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Die Suche nach dem Garten Eden, dem Paradies: Teil 4

Der Garten Eden – das Paradies – wird seit vielen hundert Jahren gesucht. Wissenschaftler jeglicher Couleur versuchten sich daran, wurden jedoch von der Kirche nach Möglichkeiten dabei behindert.

Sicherlich kannte die Katholische Kirche schon lange Zeit geschichtliche Zusammenhänge zur biblischen Schöpfungsgeschichte, die diese in ein fragwürdiges Licht stellte. Jedoch hält die Kirche bis heute an der uralten Devise fest „was nicht sein kann, das nicht sein darf“.

In der Neuzeit entstanden nach und nach neue Wissenschaften: Grammatologie, Archäologie, Geschichtswissenschaften und Geowissenschaften sind einige davon. Es wurden sehr alte Karten entdeckt – darunter die sogenannte vatikanische Karte – auf denen das Paradies eingezeichnet war. Jedoch konnten diese Karten bis heute nicht aufgelöste werden. Dann wurden uralte Schriftrelikte entdeckt, die letztlich untermauerten, dass bereits die Babylonier die Schöpfungsgeschichte wohl kannten und auch den Garten Eden und das bereits etwa 1000 Jahre bevor Christentum und Bibel entstanden.

Friedrich Delitzsch (1850–1922)
Friedrich Delitzsch (1850 – 1922)

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts trat dann ein gewisser Friedrich Delitzsch ins Licht der Öffentlichkeit. Delitzsch wurde 1850 in Erlangen geboren und war Sohn des Theologen Franz Delitzsch. Nach dem Studium der orientalischen Sprachen promovierte er in semitischen Sprachen und in Assyriologie. Bereits 1877, als bereits mit 27 Jahren wurde er in Leipzig Professor, später auch in Breslau und Berlin. Er war Mitbegründer und Förderer der Deutschen Orientgesellschaft und seit 1899 Direktor der Vorderasiatischen Abteilung der Königlichen Museen. Besondere Verdienste erwarb sich Delitzsch bei der Erforschung vorderasiatischer Sprachen. Dann trat er mit alttestamentarischer Textkritik an die Öffentlichkeit. Weiteren Kreisen wurde er bekannt durch seine in zahlreichen veränderten Fassungen und Übersetzungen erschienenen Vorträge über Babel und Bibel, die den Babel-Bibel-Streit auslösten. 1902 wurde Delitzsch in die American Academy of Arts and Sciences gewählt. Seit 1891 war er Mitglied der Sächsischen Akademie der Wissenschaften.

In der Folge des Babel-Bibel-Streites nahm er im Laufe seines Lebens zunehmend eine kritische Haltung gegenüber dem Alten Testament ein. Als Direktor der Vorderasiatischen Abteilung der Königlichen Museen (heute Teil des Pergamonmuseums) hielt er 1902 einen Vortrag vor Kaiser Wilhelm II., in dem er den biblischen Sündenfall in Frage stellte. Er führte diesen Teil des Alten Testaments auf Überlieferungen der Babylonier zurück und forderte ihn aus der Bibel zu tilgen.

Kaiser Wilhelm war zunächst von Delitzschs Forschungen sehr angetan und forderte eine Berücksichtigung dieser neuen Erkenntnisse in der Schule. Der Kaiser war jedoch zugleich Oberhaupt der deutschen Protestanten und er geriet durch seine Unterstützung der Delitzsch-Thesen unter starken Druck der Kirche und weiterer konservativer Kräfte. Verschärft wurde der Konflikt, als Delitzsch aufzeigte, dass auch Judentum und Islam die Schöpfungsgeschichte von den Babyloniern übernommen hätten.

Kaiser Wilhelm lies Delitzsch samt seiner Thesen fallen, was letztlich dessen wissenschaftliche Karriere recht abrupt beendete. Dennoch: Etwa ein Jahr lang wurde die Schöpfungsgeschichte der Bibel bereits vor über hundert Jahren von oberster Stelle in Zweifel gezogen. Was damals Kaiser Wilhelm veranlasste, die Grundfesten der Kirche in Zweifel zu ziehen, wird wohl sein Geheimnis bleiben – des massiven Widerspruchs zu seiner Haltung war er sich sicherlich bewusst.

Der renommierte Professor der Universität London und Autor des Buches „Die Vermessung des Paradieses“ Alessandro Scafi zeigt in seinem Buch alte Karten, in denen der Garten Eden verzeichnet ist, jedoch sind alle diese Karten bisher nicht aufzulösen.




Der große Reformator Martin Luther vertrat bei der Frage nach der Verortung des Paradieses die Meinung, dass die große Sinnflut das Paradies hinweggespült habe. Damit war für ihn die Sache erledigt und nicht weiter diskussionswürdig.

Heute weiß man, dass die Ursprungsgeschichte des Menschen bereits als Epos bei den Babyloniern existierte. Neuerdings wurde in Schrifttafeln aus der bronzezeitlichen Metropole Ugarit von niederländischen Forschern eine Urversion von Adam und Eva entdeckt. Wie die Alttestamentlerin Marjo Korpel und der Altorientalist Johannes de Moor von der Protestantischen Theologischen Universität Amsterdam in ihrem neuen Buch „Adam, Eve and the Devil“ berichten, wurde die Erzählung in der nordsyrischen Hafenstadt Ugarit aufgezeichnet. Diese Aufzeichnungen aus Ugarit sollen mindestens 800 Jahre älter sein als die Bibel.

Marjo Korpel führt weiter aus: Einst lebte der Schöpfergott El mit seiner Frau Asheran in einem paradiesischen Garten. Der böse Gott Horon jedoch, der vom Berg der Götter verbannt worden war, wollte sich dafür an den Menschen rächen. Er verwandelte den Baum des Lebens, der im Paradiesgarten stand, in den Baum des Todes und verhüllt den Garten mit giftigem Nebel. Als der Schöpfergott das Leben auf der Erde erneuern will, stellt sich ihm Horon in Form einer großen Schlange entgegen. Beide geraten aneinander, die böse Schlange beißt El, der dadurch seine Unsterblichkeit verliert. Als El jedoch mit seiner „guten Frau“ (Eva) Nachkommen zeugt, überwindet er den Fluch und gewinnt eine Art von Unsterblichkeit zurück. Korpel erklärt zudem, dass in dieser Urversion der Schöpfungsgeschichte Eva keinerlei Schuld auf sich lud.

In dieser Ugarit-Geschichte wird der Garten Eden an die Hänge des Berges Ararat verortet, da, wo auch gemäß Altem Testament nach der Sinnflut die Arche Noahs landete. So wird auch die Geschichte der Schiffer Uta-napischti im Gilgamesch-Epos erzählt, nur das dieses Epos bereits zwischen das 3. und 2. Jahrtausend v. Chr. datiert wird.

Es ist heute kaum noch zu leugnen, dass die Schöpfungsgeschichte in der Bibel auf älteren Mythen beruht. Und es hat zudem sicherlich redaktionelle Bearbeitungen gegeben, die dieser Geschichte eine ideologische Wendung unterziehen wollten, um damit die Machtausübung der christlichen Kirche zu zementieren. Verwunderlich ist nur, dass die Kirche bis heute an der Schöpfergeschichte und dem Sündenfall festhält und bei vielen Dingen, die darauf zurückgehen, keine Kompromissbereitschaft erkennen lässt.

Zudem führen moderne Wissenschaften – insbesondere auch die Archäologie – ständig zu neuen Erkenntnissen, die alttestamentarische Aussagen relativieren oder sogar als falsch identifizieren. Ablasshandel und ähnliche kirchliche „Betrügereien“ gibt es „Gott sei Dank“ heute nicht mehr. „Eva“ von aller Schuld freizusprechen und damit zu emanzipieren, dafür wäre es höchste Zeit.

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Ob der Garten Eden jemals gefunden werden wird, ist mehr als fraglich. Dennoch kann angenommen werden, dass es eine solche paradiesische Landschaft einmal gegen haben wird. Auch wenn sich darin die Schöpfungsgeschichte nicht abgespielt hat. Und wenn dieses Paradies einmal in Vorderasien lag, wie vermutet wird, so kann dort, wo einmal paradiesische Zustände herrschen, heute durchaus Wüste sein.

Dennoch wird die Suche nach dem Paradies wohl nie aufhören – zu schön ist dieser Mythos, als dass man ihn aufgeben wollte.