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Die Suche nach dem Garten Eden, dem Paradies: Teil 2

Adam und Eva von Lucas Cranach d. Ä. 1526
Adam und Eva von Lucas Cranach d. Ä. 1526

Die Geschichte vom Garten Eden sowie die Schöpfungsgeschichte sind erwiesenermaßen nicht christlichen und wohl auch nicht jüdischen Ursprungs. Bereits in der babylonischen Mythologie wird von der Erschaffung des Menschen berichtet. Jedoch wurde dort als Hauptgrund des menschlichen Daseins der Anbau von Nahrung für die Götter angegeben. Die Bibel kehrte alles um: Gott schuf die Pflanzen als Nahrung für Menschen und Tiere, die Tiere sollten Gefährten des Menschen sein.

Das Christentum hat die Schöpfungsgeschichte vom Judentum übernommen und kreativ, zum eigenen Vorteil, bearbeitet.

Das Judentum kennt keine Sünden, die vererbt werden können. Deshalb gehen die Sünden von Adam und Eva, die mit ihren Handlungen gegen die Gebote Gottes verstoßen haben, nicht auf die nachfolgenden Menschen über. Im jüdischen Glauben ist der Mensch nur für seine eigenen Sünden verantwortlich.

In den Formulierungen im Buch Mose hingegen wird aus den verbotenen Handlungen von Adam und Eva eine Erbsünde konstruiert. Der ApostelPaulus schrieb in Römer 5,12+18: „Durch einen einzigen Menschen kam die Sünde in die Welt…“ und „…durch die Übertretung eines Einzelnen kam es für alle Menschen zur Verurteilung.“ Daraus entwickelte man die Lehre von der Erbsünde, die es in allen westlichen christlichen Traditionen gibt.

In der Spätantike (zu Beginn des 5. Jahrhunderts) entwickelte der einflussreiche Augustinus von Hippo die Lehre der Erbsünde, die im Wesentlichen auf der Interpretation des Apostels Paulus fußte.

Als Bischof und einer der einflussreichsten Kirchenmänner seiner Zeit, lehrte er, dass von der Minderheit, die der Hölle entgehen, nur wenige einer schmerzlichen Läuterung nach dem Tod entrinnen würden. Die Lehre von der Erbsünde wurde in der Folge Bestandteil aller westlichen christlichen Kirchen.

Nachdem sich in der Spätantike sowie im frühen Mittelalter die christliche Kirche über große Teile Europas ausgebreitet hatte, wurde sie zunehmend auch politisch instrumentalisiert. In den folgenden Jahrhunderten vertiefte sich in der Reichskirche die Entfremdung zwischen der östlichen und westlichen Tradition bis zum Bruch.

Die westliche Tradition entwickelte sich in der Spätantike und im frühen Mittelalter im weströmischen Reich, während die östliche Tradition in Konstantinopel, Kleinasien, Syrien und Ägypten entstand (Byzantinisches Reich). Die eigentlich dogmatischen Unterschiede bleiben zwar gering, aber die lateinische Kirche hatte in dieser Zeit Lehren entwickelt, die nicht von ökumenischen Konzilien abgesegnet worden waren (z. B. Erbsündenlehre, Fegefeuer, Filioque, päpstlicher Primat des Papstes). Weitere Unterschiede bestanden seit langem bezüglich politischer Umgebung, Sprache und Fragen des Ritus und der Liturgie. Die Situation spitzte sich im 11. Jahrhundert zu, so dass es 1054 zu einer gegenseitigen Exkommunikation zwischen dem Papst und dem Patriarchen von Konstantinopel kam. Dieses Datum gilt üblicherweise als Beginn des morgenländischen Schismas.

Diese christliche Spaltung setzte mit dem Untergang des römischen Reiches ein. Das neu entstandene weströmische Reich bekannte sich zum Christentum als Staatsreligion. Das daraus hervorgehende Fränkische Reich setzte auf Erbe und Tradition des römischen Reiches.

Das Reich der Franken ging auf mehrere westgermanische Kriegerverbände der Völkerwanderungszeit zurück. Nach dem Untergang Westroms stieg es unter den Dynastien der Merowinger und der Karolinger in drei Jahrhunderten zu einer Großmacht auf, die weite Teile West-, Mittel- und Südeuropas beherrschte. Den Höhepunkt seiner Macht und Ausdehnung erreichte das Frankenreich unter der Herrschaft Karls des Großen (768–814). Nachdem es im 9. Jahrhundert geteilt worden war, entwickelten sich aus der östlichen Reichshälfte das mittelalterliche deutsche Reich, aus der westlichen das spätere Königreich Frankreich.

Mit dem Machtantritt Karls des Großen bekam die Christianisierung eine neue Qualität. Schon zuvor spielte die Kirche bei der Ordnung und Festigung des Reiches eine herausragende Rolle, denn sie verfügte über eine Infrastruktur, die sich über das gesamte Reich erstreckte. Karl gab dem Zusammenspiel zwischen Königtum und Kirche eine neue Qualität. Er forcierte den Prozess der Einbeziehung der Kirche in sein Herrschaftskonzept durch einen massiven Ausbau der klerikalen Infrastruktur im ganzen Reich. Er gründete Klöster, richtete Bistümer ein und verfügte christlichen Religionszwang. Dabei behielt er sich das Rechte vor, alle Bischöfe selbst zu ernennen. Zudem ließ Karl der Kirche die bis dahin umfangreichsten Schenkungen und Vergünstigungen zukommen, die den Reichtum der Kirche wesentlich mitbegründeten.

Unter den Karolingern war aller Grund und Boden im Besitz des Königs. Dieser verlieh ihn in Form von Lehen an Grafen, Fürsten und Herzöge. Diese Lehen waren ursprünglich an die Lebenszeit des Lehensmannes gebunden und endeten mit dessen Tod. Nur das Eigentum der Kirche hatte Bestand.




Es war eine Form der Versorgung adliger Familien, Stifte und Klöster gründeten. Sie sicherten sich die Macht und den Einfluss über diese kirchlichen Güter und konnten damit Familienangehörige versorgen. Es ist also nicht verwunderlich, dass besonders im 9., 10. und 11. Jahrhundert Stifte und Klöster wie Pilze aus dem Boden schossen.

Nachdem sich das Erblehen im 11. Jahrhundert durchzusetzen begann, ließen die Stiftungen und Schenkungen erheblich nach.

Doch zuvor gab es ein Ereignis, dass bis heute von Mythen umwoben und in der Wissenschaft stark umstritten ist: Das Ende des ersten Jahrtausends unserer Zeitrechnung. Weil sich zu dieser Zeit die Geburt von Jesus Christus zum tausendsten Mal jährte, gab es die Prophezeiung des Weltunterganges zum Jahreswechsel 999/1000. Der burgundische Mönch Rodulfus Glaber wusste vom Jahr 999 Schreckliches zu berichten: „Die Angst der Menschen war so groß wie nie zuvor. Blutrote Kometen drohten am Himmel … Manch einer glaubte, Heere von Teufeln in den Wolken zu erspähen. Alle außergewöhnlichen Erscheinungen wurden als Zeichen für den nahen Untergang der Welt wahrgenommen. Überall füllten verstörte Christen die Kirchen, verkauften ihr Hab und Gut, bereuten ihre Sünden.“ Und sie spendeten und schenkten angeblich massenhaft der Kirche.

Ob all das wahr ist, lässt sich bis heute schwer beurteilen. Zu spärlich sind die Überlieferungen aus dieser Zeit. Dem Christentum nahestehende Wissenschaftler argumentieren damit, dass damals verschiede Zeitrechnungen verwendet wurden und zudem, dass die einfache Bevölkerung nicht von diesem Jahrtausendwechsel wußten. Andere Wissenschaftler vertreten die These, dass es für die Kirche ein Einfaches war, den angeblichen Weltuntergang zu propagieren und die Menschen für ihre angeblichen Sünden zahlen zu lassen.

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Auf dem Sündenfall, der inhaltlich auf der Erbsünde beruhte gründete sich im Mittelalter die Lehre vom Ablass. Es war ein Konzept der katholischen Theologie, das eng mit den Konzepten von Sünde, Buße, Reue und Vergebung verknüpft und bestens geeignet war, die Kassen der Kirche immer aufs Neue zu füllen. Durch die Praxis der Ablassbriefe sollten den Gläubigen, durch die Zahlung eines Geldbetrag oder von Naturalien, Sündenstrafen im Fegefeuer für sie oder für bereits verstorbene Angehörige erlassen werden.

Dieser immer reger werdenden Ablasshandel, der das einfache Volk ausblutete, war ein Hauptärgernis für Martin Luther und ein wesentlicher Grund für dessen reformatisches Wirken.

 

Mehr demnächst!

Interessantes zum Klimawandel

Der Klimawandel wird schon den Kindern im Kindergarten vermittelt. Er stellt mittlerweile bei den Deutschen eine der größten Sorgen dar. Auch ich möchte ihn nicht in Zweifel ziehen, doch es gibt ihn schon seit es auf der Erde ein Klima gibt. Über die Umstände die zu diesen Klimaveränderungen führten und führen bestehen nur ansatzweise Erkenntnisse. Dennoch wird den Menschen heute eine entscheidende Rolle für unseren derzeitigen Klimawandel zugesprochen. Ihre Lebensweise soll den Klimawandel stark forcieren. Die uns dafür von der Wissenschaft gelieferten Fakten sind vom normalen Bürger nicht zu widerlegen. Auch ich möchte eine gewisse Mitwirkung der Menschen am Klimawandel nicht bestreiten. Der Tenor liegt jedoch auf „gewisse Mitwirkung“, denn der Klimawandel findet auch ohne unser Mitwirken statt und wir können nichts dagegen tun.
Sicher ist, die Menschen in vor- und frühgeschichtlicher Zeit hatten an Klimaveränderungen keinen Anteil, was wohl auch weitgehend auf das Mittelalter zutrifft. Heute machen Wissenschaft und Politik aus einem unbestrittenen Problem ein Drama, eine Existenzfrage.
Vom vor- und frühgeschichtlichen Klimawandel kann uns nur die Archäologie berichten. Im Mittelalter begannen die Menschen schwere Unwetter, die wohl auf klimatische Veränderungen zurückzuführen sind, schriftlich festzuhalten. Besonders die Mönche in den Klöstern taten sich dabei hervor.
Ich möchte in der Folge derartige Unwetter, die ja auch Naturkatastrophen waren, für den norddeutschen Raum aufzeigen. Sie sind ein beredendes Zeugnis dafür, wie wenig Einfluss wir Menschen auf das Klima haben. Dennoch möchte ich Umwelt-, Klima- und Naturschutzmaßnahmen nicht in Abrede stellen: Nur die Verhältnismäßigkeit sollte gewahrt bleiben.

– 516: Bei einer Sturmflut in Friesland sollen 6 000 Menschen ertrunken sein.
– 533: Nach dreitägigem Sturm eine sehr große Sturmflut an der Nordsee.
– 584: Große Sturmflut in Friesland.
– 586: Die Nordseeküsten werden von einer großen Sturmflut heimgesucht.
– Um 626: Ungeheure Sturmflut in Friesland
– 792: 7. November ungeheure Sturmflut in Friesland.
– 800: Sehr große Sturmflut er Nordsee schädigt Helgoland, das damals aus zwei Tafelbergen bestand, die annähernd gleich hoch waren.
– 806: Sehr große Sturmflut in Friesland.
– 821/22: Die bereits im September einsetzende Winterkälte hält ununterbrochen bis April an.
– 838: 26. Dezember, eine schwere Sturmflut, deren Höhe die Dünenkämme erreicht, sucht unsere Nordseeküste heim; wahrscheinlich erster Ansturm zur Entstehung der Leybucht; ein großer Teil der zwischen Ems und Weser überlebenden Ostfriesen wandert nach Nordfriesland aus.
– 863: Der Winter bleibt frostfrei. Es folgt eine Heuschreckenplage, die bis zehn Jahre lang die Enten zerstören und in Frankreich und Deutschland zu großen Hungersnöten führte.
– 975: Nach langem hartem Winter fällt am 14. Mai noch sehr viel Schnee.
– 984/85: Sehr kalter Winter mit Frost von November bis Mai.
– 989: mächtige Sturmflut in Friesland.
– 993/94: Strenger Winter mit starkem Frost bis Mitte April. In der darauf folgenden Sommerdürre versiegen viele Bäche und Flüsse.
– 999 und 1000: Zwei unerhört heiße und trockene lassen viele Bäche und Flüsse versiegen.
– 1015 -1017: Alljährlich besonders starke Sturmfluten an der Nordsee.
– 1066: Ungeheure Sturmflut an der Nordsee (soll auch des Schloss Mellum vernichtet haben).
– 1072: Besonders milder Winter, so dass die Bäume schon zu Neujahr ausschlagen und die Vögel im Februar Junge haben.
– 1076/77: Der äußerst strenge Winter legte die Flüsse von Ende November bis Ende März unter Eis.
– 1120: In den Dörfern um Halberstadt werden neben Vögeln sogar Ochsen und anderes Vieh vom Hagelschlag getötet.
– 1122: Von Magdeburg bis Halberstadt starker Hagel, der große Zerstörungen anrichtet.
– 1124: Bemerkenswerte Sturmflut an der Nordsee.
– 1128: Zu Pfingsten fällt ungewöhnlich viel Schnee.
– 1144: Eine starke Sturmflut soll von der Nordseeküste fast 12 Meilen weit ins Land eingedrungen sein.
– 1162: Ungeheure Sturmflut an der Nordsee; gleichzeitig im ganzen Land schwerste Gewitterstürme.Square Pop-Up (250x250)
– 1164: 17.Februar ungeheurer Gewittersturm in ganz Norddeutschland, Überschwemmungen an Elbe und Weser sowie schwere Sturmflut an der Nordsee mit angeblich 100 000 Toten. Mit dieser „Julianenflut“ begann die Bildung des Jadebusens.
– 1170: Außerordentlich schwere Sturmflut schädigt die ostfriesische Küste stark.
– 1171: schwere Sturmflut an der Nordsee, schwere Gewitterstürme in ganz Norddeutschland.
– 1172,1173,1174: Außergewöhnliche Sommerhitze mit großer Dürre.
– 1185: Außergewöhnlich warmer Winter, in der Adventszeit bilden sich Knospen, im Januar 1186 spießen die Blätter und die Bäume stehen in Blüte.
– 1200: 100 000 Menschen sollen einer starken Sturmflut an der Nordsee zum Opfer gefallen sein.
– 1212-1214: Auffallend starke und zahlreiche Sturmfluten an der Nordsee.
– 1216: Sehr starke Sturmflut soll allein in der Bremer Gegend 20 000 Menschen dahingerafft haben.
– 1218: 17. November: Ungeheure Sturmflut schädigt die ostfriesische Küste und soll insgesamt 100 000 Menschen getötet haben.
– 1219: 16. Januar: Eine ungeheure Flut vertieft den bereits 1164 begonnenen Jadebusen und soll 36 000 Menschenopfer gefordert haben.
– 1220: Riesige Sturmflut am 4. Januar.
– 1222: Große Sturmflut am 14. Januar
– 1223: 27. Januar mächtige Sturmflut an der Nordsee.
– 1228: Schwerste Regengüsse überschwemmen große Teile Ostfrieslands sowie des Magdeburger Gebietes.
– 1230: Ungeheure, mit Sturmfluten verbundene, Sturmflut an unseren Küsten.
– 1233: Alle norddeutschen Flüsse waren in extrem hartem Winter zugefroren.
– 1237: Sehr große Sturmflut on der ostfriesischen Küste.
– 1242: Große Sturmflut am 20. November an der ostfriesischen und oldenburgischen Küste.
– 1248: Sehr starke Sturmflut am 19. November an der Nordseeküste.
– 1257: 9. Oktober: große Sturmflut an der Küste und große Überschwemmungen an der Ems.
– 1263: 23. Juni: Wolkenbruch fordert im Braunschweigischen mehrere Todesopfer.
– 1266: 16. Januar: Sehr große Sturmflut an der Nordsee.
– 1268/69: Sehr strenger Winter von November bis Februar – Skagerrak und Kattegatt komplett zugefroren.
– 1273: In Ostfriesland kommen 2 000 Menschen bei einer Überschwemmung (Sturmflut?) um.
– 1277: 13. Januar: Sehr große Sturmflut in Ostfriesland. Das Nordseewasser wir bis zum holländischen Kloster Ter Apel (grenznah) getrieben, dass sin ca. 40 km landeinwärts. Im Kloster sterben 70 Menschen.
– 1287: Sehr milder Winter, die Bäume blühen bereits im Januar. Eine heftige Sturmflut an der Nordseeküste soll wieder, wie 10 Jahre zuvor, tief ins Binnenland vorgedrungen sein und erneut in Ter Apel viele Menschen getötet haben.
– 1288: Schwere Sturmfluten an der Nordsee und heftige Orkane in den Monaten Januar und Februar.
– 1289: sehr warmer Winter, um Neujahr blühen Violen und Korn, die Mädchen schmücken sich mit Blumen, die Vögel brüten im Januar, im Februar ist man Waldbeeren, Im April blühen die Reben.
– 1292: Milder Winter bis Februar, dann jedoch frieren alle Flüsse zu und können schwere Lasten tragen, auch das Kattegatt friert zu.
– 1300: Helgoland und andere Nordseeinseln leiden unter sehr starken Sturmfluten.
– 1301: extrem warmer Winter.
– 1303 und 1304: Sehr große Trockenheit, die Weser und zahlreiche andere Flüsse in ganz Deutschland trocknen im Sommer aus.
– 1313: sehr große Sturmflut an der Nordsee.
– 1313 bis 1317: ungewöhnlich nasse Jahre in ganz Deutschland.
– 1323: Sehr harter Winter: Es herrscht so strenger und langer Frost, dass man von Lübeck bis Kopenhagen über die Ostsee laufen konnte.
– 1333: Ein Wolkenbruch zerstört die Dörfer Wagenrode und Wisenhorst, westlich der Rehburger Berge, fast vollständig.
– 1334: 23. November: Die Clemensflut erweitert den östlichen Teil des Jadebusens; die Heete stößt zur Weser durch und Butjadingen wird zur Insel.
– 1336: 27. Und 28. Oktober: Ungeheurer Sturm und mächtige Sturmflut an der Küste.
– 1342: Juli: Höchstes bis heute bekanntes Hochwasser aller niedersächsischen Flüsse, viele massive Brücken werden zerstört, viele Häuser brechen zusammen, viele Städte wie Hann.-Münden, Hameln, Minden stehen tagelang unter Wasser, ungezählte Tote.
– 1362: 16. Januar: Die zweite Marcellusflut, auch Grote Mandrenke genannt (großes Ertrinken) war eine gewaltige Sturmflut in Friesland. Sie verursachte wahrscheinlich den ersten Dollart-Einbruch, ferner die Leybucht und große Landverluste am Jadebusen.
– 1370: 16. Januar: schwere Sturmflut an der ostfriesischen Küste.
– 1372: große Sturmflut an der Nordsee.
– 1373: 9. Oktober: Sehr große Sturmflut.
– 1374. 9. Oktober: Die furchtbare Dionysusflut schädigt die Nordseeküste schwer.
– 1377: 15./16. November: Große Sturmflut vernichtet 30 Kirchspiele.
– 1382: Ungeheurer Regenguss überschwemmt Braunschweig.
– 1387: Die außerordentliche Hitze jenes Sommers gibt ihm auf Jahrhundert hinaus den Namen „Der alte, heiße Sommer“; niedrigster Flusswasserstand im ganzen Land.
– 1398: Die große Insel Bant zerfällt nach gewaltiger Sturmflut in die heutigen Inseln Borkum, Juist und Norderney.
– 1400: Große Sturmflut, „de vriessche vloet“ genannt, wütet an der ostfriesischen Küste.
– 1401: 23. April bis 17. September fällt täglich Regen.
– 1403 und 1404: Im November sehr große Sturmfluten an der Nordsee.
– 1405: Täglicher Regen von Anfang August bis Neujahr.
– 1407/08: Außerordentlich strenger Winter – Der Große Winter genannt.
– 1421: Außergewöhnlich schwere Sturmflut an der Nordsee.
– 1424: Die Besiedlung von Aldesum im heutigen südlichen Jadebusen, noch um 1350 ein vielbesuchter Markt mit einer Gaukirche, wird infolge von Sturmfluteinwirkungen aufgegeben.
– 1425: Extrem warmer Winter, Kornblumen, ausgefallene Erbsen und Bohnen blühen im Dezember.
– 1427: Bäume blühen im Dezember.
– 1434 bis 1437: Jährlich große Sturmfluten:
– 1446: 10. April: ungeheurer Sturm, schwere Gewitter, sehr starke Schneefälle und verderbliche Kälte; furchtbare Sturmflut vernichtet 16 Küstenorte und verschlingt angeblich 100 000 Menschen.
– 1468: Sehr kühler, nasser Sommer mit großen Hochwässern; in Braunschweig werden Tote aus den Gräbern gespült, das Korn bleibt ungemäht stehen, der Wein missrät, im folgenden Winter extrem starker Schneefall der Schäden an Häusern verursacht, schwere Schneebrüche im Wald.
– 1473: Sehr trockener Sommer, denn „Wasser war teurer als Wein“. Von Mitte April bis zum 8. September kein Tropfen Regen. Mühlen stehen wegen Wassermangel still, schwere Waldbrände im Harz.
– 1479: Heißer, trockener Sommer, Mangel an Wasser, in Braunschweig kann weder gebacken noch gebraut werden, alles wird aus Magdeburg geholt.
– 1481: In Magdeburg fallen hühnereigroße Hagelkörner in riesigen Mengen, Unwetter bringt ein Ausufern der Elbe und mächtige Überschwemmungen.
– 1485: Den ganzen Januar über große Sturmfluten.
Diese Unwetterchronik führt nur die bedeutendsten Ereignisse auf und zudem nur für Nordwestdeutschland. Sie zeigt jedoch eindrucksvoll, dass es mächtige Unwetter auch vor vielen Jahrhunderten gab. Auch damals fand ein Klimawandel statt, dessen Ursachen wir jedoch nicht kennen und wohl ohne Zutun des Menschen. Wir sollten dennoch Klimaschutz betreiben, jedoch ohne Hysterie und mit Augenmaß.
Dazu demnächst das Thema Wärmedämmung.




Der Sachsenspiegel – Deutschlands erstes Rechtsbuch

sachsenspiegelDie Bibel, „Das Buch der Bücher“, ist eine Urkunde des Christentums und Handlungs- und Verhaltensanweisung für alle Christen. Sie ist eine redaktionelle Zusammenstellung von Schriften, Überlieferungen und Erfahrungen aus einem Kulturzeitraum von weit über zweitausend Jahren.
Eine vergleichbare Urkunde, sowie Handlungs- und Verhaltensanweisung auf juristischem Gebiet für das Heilige Römische Reich Deutscher Nation des Mittelalters, stellt der „Sachsenspiegel“ dar. Er ist das erste deutsche, überlieferte Rechtsbuch. Sein Verfasser war Eike von Repgow (es gibt verschiedene Schreibweisen). Repgow entstammte einem sächsischen Rittergeschlecht, das auf Gut Reppichau seinen Stammsitz hatte und von welchem auch der Familienname abgeleitet wurde. Dieses Rittergut lag südöstlich von Aken, zwischen Köthen und Dessau.
Über der Kindheit und Jugend von Repgow liegt Dunkelheit, es gibt nur Vermutungen. Auch sein Geburtsjahr kennen wir nicht, es soll zwischen den Jahren 1180 und 1190 liegen. Gesichert ist, dass der junge Eike eine gute und umfassende Bildung genossen hat, die auf Grund seiner Kenntnisse in Latein und Bibelkunde kirchlichen Schulen zugesprochen wird. Auch wird angenommen, dass Repgow Jura studiert hat und dann das Deutsche Reich bereiste, um Erfahrungen in den einzelnen Gauen zu sammeln. Es war eine unsichere Zeit, auch Walther von der Vogelweide, von dem man annimmt, dass er Repgow gut kannte, schrieb in einem Minnelied: „Gewalt fährt auf den Straßen, und Fried und Recht sind sehr wund ….“. Vielleicht waren Repgows Erlebnisse und Erfahrungen Auslöser für den Gedanken, ein einheitliches Rechtsbuch zu verfassen. Auf jeden Fall muss er ein außergewöhnlicher junger Mann gewesen sein, denn der kleine Edelmann vom Lande, kam mit vielen bedeutenden Persönlichkeiten im Reich zusammen, wie zum Beispiel König Philipp von Schwaben, Fürst Heinrich von Anhalt und Markgraf Dietrich von Meißen. Repgow war bei vielen wichtigen Rechtsbeschlüssen dabei. Seine Anwesenheit auf einigen Things ist beurkundet worden.
Während dieser Reisen, häufig im Gefolge adliger Herren, hat Repgow wohl auch Graf Hoyer von Falkenstein kennen gelernt. Der Graf war Burgherr auf Burg Falkenstein, im schönen Selketal. Beide verband fortan eine Freundschaft, die dazu führte, dass der Graf den Ritter Eike als Dauergast auf seine Feste lud. Eike von Repgow hatte so die Muße, sein Vorhaben eines einheitlichen Rechtsbuches in die Tat umzusetzen.
Ein wahrhaft schwieriges Unterfangen! Es gab kein einheitliches Reichsrecht, die Volksstämme – Sachsen, Schwaben, Franken usw. – wiesen ein weit auseinanderklaffendes Gefüge von Rechten, Pflichten, Bräuchen und Traditionen auf. Eike versuchte diese Gemengelage nach Möglichkeiten auszugleichen und für alle Völker und alle Volksschichten eine akzeptable, einheitliche Rechtslage zu schaffen. Dabei ließ er geistliches Recht außen vor und beschränkte sich auf weltliche Normen und Regeln. Trotzdem war sein Vorhaben für die damalige Zeit eine gewaltige und hochkomplizierte Aufgabe. Sicher kann davon ausgegangen werden, dass sein Gastgeber und Freund ihn tatkräftig unterstützte und er auch gelehrte Assistenten zur Seite hatte. Zudem kann angenommen werden, dass die Herrscher im Reich ein ernstzunehmendes Interesse an Eikes Arbeit hatten.
Zunächst schrieb Repgow sein Werk in Latein, dann noch in seiner Muttersprache Niederdeutsch. Der „Sachsenspiegel“ stellt ein Konvolut verschiedener Genre aus Lyrik und Prosa, aber auch aus biografischen und wissenschaftlichen Elementen dar. Entstanden zwischen den Jahren 1220 und 1240 auf Burg Falkenstein, entwickelte sich der „Sassen Speyghel“ schnell zum „Bestseller“ und wurde zum „Klassiker“. Er leitete eine Entwicklung ein, die der Adel so sicherlich nicht gewollt hatte, nämlich die Neu- und Umgestaltung der bürgerlichen Rechte in den aufblühenden Städten.
Eine Vorreiterrolle spielte dabei die Stadt Magdeburg, deren errungenes freibürgerliches Recht weit ins Deutsche Reich strahlte. Besonders aber in der Harzregion (Goslar, Halberstadt, Osterwieck, Wernigerode, Aschersleben, Quedlinburg, Nordhausen) entstanden zunächst neue Stadtrechte. Es begründete sich eine neue bürgerliche Freiheit, die in den Rolandsbildnissen Symbol und Wahrzeichen fand. Eike von Repgow schuf mit seinem Sachsenspiegel ein epochales Werk. Ob er sich dessen bewusst war und ob er die Verbreitung seines Werkes noch erlebte, wissen wir nicht. Im Jahr 1233 verliert sich bisher seine Spur.
Aber, dass er edel und dankbar war, hat er uns mit der Reimvorrede seines Werkes hinterlassen, in der er seinen Gastgeber und Freund, Graf Hoyer, seinen Dank kund tut:
„Nu dankit al gemeine deme von Valkensteine,
Der greve Hoyer ist genant,
daz an dutz (deutsch) ist gewant
Diz buch durch sine bete: Eike von Rypchow ez tete,
Ungerne her es abir ane quam, (ungern er daran ging)
do her abir vernam
So grosz dar zu des herren gere (Wunsch)
Do en hatte her keine were; (konnte er sich nicht wehren)
Des herren libe in gar verwan,
daz her des buches began,
Dez im waz vil ungedacht, (woran man nicht dachte)
Do herz hatte in latin bracht.
Ane hulfe unde ane lere;
Do duchte (dünkte) in daz zu swere,
Daz herz an dutz wante.
Zu letzt her doch genante (wagte sich)
Der arbeit unde tete
Greven Hoyers bete.“

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Der folgende Abschnitt soll sich dem Inhalt von Eikes bedeutendem Rechtsbuch widmen. Es entstand im Hochmittelalter, einer Epoche in der das ursprüngliche Recht der einzelnen germanischen Stämme zu zerbröseln begann. Schon allein durch die Fülle von Landes- und Ortsrechten, fiel es den deutschen Herrschern schwer, das zersplitterte Reich zu ordnen. Dazu kam der ständige Herrschafts- und Rechtsanspruch des Klerus.
Repgow erkannte wohl dieses gesellschaftliche Defizit, konnte es aber nicht auflösen. Daher legte er von Anfang an Wert auf eine Abgrenzung zum allgegenwärtigen Kirchenrecht. Dies tat er, indem er gleich eingangs hervorhebt, dass dem Papst nur das christliche Schwert, dem König dagegen das weltliche zu führen gebühre. Diese Abgrenzung christlicher und weltlicher Machtsphäre ist eindeutig, was Repgow natürlich in kirchlichen Kreisen viele Anfeindungen eingebracht hat. Trotzdem war für ihn unstrittig, dass die Obrigkeit von Gott eingesetzt war. So beginnt Repkows Sachsenspiegel mit dem tiefgründigen Gedanken: „ Got, der da ist, begin und ende aller dinge …“.
Der „Sachsenspiegel“ ist kein Gesetzbuch nach unseren Vorstellungen. Paragrafen und Durchführungsbestimmungen waren noch nicht erfunden. Repgow hatte sich nur die Aufgabe gestellt, geltendes Gewohnheitsrecht aufzuschreiben und dabei unterschiedlichste Befindlichkeiten unter einen Hut zu bekommen. Dass er damit unbewusst neues Recht schuf war ihm nicht bewusst. Im Wesentlichen umfasst sein Werk zwei Rechtsbereiche, das Landrecht und das Lehnrecht.
Einen besonderen Schwerpunkt legte er auf das Landrecht. Das umfasste das Recht aller Freien und regelt das tägliche Leben, zudem auch das Strafrecht und die Rechtsprechung. Besonders ausführlich ließ er sich auf die rechtliche Lage zwischen Mann und Frau ein. Er fixierte die rechtliche Stellung der Frau in allen Ebenen und engte sie damit stark ein. Was bisher Tradition war, wurde jetzt niedergeschrieben, es wurde zum Recht und so galt es bis in die Neuzeit.
Das Lehnrecht regelte die Verhältnisse zwischen den Ständen. In diesem Kapitel wendet sich Repgow ausführlich dem damit in Zusammenhang stehenden Zins- und Abgaberecht zu. So fixiert er alle „Zinstermine“, die nach alter Tradition an bestimmten Tagen fällig waren, wie zum Beispiel: St. Walpurgistag (30. April) Lämmerzins; St. Urbanstag (25. Mai) Wein- und Baumzins; St. Johannistag (24. Juni) Fleischzins; St. Margaretentag (20. Juli) Kornzins; St. Martinstag (11. November) Gänse- und Geflügelzins usw.
Auch dem Bauerntum, sowie dem in engem Zusammenhang stehenden Jagd- und Forstrecht, widmete er sich ausführlich. Somit kann resümiert werden: Repgow hat mit seinem „Sachsenspiegel“ wesentliche Rechtsfragen des täglichen Lebens aufgeschrieben, erläutert und somit verankert. Aber er hat in seinem Werk auch einige Rechtsgebiete, sicher in voller Absicht, außen vorgelassen. Dem Dienstrecht und Hofrecht hat er sich zum Beispiel nicht zugewandt.
Eike von Repkow und sein Förderer und Unterstützer Graf Hoyer von Falkenstein haben auf der idyllischen Burg Falkenstein Rechtsgeschichte geschrieben, die das gesamte Heilige Römische Reich Deutscher Nation über Jahrhunderte prägen sollte. Heute sind vom „Sachsenspiegel“ noch vier, zum Teil vergoldete, Bilderhandschriften überliefert, die nach ihren Aufbewahrungsorten als: „Wolfenbütteler“, „Oldenburger“, „Dresdner“ und „Heidelberger“ bezeichnet werden sowie mehrere hundert Handschriften und Fragmente. Ob sich dabei ein Original befindet, oder ob alles Abschriften sind, ist unklar und deswegen strittig.
Aber wir dürfen Eike von Repgow nicht allein auf seinen „Sachsenspiegel“ reduzieren, denn er war auch ein bedeutender Geschichtsschreiber. Vermutlich ebenfalls auf der Harzer Burg Falkenstein hat er seine „Sächsische Weltchronik“ verfasst.