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Völkerwanderungen IV – von Sinti und Roma

Es kann durchaus sein, dass ich mich mit diesem Beitrag etwas außerhalb der Political Correctness bewege, dass muss unsere Demokratie jedoch aushalten. Es besteht eine Analogie zu der momentanen Flüchtlingsbewegung, alles nur schönreden und versuchen die anstehenden Probleme auszusitzen hat noch nie geholfen. Die Gesellschaft muss darüber diskutieren und vor allem sie muss bei der Problemlösung mit ins Boot geholt werden. Denn nur durch ihre Akzeptanz und durch ihr aktives Mitwirken kann die Immigration von Bevölkerungsminderheiten gelingen. Das ist bei den derzeitigen Flüchtlingen nicht anders, als bei der jahrhundertelangen Wanderung der Sinti und Roma.

Niemand kann sagen, woher der ursprüngliche Begriff „Zigeuner“ für diese Ethnie stammt, nur Mutmaßungen gibt es dazu. Jedoch wurde diese Bevölkerungsminderheit über Jahrhunderte überall in Europa so bezeichnet. In dieser Debatte um Sinti und Roma sind die Soziologen die Wortführer. Ohne die vorhandenen historischen Fakten zu akzeptieren werden die europäischen Völker für die mangelhafte Immigration dieser ethnischen Minderheit in die Verantwortung genommen.

Weder die Historik, die Archäologie noch andere Geschichtswissenschaften können verlässliche Anhaltspunkte über die Herkunft dieser Ethnie geben, auch die Naturwissenschaften konnten dazu bisher keinen Beitrag leisten. Die Herkunft von Sinti und Roma blieb unsicher, ja teils mythisch. Allein die Sprachwissenschaft brachte etwas Licht ins Dunkel. Der Begriff „Zigeuner“ wird heute als Fremdbezeichnung für die Ethnie der Sinti und Roma abgelehnt. In diesem Zusammenhang möchte ich jedoch auch daran erinnern, der Begriffe Germanen ist auch eine Fremdbezeichnung aus römischer Feder. Ein Wort, ein philosophischer Begriff, wird durch Eigenschaften definiert. Die Eigenschaften, die ein Wort inhaltlich ausmachen, werden ihm von Menschen, von der menschlichen Gesellschaft, intruiert. Ich komme dabei zurück auf den im 19. und 20. Jahrhundert glorifizierten Germanenbegriff: groß, kräftig, blond und wild. Die Römer haben uns dazu gemacht, sie waren hingegen kleiner, weniger kräftig und von Typ her dunkelhaarig und hatten eine gewisse Zivilisierung. Gern haben unsere Vorväter auf die römischen Beschreibungen des Germanentyps zur eigenen Glorifizierung zurückgegriffen – mit fatalen Folgen, wie wir heute wissen.

„Seit der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts legen sprachwissenschaftliche Untersuchungen die Annahme nahe, dass die Vorfahren der europäischen Roma auf vormals im Nordwesten des indischen Subkontinents lebende Bevölkerungsgruppen zurückgeführt werden können. Die heutige Romanes-Linguistik präzisiert diese Hypothese: „Zentralindien, Auswanderung nach dem Nordwesten und längerem Aufenthalt dort“, so der britische Linguist Yaron Matras, in „Die Sprache der Roma“.Erbgut,

Zudem können neuerdings auch die Naturwissenschaften Erkenntnisse zur Herkunft der Roma beisteuern. Erbgutanalysen belegen nun: europäische Sinti und Roma stammen aus Nordindien. Herausgefunden haben die Forscher sogar, dass sich Sinti und Roma im Nordwesten Indiens vor etwa 1500 Jahren auf die Wanderschaft begeben haben, bis sie vor etwa 900 Jahren über den Balkan nach Europa zogen. Dementsprechend gelangen wir in einen Zeithorizont der ersten Hälfte des 6. Jahrhunderts: 535 n. Chr. brach der Proto-Krakatau in Indonesien aus, ich habe darüber in Teil III berichtet. Können der Beginn der Völkerwanderung der Roma und dieser gewaltige Vulkanausbruch mit seinen globalen Klimafolgen in einen Zusammenhang gebracht werden? Auszuschließend ist dieser wohl nicht. „Am Anfang ihrer Reise blieben die Wandernden zunächst überwiegend unter sich, zeigt die Erbgutanalyse. Spuren von Hochzeiten mit Menschen aus dem Mittleren Osten, dem Kaukasus oder aus Zentralasien, finden sich kaum“, sagt Manfred Kayser von der Erasmus University Rotterdam. Die Untersuchungen und Vergleiche des Genoms von 152 Sinti und Roma aus 13 Gruppen, die in Ost-, Nord- und Westeuropa leben, mit dem Erbgut anderer europäischer Bevölkerungsgruppen, ergaben erstaunliche Resultate: So kann davon ausgegangen werden, dass die Auswanderer zu Beginn ihrer Reise fast ausschließlich unter sich blieben, denn Spuren anderer Kulturen aus dem arabischen Raum oder aus Zentralasien finden sich kaum. Jedoch muss sich der Zug später aufgespalten haben, denn heute gibt es zwischen den verschiedenen, weitgehend genetisch isolierten Gruppen einige Unterschiede, obwohl die Sinti und Roma weitgehend unter sich blieben. Bei der Untersuchung des Erbgutes osteuropäischer Gemeinschaften fand sich Erbgut anderer Europäer aus jüngerer Zeit.

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Die historischen Quellen zu den Roma und ihren Wanderzügen sind unübersichtlich, unklar und sehr widersprüchlich: verschiedene Wissenschaftler bewerten sie sehr unterschiedlich. Einen Konsens gibt es in etwa darüber, dass sie jedenfalls spätestens seit dem 14. Jahrhundert in Süd- und Osteuropa lebten. Zum Nachrechnen: Seitdem sind 7 bis 8 Jahrhunderte vergangen. Warum ist sind dennoch bis heute die weitgehend endogenen Sozialstrukturen der Roma erhalten geblieben und warum haben sie bisher – über geschätzte 1500 Jahre – keine neue Heimat gefunden? Es ist wohl eines der großen Rätsel unserer Zeit, denn schließlich sind die Sinti und Roma keine verschwindend kleine Minderheit, sondern es leben derzeit etwa 11 Millionen von ihnen in Europa. Das sind mehr Menschen, als mancher kleine europäische Staat an Einwohnern hat.

Bei meinen Recherchen zu dem Buch „Die Harz-Geschichte 5 – die Zeit des Dreißigjährigen Krieges“ bin ich, bezüglich der Sinti und Roma, auf einige interessante Zeitdokumente gestoßen. Damals, in der jungen Neuzeit, wurden diese Ethnie in Nord- und Mitteldeutschland nicht als „Zigeuner“ bezeichnet, sondern trug die Bezeichnung Tatern. Für den nord- und mitteldeutschen Raum werden die Tatern erstmals im frühen 15. Jahrhundert genannt: 1417 in Magdeburg und in Hildesheim. Im 16. Jahrhundert wurden sie dann erstmals in der Harzregion genannt: 1539 in Quedlinburg, 1545 in Halberstadt und 1572 in Nordhausen. Ende des 16. Jahrhunderts kamen dann erstmals größere Gruppen Tatern in die Harzregion. Ihr fremdländisches Erscheinungsbild, verbunden mit ihrem Glaube und Aberglaube, verunsicherte die einheimische Bevölkerung, was angeblich einen gewissen Einfluss auf die damaligen Hexenvorstellungen ausübte. Wie die Quellen besagen, wurden die Tatern dennoch, besonders in den Städten, von der Harzer Bevölkerung recht vorbehaltlos aufgenommen. Ihre Lebenseinstellung und besonders ihre Kleinkriminalität (Diebstahl und Betrug) brachten den Tatern aber schon bald einen schlechten Ruf ein. Damals gab es keine Integrationsprogramme, Neue hatten sich in die Gemeinschaft einzufügen oder sie wurden gemieden und ausgestoßen. Und wie immer ist es falsch, alles über einen Kamm zu scheren. Es gab Tatern-Gruppen, die redlich waren und sich trotzdem auf Druck der Bevölkerung, auf Grund ständigen Argwohns, tief in das Gebirge zurückzogen. Die Plätze, an denen sie hausten, wurden nach ihnen benannt: Taternhöhe, Taternloch, Taternköpfe und Taternberg sind einige solcher überlieferten Namen. Das eigentliche Übel in jener Zeit des Dreißigjährigen Krieges sollen jedoch die bewaffneten Taternbanden gewesen sein. Der Chronist Wilhelm Kalthammer beschreibt es mit folgenden Worten: „Vor dem Wallensteinschen Heere zogen stark bewaffnete Zigeunerbanden umher, die unter dem Vorgeben zu diesem zu gehören, ebenfalls plünderten und raubten.“ Dafür wurden die Tatern gehasst und verachtet. Sie wurden damals auch von Amts wegen vertrieben, wo immer man sie antraf. Da der Dreißigjährige Krieg die Harzregion besonders schwer in Mitleidenschaft gezogen hatte, war auch die Wut auf die Tatern als Trittbrettfahrer der Kaiserlichen besonders groß und hielt für lange Zeit an.

Alle Epochen der Menschheitsgeschichte waren auch Epochen von Völkerwanderungen. Diese dauerten länger oder weniger lang. Alle diese Völker haben jedoch irgendwann ihre neue Heimat gefunden und sich dann mit den jeweils Einheimischen gemischt. Das lief in den seltensten Fällen reibungslos ab, häufig gab es lange andauernde Konflikte. Letztlich aber fand eine Immigration der Einwanderer statt, bei der eingesessenen Bevölkerung entstand Akzeptanz und auch eine gewisse Anpassung – beide Seiten konnten davon profitieren. Nur bei den Sinti und Roma ist wohl die Immigration in keinem europäischen Land wirklich gelungen, weil diese Bevölkerungsgruppen ihre endogene Sozialstrukturen nicht aufbrechen liesen. Bei Vermischung durch Heirat verlassen die entsprechenden Paare anscheinend oftmals die Sinti-Roma-Gemeinschaft, so dass die Erbgutvermischungen nicht in diesen Gemeinschaften weitergegeben werden können.

Sicherlich haben die Europäer bei der Immigration vieles falsch gemacht oder hätten vieles besser machen können. Dennoch muss resümiert werden: Immigration kann keine Einbahnstraße sein. Die Neuankömmlinge müssen dazu auch ihren Beitrag leisten und sie müssen die Grundsätze der Sozialstrukturen, sowie die geltenden Gesetze, respektieren und einhalten.

Das Einwanderungen von großen Bevölkerungsgruppen auch gut gelingen können zeige ich in meinem nächsten Beitrag auf, auch wenn es sich dabei um keine klassische „Völkerwanderung“ handelt – die kann es in unserer modernen Zeit nicht mehr in der Form, wie in der Antike, der Völkerwanderungszeit sowie im Mittelalter und der frühen Neuzeit, geben.

Völkerwanderung V – Die Auswanderung der Hugenotten




Völkerwanderungen II – die Langobarden

Die Wanderung der Kimbern und Teutonen von 120 v. Chr. bis 101 v. Chr. endete mit deren Untergang, wie ich in Teil I beschrieben habe.

Nach dieser ersten überlieferten Völkerwanderung germanischer Stämme, und den damit verbundenen ersten kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen Römern und Germanen, herrschte zunächst einige Jahrzehnte Ruhe. Nachdem die Ersterwähnung der Germanen um 220 v. Chr. anscheinend nicht auf dieses Volk bezogen war, sondern vermutlich auf gallische Stämme, verwendete Julius Caesar diesen Namen nun ganz gezielt. Nachdem er in den gallischen Kriegen gesiegt hatte, kam er zunächst direkt mit linksrheinischen Germanenstämmen in Kontakt. Er baute das römische Reich bis an das linksrheinische Ufer aus. Im Jahr 55 v. Chr. überquerten die germanischen Stämme der Usipeter und Tenkterer den Rhein und fielen in Gallien ein. Es handelte sich dabei nicht um einen Zug aus Not, auf der Suche nach neuen Siedlungsgebieten, sondern um einen Raubzug. Zunächst versuchte Caesar die beiden Germanenstämme mit Verhandlungen zu Rom-Unterstützern zu machen. Während des Waffenstillstandes kam es zu einem militärischen Zwischenfall zwischen den Germanen und römischen Hilfstruppen. Da die Verhandlungen für Caesar wohl nicht erfolgversprechend verliefen, nutzte er diese Gelegenheit, die anwesenden germanischen Stammesfürsten festzunehmen. Dann ließ er die führerlosen Usipeter und Tenkterer unvermittelt angreifen und niedermetzeln. Nach Caesars eigenen Angaben sollten 430 00 Menschen dabei ums Leben gekommen sein, wobei die Römer keinen Toten zu beklagen hatten. Dies Angaben lassen sich wohl als Kriegspropaganda abtun und ins Reich der Legenden verweisen. Dennoch wird dieses Massaker in der Wissenschaft als frühes Beispiel für einen Völkermord gewertet. Wäre die Wissenschaft konsequent, müsste sie auch dafür einen anderen Namen finden, denn es wurde kein Volk ermordet. Es waren nur zwei Volksstämme und eine nicht unerhebliche Zahl an Überlebenden wurde über den Rhein zurückgedrängt.

Caesar sah es nach dieser Auseinandersetzung als notwendig an, in die rechtsrheinischen, germanischen Gebiete vorzudringen, diese zu erobern und dem Römischen Reich anzugliedern. Somit war er der erste römische Feldherr, der militärische Operationen, in das weitgehend unbekannten germanischen Territorium, vornahm. Es waren jedoch wohl nur Expeditionszüge, auf eine dauerhafte Eroberung musste er letztendlich verzichteten.

Nachdem er am 15. März 44 v. Chr. während einer Senatssitzung in Rom ermordet wurde, trat sein Stiefsohn Octavius seine Nachfolge an. Dieser gewann alle folgenden Machtkämpfe und errichtete eine Alleinherrschaft als Monarchie, in Form eines Prinzipats. Im Januar 27 v. Chr. verlieh der Römische Senat Octavius den Ehrennamen Augustus (der Erhabene). Augustus war somit der Begründer des Römischen Kaiserreiches, aber auch der Totengräber der Republik.

Nach Caesars Tod ließen die Einfälle der Germanen in römisches Gebiet jedoch nicht nach. Das war für Augustus wohl der Anlass eine neue Germanen-Strategie zu entwerfen. Er wollte Germanien in das Römische Reich eingliedern, eine Provinz Germania magna gründen. Die Wissenschaft ist sich uneins, ob die nun folgenden Militäraktionen Expeditionszüge oder Kriegszüge waren, und eine germanische Provinz während seiner Herrschaft schon im Aufbau war oder erst in Vorbereitung. Für meine Betrachtungen von Völkerwanderungen ist das jedoch nicht relevant.

Im Jahr 16 v. Chr. kam es dann zu einer erneuten Konfrontation. Die Sugambrer, ein westgermanischer Stamm vom Niederrhein, überschritt diesen vermutlich nördlich des heutigen Bonn und vernichtete die V. Römische Legion. Dabei erbeuteten sie zudem den Legionsadler. Dieser Kriegsakt war für Augustus Anlass, die Eroberung Germaniens voranzutreiben. Dazu sicherte er zunächst die Alpenpässe und das Alpenvorland um im Nachgang die Provinz Raetia zu gründen. Diese umfasste das nördliche Alpenvorland< zwischen dem südöstlichem Schwarzwald, Donau und Inn und reichte im Süden von den Tessiner Alpen über Graubünden und einen Teil Nordtirols zu einem oberen Teil des Eisacktals. Anschließend beauftragte er seine Stiefsöhne Drusus und Tiberius mit den weiteren Expansionsvorbereitungen in Germanien. Im Jahr 15 v. Chr. wurde dann das Militärlager Augusta Vindelicorum angelegt, aus dem sich später Augsburg entwickelte. 12 v. Chr. begannen die Germanenfeldzüge, die von Drusus geführt wurden. Von meiner Warte aus, waren die Drususfeldzüge als Expeditionsfeldzüge angelegt, denn es bestand wohl kein Interesse daran die Germanen kriegerisch zu unterwerfen. Auch die römischen Legionen mussten auf ihrem Marsch versorgt werden. Im Gegensatz zu den ausgewanderten Kimbern und Teutonen verfügten die Römer jedoch über Geld, das die Germanen wohl schon schätzen gelernt hatten, sowie weitere begehrte Tauschartikel. Bei diesen Feldzügen erreichte Drusus auch das Gebiet von Saale und der mittleren Elbe bei Magdeburg. Bei diesem Feldzug stürzte Drusus vom Pferd und verletzte sich derart, dass er verstarb. Sein Bruder Tiberius führte die Germanien-Strategie von Augustus fort. Während eines Feldzuges des Tiberius bis zur Elbe im Jahr 5 n. Chr. wurde dann der Stamm der Langobarden aus seiner Heimat links der Niederelbe von den Römern vertrieben. Der Grund dafür war wohl deren gefürchtete Wildheit und Kampfeslust. Die Langobarden wurden auf dem rechten Ufer der Unterelbe angesiedelt. Mit dieser Vertreibung durch die Römer nahm eine weitere große Völkerwanderung wohl ihren Anfang.

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Durch die Niederlage der Römer in der Varusschlacht im Jahr 9 n. Chr. wurden die römischen Expansionspläne endgültig beendet, auch die drei Germanicus-Feldzüge in den Jahren 14/15 n. Chr. änderten daran nichts mehr. Es hat den Anschein, dass die Langobarden, die sowohl in Mecklenburg, wie auch an der oberen Elbe siedelten, sich mit den Markomannen in Böhmen verbündeten. Die Quellen über die Langobarden schweigen dann bis 166 n. Chr., als sie als Teil eines Plünderungszuges in das Römische Reich einfielen, der als Markomannen-Krieg in die Geschichtsbücher einging. Diese kriegerischen Auseinandersetzungen, die unter Kaiser Mark Aurel begannen, waren wahrscheinlich die Anfänge für eine schwere wirtschaftliche und politische Krise des römischen Reiches, die letztlich in dessen Untergang mündete. Nach Ende dieses Krieges im Jahr 180 n. Chr. verlagerten die Langobarden einen Siedlungsschwerpunkt in die ostelbische Altmark. Ab etwa 250 n. Chr. sind dann archäologisch als Langobarden identifizierte Bevölkerungsgruppen an der mittleren Donau – heute Niederösterreich – nachgewiesen worden.

Um 490 zogen Germanen, die in den Quellen als Langobarden bezeichnet werden, zunächst nach Mähren, dann weiter in die römische Provinz Pannonia (Westungarn). Um 510 fielen die Langobarden in das, in der Schwarzmeer-Region gelegene Herulerreich ein und vernichteten es. Die Wissenschaft geht heute davon aus, dass der Langobardenstamm des 6. Jahrhunderts bereits eine gemischte Bevölkerungsgruppe war, die unter dem ruhmreichen Namen weiterbestand oder aber neuformiert hatte.

Im Jahr 395 wurde des römische Reich letztmals geteilt, es entstand das Weströmische und das Oströmische Reich. Im Jahr 480 war das Weströmische Kaiserreich endgültig untergegangen und gelangte danach unter die Herrschaft der Ostgoten (ostgermanischer Stamm). Im 6. Jahrhundert versuchte der oströmische Kaiser Justinian die römische Herrschaft über die Gebiete des ehemaligen Weströmischen Reichs wiederherzustellen. Der daraus resultierende Gotenkrieg machte die oströmische Hoffnung auf eine schnelle Überwältigung der Ostgoten zunichte. Schnell wurde er zu einem regelrechten Stellungskrieg, der Massenvertreibungen, großflächige Zerstörungen, Hungerkatastrophen (538-542) und Pest (541) mit sich brachte.

552 begleiteten viele langobardische Krieger den oströmischen Heerführer Narses nach Italien, um gegen die Ostgoten zu kämpfen. In der Schlacht am Milchberg besiegten sie zusammen mit den Oströmern die Ostgoten. Dann wurden die Langobarden jedoch aufgrund ihrer Disziplinlosigkeit entlassen. Ein Teil der unterlegenen Ostgoten schloss sich daraufhin den Langobarden an.

Der nach langen Jahren errungene oströmische Sieg erwies sich bald als pyrrhisch, da Italien im Verlaufe des Krieges entvölkert wurde und die wiedergewonnenen Gebiete völlig verarmt waren. Ab 567 fielen die Langobarden, die inzwischen ein Königreich gegründet hatten, mit ihren Verbündeten in Italien ein; die Oströmer hatten diesem Angriff nicht entgegenzusetzen und kapitulierten. Die Langobarden eroberten unter ihrem König Alboin den nördlichen und mittleren Teil Italiens. Die norditalienische Stadt Pavia entwickelte sich zum Zentrum des Langobardischen Königreiches.

Die langobardische Landnahme in Italien gilt als der letzte Zug der spätantiken Völkerwanderung und mithin als ein mögliches Datum für das Ende der Antike und den Beginn des Frühmittelalters in diesem Raum.

Unter Grimoald (662–671) und Liutprand (712–744) erreichte das Langobardenreich seine größte räumliche Ausdehnung. Karl der Große eroberte 774 Pavia unter dem letzten Langobardenkönig Desiderius und ließ sich selbst zum König der Langobarden krönen. Die langobardische Sprache war um 1000 ausgestorben. Mit der Eroberung durch die Normannen im 11. Jahrhundert verlor auch der Dukat Benevent seine Selbständigkeit. Der Name „Langobarden“ ist im Namen der norditalienischen Region Lombardei (ital. Lombardia) erhalten geblieben. Die Königskrone der Langobarden war die Eiserne Krone. Zahlreiche römisch-deutsche Herrscher des Mittelalters, etwa Konrad II., Heinrich VII. oder Karl IV., ließen sich mit dieser Krone krönen, um ihren Anspruch auf Reichsitalien zu unterstreichen. Jahrhunderte später ließ Napoleon I. sich mit der eisernen Krone zum König von Italien krönen, um seine Herrschaft zu legitimieren.

Das Langobardische Königreich wurde unter den Franken dem Königreich Italien zugeschlagen und war Bestandteil des Ostfränkischen Kaiserreiches. Nach der Übernahme des Königtums durch die Ottonen wurde Italien Bestandteil des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation.

Die Langobarden hatten etwa 600 Jahre kein festes Siedlungsgebiet – keine Heimat -, nachdem sie von den Römern vertrieben worden waren und zogen durch viele Gebiete Mittel-, Ost- und Südeuropas, bis sie in Norditalien eine neue Heimat fanden. Es war eine Völkerwanderung – wohl die längste, die uns bekannt ist. Die Langobarden haben auf ihrer Wanderung zahlreiche Völker beraubt, bekriegt, vernichtet und vertrieben, bis sie selbst für immer untergingen oder aber auch in anderen Völkern aufgingen.

Es folgt: Völkerwanderung III – die Sueben.