Archiv der Kategorie: Geschichte

Was die Erfahrung und die Geschichte lehren, ist dieses, daß Völker und Regierungen niemals etwas aus der Geschichte gelernt und nach Lehren, die aus derselben zu ziehen gewesen wären, gehandelt haben.

Georg Wilhelm Friedrich Hegel

Große Entdecker und Erfinder: Die Brückenbauer – Roebling sen. & Roebling Jun. / Teil 2

Es war das Lebenswerk von John August Roebling, denn die Konstruktion und der Bau der Brooklyn Bridge über den East River in New York war eine außergewöhnliche Pionierleistung in der Geschichte des Brückenbaus. Es sollte jedoch auch das Lebenswerk seines Sohnes Washington sowie seiner Schwiegertochter Emely werden.

New York mit der Brooklyn Brücke 1895 - Mit Ausschnitt des FußgängerwegesNew York mit der Brooklyn Brücke 1895 – Mit Ausschnitt des Fußgängerweges

New York war im 19. Jahrhundert das Zentrum der USA und zudem seine größte Stadt. Hatte New York um 1800 noch vergleichsweise bescheidene 87.600 Einwohner, so waren es zum Beginn des Baus der Brooklyn Bridge im Jahr 1669 bereits ca. 1.300.000. Damals waren New York und Brooklyn noch zwei, vom Meeresarm East River, getrennte Städte. Es musste eine Verkehrslösung her, die dem wachsenden Verkehrsaufkommen gewachsen war und die dem bis dahin üblichen Fährverkehr entlastete: eine Brücke.
Seit etwa 1800 dachte man bereits über eine Brücke nach, doch solch ein Bauwerk über den East River zu bauen, war mit den damaligen bautechnischen Möglichkeiten nicht zu realisieren. Die Meeresbucht ist immerhin etwa 600 m breit und bis zu 20 m tief. Dort wo die Brücke entstehen sollte betrug die Tiefe zwischen 10 m und 30 m. Zudem mussten Belange der Marine und der Schifffahrt berücksichtigt werden.
Im Juni 1857 verfasste Roebling einen Brief an den New Yorker Bürgermeister Fernando Wood, in dem er die Machbarkeit einer Brücke über den East River darlegte. Doch zunächst bremste der amerikanische Bürgerkrieg das Vorhaben aus.
Doch kaum war der Bürgerkrieg beendet, geriet der Brückenbau erneut in den Fokus. Es entbrannte jedoch ein verbissener Konkurrenzkampf um dieses Prestigeprojekt. Roebling, der in Cincinnati gerade die größte Hängebrücke der Welt vollendete, wurde zum Chefingenieur ernannt und sein Sohn Washington, der auch Ingenieurwissenschaften studiert hatte, wurde einer der Stellvertreter.
Das größte Problem für Roeblings Projekt war die Gründung der Brückenpfeiler im offenen, tiefen Wasser. Um neue Techniken und Technologien im Brückenbau kennen zu lernen sandte Roebling seinen Sohn auf eine Studienreise nach Europa. Dort wurde ein Druckluftgründungsverfahren praktiziert, dass von Interesse war.
Washington August Roebling 1854Als Washington nach Amerika zurückkehrte, hatte sein Vater bereits die gesamten Konstruktions-, Planungs- und Kostenunterlagen erstellt. Dennoch kam es zu einem Jahr Stillstand, weil sich die politische Entscheidung hinauszögerte. Erst im Januar 1869 fiel die endgültige Entscheidung zu Gunsten Roeblings und Präsident Ulysses S. Grant unterschrieb das Ermächtigungsgesetz zum Bau der Brücke.
Roeblings Traum, um den er so lange gekämpft hatte, ging nun in Erfüllung. Doch dann beendete das Schicksal auf drastische Weise den größten Triumpf seiner Karriere. Während Vermessungsarbeiten für einen Brückenpfeiler erlitt er am 6. Juli 1869 einen Unfall. Die Wunde, die er sich dabei zugezogen hatte, behandelte er als Anhänger der Homöopathie nicht schulmedizinisch, was ihm eine Tetanusinfektion einbrachte, an der er sechzehn Tage später verstarb.
Die Verletzung hatte sich Roebling im Beisein seines Sohnes an einer Fähranlegestelle zugezogen. Durch ein hartes Anlegen einer Fähre wurde sein rechter Fuß erfasst und mehrere Zehen zerquetscht. Diese mussten von einem Arzt amputiert werden. Weitere ärztliche Versorgung lehnte er jedoch ab. Seine sturköpfige Einstellung zur modernen Schulmedizin, die eigentlich der Kreativität und Aufgeschlossenheit eines Ingenieurs und Erfinders im Grundsatz entgegenstand, kostete im letztlich das Leben.
Der plötzliche Tod des genialen Brückenbauingenieurs war für alle Beteiligten ein Schock, hatte der Bau doch gerade erst begonnen. Man entschied sich jedoch seinem Sohn Washington die Weiterführung und somit den Posten des Chefingenieurs anzuvertrauen.
Washington war erst 32 Jahre alt, als ihm diese Verantwortung übertragen wurde. Er war jedoch hervorragend ausgebildet, hatte viel von seinem Vater gelernt und wohl auch dessen Durchsetzungsfähigkeit geerbt.
Gleich zu Beginn der Bauarbeiten stellte sich ihm die größte Herausforderung: die Errichtung der Fundamente für die Brückenpfeiler. Die Vermessungs- und Bodensondierungsarbeiten hatten ergeben, das auf der Brooklyn-Seite der Baugrund in
14 m Wassertiefe, auf der New York-Seite jedoch in einer Wassertiefe von 25 bis 28 m lag. In solchen Tiefen war noch nie mit dem Druckluftverfahren gearbeitet worden.
John August Roebling hatte diese Gründung im sogenannten Caissonverfahren geplant und auch sein Sohn hielt daran fest. Jedoch gab es in den USA keine Firma, die eine solche Druckluftgründung durchführen wollte oder konnte. Also musste Washington Roebling dazu selbst Leute einstellen, ausbilden und anleiten.




Diese Verfahren basiert auf folgender Technologie: Ein offener Kasten aus Holz oder Stahl, dessen Abmessungen sich an der Fundamentgröße orientiert, wird dort versenkt, wo der Brückenpfeiler aufgestellt werden soll. Ist der Kasten auf den Grund abgesackt, wird der Innenraum durch das Einblasen von Luft wasserfrei gemacht. In dem belüfteten Hohlraum können nun Arbeiter tätig werden, die durch eine Luftschleuse in den Caisson gelangen. Auf der Oberseite des Kastens wird innerhalb der Luftschleuse das Pfeilerfundament hergestellt. Durch das zunehmende Gewicht und die gleichzeitig fortgesetzte Entfernung des Aushubs sinkt der Caisson immer tiefer, bis er tragfähigen Untergrund erreicht hat.
Obwohl in Europa, wo das Caissonverfahren erfunden wurde, inzwischen Stahlkästen verwendet wurden, hielt Roebling jun. an einem Holzcaisson fest. Der Brooklyn-Kasten wurde am 10.03.1870 versenkt. Es ging jedoch bei den Aushubarbeiten nur sehr langsam voran, da man bald auf harte Schichten stieß. Roebling startete erfolgreich Sprengversuche, die erstmals bei dieser Technologie angewandt wurden, um schneller voranzukommen.
Die Arbeitsbedingungen in den Caissons waren unmenschlich, doch das waren sie für die einfachen Arbeiter zur damaligen Zeit auch in vielen anderen Gewerken, besonders auch im Bergbau.
Im Dezember 1870 kam es zu einem schweren Zwischenfall im Brooklyn Caisson. Dieser war, wie im Schiffbau üblich, mit teergetränktem Werg abgedichtet. Das leicht entzündbare Material war durch Unachtsamkeit im Innern des Holztroges in Brand geraten. Durch die Druckluft wurde das Feuer sofort in die dicken Holzschichten gedrückt. Das Feuer geriet außer Kontrolle und letztlich musste der Caisson geflutet werden, um ihn zu löschen. Der Caisson war zwar beschädigt, konnte jedoch repariert und nachdem er seine Tiefe erreicht hatte, mit Beton verfüllt werden.
Man hatte reichlich Erfahrungen gesammelt bevor man an das zweite Fundament auf New Yorker Seite ging. Die waren auch nötig, schließlich gründete man dort in noch nie dagewesener Tiefe Brückenfundamente. Daher musste auch der Caisson noch wesentlich größer werden, als der Brooklyner. Er hatte eine Grundfläche von 52,5 x 31 m (1597 m²) und die Stärke seiner Decke betrug 6,70 m. Der sogenannte Stapellauf des New York Caissons erfolgte am 8. Mai 1871.

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Da sich dieser Brückenpfeiler etwa 120 m vom New Yorker Ufer entfernt befand, baute man ein Pier dorthin: Auch hatte Roebling aus dem Brand des ersten Caissons gelernt und diesen Behälter innen vollständig mit Stahlblech auskleiden lassen.
Die Arbeiten gingen gut voran, die Erfahrungen aus der Brooklyn-Gründung halfen dabei erheblich. Ein Problem hatte man jedoch unterschätzt: den erheblich größeren Druck im Caisson auf Grund der größeren Tiefe gegenüber dem Brooklyn-Caisson. Man musste den Druck im Behälter ständig der erreichten Tiefe anpassen; zudem musste er größer sein, als der Druck des umgebenden natürlichen Wasserdrucks. Wie dieser enorme Druck auf den menschlichen Organismus wirkte, davon wusste man damals noch nichts. Mit zunehmender Tiefe kam es jedoch zu Vorfällen bei Arbeitern, die an die Oberfläche zurückkehrten. Die plötzliche Druckentlastung führte zu Schwindel, Ohnmacht bis zum Tode. Im Laufe von wenigen Wochen erkrankten 110 Arbeiter, drei von ihnen starben. Die Ursachen für die geheimnisvolle Krankheit waren nicht bekannt. Es wurde dann ein Arzt hinzugezogen, der Verhaltensregeln aufstellte: Vor allen Dingen wurde die Verweildauer im Caisson stark begrenzt und der Druckausgleich verlangsamt. Diese Maßnahmen halfen, dennoch basierten sie nur auf Beobachtungen. Von Dekompression, von Gasübersättigung, vom Henry-Gesetz, von alle dem wusste man damals noch nichts.
Alle Arbeiter und Angestellten hielten sich an die neuen Regeln, nur der Chef selbst nicht. Washington Roebling hatte bereits bei den Löschversuchen des Brooklyn-Caissons einen Dekompressionsunfall. Im Frühsommer 1872 hielt sich Roebling wieder einmal zu lange im Caisson auf und brach bewusstlos zusammen. Er erholte sich jedoch recht schnell und begab sich erneut in den Caisson, wo er wieder zusammenbracht. Dieser Vorfall kostete ihm fast das Leben und fesselte ihn für immer an den Rollstuhl. Er war gesundheitliche schwer angeschlagen, konnte kaum noch arbeiten und kehrte nicht an die Baustelle zurück.
Seine engste Mitarbeiterin wurde nun seine Frau Emely. Ihr brachte Roebling die ingenieurtechnischen Grundlagen bei, sie überbrachte den Arbeitern und Ingenieuren sein Anweisungen, Skizzen und Beschreibungen. Sie war das Verbindungsglied zwischen der Baustelle und ihrem Mann und bewältigte diese Aufgabe in vorzüglicher Weise. Durch das angeeignete Fachwissen und ihren besonderen Charme wurde sie von der gesamten Baumannschaft akzeptiert. Wohl um keine Unruhen in den Bauablauf zu bringen, wurde der gesundheitliche Zustand des Chefingenieurs kaum bekannt und auch nicht thematisiert.
1876 wurden die Brückenpfeiler fertiggestellt und die riesigen Ankerblöcke gegründet. Nun ging es daran die Drahtseile herzustellen und zu montieren. Keiner außer seinem toten Vater und ihm hatte damit Erfahrungen, was Roebling veranlasste trotz schlechtem Gesundheitszustand wieder die Baustelle aufzusuchen, um seine Mitarbeiter beim Seilspinnen einzuweisen.
Am 14. August 1876 konnte dann die ersten Drahtseile über den East River verlegt werden. Dass, auf einer Kabeltrommel befindliche Drahtseil, wurde von einer Fähre über die Bucht gezogen und sank beim Abwickeln auf den Gewässergrund. Dann wurde es mit einer Dampfwinde emporgezogen.

Panorama der Brooklyn Bridge. Im Hintergrund: Lower Manhattan, April 2017, Fotograf: Kai PilgerPanorama der Brooklyn Bridge. Im Hintergrund: Lower Manhattan, April 2017, Fotograf: Kai Pilger

Fortsetzung folgt!

Große Entdecker und Erfinder: Der Brückenbauer – John August Roebling Teil 1

John August RoeblingAm 12. Juni 1806 wurde im thüringischen Mühlhausen Johann August Röbling geboren. Röbling war das fünfte Kind von Tabakhändler Christoph Polykarpus Röbling und Friederike Therese Röbling. Aufgewachsen in einer wohlhabenden Kaufmannsfamilie konnte Johann das Gymnasium in Mühlhausen besuchen, dass er jedoch auf Grund schlechter Leistungen in Latein und Religion vorzeitig verlassen musste. Seine Eltern schickten ihn dann nach Erfurt, an das Privat-Pädagogium des Mathematikers Salomon Ungers, wo er seine schulische Ausbildung abschloss.
1924 begann Röbling, an der Königlichen Bauakademie Berlin, Architektur, Tief- und Brückenbau, Deichbau, Hydraulik und Maschinenbau zu studieren. 1926 legte er sein Examen ab. Während seines Studiums hörte er auch Vorlesungen von Prof. Johann Friedrich Dietlein, in denen über Hängebrücken in Bayern, der Pfalz und Westfalen referiert wurde. Der Brückenbau faszinierte Röbling und er erkannte viel Zukunftspotential, denn in der Regel waren die damaligen Brückenkonstruktionen Stein/Holz-Bauten. Und nun hatte er Hängebrücken kennengelernt, die von Stahlketten getragen wurden; eine kleine bautechnische Sensation.
Nach seinem Studium arbeitete Johann August Röbling als Baukonstrukteur in Westfalen. Nebenher hatten es ihm jedoch die Hängebrücken angetan. In jener Zeit entstanden zudem neue wissenschaftliche bautechnische Grundlagen. Röbling erarbeitete erste Konstruktionen für Hängebrücken. Doch die Zeit war in Deutschland noch nicht reif für solche „Experimente“. Über 10 Jahre später griff der Architekt A. Bruns auf Röblings Pläne zurück und baute für den Grafen von Westfalen eine Fußgängerhängebrücke bei Schloss Laer.
August Röbling erkannte, dass er mit seinen Visionen keine Zukunft in Deutschland hatte. Daher entschloss er sich 1831 nach Amerika auszuwandern. Zusammen mit seinem Bruder Karl und weiteren 38 jungen Leuten aus Mühlhausen schiffte sich die Gruppe über Bremen nach Amerika aus.
Die Auswanderer kamen in Pittsburgh an, dort spaltete sich die Gruppe. Röbling nutzte die lange Schiffsreise von elf Wochen für allerlei Betrachtungen über das Leben an Bord und beschäftigte sich besonders intensiv mit den Navigationsgeräten. Während der ganzen Reise führte er ein Tagebuch, welches aus Anlass seines 200. Geburtstages unter dem Titel „Tagebuch meiner Reise von Mühlhausen in Thüringen über Bremen in die Vereinigten Staaten im Jahre 1831“ veröffentlicht wurde (Mitteldeutscher Verlag, 2006). Die Männer um Röbling kauften dann, zusammen mit anderen Auswanderern, am 28. Oktober 1831 in Butler Country Pennsylvania 6,4 Quadratkilometer Land. Auf diesem gründeten sie die Siedlung Germania, die später in Saxonburg umbenannt wurde. Zunächst betrieben die Neusiedler Landwirtschaft. 1936 heiratete Johann August Röbling die ebenfalls aus Mühlhausen stammende Johanna Herting und wurde im Jahr darauf zum ersten Mal Vater; acht weitere Kinder sollten folgen.
Im Jahr 1837 wurden Röbling und seine Frau amerikanische Staatsbürger, er hieß fortan John August Roebling.
Bald schon merkte Roebling, dass das Farmerleben auf Dauer nicht das Richtige für ihn war. Er wollte wieder konstruieren und bauen, daher suchte er sich einen Job bei einer Kanalbaugesellschaft. Die Schifffahrt auf den Flüssen war damals, in dem großen unerschlossenen Amerika, die einzige Möglichkeit größere Transporte zu bewerkstelligen. Nun kamen künstliche Wasserstraßen hinzu. Um diese miteinander zu vernetzen, mussten Schleusen, Hebewerke und Brücken in größer Zahl gebaut werden.
Bei seiner Arbeit wurde Roebling immer aufs Neue mit dem starken Verschleiß von Hanfseilen konfrontiert. Dabei schweifte seine Erinnerung zurück zu seinem Studium, wo er vom Einsatz von Drahtseilen im Brückenbau gehört hatte. Der Richter James Finley hatte sich bereits 1801 ein Patent auf Drahtseilbrücken erteilen lassen und 1830 hatte Joseph Chaley im schweizerischen Fribourg eine 267 m weit gespannte Drahtkabelbrücke über die Saane gebaut. Doch dabei wurden konstruktiv nur Drahtseile aus parallelverlaufenden Drähten eingesetzt. Durch seinen regen Briefkontakt mit seiner Heimatstadt Mühlhausen hatte er jedoch auch von der Erfindung des geschlagene Drahtseils erfahren, das 1834 von Oberbergrat Julius Albert in Clausthal erfunden worden war und den Bergbau revolutioniert hatte.
Roebling testete zunächst der Ersatz von Hanfseilen für den Schiffstransport durch Stahlseile. Dazu errichtete er auf seinem Grundstück eine Werkstatt. Dort konstruierte und baute er Verseilmaschinen und fertige Drahtseile, die er ständig weiterentwickelte. 1942 erhielt er für seine Drahtseile das amerikanisch Patent.
Die Überlegenheit des Drahtseils gegenüber dem Hanfseil überzeugte seine Arbeit- und Auftraggeber. Und schon bald verlangten auch andere Industriebereiche nach Drahtseilen. Roeblings Patent wurde zum großen wirtschaftlichen Erfolg, was ihn veranlasste eine Drahtseilfabrik zu gründen. Diese verlegte er jedoch 1849 aus geschäftlichen Gründen nach Trenton im Bundesstaat New Jersey, wo sie noch heute unter dem Namen JARSCO tätig ist.




Dennoch hatte Roebling ein anderes Projekt vor Augen: Er wollte Hängebrücken bauen, die an Stahlseilen aufgehängt waren. Jedoch waren die vorherrschenden Verkehrswege im damaligen Amerika die Wasserwege. Daher war sein erstes Stahlseilprojekt auch eines im Schifffahrtsbereich: Er baute 1845 eine Kanal- oder Trogbrücke über den Allegheny River in Pittsburgh. Seine neuartige Konstruktion war ein wassergefüllter Trog, der in Art einer Brücke den Fluss querte und der an Stahlseilen aufgehängt war. Durch diesen Wassertrog führen die beladenen Schiffe zu den künstlichen Kanälen. Von dieser Art baute Roebling noch mehrere Trogbrücken.
In jener Zeit hatte die Industrialisierung richtig an Fahrt aufgenommen und damit auch der Ausbau der Verkehrsinfrastruktur, was Roebling sehr entgegen kam.
Doch zunächst legte Roebling die Grundlagen für seine späteren Erfolge. Er entwickelte das vom Franzosen Henry Vicat erfundene Luftspinnverfahren zu einer praktikablen Lösung. Mit seiner nachhaltigen Entwicklung konnte er die Stahlseile vor Ort an der Brücke anfertigen. Mit einer speziellen Vorrichtung wurden die einzelnen Stahldrähte von der Pylone aus auf ihrer gesamten benötigten Länge zu einem einzigen, dicken Stahlseil versponnen. Dieses Verfahren brachte erhebliche Vorteile: die schweren Drahtseile mussten nicht über weite Strecken angeliefert werden und zudem konnten die Pylonen leichter aufgestellt werden, da die Seile erst später eingebaut wurden und es somit eine enorme Gewichtsentlastung bei der Montage gab.
Dieses Stahlseil-Spinnverfahren ermöglichte es zudem, Tragseile in jedem Durchmesser und jeder Länge herzustellen, was ihm ungeahnte Konstruktionsmöglichkeiten eröffnete. Zunächst etablierte Johann August Röbling seine Brückenkonstruktionen in Amerika, später auch in Europa
Gegenüber Kritikern vertrat er energisch die Verwendung von Drahtkabeln. Er sagte einmal: „Es gibt keine einzige gute Hängebrücke in England und es wird keine geben, solange an Ketten festgehalten wird“. Roeblings Luftspinnverfahren ist von der Technologie her auch heute noch, ca. 150 Jahre später, „die“ Standardbauweise für die Errichtung von Hängebrücken.
Nach der Arbeit folgte der Ruhm. Dieser setzte mit seinem Niagara-Projekt ein. Roebling konstruierte und baute die Niagara Falls Suspension Bridge, die auf zwei Ebenen für Eisenbahn, Straßenverkehr und Fußgänger ausgelegt war. Die Brücke leistete bis 1897 ihren Dienst, dann war sie dem gewachsenen Verkehrsaufkommen nicht mehr gewachsen und musste durch eine neue ersetzt werden.

Niagara Falls Suspension BridgeNiagara Falls Suspension Bridge, Lithografie von Charles Parsons (1821-1910)

Dennoch stellte Roeblings Niagara-Hängebrücke eine Pionierleistung im Brückenbau dar. Er setzte neben den senkrecht hängenden Seilen auch zusätzliche Schrägseile ein, die von den Spitzen der Pfeiler fächerförmig zu den Tragwerken führten, was der Gesamtkonstruktion zusätzliche Stabilität gab. Dieses Konstruktionsprinzip entwickelte er stetig weiter.
Es folgte im Jahr 1866 eine weitere Hängebrücke, die über den Ohio bei Cincinnati führte. Bei diesem Projekt war bereits Roeblings ältester Sohn Washington stark mit eingebunden, der später zu seinem wichtigsten Mitarbeiter und auch Nachfolger werden sollte.
Roeblings Meisterwerk jedoch wurde die Brooklyn Bridge über den East River in New York. Über dieses weltbekannte Bauwerk und seinen doch recht dramatischen Bauablauf berichte ich demnächst.

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Das Raubgold der Nationalsozialisten letzter Teil

Jahrzehntelang war man auf der Suche nach dem legendären Schatz vom Reichsführer SS, Heinrich Himmler. Doch welcher Art sollte der Schatz sein, den der Ober-Nationalsozialist noch kurz vor Kriegsende beiseite geschafft haben soll und wo ist sein geheimes Versteck?
Diese Legende ist nun wohl aufgelöst: Der Harzer Autor und Heimatforscher Andreas Pawel hat durch aufwendige Recherchen Licht ins Dunkel gebracht.
Himmler galt als tot. Angeblich hatte er am 23. Mai 1945 nach einer Festnahme nebst Verhör in Lüneburg Selbstmord begangen. Er war jedoch unter falschem Namen und mit gefälschten Papieren unterwegs und wurde von den britischen Soldaten sofort nach seinem Tode an unbekannter Stelle beerdigt. Der Fall Heinrich Himmler war somit für die Alliierten, wie auch für die deutschen Behörden, abgeschlossen, obwohl der Mythos, dass Himmler noch lebte, weiter existierte. Und auch die Legende von seinem Schatz lebte fort.
Im Jahr 1975 recherchierte ein Regierungsrat des Auswärtigen Amtes in Bonn in der Akte Himmler und fand heraus, dass Himmler noch große Vermögenswerte mittels Kurier beiseite geschafft haben soll. Der Regierungsrat war jedoch zugleich Mitarbeiter der DDR-Staatssicherheit und leitete seine Informationen nach Berlin weiter.
Nun setzten geheime Recherchen und Ermittlungen ein. Sowohl der DDR-Staatssicherheitsdienst sowie auch der BND und der englische MI6 begannen im Geheimen mit Ermittlungen und Recherchen.

Kloster Michaelstein in Blankenburg am Harz
Kloster Michaelstein in Blankenburg am Harz

Bereits Anfang der 1950er Jahre hatte der MI6 brisante Daten gesammelt, die ihn veranlassten einen Agenten namens Thiel in die DDR einzuschleusen, um im Raum Thale – Wernigerode Nachforschungen anzustellen. Doch Thiel wurde dabei erschossen. Der Fall wurde erstmal beiseite gelegt. Es lag jedoch die Erkenntnis vor, dass ein gewisser Feldwebel Mudra um den 21. April 1945 im Auftrag des Generalstabes der 11. Armee im Großraum Blankenburg etwas von erheblichem Wert versteckt haben soll.
Feldwebel Mudra lebte zunächst in der DDR, er war dort von der SS als Beauftragter vor Ort eingesetzt. Doch bereits 1961 verstarb er und sein Sohn Hannes beging unmittelbar danach Republikflucht. Mudra Junior kam nach Goslar wo er im Bergwerk Rammelsberg arbeitete. Der Aufenthaltsort von Mudra war der Stasi jedoch nicht bekannt. Milke hatte dennoch Informationen über das angebliche Versteck von Himmlers Schatz und zudem gab es viele Legenden von anderen NS-Schätzen, wie dem Bernsteinzimmer. Er gründete einen operativen Sonderstab und beauftragte diesen nach den NS-Schätzen zu suchen. Mit Spezialluftbildkameras von Carl Zeiss Jena wurde so auch die ostdeutsche Harzregion dokumentiert.
Die Auswertung der Fotos brachte den Verdacht, dass der Menhir von Benzingerode das Versteck sein könnte. Was man suchte, davon hatte man wenig Vorstellung. Eine erste geheime Grabung brachte jedoch keinen Fund.
Die geheimen Informationen gelangten jedoch auf dubiose Weise in den Westen und zwar zu dem Geschäftsführer einer Dortmunder Survivel-Firma. Die schickte im kleinen Grenzverkehr einen Mann in den Harz, um weitere Informationen zu sammeln und Informanten zu rekrutieren. Über die Dortmunder wurde der ehemalige SS-General Karl Wolff, der zum Kriegsende höchster SS-Vertreter in Italien war, involviert; die Dortmunder Firma war wohl eine Tochtergesellschaft von Wolff. Dieser hatte sich nach Kriegsende, von den Alliierten unbehelligt gelassen, in Rom niedergelassen. Wolff betrieb dort eine Stiftung, die über internationale Firmen- und Finanzbeteiligungen verfügte. Woher das Geld kam – Fragezeichen.
Wolff bekam die entsprechenden Informationen und erkannte sofort deren Bedeutung. Er konnte die fehlenden Puzzleteile hinzufügen, die bisher gefehlt hatten. Er hatte davon Kenntnis, dass der Reichsführer SS, Heinrich Himmler, ein riesiges Privatvermögen angesammelt (geraubt) hatte. Dazu zählten unter anderem edelste Diamanten, die er 1940 bei der Besetzung Antwerpens in Besitz genommen hatte. In den Tagen des Zusammenbruchs sollten diese Diamanten nach Gmünd am Tegernsee geschafft werden. Die Diamanten gingen auf die Reise, tauchten jedoch nie wieder auf.
Der Verein und die vermögende Stiftung von General Wolff war damit beauftragt, ehemalige SS-Leute zu unterstützen. Wolff sah in dem Projekt „Harz“ die Chance diesen Diamantenschatz zu finden und damit das Vermögen seiner Stiftung enorm zu mehren.




Wolff wusste zudem zu berichten, dass der gewisse Feldwebel Mudra in Wirklichkeit Hauptsturmführer SS war und als Kurier mit dem Diamantvermögen losgeschickt worden war. Er berichtete weiter, dass sie über den Brigadegeneral der 11. Armee, Worgitzky, der später Stellvertretender Chef des BND war, wussten, bis wohin Mudra gekommen war – bis in den Harz.
Wolff konnte noch einiges mehr zu berichten: Er kannte die Transportbox für die Diamanten die eigens für Himmel angefertigt worden war. Es handelte sich um eine Aluminiumkiste von etwa 60 x 40 x 25 cm, versehen mit zwei Schlössern. Neben Sprengfallen verfügte der Behälter über einen biologischen Kampfstoff, einem hochgezüchteten Erreger der Beulenpest. Wer nicht über die zwei Schlüssel zum Öffnen der Schlösser verfügte, wäre bei dem Versuch sofort getötet worden. Über diese Informationen verfügten nun auch die Dortmunder, die Stasi hatte sie nicht. Auf die Frage der Dortmunder, auf welchen Wert Wolff die Himmler-Diamanten beziffern würde, antwortete dieser süffisant: auf ca. 91 Millionen US$.
Der Survivel-Firma wurde der Auftrag erteilt, Mudra Junior ausfindig zu machen und die zwei Schlüssel zu beschaffen. Dafür erhielt sie großzügige finanzielle Mittel. In den folgenden Jahren erfolgten mehrere Versuche im Ostharz am Menhir zu graben, immer vergebens oder ohne Erfolg und auch Mudra konnte nicht ausfindig gemacht werden. Inzwischen war Wolff verstorben, andere führten die Stiftung jedoch weiter.
Der Staatssicherheit, die nicht über die Informationsfülle der italienischen Stiftung verfügte, war in den letzten Jahren auch keinen Schritt vorangekommen. Doch dann kam eine Erleuchtung: Es hatte doch vormals 3 Menhire gegeben, doch nur noch einer stand an seinem angestammten Platz.
Die Suche nach Mudra verlief zunächst weiter erfolglos, denn Mudra hatte mit seiner Eheschließung seinen Namen gewechselt und heiß seit langer Zeit Rieche. Hannes Mudra hatte seinen Namen ganz bewusst gewechselt. Sein Vater hatte ihn in das Diamantenversteck eingeweiht und ihm die Koordinaten hinterlassen. Und eines Tages werden sie nach Dir suchen hatte der Vater auch gesagt.
Nun war es soweit, wie Mudra-Rieche erfahren hatte. In Goslar waren Leute unterwegs, die nach Hannes Mudra suchten, den es ja eigentlich schon lange nicht mehr gab. Mudra konnte noch fliehen, wurde aber dann von seinen Häschern doch gefasst. Man presste ihm die Koordinaten des Verstecks ab, bevor man ihn tötete.
Die Stasi-Sondereinheit hatte zwar die Koordinaten nicht, jedoch die Intention bei den anderen beiden Menhiren ihre Suche fortzusetzen. Beim Heimburger Menhir, der 1945 von einem Panzer umgefahren worden war und unter der Erde lag wurden die Truppe um Führungsoffizier Langer 1989 fündig. Sie bargen die Kiste und erstatteten Meldung zu Milke nach Berlin. Jedoch war ihnen nicht klar, dass ihre Aktion von weitem genau beobachtet worden war.
Es war die Zeit der „Wende“ in der DDR und Langer musste warten bis er eine Antwort aus Berlin erhielt. Ihm wurde mitgeteilt, das Milke noch nicht entschieden habe, was mit der Kiste geschehen sollte. Langer sollte sie bis dahin im ZV-Führungsbunker des Kreises Wernigerode sicher verwahren und streng bewachen. Tagelang wartete er und das System der DDR begann sich zunehmend selbst aufzulösen. Dann fasste er den Entschluss mit der Kiste nach Berlin zu fahren, um sich vor Ort weitere Anweisungen zu holen. In Berlin angekommen musste er feststellen, dass sich die Stasi aufgelöst hatte, niemand war mehr zu erreichen.
Langer kehrte nach Wernigerode in den Führungsbunker zurück und begann Pläne zu schmieden. Er ahnte, dass da etwas vorging wovon er keine Kenntnis hatte, denn inzwischen waren seine beiden Kollegen von der Schatzbergung auf mysteriöse Weise ums Leben gekommen. Dennoch war ihm nicht bewusst, dass Mitarbeiter der Wolffschen Stiftung bzw. der Dortmunder Survivel-Firma ihm unmittelbar auf den Fersen waren.
Langer hatte keine weiteren Freunde in der Region, nur eine flüchtige Bekanntschaft mit einem jungen Mann, die er gerade erst gemacht hatte.
Er wollte an die Diamanten ran und sich damit ein schönes Leben machen. Doch er kannte das Geheimnis der Kiste nicht.
Zusammen mit dem Bekannten sprengte er die Kiste mit einer Spezialschneidladung. Der junge Gehilfe erlebte die Sprengung in sicherer Entfernung. Langer hingegen wurde dabei getötet, wohl von der biologischen Waffe im Innern der Kiste. Der junge Gehilfe nahm einen Teil der Diamanten an sich, dann wurde er gestört. Die Beauftragten von Wolffs Stiftung waren ihm auf den Fersen, er konnte entkommen, jedoch nicht verhindern, dass „die Jäger des verlorenen Schatzes“ die restlichen Diamanten an sich nahmen.
Der junge Gehilfe fand an den Diamantsäckchen das belgische Siegel und setzte sich mit der Belgischen Botschaft in Verbindung. Es wurde die Rückgabe an Belgien vereinbart und ausgeführt.
Die übrigen Diamanten verschwanden wohl in den Tresoren der italienischen Wolff-Stiftung. Soweit die Ausführungen von Andreas Pawel in seinem Buch „Stern vom Harz“.