überschaubaren Zeitraum.




Das Haller-Organ – Sinnesorgan der Zecken

Wie schaffen es die Zecken immer aufs Neue, sich genau im richtigen Moment auf ihren Wirt fallen zu lassen? Besonders jetzt im Frühsommer vergeht kein Tag, an dem ich mit meinem Hund im Wald unterwegs war, an dem der arme Vierbeiner anschließend keine Zecken hat. Und auch wir Menschen sind nicht gegen diese Parasiten gefeit. Zudem sind die Zecken für unsere Gesundheit wesentlich gefährlicher als für unsere Haustiere. Das jedoch ist ein anderes Thema!
Zecken sind eine Ordnung der Milben, die wiederum zur Klasse der Spinnentiere zählen. Weltweit sind etwa 900 Zeckenarten bekannt. Alle Arten leben als blutsaugende Ektoparasiten, ihre Wirte sind Wirbeltiere und auch der Mensch.
Alle Zeckenarten haben einen ähnlichen Körperbau, der aus zwei beweglichen, gegeneinander abgesetzten Abschnitten besteht. Der vordere Abschnitt ist erheblich kleiner als der hintere und wird landläufig als Zeckenkopf bezeichnet. Der hintere Abschnitt – der Rumpf – trägt vorn die 4 Beinpaare. Die Beine bestehen aus sechs deutlich gegeneinander abgesetzten Segmenten.
Im Wesentlichen unterscheidet man zwei Zeckenfamilien: Schildzecken und Lederzecken. Die bekannteste Art der Schildzecke – die auch in Deutschland allgegenwärtig sind – ist der Gemeine Holzbock. Diese Bezeichnung wird jedoch umgangssprachlich und fälschlich auch für den Hausbock, eine Bockkäferart und Holzschädling, verwendet. Der Gemeine Holzbock hat an den Spitzen seiner Beine (am Tarsus) zwei Krallen sowie ein Haftpolster (Pulvillus) zum Festhalten an glatten Oberflächen. Der Holzbock besitzt auch kleine, wenig auffallende Augen, die paarweise auf der Oberseite des Zeckenkopfes sitzen. Jedoch werden die Zecken nicht visuelle Impulse veranlasst, sich auf den Wirt fallen zu lassen.
Die Zecke hat dafür ein ganz spezielles Organ, Haller-Organ genannt. Benannt wurde es nach dem deutschen Apotheker G. Haller (1853-1886), der dieses Sinnesorgan entdeckte. Im weitesten Sinne ist das Haller-Organ ein Chemosensor, der zur Wirtsfindung dient und sich an den Endgliedern der vorderen Beine befindet.
Das Organ besteht aus zwei benachbart zueinander liegenden Strukturen. Vorne liegt eine kleine Grube, dahinter eine verhärtete, hohle Kapsel, die nur mit einer Pore nach außen geöffnet ist. Sowohl in der Grube, wie auch innerhalb der Kapsel befindet sich eine artspezifische Anzahl von Härchen, die als Sinnesorgane dienen. Diese Haarsensillen, in Verbindung mit Rezeptorzellen, ermöglichen es der Zecke, gewisse chemische Verbindungen wahrnehmen. Mit dem Haller-Organ erkennt die Zecke Kohlendioxid, Ammonik, Schwefelwasserstoffe und eine Vielzahl organischer Verbindungen, die im Atem oder Schweiß ihrer Wirtsarten vorkommen. Es wird angenommen, dass die Zecken diese Botenstoffe potentieller Wirte über vergleichsweise große Entfernungen (10-15m) wahrnehmen können.

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Die bei uns heimischen Zeckenarten, wie der Gemeine Holzbock, verfolgen allgemein eine Lauer-Taktig. Sie klettern, wenn die Lufttemperaturen etwa 15 Grad C erreicht haben, auf niedrige Floravertreter, in der Regel nicht höher als 50 cm. Dort lauern sie auf einen Wirt. Haben die Zecken mit Hilfe ihres Haller-Organs chemische Verbindungen wahrgenommen, die auf einen Wirbeltier-Wirt schließen lassen, so nehmen eine charakteristische Pose ein. Mit den Hinterbeinen halten sie sich am entsprechenden Pflanzenteil fest, das vordere Beinpaar wird t-förmig weit nach vorn gestreckt. Sobald ein potentieller Wirt erreichbar ist oder die Zecke berührt, lassen sie sich auf den Wirt fallen oder halten sich an ihm fest. Dann machen sie sich auf dem Wirt auf die Suche nach einem geeigneten Platz, um ein Blutgefäß anzuzapfen.
Haben die Zecken einen derartigen Platz gefunden machen sie sich an den Saugvorgang. Bei diesem geben sie Speichel in die Wunde, der aus einer Vielzahl von Proteinen besteht. Wichtigste Funktion des Speichels ist es, das Zusammenklumpen der Blutplättchen zu verhindern, was ansonsten den Wundverschluss einleiten würde.
Die Schlussfolgerungen aus dieser Zeckenstrategie sind wohl: Es macht keinen Sinn, Zecken durch gewisse chemische Düfte abschrecken zu wollen. Schutz könnten vielleicht Duftkomponenten bieten, die Wirbeltier-typische Duftkomponenten weitgehend überdecken. Doch welche das sein könnten – mal die Zecke fragen? Die bei unseren Hunden weit mehr ausgeprägten Körpergerüche sind wohl auch der Grund dafür, dass die Vierbeiner erheblich häufiger von diesen Plagegeistern befallen werden, als wir Menschen.