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Über openthedoor

Geboren 1956 in Gernrode/Harz, wo ich bis heute zuhause bin. Ausbildung: Realschule, abgeschlossene Lehre als Werkzeugmacher und Flugzeugmechaniker, Studium der Ingenieurwissenschaften mit Diplomabschlüssen, Weiterbildung in Betriebswirtschaft und Publizistik. Berufliche Stationen: Manager in der Metallindustrie, Messgeräteindustrie, Holz- und Möbelindustrie, Fleisch- und Lebensmittelindustrie, Landwirtschaft, Unternehmensgründer, Geschäftsführer, Unternehmensberater, Erfinder, Patentinhaber, Publizist, Journalist, Buchautor, Herausgeber, Verleger, Radioredakteur und Moderator.

Große Entdecker und Erfinder – Film- und Fernsehpionier Emil Mechau

Nach der Erfindung der Fotografie im Jahr 1922 durch den französischen Advokaten Joseph Nicéphore Niépce beschäftigten sich zahlreiche Erfinder damit, diesen Fotos die Illusion von Bewegungen einzuhauchen. So nahm die Filmgeschichte ihren Lauf.
Der Durchbruch gelang im Jahre 1872 dem britischen Fotografen Eadweard Muybridge, der erstmals Serienfotografien eines galoppierenden Pferdes anfertigte. Jedoch waren das nur Aufnahmen, einsatzfähige Abspielgeräte fehlten noch.

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1891 erfanden William K.L. Dickson und Johann Heinrich Krüsi (beide Angestellte bei Edison) das Filmaufnahmegerät Kinetograph und das Abspielgerät Kinetoskop. In der Kamera wurden erstmals Zelluloidfilme verwendet, die mit einem Rätschenmechanismus bis zu 48 Bilder pro Sekunde aufnahmen. In der Folge wurde der Begriff Kinetograph für Filmkameras und Kinetoskop für Filmprojektoren allgemein benutzt.
Am 1. November 1895 zeigten die Brüder Skladanowsky mit ihrem Projektor Bioskop im Rahmen eines Varieté-Programms im Berliner Wintergarten neun kurze Filme. Die etwa zehn Minuten lange Veranstaltung war in Europa die erste, bei der Filme vor einem zahlenden Publikum auf eine Leinwand projiziert wurden – damit nahm die Stummfilmzeit ihren Anfang.
Eine neue, eine künstlerische Branche war entstanden, die des Films. Allen voran dominierte bis zum Ersten Weltkrieg Frankreich den jungen Filmmarkt, was auf die Erfindung der Brüder Lumière zurückzuführen war. Die hatten den Kinematographen erfunden, entwickelt und gebaut. Dieser Apparat der Lumiére-gesellschaft war Filmkamera, Kopiergerät und Filmprojektor in einem. Er wurde stetig weiterentwickelt und verwendete 35-mm-Celuloid-Film.
Jedoch gingen nach anfänglicher Euphorie die Besucherzahlen bei den Filmvorführungen schon bald zurück. Das Ruckeln und das starke Flimmern der Filme war wohl dafür verantwortlich, zudem kam es häufig zu Brandschäden, da die Filme zu heiß wurden. Hinzu kam das geringe künstlerisch Niveau zahlreicher Filmproduktionen: Filmtheorie, Filmwissenschaft, Filmsprache waren noch in den Kinderschuhen.
In diese Zeit der ersten kleineren Filmkrise trat Emil Mechau mit seinem Mechau-Projektor auf die Weltfilmbühne.




Emil Mechau wurde am 19. April 1882 in Seesen geboren. Sein Vater arbeitete in der Zuckerraffinerie Seesen. Als diese geschlossen wurde zog die Familie in die Nähe von Mühlberg/Elbe.
Nach der Schule absolvierte Mechau eine Lehre als Feinmechaniker bei Maibuhr/Reiss in Bad Liebenwerda. Nach Abschluss der Lehre bewarb er sich bei Carl Zeiss in Jena und wurde eingestellt. Er arbeitete dort in der Astro-Versuchswerkstatt, wo er Oskar Barnack kennenlernte und sich mit ihm befreundete. Sein Werkstatt-Leiter war Henry Siedenkopf, der zusammen mit dem Chemiker Richard Zsigmondy 1902/03, einem späteren Chemie-Nobelpreisträger, das Ultramikroskop erfand und konstruierte.
Henry Siedenkopf hatte auch engen Kontakt zu dem deutschen Filmpionier Oskar Messter. Emil Mechau kannte verschiedene Gespräche und Diskussionen dieser beiden Männer zum Thema „Flimmerfreie Filmprojektion“. Messter war Optiker und brachte ab 1896 die ersten brauchbaren deutschen Filmprojektoren auf den Markt und im November des gleichen Jahres eröffnete er in der Friedrichstraße das erste deutsche Kunstlichtatelier und übernahm das Theater Unter den Linden als Kino.
Mechau begann sich für das Thema zu interessieren und setzte sich intensiv mit der Filmprojektionstechnik auseinander. Doch diese Technik war für Carl Zeiss wohl nicht interessant und Mechau wurde die Unterstützung versagt. Er suchte einen anderen Arbeitgeber und fand ihn in der Ernst Leitz GmbH in Wetzlar. Obwohl Mechau über kein Studium verfügte konnte er konstruktiv als wissenschaftlicher Mitarbeiter tätig werden und erhielt große Freiheiten. In dieser Funktion baute er 1910 seinen ersten Filmprojektor, den er persönlich in regionalen Filmtheatern testete und stetig weiterentwickelte. Das Publikum soll begeistert gewesen sein, zum ersten Mal konnte es Stummfilme ohne flimmern und ruckeln sehen, eine bis dahin unbekannte Qualität. Zudem verhinderte der neuartige Projektort das Reißen des Celluloidfilms und beseitigte damit die häufige Brandursache.
Der nach seinem Erfinder Mechau-Projektor genannte Filmvorführapparat schlug ein wie eine Bombe und wurde bald weltweit eingesetzt. Er war vor dem Ersten Weltkrieg und auch noch danach der einzige serienmäßig hergestellte Projektor ohne Schrittschaltwerk mit kontinuierlichem Filmlauf und optischem Ausgleich. Der Projektor verfügte über einen Spiegelkranz, der aus acht sektorförmigen Spiegeln bestand. Die einzelnen Spiegel folgten der Bewegung des Films, so dass die Eigenbewegung derselben aufgehoben wurde. Sobald der erste Spiegel seine Aufgabe erfüllt hatte trat der zweite in Aktion. Der ganze Spiegelkranz führte eine rotierende Bewegung aus. Weiterentwicklung des Mechau-Projektors wurden weltweit bis Ende der 1930er Jahre eingesetzt.
Mechau vermittelte auch seinen Freund Oskar Barnack zu Leitz, da dort ein Spezialist für die Mikroskop-Forschung gesucht wurde. Barnack sollte später bei Leitz die weltberühmte 35 mm Leica entwickeln.
Der Mechau-Projektor wurde schnell in der ganzen Filmwelt berühmt und gefragt, was Ernst Leitz dazu veranlasste eine Filmprojektoren-Fabrik in Rastatt zu errichten, in der Ernst Mechau leitend tätig war.
1923 war das Jahr der Einweihung des modernsten Lichtspieltheaters seiner Zeit, des Filmpalastes Schauburg in Münster (Westfalen), wo der Mechau-Projektor Modell 3 die technische Attraktion war. Wie die Westdeutsche Filmzeitung in Düsseldorf berichtete, besuchten selten zuvor so viele der höchsten politischen Würdenträger und andere Prominente eine Privatveranstaltung. Henny Porten, Star des dabei gezeigten Spielfilms Geyer-Wally, war einer der vielen Premierengäste aus der Filmindustrie. Emil Mechau war als Erfinder des Kinoprojektors ebenfalls eingeladen und sein Gerät wurde als Meisterwerk der deutschen optischen und feinmechanischen Industrie in den höchsten Tönen gelobt und gefeiert.
1931 wurde Emil Mechau, in einer besonderen Festveranstaltung in Berlin durch die Deutsche Kinotechnische Gesellschaft (DKG, heute FKTG), als viertem Preisträger ihre höchste Auszeichnung, die Oskar-Messter-Medaille, verliehen. Die Medaille war die öffentliche Anerkennung seiner jahrelangen, unermüdlichen Anstrengungen als Erfinder auf dem Gebiet der Filmtechnologie. Obwohl es harten Wettbewerbes zwischen den besten Ingenieuren und Optik-Wissenschaftlern seiner Zeit gab, war Mechau der Einzige, der mit seinem Projektor darin Erfolg hatte, eine kontinuierliche Bewegung des Filmes mittels optischem Ausgleich zu realisieren.
Doch dann kam ab 1925 der Tonfilm auf und der finanzielle Aufwand für die entsprechenden Weiterentwicklungen überforderte die Möglichkeiten von Ernst Leitz, der deshalb seine Filmprojektoren-Fabrik in Raststatt incl. aller gewerblichen Schutzrechte an die AEG verkaufte. Mechau arbeitet daher ab 1929 für die AEG.
Neben seinen Entwicklungen in der Projektoren-Technik entwickelte Mechau auch einen 180-Zeilen Linsenkranz-Abtaster für das junge „mechanische Fernsehen“. Im Fernsehen der Pionierzeit wurde die Bildzerlegung und -zusammenfügung durch die sogenannte Nipkow-Scheibe realisiert. Mit zunehmend höherer Bildauflösung und Bildqualität stieß die Nipkow-Scheibe, die nach ihrem Erfinder Paul Nipkow benannt war, an ihre technischen Grenzen. Mechaus Linsenkranz-Abtaster hingegen war der Fortschritt: Auf einer schnell rotierenden Trommel war für jede Zeile eine Linse angebracht, so dass das Bild zeilenmäßig abgetastet werden konnte. Diese Abtastung war viel lichtstärker als alle anderen Verfahren, zudem konnten mit dieser Technologie erheblich größere Bilder realisiert werden. Dennoch blieb Mechau mit dieser Erfindung der große Durchbruch verwehrt, die er zur Berliner Funkausstellung 1934 vorstellte; der Zweite Weltkrieg war schuld.
Biografie des Erfinders Emil MechauMechau arbeitet jedoch weiter an seiner Fernseh-Technologie und ging dafür 1935 zur AEG-Tochter Telefunken. Zudem entwickelte er die erste fahrbare Fernsehkamera der Welt, das Ikonoskop, auch Bildfänger oder Fernseh-Kanone genannt. Diese Kamera von Mechau wurde für die historischen Fernsehübertragungen bei den Olympischen Spielen 1936 in Berlin eingesetzt und von Walter Bruch bedient. Das Ikonoskop verfügte über eine Bildauflösung von 180 Zeilen und 25 Bildern/s, das Objektiv über 1,60 m Brennweite, einen Linsendurchmesser von 40 cm bei einem Gewicht von 45 kg und einer Gesamtlänge von 2,20 m.
1937 stellte Mechau auf der Pariser Weltausstellung 1937 den ersten Lichtpunkt-Abtaster vor. Für diese Entwicklung/Erfindung erhielt er den Grand Prix in der Kategorie Innovation und Entwicklung. Für die Olympischen Spiele 1940 in Helsinki hatte Mechau einen 375-Zeilen-Lichtpunkabtaster sowie eine neue Fernsehkamera entwickelt. Beides kam wegen des ausbrechenden Krieges nicht mehr zum Einsatz. Während des Krieges musste auch AEG/Telefunken sich der Kriegsproduktion unterordnen.
Emil Mechau starb nur wenige Wochen nach Kriegsende im Alter von 63 Jahren durch einen tragischen Unfall. Es heißt, er habe einem sowjetischen Soldaten auf dessen Wunsch bei der Entschärfung einer Handgranate geholfen, die dabei explodierte.
Emil Mechau war ein großer deutscher Erfinder und Konstrukteur der die Entwicklung der Film- und Fernsehgeschichte maßgeblich beeinflusste und voran brachte.

Ein verlorener Schatz – die Reichskrone

Zeichen der Macht der Könige und Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation waren die Reichskleinodien: Reichskrone, Reichskreuz, Reichsschwert, Heilige Lanze sowie bei der Krönung das Zepter und der Reichsapfel.
Reichskrone, Künstler: Johann Adam Delsenbach Zeichnung von 1751Über diese Reichskleinodien, ihre Herkunft, ihr Alter, ihre Herstellung gibt es keine verlässlichen Angaben. Ihre Geschichte besteht aus Mythen, Legenden und auch aus wissenschaftlichen Hypothesen, die Beweise dafür fehlen jedoch.
Die Krone selbst, und ihr wichtigster Edelstein – der Waise – gelten als Symbol für die Reichsidee des Heiligen Römischen Reiches sowie für Herrschaft und Macht der Könige bzw. Kaiser. Eine Krönung ohne die Insignie Reichskrone galt als illegitim und wurde nicht anerkannt. Auch der religiös fundierte Führungsanspruch des Herrschers wurde durch verschiedene in die Krone eingearbeitete Zeichen symbolisiert.
Die Reichskrone ist nach bislang dominierender Ansicht frühestens für Otto I. (912-973) und spätestens für Konrad II.(990-1039) angefertigt worden, wobei die einzelnen wissenschaftlichen Meinungen jedoch weit auseinander gehen.
Die erste schriftliche Beschreibung der Reichskrone stammt jedoch erst aus dem Jahr 1198, als Walther von der Vogelweide zur Krönung Philipps von Schwaben ein Spruchlied verfasste.
Im Mittelalter war das Königtum weitestgehend eine Reiseherrschaft. Daher wurde die Reichskrone, wie auch die anderen Reichsinsignien, nur zu besonderen Anlässen mitgeführt. In der Regel wurden sie an sicheren Plätzen in Reichsburgen, Klöstern oder an anderen sicher gewähnten Orten verwahrt.
Während der Hussitenkriege von 1419 bis 1436 kam es zu einer Zäsur. Die böhmischen Hussiten versuchten sich der Reichskleinodien zu bemächtigen, die zu jener Zeit auf Burg Karlstein aufbewahrt wurden. König Sigismund gelang es zwar, den Schatz nach Ungarn auf die Burg Visegrád zu retten, dort waren die Kleinodien aber auch nicht sicher, da Ungarn nicht zum Reich gehörte, obwohl Sigismund zu dieser Zeit ebenfalls ungarischer König war.




Die wohlhabenden Reichsstädte waren im 15. Jahrhundert bedeutende Stützen des HRR. Eine der größten und bedeutendsten Reichsstädte war damals Nürnberg. So kam es, dass Kaiser Sigismund mit der Stadt Nürnberg verhandelte, um die Reichskleinodien auf ewige Zeiten, unwiderruflich und unanfechtbar aufzubewahren. Zu diesem Zweck verlieh er der Stadt am 29. September 1423 das Privileg „Hort des Reichsschatzes“. Die Verleihungsurkunde spricht dabei von den Kleinodien als unser und des Heiligenreichs Heiligtum. Die Kleinodien sollten fortan jährlich am vierzehnten Tag nach Karfreitag öffentlich bei den sogenannten Heiltumsweisungen gezeigt werden. Von diesem Zeitpunkt an verließen die Reichskleinodien Nürnberg nur noch zu den Krönungen der deutschen Könige und Kaiser. Diese Prozedur der Verwahrung wurde bis Ende des 18. Jahrhunderts beibehalten.
Mit den Napoleonischen Kriegen und dem Vorrücken der französischen Truppen gegen Deutschland geriet auch Nürnberg in das Visier der Franzosen. Daher musste der Nürnberger Magistrat seinem Verwahrungsauftrag gemäß verfahren. Der Nürnberger Oberst Johann Georg Haller von Hallerstein wurde mit der Rettung der Reichskleinodien betraut. Dieser übergab den Schatz schließlich dem kaiserlichen Prinzipalkommisär am immerwährenden Reichstag in Regensburg, Freiherrn Johann Aloys Josef Freiherr von Hügel, der sie mit Bewilligung des Kaisers in seine Verwahrung nahm und sie am Hof der von Thurn und Taxis in Regensburg verwahrte.
Doch schon bald war der Schatz auch in Regensburg nicht mehr vor dem Zugriff der Franzosen sicher. Daher schaffte man, natürlich heimlich, die Reichskleinodien nach Wien und übergab sie der kaiserlichen Schatzkammer.
Napoleon gewann den Krieg, ließ sich zum Kaiser krönen und gründete den Rheinbund. Daraufhin legte Franz II. am 6. August 1806 die Krone des Heiligen Römischen Reiches nieder. Jedoch hatte Franz bereits 1804 das Kaisertum Österreich proklamiert, für das allerdings die Hauskrone Rudolfs II. verwendet wurde.
Dennoch war das HRR aufgelöst und erloschen und damit hatten auch die Reichsinsignien ihre Bedeutung verloren. Sie waren somit nur noch ein Schatz ohne Symbolkraft, der für eine fast tausendjährige Geschichte stand. Die einstigen Reichsinsignien blieben zwar in Wien, wurden jedoch zu Museumsstücken.
Dort verblieben die Reichskleinodien zunächst bis 1938. Nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich bestimmte Adolf Hitler, dass diese wieder nach Nürnberg zu bringen seien. Dort wurden sie bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges verwahrt. Am 4. Januar 1946 wurden die Reichskleinodien auf Veranlassung der amerikanischen Alliierten nach Wien zurückgebracht, wo sie bis heute deponiert sind.
Soweit zur Geschichte der Reichskleinodien, insbesondere der Reichskrone. Deren Alter, Herstellungsort und auch was deren Gestalt symbolisieren sollte, sind stark umstritten und die geltenden Auffassungen zum Teil weit auseinandergehend und spekulativ.
Ich denke etwas zur Geschichte der Reichskrone beitragen zu können, was anscheinend bisher keinem Historiker bekannt wurde.
Stiftsburg in Quedlinburg - Foto: Sternal MediaDie Ottonen, das erste deutsche Königs- und Kaisergeschlecht aus dem Hause der sächsischen Liudolfinger, hatten ihre Hauptresidenz in Quedlinburg. König Heinrich I. gründete auf dem Schlossberg für seine Frau Mathilde ein Damenstift als Witwengut, dass sein Sohn Otto I. nach seiner Krönung 936 bestätigte. Ottos Tochter Mathilde wurde 966 erste Äbtissin des Stifts. Nach dem Tod Ottos II. 983 – Sohn und Nachfolger von Otto I. – gründeten Mathilde und ihre Schwägerin, Kaiserin Theophanu, 986 das Marienkloster. Es befand sich auf dem Münzenberg, der dem Schlossberg gegenüberliegt. Die Nonnen des Marienklosters sollten die Fürsorge für das Seelenheil des verstorbenen Kaisers Otto II. übernehmen.
Das Nonnenkloster wurde bei seiner Gründung reich mit Gütern ausgestattet. Zudem war es damals üblich, Stiftkirchen mit einem Stifts- oder Kirchenschatz zu versehen. Auch der des Marienklosters war prächtig, wertvoll und zudem geschichtsträchtig. Dieser Kirchenschatz beinhaltete unter anderem einen außergewöhnlich großen und reinen Smaragd sowie eine Kaiserliche Krone.
Mit der Reformation ging das Marienkloster unter und wurde aufgegeben. Der Klosterschatz jedoch kam in die Hände des Quedlinburger Damenstifts. Es folgten der Schmalkaldischen Krieg 1546/47. In dieser Zeit war Herzog Moritz von Sachsen Schirmvogt des Quedlinburger Stifts. Moritz lag jedoch im Streit mit seinem Vetter Kurfürst Johann Friedrich von Sachsen. Der Streit endete mit einem Sieg des Kurfürsten der auch gegen Quedlinburg vordrang.
Äbtissin war damals Anna II. aus dem Hause der Grafen von Stolberg-Wernigerode. Kurfürst Johann Friedrich hatte Kenntnis von dem Quedlinburger Schatz bekommen und forderte per Befehl die Herausgabe der Kaiserkrone, des Smaragds, der Reliquie „goldener Arm Sancti Servatii“ sowie 100 kg Silber. Um den Kirchenschatz zu retten und vor dem gewaltsamen Zugriff des Kurfürsten zu bewahren, lies Anna II. ihn heimlich zu ihren Verwandten auf dem Schloss in Wernigerode schaffen. Blick vom Kaiserturm auf dem Armeleuteberg bei Wernigerode zum SchlossDoch wie immer und überall gab es auch hier einen Verräter, der dem Kurfürsten den heimlichen Abtransport mitteilte. Der Kurfürst forderte daraufhin den Grafen von Wernigerode auf, den Schatz herauszugeben. Doch Graf Wolf von Wernigerode weigerte sich angeblich den Schatz herauszugeben.
Dieser von mir geschilderte Ablauf sowie eine Schatzliste sind verbrieft. Jedoch brechen dann die Nachrichten ab. Wo die Krone, der Smaragd und der Goldene Arm abgeblieben sind, bleibt bis heute unbekannt. Es gibt Vermutungen, dass die Wernigeröder Grafen den Schatz aus Sicherheitsgründen in ihre Oberrheinischen Güter schaffen ließen, jedoch gibt es dafür keine Beweise. Die Kaiserkrone ist bis heute verschollen.
Das diese Quedlinburger Kaiserkrone nicht die heute noch erhaltene sein kann ist unstrittig. Diese Reichskrone lag damals bereits gut verwahrt in Nürnberg. Dennoch ist durch die Quedlinburger Akten der Auftraggeber dieser zweiten Kaiserkrone wohl als Otto II. zu identifizieren und auch das Alter der Krone kann sicherlich in die Herrschaftszeit von diesem Kaiser gelegt werden.

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Große Entdecker und Erfinder – Erdölpionier Georg Hunaeus

Erdöl ist für uns ein fossiler Energieträger. Entstanden ist Erdöl aus Biomasse, die vorrangig aus Algen und Meereskleinlebewesen bestand. Besonders in den Randbereichen der Kontinente, die von Ozeanen bedeckt waren – von sogenannten Schelfmeeren, die besonders nährstoffreich waren – sank diese Biomasse auf den Meeresgrund ab. Unter bestimmten Bedingungen zersetzt sich die Biomasse nicht vollständig, es entstand ein Faulschlamm, der von Tonpartikeln und Sedimenten bedeckt wurde. In vielen Jahrmillionen entstanden so Sedimentfolgen mit hohem organischen Anteil. Zum Teil wurden in der Folge diese Sedimentstapel in tiefere Regionen der Erdkruste verschoben. Dadurch erhöht sich der Druck und damit auch die Temperatur, die auf die organischen Substanzen einwirkten. Bei Temperaturen bis etwa 60 Grad Celsius entstehen aus dieser Biomasse Kohlenstoffverbindungen, die als Kerogene bezeichnet werden. Erhöhte sich die Temperatur weiter – bis auf etwa 170 Grad Celsius – werden aus den Kerogenen flüssige Kohlenwasserstoffe: Erdöl. Bei Temperaturen, die 170 Grad Celsius überschreiten bildet sich in der Regel Erdgas.
Erdöl besitzt eine relativ geringe Dichte, die noch unter der von Wasser liegt. So kommt es häufiger vor, das beim Fehlen einer nach oben abdichtenden Gesteinsschicht das Erdöl auch aus größeren Tiefen bis an die Erdoberfläche aufsteigt. Dort wandelt sich das normalerweise relativ dünnflüssige Öl durch die Reaktion mit Sauerstoff und den Verlust leicht flüchtiger Bestandteile in eine teerartige Substanz, sogenanntes Bitumen oder Asphalt, um.
In dieser Form ist es den Menschen schon vor tausenden von Jahren augenscheinlich geworden. Und nicht nur dass, sie fanden zudem Anwendungen für diesen Bitumen. So wurde es durch vermischen mit anderen Substanzen zum Abdichten von Bootsplanken eingesetzt. Bei Griechen, Römern und Byzantinern kam es sowohl als Schmierstoff wie auch als Brennstoff zum Einsatz.
Über fast 2000 Jahre fand beim Erdöleinsatz kaum eine Weiterentwicklung statt. Den Menschen fehlte wohl auch eine Erklärung, woher dieses klebrige Material stammte.
Am 24. März 1802 wurde Georg Christian Konrad Hunaeus in Goslar geboren. Er entstammte einer alten Bergmannsfamilie, sein Vater war Bergfaktor und sein Großvater Zehnter beim Bergamt. Nach Abschluss der Schule ging Hunaeus 1819 nach Clausthal um an der dortigen Berg- und Forstschule zu studieren. Nach Abschluss seiner Studien als Markscheider wurde er um 1821 in dieser Funktion bei der Clausthaler Bergbauverwaltung eingestellt. Ein Markscheider war damals eine Art Vermessungsingenieur, spezialisiert auf Bergbauaufgaben.




Hunaeus drängte es jedoch nach Weiterbildung und so nahm er 1823 ein Studium an der Universität Göttingen auf. Sein Studium der Mathematik, Geometrie und Geodäsie schloss er 1825 ab. Neben seiner Tätigkeit als Markscheider wirkte er als Lehrer an verschiedenen Bildungseinrichtungen. 1834 siedelte Hunaeus als Oberlehrer nach Celle über. Obwohl er auf Grund seiner Lehrtätigkeit den Doktortitel erhielt, galt sein Interesse auch weiter der Geologie. Er vermass und kartierte seine Heimat und erlangte dadurch großes Ansehen. Später lehrte er am Polytechnikum in Hannover und wurde 1857 als Professor berufen.
Georg Hunaeus - ErdölpionierNachhaltig in die Geschichtsbücher brachte sich der Professor aus dem Harz aber durch seine praktischen bergbaulichen Kenntnisse. Die setzte er in der Lüneburger Heide, in Wietze bei Celle, ein. Dort waren schon seit Jahrhunderten kleine Teiche bekannt, die nicht mit Wasser sondern mit einer dickflüssigen, bläulichen Flüssigkeit gefüllt waren. Diese zähe Flüssigkeit – Erdöl – war zu bis zu dieser Zeit noch nicht verifiziert. Das „Erdpech“ wie es bezeichnet wurde, fand verschiedensten Einsatz als Arznei, Schmier- und Dichtmittel. Mehr aber wusste man nicht. Daher waren diese „Erdpechseen“ für Hunaeus und seinen Studienfreund, Salineninspektor Hahse, von grundlegendem wissenschaftlichen Interesse. Es muss allerdings erwähnt werden, dass zu jener Zeit nicht nach Erdöl, sondern nach Braunkohle Ausschau gehalten wurde. Und die beiden Bergbauspezialisten vermuteten unter den „Erdpechseen“ entsprechende Braunkohlelagerstätten. So wurden sie vom Innenministerium in Hannover mit entsprechenden Bohrungen beauftragt, deren Leitung Georg Hunaeus übertragen wurde. Diese Tiefbohrungen in Wietze in den Jahren 1857 bis 1859 waren garantiert die ersten ihrer Art in Deutschland. Und sie waren mit großer Wahrscheinlichkeit auch die ersten weltweit! Dennoch brachten sie nicht den gewünschten Erfolg, denn statt Braunkohle fand man Erdöl.
Ein Harzer Bergbaufachmann hat also Bergbaugeschichte geschrieben und einen nicht unwesentlichen Beitrag zur Erdölentdeckung und somit zur Industrialisierung geleistet. Die praktische Auswertung und die wirtschaftliche Nutzbarkeit fanden zwar erst etwa 20 Jahre später statt, was den Leistungen von Prof. Dr. Hunaeus aber keinen Abbruch tut. Schließlich gingen die Bohrungen, mit den einfachen technischen Möglichkeiten, über 40 m tief und waren zudem wohl die ersten ihrer Art.
Für seine Verdienste wurde Prof. Dr. Hunaeus zum Geheimen Regierungsrat ernannt. Kurz nach seinem 80. Geburtstag starb Georg Hunaeus 1882 in Hannover. Sein Name bleibt für immer mit der Entwicklung der Erdölindustrie verbunden, die vor über 150 Jahren in der Lüneburger Heide begann.