Die Erfindung des Drahtseils

Zahlreiche Jahrhunderte lang war der Bergbau Haupterwerbszweig im Harz. Zeitweise war dieses kleine Mittelgebirge das größte Bergbaugebiet der Welt. Insbesondere die verschiedensten Erze wurden dort gewonnen und brachten den Harzer Ortschaften Arbeit und Wohlstand. Die oberflächennahen Erzvorkommen wurden jedoch zunehmend weniger, die Schächte und Stollen mussten daher immer tiefer ins Gebirge getrieben werden. Neue Techniken und Technologien mussten eingesetzt werden um diese Herausforderungen zu lösen. Das verursachte Kosten, die die Wirtschaftlichkeit des Harzer Bergbaus stark belasteten.

Ein bedeutender Kostenfaktor in der Zeit um 1800 waren zudem die Seile. Die Bergwerke des Oberharzer Bergbaus hatten in dieser Zeit Teufen (Tiefen) von 500 bis 600 Metern erreicht. Seinerzeit waren dies die tiefsten Bergwerke der Welt. Üblich war es, dass die Bergmänner das Ein- und Ausfahren über die Fahrten (Leitern) vornehmen mussten. Eine wahre Quälerei, die zudem sehr viel Zeit und Kraft in Anspruch nahm und zudem zahlreiche Opfer forderte. Unter diesen Bedingungen benötigte ein Bergmann eine Stunde für das Einfahren und zwei Stunden für das Ausfahren. Es wurde daher nach technischen Alternativen und Neuerungen gesucht.

In den 1820er Jahren war der in Hannover gebürtige Wilhelm August Julius Albert (1787-1846) Oberbergrat im Clausthaler Revier. Zusammen mit Berghauptmann von Reden beauftragte er 1833 den Berggeschworenen Georg Ludwig Dörell, ein vom Kunstjungen Lichtenberg konstruiertes Modell einer Fahrkunst im Spiegelthaler Hoffnungs-Richtschacht in der Praxis zu erproben und für den harten Bergwerkseinsatz weiter zu entwickeln. Dörells Erprobung und Entwicklung verlief erfolgreich und wurde fortan in allen Harzer Bergwerken eingesetzt und fand schon bald in ganz Europa Verbreitung. Dörell hatte an einem, von Wasserkraft angetriebenen drehenden Rad exzentrisch eine Stange befestigt, die die Drehbewegung in eine schwingende Längsbewegung übersetzte: das Kunstgestänge. Diese Stange betätigte das Kunstkreuz (eine Art Wippe), an dessen Schenkelenden zwei lange Stangen bzw. leiterähnliche Vorrichtungen befestigt waren, die in den Schacht hinunterragten. Das Kunstkreuz sorgte dafür, dass wenn sich das Rad drehte, sich zunächst die eine Stange im Schacht hob, während sich die andere senkte. Nach einer halben Umdrehung des Rades kehrte sich die Bewegung der Stangen um; nun senkte sich die erste und die zweite hob sich. Durch Umsteigen zwischen den beiden Stangen nach jeweils einer halben Raddrehung konnte der Bergmann also entweder in den Schacht ein- oder aus ihm ausfahren.

In den 1820er Jahren war der in Hannover gebürtige Wilhelm August Julius Albert (1787-1846) Oberbergrat im Clausthaler Revier. Zusammen mit Berghauptmann von Reden beauftragte er 1833 den Berggeschworenen Georg Ludwig Dörell, ein vom Kunstjungen Lichtenberg konstruiertes Modell einer Fahrkunst im Spiegelthaler Hoffnungs-Richtschacht in der Praxis zu erproben und für den harten Bergwerkseinsatz weiter zu entwickeln. Dörells Erprobung und Entwicklung verlief erfolgreich und wurde fortan in allen Harzer Bergwerken eingesetzt und fand schon bald in ganz Europa Verbreitung. Dörell hatte an einem, von Wasserkraft angetriebenen drehenden Rad exzentrisch eine Stange befestigt, die die Drehbewegung in eine schwingende Längsbewegung übersetzte: das Kunstgestänge. Diese Stange betätigte das Kunstkreuz (eine Art Wippe), an dessen Schenkelenden zwei lange Stangen bzw. leiterähnliche Vorrichtungen befestigt waren, die in den Schacht hinunterragten. Das Kunstkreuz sorgte dafür, dass wenn sich das Rad drehte, sich zunächst die eine Stange im Schacht hob, während sich die andere senkte. Nach einer halben Umdrehung des Rades kehrte sich die Bewegung der Stangen um; nun senkte sich die erste und die zweite hob sich. Durch Umsteigen zwischen den beiden Stangen nach jeweils einer halben Raddrehung konnte der Bergmann also entweder in den Schacht ein- oder aus ihm ausfahren.

Die Fahrkunst, als deren Erfinder Dörell gilt, war für den Bergbau eine technische Sensation. Dennoch bestand das Problem mit den Hanfseilen weiterhin. Diese waren den anstehenden Belastungen einfach nicht mehr gewachsen. Daher setzte man sogenannte Harzer Kettenseile ein. Diese Kettenseile waren verschleißfester, hatten aber ein riesiges Gewicht. So war das Gewicht eines Kettenseiles von 400 m Länge fünfmal so groß wie das einer erzgefüllten Lore.

Dieses Problems nahm sich Oberbergrat Julius Albert an. Albert hatte an der Universität Göttingen Rechtswissenschaften und Bergbau studiert. Bei letzterem waren ihm auch umfangreiche naturwissenschaftliche und technische Kenntnisse vermittelt worden. Er erkannte, dass auch die Ketten den starken Dauerbeanspruchen nicht gewachsen waren, diese führten zu Materialermüdung wodurch die Ketten rissen. Albert begann Maschinen zu entwickeln und zu bauen, auf denen diese Belastungen simuliert werden konnten. Somit begann er bereits vor dem Ingenieur und Materialforscher August Wöhler (1819-1914) sich der Materialforschung der Werkstoffe Eisen und Stahl zu widmen.

Dem Oberbergrat Julius Albert gelang es, gemeinsam mit dem Bergschmied Mummenthey, nach vielen Versuchen, Experimenten und Berechnungen das erste Drahtseil aus Eisen herzustellen. Aus drei Litzen zu je vier Drähten aus Schmiedeeisen mit einem Durchmesser von je 3,5 mm, drehten die beiden Erfinder ein Seil, das sechsmal mehr Tragkraft hatte als ein Hanfseil und viermal mehr als ein Kettenseil, welches zudem achtmal schwerer war als das Drahtseil. Ein Drahtseil aus parallel liegenden Drähten wurde bereits vom französischen Ingenieur Marc Seguin für seine ab 1823 gebauten Hängebrücken verwendet. Die besondere Leistung Alberts bestand darin, dass er das geschlagene Drahtseil erfand und zudem auch gleich die zur Herstellung der Seile erforderliche Verseilmaschine zum Verdrillen der einzelnen Drähte konstruierte und baute. Das war im Jahr 1834, welches als Geburtsjahr des Drahtseiles angesehen wird. Nach einer erfolgreichen Erprobung auf der Grube Caroline fand das „Albert-Geflecht“ schnell im in- und ausländischen Bergwerk und auch darüber hinaus Verbreitung. Das von Albert erfundene Drahtseil war im sogenannten Gleichschlag hergestellt; hierbei sind die Litzen in die gleiche Richtung zum Seil geschlagen. Später wurde dann die Kreuzschlag-Verseiltechnik entwickelt, in der heute die Mehrzahl aller Stahlseile hergestellt wird.

Bei Kreuzschlagseilen treten äußere Drahtbrüche meistens früher auf als bei Gleichschlagseilen, was einen großen Zugewinn an Sicherheit bedeutet. Denn nur, wenn sich die zunehmende Seilschädigung durch äußere Drahtbrüche darstellt, kann ein Drahtseil rechtzeitig ausgetauscht werden.




Gutmensch – Unwort des Jahres

„Gutmensch“ ist das Unwort des Jahres 2015. Das gaben Sprachwissenschaftler in Darmstadt bekannt. Die Jury, bestehend aus vier Sprachwissenschaftlern und einem Journalisten; sie soll politisch unabhängig sein. Unterstützt wird diese Jury, jährlich wechselnd, von einem weiteren Mitglied aus dem Kultur und Medienbetrieb. Wer jedoch wählt dieses Jurymitglied aus?

Ich möchte der Jury hier auch keinerlei politische Abhängigkeit unterstellen. Menschen haben unterschiedliche politische Vorstellungen – sogar innerhalb einer Partei. Warum wird dieses „Unwort des Jahres“ jedoch von vielen Medien derart hofiert?

Die Homepage der Aktion www.unwortdesjahres.net beschreibt den Grundgedanken wie folgt:

„Die Aktion «Unwort des Jahres» möchte auf öffentliche Formen des Sprachgebrauchs aufmerksam machen und dadurch das Sprachbewusstsein und die Sprachsensibilität in der Bevölkerung fördern. Sie lenkt daher den sprachkritischen Blick auf Wörter und Formulierungen in allen Feldern der öffentlichen Kommunikation, die gegen sachliche Angemessenheit oder Humanität verstoßen, zum Beispiel:

– weil sie gegen das Prinzip der Menschenwürde verstoßen (z. B. Geschwätz des Augenblicks für Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche),

– weil sie gegen Prinzipien der Demokratie verstoßen (z. B. alternativlos als Haltung/Position in der politischen Diskussion, um eine solche zu vermeiden und sich der Argumentationspflicht zu entziehen),

– weil sie einzelne gesellschaftliche Gruppen diskriminieren (z. B. durch unangemessene Vereinfachung oder Pauschalverurteilung, wie etwa Wohlstandsmüll als Umschreibung für arbeitsunwillige ebenso wie arbeitsunfähige Menschen),

– weil sie euphemistisch, verschleiernd oder gar irreführend sind (z. B. freiwillige Ausreise als Behördenterminus für die nur bedingt oder gar nicht freiwillige Rückkehr von Asylbewerbern in ihre Heimatländer aus Abschiebehaftanstalten).

Wesentlich ist, dass die betreffenden Wörter und Formulierungen öffentlich geäußert wurden, eine gewisse Aktualität besitzen und der Äußerungskontext bekannt bzw. belegt ist. Die Anzahl der UnterstützerInnen eines Vorschlags spielt dagegen im Unterschied zu den genannten inhaltlichen Kriterien keine Rolle.”

Soviel zum Grundgedanken der Aktion. Jedoch: Gut gemeint ist nicht immer gut gemacht.

Als Auswahlkriterium gibt die Jury folgendes an: „Als ‚Gutmenschen‘ wurden 2015 insbesondere auch diejenigen beschimpft, die sich ehrenamtlich in der Flüchtlingshilfe engagieren oder die sich gegen Angriffe auf Flüchtlingsheime stellen“, hieß es weiter. „Mit dem Vorwurf ‚Gutmensch‘, ‚Gutbürger‘ oder ‚Gutmenschentum‘ werden Toleranz und Hilfsbereitschaft pauschal als naiv, dumm und weltfremd, als Helfersyndrom oder moralischer Imperialismus diffamiert.“

Halfsize Urlaubslust low

Ich kenne niemanden, der die zahlreichen Flüchtlingshelfer diskreditiert und diffamiert. Ganz im Gegenteil: Die Helfer genießen Sympathie, Anerkennung, Achtung und Bewunderung. Auf derartige Sympathie-Bekundungen können viele Politiker derzeit lange warten: Große Teile der Bevölkerung sind mit der Flüchtlings- und Integrationspolitik sehr unzufrieden. Und hätten wir nicht die vielen ehrenamtlichen Helfer, so hätten wir in unserem Land sicher schon ein unüberschaubares Flüchtlings-Chaos.

Ich verwende das Wort „Gutmensch“ seit Jahren. Jedoch nicht für Flüchtlingshelfer, die gab es damals noch nicht, sondern für gewisse Politiker. Das sind jene Politiker, die meinen keine Talkshow und keinen Fernsehauftritt auslassen zu dürfen, die tagtäglich ihre Kommentare in die Medien geben – gefragt wie ungefragt. Das sind jene Politiker, die mit ihrem Sozialgedusel Deutschland und die Welt verbessern wollen. Gut gemeint, doch Gerechtigkeit für alle gibt es nicht und es wird diese wohl auch nie geben. Auch beschränkt sich das Gutmenschentum oftmals darauf Wohltaten aus Steuergeldern zu verteilen und die Bevölkerung zudem oberlehrerhaft auf den richtigen Weg bringen zu wollen. Ich habe nichts gegen diese Sozial-, Flüchtlings- und Integrationsromantiker, auch nicht aus den Reihen der Politiker. Wogegen ich etwas habe ist die Tatsache, dass von diesen Politikern jede andere Meinung abgelehnt wird, und – noch schlimmer – jeder der eine andere Meinung vertritt, sofort in die rechte politische Ecke gestellt wird.

Ich bin politisch an kein Spektrum gebunden, weder links, noch rechts, auch nicht an die politische Mitte. Daher werde ich mir auch in Zukunft keine politisch korrekte Ausdrucksweise auf doktrinieren lassen und den genannten Personenkreis weiterhin als „Gutmenschen diffamieren“. Schließlich leben wir in einer Demokratie und in der wird nicht mit Waffen gestritten, sondern mit Worten. Alle Demokraten haben das anzuerkennen und sind zudem gut beraten, wenn sie die Argumente anders Denkender ernst nehmen. Ich habe leider im Moment den Eindruck, als wenn wir uns von diesem Grundprinzip der Demokratie zunehmend entfernen und das ist bedenklich, sehr bedenklich. Den von mir als Gutmenschen bezeichneten Politikern würde es zudem gutstehen, wenn sie sich ab und zu ins Gedächtnis rufen würden, dass sie ein Wähler- und Bürgermandat innehaben. Das heißt auch, die Ängste und Bedenken der Bevölkerung erst zu nehmen und Andersdenkende nicht zu diskreditieren und zu diffamieren.

Im vergangenen Jahr hatte die Jury „Lügenpresse“ zum Unwort des Jahres gekürt; einen Begriff, der bereits Anfang des 20. Jahrhunderts entstand und in jüngster Vergangenheit vor allem von „Pegida“-Anhängern skandiert wurde. 2013 entschieden sich die Sprachkritiker für „Sozialtourismus„, 2012 für „Opfer-Abo“. Die Unwort-Aktion gibt es seit 1991.

Neben dem Unwort des Jahres gibt es auch das Wort des Jahres: Dieser Begriff wird unabhängig von der sprachkritischen Jury in Darmstadt von der Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) in Wiesbaden gewählt. 2015 entschied diese sich für den Begriff „Flüchtlinge„. Diese Bezeichnung sei im deutschen Wortschatz stark verankert, hieß es in der Begründung. Von diesem Wort des Jahres hat man jedoch im Vergleich zum Unwort des Jahres kaum etwas wahrgenommen – warum wohl?




Der Holzgas-Generator

Die Holzvergasertechnologie, die bereits im Jahr 1839 durch den Dürrenberger Naturwissenschaftler Carl Bischof (1812-1884) erfunden wurde, zählt zu den ältesten Energiegewinnungstechnologien der Industriegeschichte. Einst hat sie die Metallurgie- und Hüttentechnologie zu neuen Höhen geführt, dann war sie Betriebsgaslieferant für Kraftfahrzeuge.

Bischof studierte an der Berliner TU Chemie, Physik und Geologie und arbeitete dann auf den Hüttenwerken des Grafen von Einsiedel zu Lauchhammer. Bereits während seines Studium baute Bischof einen Dampfwagen, der auf Straßen und Wegen fahren konnte und als erster seiner Art in Deutschland angesehen wird. 1839 erfand er die Gasentwicklungsöfen, die in der Metallurgie- und Hüttenindustrie zu einer grundlegenden Umgestaltung der Feuerungsanlagen führten. Durch diese und weitere Erfindungen war Bischof zu Bekanntheit gelangt, was Herzogs Alexander Carl von Anhalt-Bernburg 1844 veranlasste, ihn als Hüttenmeister an die Eisenhütte Mägdesprung bei Harzgerode berufen und ihn später zum Bergrat zu ernennen. Bischof gehörte zudem zu den Pionieren des Gussstahls, denn erst die Einführung der Gasofentechnik führte zur Entwicklung der Gussstahltechnologie und diese kann zu einer der Schlüsseltechnologien der Industriellen Revolution gerechnet werden. 1856 war Bischof Gründungsmitglied des Vereines Deutscher Ingenieure, was wohl dafür ausschlaggebend war, dass die Gründungsveranstaltung in Alexisbad stattfand.

Halfsize Urlaubslust low

Nach dem 1. Weltkrieg breiteten sich die Anwendungsgebiete der Holzgastechnologie rasant aus. Die europäischen Länder hatten ihre Abhängigkeit vom Erdöl erkannt. Man höre und staune, diese Erkenntnis ist fast einhundert Jahre alt! Das Problem erkannte der Lothringer Chemiker Georges Imbert und entwickelte einen Holzgasgenerator, der in Kraftfahrzeuge eingebaut werden konnte. Ein für die damalige Zeit hochkomplexes Unterfangen, denn bei der Vergasung von Holz finden zahlreiche chemische Reaktionen gleichzeitig statt, die alle gesteuert werden müssen. Zudem ist Holz nicht gleich Holz: Unterschiedliche Holzarten, deren Feuchtegehalt und viele andere Aspekte spielen dabei eine entscheidende Rolle.

Georges Imbert hatte ein nahezu perfektes Gerät konstruiert und gebaut, das alle ablaufenden chemischen Prozesse beherrschte. Seine besondere Leistung ist wohl darin zu sehen, dass sein Holzgasgenerator kein Spezialgerät war, – beispielsweise für abgelagertes Buchenholz – sondern ein für diesen Energieträger universell einsetzbares Gerät. Unproblematisch war seine Erfindung aber dennoch nicht. Bereits damals war die gesamte Motorentechnik auf Flüssigtreibstoff eingestellt. Auch hatte Holzgas einen erheblich geringeren Brennwert als andere gängige Brenngase, so dass zudem eine Erhöhung der Motorverdichtung erforderlich wurde. Die Motoren- und Automobilhersteller mussten sich jedoch der veränderten Situation anpassen, denn Imberts Holzgasgenerator verkaufte sich recht gut. Schnell schwappte die Holzgaseuphorie auch nach Deutschland über. Was kein Wunder war, denn die Treibstoffkosten gingen nach der Umrüstung gegen Null. Dennoch Beliebtheit sieht anders aus: Man baute gerade schnittige, elegante Autos. Wie sollte sich das vereinbaren mit einer „Mülltonne im Kofferraum und einem Festmeter Holz auf dem Wagendach? Hinzu kam die Mühseligkeit der Inbetriebnahme des Generators und des Anlassens des Motors. Zudem bekam Imbert in Frankreich zunehmend Probleme mit den gesetzlichen Regelungen für den Betrieb seiner Erfindung – die Öllobbyisten kamen langsam aus ihren Löchern.

Dann jedoch sollte alles ganz anders kommen! Schon mit Kriegsbeginn erkannten die deutschen Nationalsozialisten, dass für sie allein mit Erdölderivaten kein Krieg zu führen war. Der Kraftstoff wurde schon bald rar und als „kriegswichtig“ eingestuft. So begann sich der Holzgasgenerator schnell durch zu setzen, zuerst im privaten, dann im wirtschaftlichen Bereich, letztlich auch im Militärischen. Da der Imbert-Generator allen anderen Holzgasgeneratoren technisch weit überlegen war, wurde er massenhaft produziert und verbaut. Dabei blieb so gut wie kein Fahrzeug, dass von eine m Motor angetrieben wurde, vor seinem Einsatz verschont: PKW, LKW, Motorräder, Panzer, Schiffe, ja sogar Lokomotiven und Flugzeuge gab es mit Gasgeneratoren. Im Jahr 1941 sollen in Deutschland über zehntausend Arbeitskräfte mit der Herstellung und dem Verbau von Holzgasgeneratoren beschäftigt gewesen sein.

Jedoch auch der Holzgasgenerator konnte den deutschen Sieg nicht retten. Nach dem Krieg war der Holzgasgenerator in beiden Teilen Deutschlands noch lange im Einsatz: In der Bundesrepublik bis in den fünfziger Jahren, in der DDR sogar bis in den Sechzigern. Es waren immer noch Generatoren nach dem Imbert-Prinzip, die da ihren Dienst taten. Diese Generatoren waren mit einem sogenannten Rütteldorn in der Feuerung ausgestattet. Wenn nicht mehr genug Gas erzeugt wurde, musste kurz angehalten und einmal durchgerüttelt werden, damit wieder genug Sauerstoff für die chemischen Prozesse zur Verfügung stand. Dieser Rütteldorn war der Aufhänger für einen weithin bekannten Fluch: „Oh Imbert mit dem Rütteldorn, dich schuf der Herr in seinem Zorn.“

Dann aber war die Zeit der Holzgasgeneratoren abgelaufen, sie wurden zur Technikgeschichte. Ob endgültig, das ist eine Frage der Sichtweise und besonders des politischen Willens. Das Prinzip aus dem nachwachsenden Rohstoff Holz, der fast überall verfügbar ist, Energie zu erzeugen, hat seine Bedeutung nicht verloren – Pelletheizungen und auch Holzgasheizungen sind nicht nur ein Trend, sie sind im Kommen. Wenn der Wille da ist, so kann diese Technologie auch für Fahrzeuge wieder interessant werden. Moderne Fertigungstechnologien, der Einsatz computergesteuerter Mess- und Regelungstechnik könnten zu einem modernen Generator führen, der per Knopfdruck zu betätigen wäre. Anstatt Brennholz könnten Pellets genutzt werden, die einen Tank füllen und automatisch dem Vergasungsprozess zugeführt werden. Zudem wäre es wohl auch kein unlösbares Problem, die erforderlichen Umweltnormen einzuhalten. Entsprechende Testmobile laufen in den USA und auch in einigen europäischen Ländern. Bleibt nur noch die Frage nach der Öl-Lobby und dem politischen Willen, die zu erwartenden Steuerausfälle anderweitig zu kompensieren.