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Über openthedoor

Geboren 1956 in Gernrode/Harz, wo ich bis heute zuhause bin. Ausbildung: Realschule, abgeschlossene Lehre als Werkzeugmacher und Flugzeugmechaniker, Studium der Ingenieurwissenschaften mit Diplomabschlüssen, Weiterbildung in Betriebswirtschaft und Publizistik. Berufliche Stationen: Manager in der Metallindustrie, Messgeräteindustrie, Holz- und Möbelindustrie, Fleisch- und Lebensmittelindustrie, Landwirtschaft, Unternehmensgründer, Geschäftsführer, Unternehmensberater, Erfinder, Patentinhaber, Publizist, Journalist, Buchautor, Herausgeber, Verleger, Radioredakteur und Moderator.

Das Raubgold der Nationalsozialisten Teil 4

Um Ihnen einen Eindruck zu verschaffen, wie es in diesen letzten Kriegstagen zuging und wie einfach es war sich persönlich zu bereichern, möchte ich im Folgenden über eine wahre Begebenheit berichten. Es ging in dieser Geschichte nicht um Nazi-Gold, jedoch schon um viel Nazi-Geld.
Die Begebenheit wurde von Dr. Dietrich Wilde (1909-1986) in seinem Buch „In jenen Jahren“ aufgeschrieben. Das Buch stellt eine Dokumentation der Ereignisse 1945 in der Harzregion um Quedlinburg, sowie der Folgejahre in Sachsen-Anhalt dar. Der Autor war Strafverteidiger im 3. Reich und wurde zum Kriegsende als Bürgermeister der Kleinstadt Gernrode eingesetzt. Danach war er Richter und Gerichtsdirektor in Quedlinburg, Magdeburg und Halle, bis er 1948 in den Westen flüchtete. Danach war er bis zu seiner Pensionierung 1972 für 24 Jahre Stadtdirektor von Peine sowie längere Zeit Vizepräsident des Deutschen Städtetages. Sein Buch „In jenen Jahren“ erschien 1975 und war in den alten Bundesländern recht erfolgreich. Ich habe 2014 die Rechte an dem Buch erworben und es neu herausgegeben
„Ein Kriegsgewinnler:
In den letzten Kriegsmonaten hatte der Oberstabsindendant Breitenberg, aus dem Zahlmeisterstande bei der Reichswehr in der Wehrmacht zum Verwaltungsleiter einer militärischen Ausbildungsstätte in Berlin befördert, seine Dienststelle aus der Reichshauptstadt in weniger gefährdete Landstriche zu evakuieren. Die Rekruten seiner Dienststelle waren ohnehin teils schon an die Front geschickt, teils in mehrere Studentenkompanien in kleinere Universitätsstädte verlegt worden. Die Tätigkeit des Herrn Oberstabsintendanten und seiner wenigen Mitarbeiter, lediglich Unteroffizier und Gefreite, war damit fast auf Null gesunken, aber wie bei so vielen Wehrmachtsdienststellen existierte die Bürokratie mit ihren Akten, Registraturen, Papieren und Stempeln bis zum Ende an mancherlei Evakuierungsorten weiter, ohne dass irgendjemand zu sagen gewusst hätte, was für Aufgaben noch zu erledigen waren. Breitenberg, dessen Ernährungszustand Kraft seiner besonderen Begabung für Kungelgeschäfte bemerkenswert erfreulich war, hatte durch das Heimatdorf Stecklenberg, unterhalb der Ruine der Lauenburg am Ostharzrand, eine nützliche Verbindung zu den Parteigewaltigen dieser, im Windschatten des Krieges liegenden Region, die dem Bombenkrieg nur aus den Kondensstreifen der nach Osten fliegenden Pulks kannte. In diesen friedlichen Regionen schlug Breitenberg im Januar 1945 sein Quartier in mehreren Räumen der NS-Gaufrauenschule in der „Semmelvilla“ des alten Fräulein Lake in Gernrode auf. Die Schule hatte ihre Ausbildungsstätte zum Jahresende 1944 geschlossen und die noch restlichen BDM-Schülerinnen als Dienstverpflichtete in Rüstungsbetriebe geschickt.

Blick nach Stecklenberg
Blick nach Stecklenberg

Als ich am 1. Mai 1945 mein Bürgermeisteramt in Gernrode/Harz angetreten hatte, zählten Breitenberg und seine Frau zu meinen ersten Besuchern. Ich kannte beide von früheren Aufenthalten in Stecklenberg, wo Frau Breitenbergs Eltern eine große Kirschplantage und ausgedehnte Äcker besaßen, die Frau Breitenberg inzwischen geerbt hatte. Er trug natürlich Zivil und erzählte, dass er der Kriegsgefangenschaft entgangen sein, weil er sich im Hause seiner Frau in Stecklenberg habe verstecken können. Sein Besuch galt der Bitte, den großen parkähnlichen Garten der Semmelvilla, in der der amerikanische Stadtkommandant inzwischen seine Residenz eingerichtet hatte, zwecks Ausgrabung von mehreren dort versteckten Vorräten betreten zu dürfen. Er habe da allerhand Lebensmittel, Konserven, Reiskisten und Spaghetti-Behälter, aber auch Weine und Spirituosen versteckt. Er bot mir eine Erfolgsbeteiligung an, wenn ich ihm zu seiner Kriegsreserve verhelfen könne. Ich lehnte das rundweg ab, schon weil ich die versteckten Waren sofort hätte beschlagnahmen müssen, aber auch, weil das Grundstück Tag und Nacht von G.I.s bewacht wurde.
Ich warnte Breitenberg, eigenmächtig vorzugehen, die Amerikaner würden ihn ohne Zweifel sofort verhaften und vor ein Kriegsgericht stellen. Wie ich später erfuhr, hat er meinen Rat jedoch nicht beachtet. Er hatte gehört, dass die Grundstückseigentümerin, Fräulein Lake, die Erlaubnis erhalten hatte, ihr Grundstück zu Arbeiten im Gemüsegarten stundenweise zu betreten, und er machte sich auf Grund des Versprechens erheblicher Beteiligung an der Beute, mit Erfolg an sie heran. Er gewann sie, die Vorräte nach und nach auszugraben und die Sachen in ihren Kleidern und Körben herauszuschaffen. Breitenberg gab ihr einen Lageplan und Fräulein Lake grub und grub. Bald stieß sie auf das Versteck, weil sich die Erde sehr leicht heraushob. Ihr und sein Erstaunen waren jedoch grenzenlos, als sie nichts mehr vorfanden. Breitenbergs Hilfspersonal, das bei nahendem Kriegsende unter seiner Aufsicht die Proviantkisten vergraben hatte, war schneller gewesen und hatte sich, bevor es sich vor dem Einmarsch der Amerikaner in alle Winde zerstreute, selbst bedient.




Aber ein anderer sehr lukrativer Streich war ihm doch geglückt. Aus seiner Berliner Dienstzeit wusste er, dass der Sold für die Wehrmachtsangehörigen von den einzelnen Reichsbankfilialen an die Zahlmeister ausgezahlt wurde. So hatte er sich zwei Tage vor dem Einrücken der Amerikaner per Fahrrad, in voller Uniform, in die zuständige Reichbankfiliale nach Quedlinburg begeben und es verstanden, sich dem dortigen Filialleiter, der sich schon in Untergangspanik befand, einige hunderttausend Reichsmark unter dem Vorwand aushändigen zu lassen, den Sold an einige hundert Lazarettinsassen in Gernrode und Suderode angeblich im Voraus zu zahlen; schließlich sei es besser, dass bei der Reichsbank lagernde Geld den Verwundeten zuzuführen, als es vom einrückenden Feind beschlagnahmen zu lassen. Das war einleuchtend und so trat der Oberstabsintendant (Anm. des Autors: Rang im Verwaltungsdienst der Wehrmacht, gleichzusetzen mit dem Rang eines Majors bei der Truppe) mit einem Rucksack, voll mit einigen hunderttausend Reichsmark kräftig in die Pedale heimwärts gen Stecklenberg. Leider war er nicht mehr dazu gekommen, den Sold auch auszuzahlen, inzwischen hatten Vorauseinheiten der Amerikaner die Harzränder längst besetzt. Die Banken waren alle geschlossen und die Konten gesperrt worden.

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Aber wer genügend Bargeld besaß, hatte noch immer das Lachen. Und das besaß in diesen Wochen des totalen Chaos allein der ehemalige Oberstabsindendant – so viel, dass er sich schon im frühen Sommer 1945 zum Erstaunen aller Dorfbewohner eine Villa in Stecklenberg bauen konnte. Kurz nach der Fertigstellung der neuen Villa wechselte aber die Besatzungsmacht und unter den Russen wurde Breitenberg der Boden zu heiß. Er verkaufte die Villa zu einem Bruchteil ihres Wertes und zog sich nach Berlin zurück, wo im Westteil der Stadt inzwischen die die Westalliierten die Russen abgelöst hatten. Bis zu seinem Tode, gut zwanzig Jahre später, verzehrte er hier in Ruhe seine Pension und den ergaunerten und unterschlagenen Wehrmachtssold, wobei er öffentlich häufig darüber räsonierte, dass der Russe ihn um sein bisschen Hab und Gut gebracht hatte.“
Von solchen NS- und Wehrmachtsangehörigen, die in den Letzten Tagen noch ihr Scherflein ins Trockene brachten, gab es eine ganze Menge. Und nach dem Zusammenbruch des NS-Regimes interessierte sich keiner mehr dafür, sofern diejenigen sich keiner NS-Verbrechen schuldig gemacht hatten. Das war übrigens auch nach dem Zusammenbruch der DDR nicht anders!
Demnächst: Wie führende Nazis Gold und Geld für persönliche Zwecke ins Ausland schafften um nach dem Krieg davon in Wohlstand zu leben.

Das Raubgold der Nationalsozialisten Teil 3

Am 20. November 1940 hatte sich Ungarn, gefolgt von Rumänien und der Slowakei, dem starken deutschen Druck gebeugt und war dem Dreimächtepakt, der zwischen dem Deutschen Reich, Italien und Japan geschlossen worden war, beigetreten. Einerseits wollte Ungarn sich zwar nicht vollständig von Deutschland abhängig machen, andererseits hatte es jedoch territoriale Ansprüche in Richtung Balken – die Rückgewinnung Großungarns – die sich nur mit Hilfe von Deutschland und Italien erfüllen ließen.
In der Folge kämpfte Ungarn an der Seite des Deutschen Reiches – so auch im Russlandfeldzug. Nachdem die Ungarn aus dem Bündnis aussteigen wollten und sich den Alliierten zuwandten, wurde es von Deutschland annektiert. Am 19. März 1944 fielen aus den Räumen Belgrad, Zagreb, Wien und Krakau acht Divisionen in Ungarn ein. Die bewaffneten Kräfte Ungarns leisteten keinen Widerstand, Miklós Horthy blieb als Staatsoberhaupt im Amt. Diese Operation Margarethe war über ein halbes Jahr vorbereitet worden. Vom Tag der Besetzung an wurden die ungarischen Juden per Dekret enteignet.
Ab dem 15. Mai 1944 wurde das Sondereinsatzkommando Eichmann der SS aktiv. Von den etwa 800 000 ungarischen Juden wurden bis zum 9. Juli etwa 437 000 deportiert und fast ausnahmslos ermordet. Die Aktion wurde in großer Eile durchgeführt, denn die Rote Armee näherte sich Zusehens. Den zu diesem Zeitpunkt noch nicht deportierten Juden blieb diese Schicksal zumeist erspart, dennoch wurden sie alle ihres Besitzes beraubt.
Auf Grund der näher rückenden Rotarmisten, beschlossen die nazitreuen ungarischen Pfeilkreuzler Anfang 1945, die den Juden geraubten Wertsachen nach Deutschland zu schaffen. Im März 1945 soll an der österreichisch-ungarischen Grenze ein Güterzug mit 46 Wagons abgefahren sein: 24 dieser Wagons waren angeblich mit jüdischem Raubgut beladen. Die Ladung des gesamten Zuges soll aus Kisten voller Gold, Silber, Juwelen, Schmuck, Münzen, Bargeld, edlem Geschirr, wertvollen Gemälden, teuren Teppichen und vielen anderen Wertsachen bestanden haben. Im Tiroler Hopfgarten, nahe Kitzbühel, soll ein Angehöriger der Pfeilkreuzler viele Kisten aus dem Zug abgezweigt und per LKW abtransportiert haben: Verbleibt unbekannt. Der Zug, der „Goldzug“ genannt wurde, ist danach angeblich in Bad Gastein im Tauerntunnel versteckt worden. Am 11. Mai soll der Zug bei Böckstein im Salzburger Land die US-amerikanische Besatzungszone erreicht haben. Der Zugbegleiter László Avar übergab den Zug am 16. Mai schließlich in Werfen der US-Armee. Die Wagons wurden dann von den Amerikanern ausgeladen und die wertvolle Fracht in einer Kaserne In Salzburg eingelagert. Das verbliebene Raubgut wurde von US-Behörden auf etwa 150 Millionen damalige US-Dollar geschätzt.
Danach sollen sich US-Soldaten und -Offiziere eigenmächtig am Raubgut bedient und persönlich bereichert haben. Ein Verzeichnis vom Zuginhalt ist wohl nie erstellt worden. Ende 1945 wollte Gideon Rafael von der Jewish Agency for Israel (Israelische Einwanderungsbehörde) das Raubgut besichtigen, was ihm jedoch verwehrt wurde. Als die Agency im Jahr 1946 dann die Genehmigung erhielt das Lager zu besuchten, waren von den 24 angekommenen Wagons nur noch 16 vorhanden. Später wurde ein Teil der Gegenstände unter der Regie der UN-Flüchtlingskommission in New York bei Auktionen veräußert. Auch davon existieren keine Unterlagen, weder von den angeblich versteigerten Stücken, noch von deren Erlös und auch wo der Rest abgeblieben ist, bleibt bis heute unklar.
Über Jahrzehnte verhandelten die USA und Ungarn über eine Rückerstattung von in den USA befindlichen Gegenständen des Raubgutes nach Ungarn: ohne nennenswerten Erfolg. 1978 wurde dennoch vom US-Außenminister Cyrus Vance die ungarische Stephanskrone nach Ungarn zurückgeführt. Diese über tausend Jahre alte ungarische Königskrone aus Gold, besetzt mit wertvollen Edelsteinen, kann wohl allein auf ein paar Millionen Euro geschätzt werden.




Bill Clinton setzte dann 1998 die „Presidential Advisory Commission on Holocaust Assets in the United States“ ein, die u. a. den Verbleib der Schätze des „Goldzugs“ klären sollte. Deren Bericht brachte auf vier Seiten allerdings wenig Erhellendes. Inzwischen hatten 33 ungarische Holocaust-Überlebende Klage eingereicht. Sie erreichten im Jahr 2005 einen Vergleich: Die US-Regierung zahlte 25,5 Millionen Dollar für Sozialhilfeprojekte zugunsten ungarisch-jüdischer NS-Opfer.
Auch in Polen, im ehemaligen Schlesien, wird seit Jahrzehnten ein Goldzug der Nazis vermutet und gesucht. Karl Hanke, Gauleiter von Niederschlesien, und ein glühender Verehrer Hitlers, hatte Breslau bis aufs Blut verteidigt. Bevor die Sowjets Breslau einnehmen konnten soll er eine Lieferung mit Raubgut auf den Weg gebracht haben. Bewiesen ist diese These bis heute nicht, jedoch der Goldzug von Ungarn ist erwiesen und warum soll nicht auch einer aus Polen auf den Weg gebracht worden sein? Wie sagt man in der Kirche: Der Glaube kann Berge versetzen.

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Der angebliche Gold-Zug von Wałbrzych soll von Breslau aus in Richtung Südwesten geschickt worden sein und mit 300 Tonnen Gold, Silber, Kunstwerken und Schmuck beladen gewesen sein. In der Nähe von Waldenburg, dem heutigen Wałbrzych, sei der Zug in einem unterirdischen Stollen der Gegend verschwunden, der zum Projekt Riese gehörte.
Wałbrzych befindet sich in der Woiwodschaft Niederschlesien. Nördlich der Stadt liegt das größte Schloss Schlesiens, das Schloss Książ (früher Schloss Fürstenstein). Die Nationalsozialisten errichteten während des Zweiten Weltkrieges Tunnelsysteme unterhalb des Schlosses und umliegender Berge, die zum Projekt Riese gehörten. Dieses Projekt, geleitet von Rüstungsminister Albert Speer, plante einen gewaltigen unterirdischen Stollenkomplex, der wohl Führerhauptquartier, Oberkommando von Heer und Luftwaffe, Außenministerium und SS-Reichsführung werden sollte. Endgültige und vollständige Erkenntnisse zum Projekt Riese liegen jedoch bis heute nicht vor, da die Pläne nicht mehr auffindbar sind und von den Nazis viele Zugänge gesprengt worden.
Seit 2015 wird dort nach dem Goldzug gesucht: Bisher jedoch ohne Erfolg. Sind wir gespannt auf die Zukunft, denn die Polen forschen und suchen weiter.
Demnächst eine wahre Geschichte: Wie ein Nazigröße am Kriegsende große Geldmengen beiseite geschafft hatten.

Das Raubgold der Nationalsozialisten Teil 2

Wieviel Raubgold die Nationalsozialisten insgesamt beiseitegeschafft haben, darüber gibt es keine verlässlichen Zahlen, nur Schätzungen und Spekulationen. Denn das Raubgold wurde nicht nur in die Schweiz geschafft, in geheimen Depots verwahrt und von Nazigrößen in private Kanäle verschoben, vieles davon wurde während des Krieges auch ausgegeben um Waffen, Rohstoffe und andere Dinge im Ausland zu bezahlen.
Bei allen Diskussionen und Spekulationen um das Nazi-Gold wird folgendes oftmals vergessen: Bereits vor Kriegsbeginn, im Januar 1939 war Deutschland faktisch pleite, alle Finanzreserven waren aufgebraucht. Reichsbank-Präsident Hjalmar Schacht berichtete dies Hitler schonungslos und wurde für seine Offenheit gefeuert und mit ihm das gesamte Reichbankdirektorium. Der Führer wählte statt der Staatspleite den Krieg, um die Kassen wieder zu füllen.
Hitler hatte schon mit der Machtübernahme die Währungsdeckung durch Gold aufgegeben. Die Reichsmark war zur blanken Papierwährung verkommen, für die Deutschland keine Importe vornehmen konnte. Also wurde die Notenpresse ständig aufs Neue angeworfen um die Aufrüstung im eigenen Land zu finanzieren. Die sich so ausbreitende Inflation wurde durch drastische Zwangsmaßnahmen wie Lohn- und Preisstopps ausgebremst.
Deutschlands Nachbarn erkannten die gefährliche Situation, doch nicht alle handelten rechtzeitig oder richtig. Zunächst musste Österreich nach dem Anschluss an Deutschland sein Gold herausgeben. 1939 wurde dann die Tschechei als erstes Land gezwungen seine Goldreserven an Hitler übergeben.
Frankreich und Dänemark brachten ihre Währungsreserven rechtzeitig in Sicherheit, nach Großbritannien und Amerika. Die Niederlande aber wurden überrumpelt. Die fetteste Beute holte Hitler in Belgien und Polen. Beide hatten zwar ihr Gold zunächst bei der Banque de France deponiert, was jedoch schon bald für nicht mehr sicher erachtet wurde. Das Gold wurde nach Dakar in die französische Westafrika-Kolonie verschifft. Aber die Kollaborateure des Vichy-Regimes verrieten Hitler später den Aufenthaltsort. Auf abenteuerlichen Wegen, mithilfe von Kamelen, Schiffen und Bahn, landete es schließlich in Berlin.
Nachdem Italien die Allianz mit Deutschland verlassen hatte, schafften deutsche Truppen das italienische Gold nach Deutschland. Dazu gehörte auch das Gold aus Jugoslawien und Albanien, das sich Mussolini zuvor angeeignet hatte.
Das von den Nationalsozialisten geraubte Währungsgold lässt sich noch beziffern. Es sollen insgesamt etwa 517,5 t Gold gewesen sein. Bei dem aus der Bevölkerung eingezogenen Gold sowie bei dem von den Juden geraubten Gold gibt es jedoch keine verlässlichen Zahlen.
Schon vor Kriegsende hatten die Alliierten Spezialkommandos gegründet, die nach dem Raubgold suchen sollten. Zwar hatten die deutschen Kriegsgegner USA, Großbritannien und Sowjetunion sich auf der Jalta-Konferenz im Februar 1945 auf die Teilung Deutschlands in Besatzungszonen verständigt, was Raubkunst und Nazi-Gold betraf, kochten die Alliierten und die Sowjetunion jedoch ihr eigenes Süppchen. So kam es auch, dass die US-Amerikaner entgegen aller Vereinbarungen, zunächst weit in das Gebiet der Sowjets vordrangen. Schon damals bewies sich der Satz von Gorbatschow: „Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben.“ So konnten die schnelleren Amerikaner neben den Forschungs- und Entwicklungsergebnissen der Nazis, wie Flugzeug und Raketentechnik, auch vieles vom Raubgut der Nazis wegschaffen.
Der größte Cup der Amerikaner war wohl diesbezüglich der von Merkers in Thüringen. Als weltgrößte Kalifabrik hatte das Kalibergwerk Merkers der Wintershall AG 1925 den Betrieb aufgenommen. Nachdem gegen Kriegsende Berlin immer stärker von Luftangriffen betroffen war, entschied im Februar 1945 Reichsbankpräsident Walther Funk die Finanzreserven der Reichbank auszulagern. Als Depot wurden die Kalistollen von Merkers in Thüringen ausgewählt. In streng geheimer Mission wurden Kunstgegenstände, Banknoten, Münzen, Goldbarren und andere Edelmetalle per Reichsbahn in die thüringische Provinz geschafft. Im März wurden dann auch die wertvollsten Kunstbestände der Berliner Museen nach Merkers ausgelagert.
Nur wenige Wochen später traf die 3. US-Armee unter General George S. Patton in Thüringen ein, wo sie eigentlich gemäß Jalta-Konferenz nicht zu suchen hatte. Es war der 4. April 1945. Schon zuvor machte unter den Einheimischen das Gerücht von einem riesigen Schatz die Runde. Dieses Gerücht erreichte auch gleich die Amerikaner. Es heißt, dass zwei Frauen die Nazi-Aktionen beobachtet hatten und den Amerikanern das Versteck verrieten. Belegbar ist dieses Gerücht jedoch nicht, aber dennoch glaubhaft. Ausgerüstet mit Waffen und Sprengstoff fuhren die Soldaten mehrere hundert Meter tief in einen Schacht des Kalibergwerkes Kaiseroda und erkundeten mit Fahrzeugen die unterirdischen Gänge – bis sie irgendwann vor einer gewaltigen Stahltür standen, die in eine dicke Ziegelmauer eingelassen war. Die Tür war jedoch mit den vorhandenen Mitteln nicht zu öffnen. So machten sich die Soldaten daran die Ziegelwand, in der die Tür eingesetzt war, aufzusprengen. Dann betraten sie, mit Taschenlampen ausgestattet, die dahinterliegenden Räume. Im Lichtschein, der das Licht der Lampen reflektierenden Salzkristalle, stapelten sich kniehoch abertausende Beutel, Pakete, Kisten und Koffer. Wie viele Behältnisse die Soldaten vorfanden ist wohl nicht überliefert. Jedoch zeigen die Fotos, dass die Salzgrotte von 60 m Länge und 15 m Breite flächendeckend vollgestapelt war. Dort lagerte ein gewaltiger Schatz, vielleicht der größte, der jemals gefunden wurde.




So schnell wie der Nazi-Schatz gefunden worden war, so schnell verschwand er auch aus Merkers. Der Oberbefehlshaber der alliierten Streitkräfte in Westeuropa, General Dwight D. Eisenhower nahm sich dieser widerrechtlichen Aktion persönlich an. Denn eigentlich stand der Schatz von Merkers den Sowjets zu und die näherten sich Thüringen schnell. Der gesamte Fund wurde auf Lastwagen verladen und am 17. April nach Frankfurt/Main gefahren. Da die ganze Aktion der US-Amerikaner mit einer Ausgangssperre für die Bevölkerung verbunden worden war, bildeten sich neue Spekulationen über das, was dort eilig und geheim weggeschafft wurde.
Den wahren Bestand von Merkers kennen wir bis heute nicht. Auch der Verbleib großer Teile des Schatzfundes ist gelinde gesagt weitgehend „unaufgeklärt“. Zwar beauftragte in den 1990er Jahren die US-Regierung eine Historikerkommission mit Untersuchungen zum Stand der Rückerstattung von enteignetem Besitz im Zweiten Weltkrieg. Die Kommission unter Leitung von Staatssekretär Stuart E. Eizenstat listete in ihrem Bericht von 1997 erstmals öffentlich detailliert die Funde von Merkers auf, der Verbleib blieb jedoch weiter unklar. Der amerikanischen Armee waren demnach neben Goldbarren auch weitere Edelmetalle wie Platin und Silber sowie stapelweise Banknoten unterschiedlicher Währungen in die Hände gefallen. Zudem wurden kistenweise Schmuck und Zahngold von ermordeten Juden aufgefunden, was die SS geraubt hatte. Kisten enthielten zudem einmalige Skulpturen, so die weltbekannte Büste der Nofretete. Zum Merkers-Fund gehörten außerdem Gemälde berühmter Meister wie Rembrandt, Dürer und Riemenschneider.
Der Wert des Nazi-Schatzes von Merkers wird auf etwa 238,5 Millionen damaliger US Dollar geschätzt, was heute etwa 2,5 Milliarden Euro entsprechen würde.
Der Verbleib des Nazi-Schatzes sorgt bis heute für viele Spekulationen. Es heißt, dass sich Soldaten und Offiziere umfangreich bedient haben sollen. Auch hält sich das Gerücht, dass ein amerikanisches U-Boot Teile des Schatzes nach Argentinien geschafft haben soll. Andere behaupten, dass ein Teil des Marshall-Planes von dem Nazi-Gold bezahlt worden sein soll.
Dem allen widersprechen zahlreiche Historiker ohne jedoch Beweise vorlegen zu können. Die Experten glauben fest daran, dass die 1946 von den Alliierten gegründete Tripartite Gold Commission das Gold der Reichsbank an die betreffenden Nationalbanken zurückgegeben haben. Zudem bestätigt die National- und die Gemäldegalerie Berlin die Rückkehr von Kunstwerken Mitte der fünfziger Jahre.
Jedoch ist mir keine Bestätigung von einer Nationalbank bekannt, gestohlenes Gold zurückerhalten zu haben. Und wo alle die Schatzgegenstände verblieben sind, deren Besitzer nicht eindeutig zu ermitteln waren, ist auch völlig offen. Der Schatz von Merkers war alles Raubgut der Nationalsozialisten. Wenn man jedoch Raubgut erneut raubt so tritt dadurch noch lange nicht das Gesetz der doppelten Negation in Kraft: Raubgut bleibt Raubgut. Eine eindeutige Aussage zum Verbleib des Naziraubgoldes wäre daher sehr Vertrauensbildend.
Demnächst Teil: der Goldzug