Archiv für den Monat: April 2018

Der Marshall-Plan – die ganze Wahrheit Teil 1

Deutschland hat den Ersten Weltkrieg verloren. Die Ursachen dieses Krieges sind im Hochimperialismus vor dem Hintergrund der Industriellen Revolution und einer damit verbundenen Bevölkerungsexplosion zu suchen. Wirtschaftliche, politische, koloniale und imperiale Interessen in Europa, Amerika und Japan führten zu zahlreichen Krisen, die letztlich im Ersten Weltkrieg mündeten.

Die Kriegserklärung kam von der Österreich-Ungarischen Monarchie, der Kriegsauslöser war das Attentat von Sarajevo am 28. Juni 1914. In dieser Krisensituation erhielt Kaiser Franz Joseph ein Treuebekenntnis des deutschen Kaisers Wilhelm II. der ihm versicherte, „im Einklang mit seinen Bündnisverpflichtungen und seiner alten Freundschaft treu an der Seite Österreich-Ungarns [zu] stehen“. Dieses Bekenntnis des deutschen Monarchen gilt bis heute als Blankocheck an die Österreicher.

Geschichtsschreibung ist keine Naturwissenschaft, sondern immer auch politisch und ideologisch geprägt. Daher ist auch die historische Bewertung des Ersten Weltkrieges von Land zu Land unterschiedlich. Schuld tragen sicherlich viele, „Kriegsbeginnler“ jedoch waren Österreich und Deutschland.

Diese haben mit ihren Verbündeten, den sogenannten Mittelmächten, den Krieg verloren.

Es folgte der Friedensvertrag von Versailles. Zitat Wikipedia: „Bereits am 11. November 1918 hatte der Waffenstillstand von Compiègne die Kampfhandlungen des Ersten Weltkriegs beendet, nicht aber den Kriegszustand. Die deutsche Delegation durfte an den Verhandlungen nicht teilnehmen, sondern konnte erst am Schluss durch schriftliche Eingaben wenige Nachbesserungen des Vertragsinhalts erwirken. Der Vertrag konstatierte die alleinige Verantwortung Deutschlands und seiner Verbündeten für den Ausbruch des Weltkriegs und verpflichtete es zu Gebietsabtretungen, Abrüstung und Reparationszahlungen an die Siegermächte. Nach ultimativer Aufforderung unterzeichnete Deutschland am 28. Juni 1919 den Vertrag unter Protest im Spiegelsaal von Versailles. Nach der Ratifizierung und dem Austausch der Urkunden trat er am 10. Januar 1920 in Kraft. Wegen seiner hart erscheinenden Bedingungen und der Art seines Zustandekommens wurde der Vertrag von der Mehrheit der Deutschen als illegitim und demütigend empfunden.“

Unterschriften unter den Friedensvertrag von Versaille
Unterschriften unter den Friedensvertrag von Versaille

Der Versailler Vertrag brachte keine Ruhe in Europa, zumal ein Friedensvertrag, der angelegt wurde um Deutschland für die Zukunft klein zu halten und zudem von ständigen Drohungen geprägt war, bei Deutschland und seinen Verbündeten wohl auch keine Akzeptanz finden konnte. Der Versuch Deutschland zu maßregeln und wirtschaftlich zu schwächen, führte letztlich zur Machtübernahme der Nationalsozialisten und zur erneuten, zunächst heimlichen Aufrüstung.

Die Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg war keine, die von Diplomatie und demokratischen Prozessen geprägt war. Die Ursachen für den Ausbruch des Zweiten Weltkrieges waren genauso vielschichtig wie die des Ersten Weltkrieges.

Erneut brach Deutschland einen Krieg vom Zaun, den wohl grauenhaftesten in der Weltgeschichte. Jedoch steuerten auch 1939 die europäischen Mächte in sturer Beharrlichkeit, und die Kriegsgefahr im Blick, in den Konflikt.

Den Ausgang des Zweiten Weltkrieges kennen wir alle: Deutschland und seine Verbündeten haben ihn erneut verloren.

Als die deutsche Niederlage Ende 1944 absehbar war, trafen sich die alliierten Staatschefs Franklin D. Roosevelt (USA), Winston Churchill (Vereinigtes Königreich) und Josef Stalin (UdSSR) vom 4. Bis 11. Februar 1945 auf der Krim im dortigen Badeort Jalta. Zur Debatte, in dieser diplomatischen Konferenz, stand eine Aufteilung Deutschlands in mehrere Staaten, in eine Dismembration.

Die Verhandlungen waren sehr schwierig, denn die Alliierten konnten sich mit den sowjetischen Vertretern nicht auf die vollständige Zerschlagung Deutschland im völkerrechtlichen Sinne einigen.

Im März 1945 einigten sie sich darauf, Deutschland nicht zu vollständig zu zerstückeln, sondern das nach Abtrennung der deutschen Ostgebiete verbliebene Territorium als Einheit zu behandeln. Deutschland wurde zunächst in drei, später dann in vier Besatzungszonen aufgeteilt – die Französische Besatzungszone wurde aus Teilen der anderen beiden Zonen der Westalliierten gebildet. Ebenso wurden eine Sektorengrenzen in der Hauptstadt Berlin gezogen.




Es kam jedoch zu weiteren Diskrepanzen zwischen den alliierten Westmächten und der Sowjetunion. Die Alliierten hatten seit dem Beginn ihrer Bombenangriffe 1941 systematisch versucht die deutsche Industrie nachhaltig zu zerstören. Doch sie mussten einsehen, dass ihnen das nur sehr begrenzt gelang. Um die Moral der Deutschen zu brechen wurden insbesondere 1944 – 1945 deutsche Städte und deren Zivilbevölkerung bombardiert. Diese Strategie der zerstörten Städte zeigte Wirkung, sie unterlief jedoch die Genfer Konventionen und somit das humanitäre Völkerrecht, das den Schutz der Zivilbevölkerung garantieren soll.

Dennoch waren die Alliierten der Überzeugung, der deutschen Industrie schwersten Schaden zugefügt zu haben, was sich als Fehleinschätzung herausstellen sollte.

Auch war es den Alliierten, allen voran den US-Amerikanern, wohl schon lange vor Kriegsende klar, dass es nach dem Krieg zu wirtschaftlichen und ideologischen Auseinandersetzungen zwischen den unterschiedlichen Gesellschaftssystemen Kapitalismus und Sozialismus kommen würde.

Dieses Wissen führte zu ersten erheblichen Diskrepanzen zwischen Amerikanern und Sowjets. Die künftigen Hoheitsgrenzen im besiegten Deutschland waren zwar festgeschrieben, dennoch wagten sich die schneller vordringenden US-Amerikaner tief in die zukünftige sowjetische Zone hinein. Offizieller Tenor waren die Kampfhandlungen gegen die versprengten restlichen Militäreinheiten der Nationalsozialisten sowie die Befreiung von KZ-Angehörigen und Zwangsarbeitern. Jedoch lag ein wesentlicher Schwerpunkt des Handelns der amerikanischen Einheiten in der vereinbarten sowjetischen Zone auch darin, technisches, militärisches und industrielles deutsches Knowhow vor dem Zugriff der Sowjetunion zu sichern und außer Landes zu schaffen. Ähnlich wurde auch mit deutschen Wissenschaftlern und Spezialisten sowie deutschem Kulturgut verfahren.

Dieses US-amerikanische Vorgehen führten zu schweren Dissonanzen zwischen den beiden Großmächten und Kriegsgewinnlern.

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Als der Krieg zu Ende war, trafen sich die Vertreter der Siegermächte auf der Potsdamer Konferenz und die gegensätzlichen Ansichten und Ziele wurden deutlich sichtbar. Zu dieser Zeit bestand noch ein Konsens über die Forderung von Reparationen von Deutschland, deren Höhe aber umstritten war. Von den Alliierten wurde 1945 noch der Morgenthau-Plan favorisiert. Er sah vor Deutschland zu entindustrialisieren und zu einem Agrarland zu machen. Das sollte langfristig verhindern, dass Deutschland je wieder einen Angriffskrieg führen könne. Durch den Abbau der Industrieanlagen als Reparationen sollte der Wiederaufbau in Europa zudem finanziert werden. Doch die Sowjetunion willigte in diesen Plan, in dem sie zudem nur als eine Art Juniorpartner der USA auftreten sollte, nicht ein. Die Sowjets hatten mit den östlichen Teilen Deutschlands anderes vor!

Mehr dazu demnächst.

Die Suche nach dem Garten Eden, dem Paradies: Teil 4

Der Garten Eden – das Paradies – wird seit vielen hundert Jahren gesucht. Wissenschaftler jeglicher Couleur versuchten sich daran, wurden jedoch von der Kirche nach Möglichkeiten dabei behindert.

Sicherlich kannte die Katholische Kirche schon lange Zeit geschichtliche Zusammenhänge zur biblischen Schöpfungsgeschichte, die diese in ein fragwürdiges Licht stellte. Jedoch hält die Kirche bis heute an der uralten Devise fest „was nicht sein kann, das nicht sein darf“.

In der Neuzeit entstanden nach und nach neue Wissenschaften: Grammatologie, Archäologie, Geschichtswissenschaften und Geowissenschaften sind einige davon. Es wurden sehr alte Karten entdeckt – darunter die sogenannte vatikanische Karte – auf denen das Paradies eingezeichnet war. Jedoch konnten diese Karten bis heute nicht aufgelöste werden. Dann wurden uralte Schriftrelikte entdeckt, die letztlich untermauerten, dass bereits die Babylonier die Schöpfungsgeschichte wohl kannten und auch den Garten Eden und das bereits etwa 1000 Jahre bevor Christentum und Bibel entstanden.

Friedrich Delitzsch (1850–1922)
Friedrich Delitzsch (1850 – 1922)

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts trat dann ein gewisser Friedrich Delitzsch ins Licht der Öffentlichkeit. Delitzsch wurde 1850 in Erlangen geboren und war Sohn des Theologen Franz Delitzsch. Nach dem Studium der orientalischen Sprachen promovierte er in semitischen Sprachen und in Assyriologie. Bereits 1877, als bereits mit 27 Jahren wurde er in Leipzig Professor, später auch in Breslau und Berlin. Er war Mitbegründer und Förderer der Deutschen Orientgesellschaft und seit 1899 Direktor der Vorderasiatischen Abteilung der Königlichen Museen. Besondere Verdienste erwarb sich Delitzsch bei der Erforschung vorderasiatischer Sprachen. Dann trat er mit alttestamentarischer Textkritik an die Öffentlichkeit. Weiteren Kreisen wurde er bekannt durch seine in zahlreichen veränderten Fassungen und Übersetzungen erschienenen Vorträge über Babel und Bibel, die den Babel-Bibel-Streit auslösten. 1902 wurde Delitzsch in die American Academy of Arts and Sciences gewählt. Seit 1891 war er Mitglied der Sächsischen Akademie der Wissenschaften.

In der Folge des Babel-Bibel-Streites nahm er im Laufe seines Lebens zunehmend eine kritische Haltung gegenüber dem Alten Testament ein. Als Direktor der Vorderasiatischen Abteilung der Königlichen Museen (heute Teil des Pergamonmuseums) hielt er 1902 einen Vortrag vor Kaiser Wilhelm II., in dem er den biblischen Sündenfall in Frage stellte. Er führte diesen Teil des Alten Testaments auf Überlieferungen der Babylonier zurück und forderte ihn aus der Bibel zu tilgen.

Kaiser Wilhelm war zunächst von Delitzschs Forschungen sehr angetan und forderte eine Berücksichtigung dieser neuen Erkenntnisse in der Schule. Der Kaiser war jedoch zugleich Oberhaupt der deutschen Protestanten und er geriet durch seine Unterstützung der Delitzsch-Thesen unter starken Druck der Kirche und weiterer konservativer Kräfte. Verschärft wurde der Konflikt, als Delitzsch aufzeigte, dass auch Judentum und Islam die Schöpfungsgeschichte von den Babyloniern übernommen hätten.

Kaiser Wilhelm lies Delitzsch samt seiner Thesen fallen, was letztlich dessen wissenschaftliche Karriere recht abrupt beendete. Dennoch: Etwa ein Jahr lang wurde die Schöpfungsgeschichte der Bibel bereits vor über hundert Jahren von oberster Stelle in Zweifel gezogen. Was damals Kaiser Wilhelm veranlasste, die Grundfesten der Kirche in Zweifel zu ziehen, wird wohl sein Geheimnis bleiben – des massiven Widerspruchs zu seiner Haltung war er sich sicherlich bewusst.

Der renommierte Professor der Universität London und Autor des Buches „Die Vermessung des Paradieses“ Alessandro Scafi zeigt in seinem Buch alte Karten, in denen der Garten Eden verzeichnet ist, jedoch sind alle diese Karten bisher nicht aufzulösen.




Der große Reformator Martin Luther vertrat bei der Frage nach der Verortung des Paradieses die Meinung, dass die große Sinnflut das Paradies hinweggespült habe. Damit war für ihn die Sache erledigt und nicht weiter diskussionswürdig.

Heute weiß man, dass die Ursprungsgeschichte des Menschen bereits als Epos bei den Babyloniern existierte. Neuerdings wurde in Schrifttafeln aus der bronzezeitlichen Metropole Ugarit von niederländischen Forschern eine Urversion von Adam und Eva entdeckt. Wie die Alttestamentlerin Marjo Korpel und der Altorientalist Johannes de Moor von der Protestantischen Theologischen Universität Amsterdam in ihrem neuen Buch „Adam, Eve and the Devil“ berichten, wurde die Erzählung in der nordsyrischen Hafenstadt Ugarit aufgezeichnet. Diese Aufzeichnungen aus Ugarit sollen mindestens 800 Jahre älter sein als die Bibel.

Marjo Korpel führt weiter aus: Einst lebte der Schöpfergott El mit seiner Frau Asheran in einem paradiesischen Garten. Der böse Gott Horon jedoch, der vom Berg der Götter verbannt worden war, wollte sich dafür an den Menschen rächen. Er verwandelte den Baum des Lebens, der im Paradiesgarten stand, in den Baum des Todes und verhüllt den Garten mit giftigem Nebel. Als der Schöpfergott das Leben auf der Erde erneuern will, stellt sich ihm Horon in Form einer großen Schlange entgegen. Beide geraten aneinander, die böse Schlange beißt El, der dadurch seine Unsterblichkeit verliert. Als El jedoch mit seiner „guten Frau“ (Eva) Nachkommen zeugt, überwindet er den Fluch und gewinnt eine Art von Unsterblichkeit zurück. Korpel erklärt zudem, dass in dieser Urversion der Schöpfungsgeschichte Eva keinerlei Schuld auf sich lud.

In dieser Ugarit-Geschichte wird der Garten Eden an die Hänge des Berges Ararat verortet, da, wo auch gemäß Altem Testament nach der Sinnflut die Arche Noahs landete. So wird auch die Geschichte der Schiffer Uta-napischti im Gilgamesch-Epos erzählt, nur das dieses Epos bereits zwischen das 3. und 2. Jahrtausend v. Chr. datiert wird.

Es ist heute kaum noch zu leugnen, dass die Schöpfungsgeschichte in der Bibel auf älteren Mythen beruht. Und es hat zudem sicherlich redaktionelle Bearbeitungen gegeben, die dieser Geschichte eine ideologische Wendung unterziehen wollten, um damit die Machtausübung der christlichen Kirche zu zementieren. Verwunderlich ist nur, dass die Kirche bis heute an der Schöpfergeschichte und dem Sündenfall festhält und bei vielen Dingen, die darauf zurückgehen, keine Kompromissbereitschaft erkennen lässt.

Zudem führen moderne Wissenschaften – insbesondere auch die Archäologie – ständig zu neuen Erkenntnissen, die alttestamentarische Aussagen relativieren oder sogar als falsch identifizieren. Ablasshandel und ähnliche kirchliche „Betrügereien“ gibt es „Gott sei Dank“ heute nicht mehr. „Eva“ von aller Schuld freizusprechen und damit zu emanzipieren, dafür wäre es höchste Zeit.

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Ob der Garten Eden jemals gefunden werden wird, ist mehr als fraglich. Dennoch kann angenommen werden, dass es eine solche paradiesische Landschaft einmal gegen haben wird. Auch wenn sich darin die Schöpfungsgeschichte nicht abgespielt hat. Und wenn dieses Paradies einmal in Vorderasien lag, wie vermutet wird, so kann dort, wo einmal paradiesische Zustände herrschen, heute durchaus Wüste sein.

Dennoch wird die Suche nach dem Paradies wohl nie aufhören – zu schön ist dieser Mythos, als dass man ihn aufgeben wollte.

Die Suche nach dem Garten Eden, dem Paradies: Teil 3

In Genesis 3,17 steht geschrieben: Zur Frau sprach Gott: „Zahlreich will ich deine Beschwerden machen und deine Schwangerschaften. Unter Schmerzen sollst du Kinder gebären. Und doch steht dein Begehren nach deinem Manne, er aber soll herrschen über dich.“

Vertreibung aus dem Paradies
Vertreibung aus dem Paradies, Gemälde von Giovanni di Paolo di Grazia, 1445

Bei der Rolle der Frau in der Gesellschaft und Familie hat sich das Christentum wohl am Judentum orientiert. Auch in der jüdischen Religion spielt die Frau eine untergeordnete Rolle.

Jedoch ist die Rolle der Frau in allen monotheistischen Religionen untergeordnet oder sogar unterdrückt und das seit etwa 3500 Jahren. Genauso alt ist jedoch auch die Gewaltverherrlichung von Mord und Totschlag, so wie es sie in keiner polytheistischen Religion gibt.

Im Alten und neuen Testament gibt es zahlreiche Bibelstellen mit frauenfeindlichen Aussagen aber auch mit gewaltverherrlichenden Schilderungen. Der Islam basiert teilweise auf den Lehren und Schriften aus Judentum und Christentum. Im Koran werden Mann und Frau gleichgestellt, doch weil Mann und Frau verschieden sind hat Gott beiden auch verschiedene Aufgaben zugeteilt. Traditionell wurde daraus dann eine Unterordnung der Frau unter den Mann.

Jedoch möchte ich mich hier nur auf die Rolle der Frau im Christentum einlassen: Der Erbsündefall wurde vom aufstrebenden Christentum rigoros genutzt, um die Vorherrschaft des Mannes zu zementieren.

Das Christentum, das seinen Ursprung im Römischen Reich hatte, begann mit dem römischen Kaiser Konstantin dem Großen im Jahr 313 n. Chr. seinen religiösen Siegeszug, nachdem der Kaiser selber zum Christentum übertrat.

Die Franken, als kulturelle Nachfolger der Römer, machten die Kirche zur Staatsreligion in ihrem Einflussgebiet. Jedoch gab es damals, als im 5. Jahrhundert das Fränkische Reich sich anschickte Europa zu dominieren, auch noch andere Völker: so die germanischen Stämme. Diese hatten keine einheitliche Religion, jedoch waren alle ihre religiösen Riten und Kulte polytheistischer Natur. Von der christlichen Kirche wurden dieser Naturglaube als Heidentum bezeichnet, unterdrückt und unter Strafandrohung verboten.

Bereits die römischen Schriftsteller beschrieben die Stellung der germanischen Frau: „Die Frauen betrachtet ein jeder als die heiligsten Zeugen, und auf ihre Anerkennung legt er den höchsten Wert. Zur Mutter, zur Gattin kommen sie mit ihren Wunden, und ohne Zagen zählen und untersuchen diese Schläge und Stiche; auch bringen sie den Kämpfenden Speise und feuern sie an.“ (Tacitus, Germania). Und weiter formulierte Tacitus: „Manche Schlachtreihe, die schon ins Wanken geraten war und zurückflutete, brachten die Frauen … wieder zum Stehen: Sie bestürmten die Krieger unablässig mit Bitten, hielten ihnen ihre entblößte Brust entgegen und wiesen auf die unmittelbar drohende Gefangenschaft hin, die die Germanen viel leidenschaftlicher für ihre Frauen fürchten. … Den Frauen ist sogar … eine gewisse Heiligkeit und Sehergabe eigen, und deshalb achten die Männer ihren Rat und hören auf ihren Bescheid.“

Gegen diese romantisierende, schriftstellerische, tacitäische Beschreibung sprechen die Ehe und Scheidungsnormen der Leges Alamannorum. Zwar datieren sie deutlich später, dennoch können auch aus ihnen Rückschlüsse auf frühere Rechtsauffassungen gezogen werden. Pactus Alamannorum und Lex Alamannorum sind Bezeichnungen für die alemannischen Rechtsaufzeichnungen des Frühmittelalters. Sie zeigen, besonders im Vergleich des älteren Pactus mit dem jüngeren Lex klar auf, dass Ehescheidung incl. Güterstandsregelungen wahrscheinlich gängig waren. Erst mit der zunehmenden Christianisierung traten sie im Eherecht in den Hintergrund, und das Ehestrafrecht in den Vordergrund.





Dennoch wollen wir nicht von einer Gleichberechtigung reden, die bei den germanischen Stämmen zwischen Mann und Frau herrschte, zumindest nicht nach heutigen europäischen Vorstellungen. Dazu waren zum einen die körperlichen Unterschiede zwischen Mann und Frau zu groß. Zudem waren die gesellschaftlichen Normative andere: Es wurde auf Nachkommen, auf Erben gesetzt, und diese zu bekommen, zu versorgen, zu erziehen war Aufgabe der Frauen.

Mit Karl dem Großen wurde auch der letzte germanische Stamm – die Sachsen – unterworfen und die christliche Kirche wurde als Staatsreligion verordnet. Lange Zeit pflegten die Sachsen ihren Naturglauben jedoch weiter, die christliche Kirche war allein Machtinstrument des Königshauses und seiner Vasallen. Dennoch setzte sich der christliche Glaube – erzwungener Maßen – endgültig durch.

Die katholischen Lehren, die auf Altem und Neuen Testament aufbauten, bestimmten im Mittelalter das kulturelle und gesellschaftliche Leben und sie unterstellten die Frau – in besonderer Härte – der Herrschaft des Mannes.

Auch Luthers Reformation brachte diesbezüglich keine Änderung oder Besserung. Im Gegenteil: In den folgenden zwei Jahrhunderten wurden zahlreiche Frauen – vor allem alleinstehende -, als Hexen angeklagt und bestialisch hingerichtet. Gleichberechtigung für Frauen war in einer männerdominierten Gesellschaft kein Thema. Frauen, die im 19. Jahrhundert für ihre Rechte kämpften, wurden zumeist von der Gesellschaft geächtet.

Die protestantische Kirche hat seit einigen Jahrzehnten schrittweise ihre Einstellung geändert, die katholische Kirche jedoch bis heute nicht.

Es ist daher für mich immer wieder erstaunlich, wie angeblich christlich geprägte Politikerinnen in der Öffentlichkeit für Feminismus eintreten, ohne die Rolle ihrer Kirche auch nur ansatzweise in Frage zu stellen. Dennoch haben wir in der Bunderepublik in den letzten Jahrzehnten mächtige Fortschritte in dieser Sache gemacht, obwohl wir noch lange nicht auf der Ziellinie sind. Die Kirche jedoch hat in Sachen Gleichberechtigung noch einen weiten Weg zu absolvieren.

Was die Erbsünde betrifft und deren christliche Auslegung, da war Deutschland vor ca. 100 Jahren schon einmal auf einem guten Weg; doch revanchistische und katholische Kräfte haben letztlich über den Fortschritt den Sieg davon getragen.

Darüber aber demnächst mehr.