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Interessantes zum Klimawandel

Der Klimawandel wird schon den Kindern im Kindergarten vermittelt. Er stellt mittlerweile bei den Deutschen eine der größten Sorgen dar. Auch ich möchte ihn nicht in Zweifel ziehen, doch es gibt ihn schon seit es auf der Erde ein Klima gibt. Über die Umstände die zu diesen Klimaveränderungen führten und führen bestehen nur ansatzweise Erkenntnisse. Dennoch wird den Menschen heute eine entscheidende Rolle für unseren derzeitigen Klimawandel zugesprochen. Ihre Lebensweise soll den Klimawandel stark forcieren. Die uns dafür von der Wissenschaft gelieferten Fakten sind vom normalen Bürger nicht zu widerlegen. Auch ich möchte eine gewisse Mitwirkung der Menschen am Klimawandel nicht bestreiten. Der Tenor liegt jedoch auf „gewisse Mitwirkung“, denn der Klimawandel findet auch ohne unser Mitwirken statt und wir können nichts dagegen tun.
Sicher ist, die Menschen in vor- und frühgeschichtlicher Zeit hatten an Klimaveränderungen keinen Anteil, was wohl auch weitgehend auf das Mittelalter zutrifft. Heute machen Wissenschaft und Politik aus einem unbestrittenen Problem ein Drama, eine Existenzfrage.
Vom vor- und frühgeschichtlichen Klimawandel kann uns nur die Archäologie berichten. Im Mittelalter begannen die Menschen schwere Unwetter, die wohl auf klimatische Veränderungen zurückzuführen sind, schriftlich festzuhalten. Besonders die Mönche in den Klöstern taten sich dabei hervor.
Ich möchte in der Folge derartige Unwetter, die ja auch Naturkatastrophen waren, für den norddeutschen Raum aufzeigen. Sie sind ein beredendes Zeugnis dafür, wie wenig Einfluss wir Menschen auf das Klima haben. Dennoch möchte ich Umwelt-, Klima- und Naturschutzmaßnahmen nicht in Abrede stellen: Nur die Verhältnismäßigkeit sollte gewahrt bleiben.

– 516: Bei einer Sturmflut in Friesland sollen 6 000 Menschen ertrunken sein.
– 533: Nach dreitägigem Sturm eine sehr große Sturmflut an der Nordsee.
– 584: Große Sturmflut in Friesland.
– 586: Die Nordseeküsten werden von einer großen Sturmflut heimgesucht.
– Um 626: Ungeheure Sturmflut in Friesland
– 792: 7. November ungeheure Sturmflut in Friesland.
– 800: Sehr große Sturmflut er Nordsee schädigt Helgoland, das damals aus zwei Tafelbergen bestand, die annähernd gleich hoch waren.
– 806: Sehr große Sturmflut in Friesland.
– 821/22: Die bereits im September einsetzende Winterkälte hält ununterbrochen bis April an.
– 838: 26. Dezember, eine schwere Sturmflut, deren Höhe die Dünenkämme erreicht, sucht unsere Nordseeküste heim; wahrscheinlich erster Ansturm zur Entstehung der Leybucht; ein großer Teil der zwischen Ems und Weser überlebenden Ostfriesen wandert nach Nordfriesland aus.
– 863: Der Winter bleibt frostfrei. Es folgt eine Heuschreckenplage, die bis zehn Jahre lang die Enten zerstören und in Frankreich und Deutschland zu großen Hungersnöten führte.
– 975: Nach langem hartem Winter fällt am 14. Mai noch sehr viel Schnee.
– 984/85: Sehr kalter Winter mit Frost von November bis Mai.
– 989: mächtige Sturmflut in Friesland.
– 993/94: Strenger Winter mit starkem Frost bis Mitte April. In der darauf folgenden Sommerdürre versiegen viele Bäche und Flüsse.
– 999 und 1000: Zwei unerhört heiße und trockene lassen viele Bäche und Flüsse versiegen.
– 1015 -1017: Alljährlich besonders starke Sturmfluten an der Nordsee.
– 1066: Ungeheure Sturmflut an der Nordsee (soll auch des Schloss Mellum vernichtet haben).
– 1072: Besonders milder Winter, so dass die Bäume schon zu Neujahr ausschlagen und die Vögel im Februar Junge haben.
– 1076/77: Der äußerst strenge Winter legte die Flüsse von Ende November bis Ende März unter Eis.
– 1120: In den Dörfern um Halberstadt werden neben Vögeln sogar Ochsen und anderes Vieh vom Hagelschlag getötet.
– 1122: Von Magdeburg bis Halberstadt starker Hagel, der große Zerstörungen anrichtet.
– 1124: Bemerkenswerte Sturmflut an der Nordsee.
– 1128: Zu Pfingsten fällt ungewöhnlich viel Schnee.
– 1144: Eine starke Sturmflut soll von der Nordseeküste fast 12 Meilen weit ins Land eingedrungen sein.
– 1162: Ungeheure Sturmflut an der Nordsee; gleichzeitig im ganzen Land schwerste Gewitterstürme.Square Pop-Up (250x250)
– 1164: 17.Februar ungeheurer Gewittersturm in ganz Norddeutschland, Überschwemmungen an Elbe und Weser sowie schwere Sturmflut an der Nordsee mit angeblich 100 000 Toten. Mit dieser „Julianenflut“ begann die Bildung des Jadebusens.
– 1170: Außerordentlich schwere Sturmflut schädigt die ostfriesische Küste stark.
– 1171: schwere Sturmflut an der Nordsee, schwere Gewitterstürme in ganz Norddeutschland.
– 1172,1173,1174: Außergewöhnliche Sommerhitze mit großer Dürre.
– 1185: Außergewöhnlich warmer Winter, in der Adventszeit bilden sich Knospen, im Januar 1186 spießen die Blätter und die Bäume stehen in Blüte.
– 1200: 100 000 Menschen sollen einer starken Sturmflut an der Nordsee zum Opfer gefallen sein.
– 1212-1214: Auffallend starke und zahlreiche Sturmfluten an der Nordsee.
– 1216: Sehr starke Sturmflut soll allein in der Bremer Gegend 20 000 Menschen dahingerafft haben.
– 1218: 17. November: Ungeheure Sturmflut schädigt die ostfriesische Küste und soll insgesamt 100 000 Menschen getötet haben.
– 1219: 16. Januar: Eine ungeheure Flut vertieft den bereits 1164 begonnenen Jadebusen und soll 36 000 Menschenopfer gefordert haben.
– 1220: Riesige Sturmflut am 4. Januar.
– 1222: Große Sturmflut am 14. Januar
– 1223: 27. Januar mächtige Sturmflut an der Nordsee.
– 1228: Schwerste Regengüsse überschwemmen große Teile Ostfrieslands sowie des Magdeburger Gebietes.
– 1230: Ungeheure, mit Sturmfluten verbundene, Sturmflut an unseren Küsten.
– 1233: Alle norddeutschen Flüsse waren in extrem hartem Winter zugefroren.
– 1237: Sehr große Sturmflut on der ostfriesischen Küste.
– 1242: Große Sturmflut am 20. November an der ostfriesischen und oldenburgischen Küste.
– 1248: Sehr starke Sturmflut am 19. November an der Nordseeküste.
– 1257: 9. Oktober: große Sturmflut an der Küste und große Überschwemmungen an der Ems.
– 1263: 23. Juni: Wolkenbruch fordert im Braunschweigischen mehrere Todesopfer.
– 1266: 16. Januar: Sehr große Sturmflut an der Nordsee.
– 1268/69: Sehr strenger Winter von November bis Februar – Skagerrak und Kattegatt komplett zugefroren.
– 1273: In Ostfriesland kommen 2 000 Menschen bei einer Überschwemmung (Sturmflut?) um.
– 1277: 13. Januar: Sehr große Sturmflut in Ostfriesland. Das Nordseewasser wir bis zum holländischen Kloster Ter Apel (grenznah) getrieben, dass sin ca. 40 km landeinwärts. Im Kloster sterben 70 Menschen.
– 1287: Sehr milder Winter, die Bäume blühen bereits im Januar. Eine heftige Sturmflut an der Nordseeküste soll wieder, wie 10 Jahre zuvor, tief ins Binnenland vorgedrungen sein und erneut in Ter Apel viele Menschen getötet haben.
– 1288: Schwere Sturmfluten an der Nordsee und heftige Orkane in den Monaten Januar und Februar.
– 1289: sehr warmer Winter, um Neujahr blühen Violen und Korn, die Mädchen schmücken sich mit Blumen, die Vögel brüten im Januar, im Februar ist man Waldbeeren, Im April blühen die Reben.
– 1292: Milder Winter bis Februar, dann jedoch frieren alle Flüsse zu und können schwere Lasten tragen, auch das Kattegatt friert zu.
– 1300: Helgoland und andere Nordseeinseln leiden unter sehr starken Sturmfluten.
– 1301: extrem warmer Winter.
– 1303 und 1304: Sehr große Trockenheit, die Weser und zahlreiche andere Flüsse in ganz Deutschland trocknen im Sommer aus.
– 1313: sehr große Sturmflut an der Nordsee.
– 1313 bis 1317: ungewöhnlich nasse Jahre in ganz Deutschland.
– 1323: Sehr harter Winter: Es herrscht so strenger und langer Frost, dass man von Lübeck bis Kopenhagen über die Ostsee laufen konnte.
– 1333: Ein Wolkenbruch zerstört die Dörfer Wagenrode und Wisenhorst, westlich der Rehburger Berge, fast vollständig.
– 1334: 23. November: Die Clemensflut erweitert den östlichen Teil des Jadebusens; die Heete stößt zur Weser durch und Butjadingen wird zur Insel.
– 1336: 27. Und 28. Oktober: Ungeheurer Sturm und mächtige Sturmflut an der Küste.
– 1342: Juli: Höchstes bis heute bekanntes Hochwasser aller niedersächsischen Flüsse, viele massive Brücken werden zerstört, viele Häuser brechen zusammen, viele Städte wie Hann.-Münden, Hameln, Minden stehen tagelang unter Wasser, ungezählte Tote.
– 1362: 16. Januar: Die zweite Marcellusflut, auch Grote Mandrenke genannt (großes Ertrinken) war eine gewaltige Sturmflut in Friesland. Sie verursachte wahrscheinlich den ersten Dollart-Einbruch, ferner die Leybucht und große Landverluste am Jadebusen.
– 1370: 16. Januar: schwere Sturmflut an der ostfriesischen Küste.
– 1372: große Sturmflut an der Nordsee.
– 1373: 9. Oktober: Sehr große Sturmflut.
– 1374. 9. Oktober: Die furchtbare Dionysusflut schädigt die Nordseeküste schwer.
– 1377: 15./16. November: Große Sturmflut vernichtet 30 Kirchspiele.
– 1382: Ungeheurer Regenguss überschwemmt Braunschweig.
– 1387: Die außerordentliche Hitze jenes Sommers gibt ihm auf Jahrhundert hinaus den Namen „Der alte, heiße Sommer“; niedrigster Flusswasserstand im ganzen Land.
– 1398: Die große Insel Bant zerfällt nach gewaltiger Sturmflut in die heutigen Inseln Borkum, Juist und Norderney.
– 1400: Große Sturmflut, „de vriessche vloet“ genannt, wütet an der ostfriesischen Küste.
– 1401: 23. April bis 17. September fällt täglich Regen.
– 1403 und 1404: Im November sehr große Sturmfluten an der Nordsee.
– 1405: Täglicher Regen von Anfang August bis Neujahr.
– 1407/08: Außerordentlich strenger Winter – Der Große Winter genannt.
– 1421: Außergewöhnlich schwere Sturmflut an der Nordsee.
– 1424: Die Besiedlung von Aldesum im heutigen südlichen Jadebusen, noch um 1350 ein vielbesuchter Markt mit einer Gaukirche, wird infolge von Sturmfluteinwirkungen aufgegeben.
– 1425: Extrem warmer Winter, Kornblumen, ausgefallene Erbsen und Bohnen blühen im Dezember.
– 1427: Bäume blühen im Dezember.
– 1434 bis 1437: Jährlich große Sturmfluten:
– 1446: 10. April: ungeheurer Sturm, schwere Gewitter, sehr starke Schneefälle und verderbliche Kälte; furchtbare Sturmflut vernichtet 16 Küstenorte und verschlingt angeblich 100 000 Menschen.
– 1468: Sehr kühler, nasser Sommer mit großen Hochwässern; in Braunschweig werden Tote aus den Gräbern gespült, das Korn bleibt ungemäht stehen, der Wein missrät, im folgenden Winter extrem starker Schneefall der Schäden an Häusern verursacht, schwere Schneebrüche im Wald.
– 1473: Sehr trockener Sommer, denn „Wasser war teurer als Wein“. Von Mitte April bis zum 8. September kein Tropfen Regen. Mühlen stehen wegen Wassermangel still, schwere Waldbrände im Harz.
– 1479: Heißer, trockener Sommer, Mangel an Wasser, in Braunschweig kann weder gebacken noch gebraut werden, alles wird aus Magdeburg geholt.
– 1481: In Magdeburg fallen hühnereigroße Hagelkörner in riesigen Mengen, Unwetter bringt ein Ausufern der Elbe und mächtige Überschwemmungen.
– 1485: Den ganzen Januar über große Sturmfluten.
Diese Unwetterchronik führt nur die bedeutendsten Ereignisse auf und zudem nur für Nordwestdeutschland. Sie zeigt jedoch eindrucksvoll, dass es mächtige Unwetter auch vor vielen Jahrhunderten gab. Auch damals fand ein Klimawandel statt, dessen Ursachen wir jedoch nicht kennen und wohl ohne Zutun des Menschen. Wir sollten dennoch Klimaschutz betreiben, jedoch ohne Hysterie und mit Augenmaß.
Dazu demnächst das Thema Wärmedämmung.




Jahr ohne Sommer und ohne Sonne

Vulkan Tambora
Vulkan Tambora

Als ich vor einigen Wochen vor einer Gruppe gestandener Akademiker und Akademikerinnen einen Vortrag über die Geschichte Mitteldeutschlands gehalten habe, war ich erstaunt, als ich auf das „Jahr ohne Sommer“ zu sprechen kam: keine von meinen Zuhörern hatte je davon gehört. Dabei sind seit diesem gravierenden Naturereignis nur zweihundert Jahre vergangen.

Im April des Jahres 1815 kam es auf der indonesischen Insel Sumbawa zu einem gewaltigen Ausbruch des Vulkans Tambora. Mit Stärke 7 auf dem Vulkanexplosionsindex war dieser Ausbruch der stärkste seit etwa 26.500 Jahren, als der neuseeländische Supervulkan Taupo ausgebrochen war; dieser Taupo-Ausbruch gilt mit Stufe 8 als der größte jemals nachgewiesene.

Der Ausbruch des Tambora im Jahr 1815 war ein Naturereignis, dass globale Auswirkungen hatte. Das war den Menschen in anderen Ländern und Kontinenten jedoch nicht bewusst. Erst 1920 fand der amerikanische Klimaforscher William Jackson Humphreys eine Erklärung für das „Jahr ohne Sommer“, das Jahr 1816. Er führte die weltweiten Klimaveränderungen in jener Zeit auf den Ausbruch des Tambora in Indonesien zurück.

In einem Forschungsbericht des Max-Planck-Institutes für Meteorologie aus dem Jahr 2002 wird geschätzt, dass bei diesem Vulkanausbruch etwa 150 qkm Staub und Asche in die Atmosphäre geschleudert wurden; hinzu kamen noch Schwefelverbindungen. Unter Anwendung der Stöchiometrie errechnete man daraus eine Schwefeldioxidmenge von ungefähr 130 Megatonnen, die ebenfalls unsere Atmosphäre belasteten. Staub, Asche und Schwefeldioxid verteilten sich wie ein Schleier um die ganze Erde.

Die daraus resultierenden Klimaveränderungen und Wetterkapriolen betrafen, zum Teil mit erheblichen Zeitverzögerungen, alle Kontinente – besonders jedoch die Nordhalbkugel. Die daraus resultierende Abkühlung des Weltklimas dauerte bis 1819/20 an.

Am gravierendsten waren die Folgen jedoch im Jahr nach dem Vulkanausbruch, also 1816. Von Anfang Juli bis Ende August gab es in Nordamerika einen Wintereinbruch, der im Nordosten der USA zu Nachtfrostperioden mitten im Hochsommer führte. Im Osten Kanadas und in den heutigen Bundesstaaten Connecticut, New Hampshire, Maine, Massachusetts, Rhode Island und Vermont (Neuengland), fiel Schnee, der in Québec eine Höhe von 30 Zentimetern erreichte.

Auch Europa hatte stark unter den Klimaveränderungen und infolge dessen unter den  Wetterunbilden zu leiden. Erwähnt werden muss jedoch, dass bereits ab 1812, also 3 Jahre vor der Vulkankatastrophe, eine erhebliche Abkühlung in Europa eingesetzt hatte. Von 1812 bis 1821 waren die niedrigsten Sommertemperaturen in den letzten 500 Jahren zu verzeichnen. Die Ursachen für den Ausbruch dieser Kältezeit sind bisher ungeklärt. 1816 kamen dann noch die Auswirkungen des Vulkanausbruchs hinzu. In zahlreichen alten Publikationen wird das Jahr 1816 auch als Jahr ohne Sonne bezeichnet, denn diese soll in zahlreichen Gebieten Europas ständig vom Dunstschleier der Atmosphäre verdeckt gewesen sein.

In Mitteleuropa und auch in Deutschland müssen die Auswirkungen dennoch unterschiedlich stark gewesen sein. Am stärksten betroffen war wohl in Mitteleuropa das Gebiet unmittelbar nördlich der Alpen: Elsass, Deutschschweiz, Baden, Württemberg, Bayern und das österreichische Vorarlberg. Jedoch muss auch Mitteldeutschland recht stark betroffen gewesen sein, wie ich aus einigen zeitgenössischen Quellen erfahren konnte. Es kam zu schweren Unwettern mit extremen Regenfällen, teilweise sogar mit Schneefällen mitten im Sommer. Zahlreiche Flüsse, unter anderem der Rhein und die Elbe traten über die Ufer und verursachten schwere Überschwemmungen. Die Folge der niedrigen Temperaturen und anhaltenden Regenfälle in Teilen Europas waren katastrophale Missernten. Diese führten zu drastischen Preissteigerungen für Nahrungsmittel, insbesondere für Getreide. Die Auswirkungen zeigten sich erst 1817 und 1818 wo die Preise um das Doppelte, bis zum Fünffachen, anstiegen.

Besonders extrem müssen die daraus resultierenden Hungersnöte in der Deutschschweiz gewesen sein. Die Neue Luzerner Zeitung vom 17. April 2010 berichtete dazu: “. In Ybrig, in Rothenthurm und in den Berggegenden „haben die Kinder oft im Gras geweidet wie die Schafe“.

Deutschland war zusätzlich zu den klimabedingten Hungersnöten schwer von den gerade beendeten Napoleonischen Kriegen gezeichnet. Es kam deshalb zu einer großen Emigrationsbewegung. In Süddeutschland schifften sich viele Menschen über die Donau nach Osteuropa aus. Auch setzte die erste große Auswanderungswelle nach Amerika ein; es war noch keine Massenauswanderung wie etwa hundert Jahre später, aber immerhin waren es bis 1820 bereits etwa 150 000 Menschen, die den Weg über den Atlantik auf sich nahmen. Die Folgen des Vulkanausbruchs in Indonesien, die sich auf das Weltklima auswirkten, waren auf der nördlichen Erdhalbkugel bis 1819/20 spürbar.

Am stärksten war dennoch Indonesien sowie die asiatischen Regionen rund um Indonesien betroffen: Starke Niederschläge aus vulkanischer Asche reichten bis Borneo, Sulawesi, Java und zu den Molukken. Durch den Ausbruch starben mindestens 71.000 Menschen auf Sumbawa und Lombok, hiervon 11.000 bis 12.000 direkt durch die Eruption.

Die Klimaabkühlung hatte jedoch schon vor dem bekannten Ausbruch des Tamboras im Jahr 1815 einsetzt, weshalb wohl noch andere Ursachen dafür heranzuziehen sind. Aerosolablagerungen in grönländischen und antarktischen Bohrkernen lassen die Vermutung zu, dass es bereits vor dem Tambora-Ausbruch eine mächtige Vorläufereruption gegeben haben kann. Ort und Zeit dieser Katastrophe sind derzeit noch unbekannt.

Die Spätfolgen des Vulkanausbruches waren noch nach Jahren und Jahrzehnten augenscheinlich. Besonders bei Sonnenaufgang und Sonnenuntergang kam es zu merklichen Veränderungen des Lichtspektrums. Die vom Tambora in die Atmosphäre geschleuderten Staub- und Aschepartikel streuten das langwellige Sonnenlicht und erzeugten so neue Farbspiele, wie sie sonst nicht auftreten: Diese seltsame Himmelspracht wussten die biedermeierlichen Landschaftsmaler zu nutzen und auf ihre Leinwand zu bannen. Es waren Farbschattierungen von Rot, Orange, Violett, mitunter Blau- und Grüntöne sowie intensive Erdfarben.

Der Ausbruch des Tambora kann auch als gute Beispiel dafür dienen, wie wenig Einfluss die Menschheit auf Klimaveränderungen hat. Sicherlich sind Ökologie und Umweltschutz in einer modernen Gesellschaft unverzichtbar und auch Rahmenbedingungen zum Klimaschutz eine gute Sache. Die Art und Weise, wie mit dieser Gesinnung jedoch mitunter Politik gemacht wird, und mit Hilfe dieser Politik Profit, nimmt teilweise schon bedenkliche Züge an. Bedenklich ist, wenn in diesem Zusammenhang versucht wird, regelrechte Zukunftsangst zu erzeugen. Aber das ist ein anders Thema, dem ich mich ganz sicher in einem späteren Beitrag zuwenden werde.