Die allgemeine deutsche Bezeichnung „Krebs“, steht für eine Vielzahl von Tumoren und Geschwüren sowie für maligne Erkrankungen des blutbildenden Systems, z.B. Leukämien. Das Wort „Krebs“ ist aus dem Altgriechischen „karkinos“ abgeleitet und taucht als Bezeichnung für Geschwüre erstmals im Corpus Hippocraticum auf. Das ist eine Sammlung von mehr als 60 antiken medizinischen Texten, die zwischen dem 5. Jahrhundert v. Chr. und 2. Jahrhundert n. Chr. entstanden sind.
In einem gesunden menschlichen Organismus werden die verschiedenen Zelltypen, aus dem dieser aufgebaut ist, ständig neu gebildet und regeneriert und alte Zellen sterben ab. Unser Immunsystem überwacht diesen Vorgang praktisch und versucht ständig fehlgebildete Zellen aufzuspüren und zu bekämpfen. Doch nicht jedes Immunsystem ist dieser Aufgabe in ausreichendem Maße gewachsen. So kann es zur Vermehrung und Mutationen von fehlgebildeten, bösartigen Zellen kommen, die dann Tumore oder funktionsuntüchtige Blutzellen bilden, die wir umgangssprachlich als Krebs bezeichnen.
An den Ursachen für Krebsentstehung wird seit langem intensiv geforscht. Die auf diese Weise gewonnen Erkenntnisse werden genutzt, um Medikamente und Therapien zur Krebsbehandlung zu entwickeln. Viel ist auf diesem Gebiet in den vergangenen Jahrzehnten geleistet worden und dennoch sterben jährlich noch unzählige Menschen an dieser heimtückischen Krankheit, über die wie noch viel zu wenig wissen und trotz der intensiven Bemühungen viel zu wenig Heilmethoden haben.
Seit langem ist jedoch bekannt, das unser Immunsystem eine entscheidende Rolle bei der Krebsentstehung, -verhinderung und auch der -bekämpfung spielt. In diese Richtung forschen zahlreiche Einrichtungen auf der ganzen Welt.
Einem Forscherteam der Technischen Universität Dresden, um den Medizin-Professor Gerhard Ehninger und des Helmholtz-Zentrums Dresden-Rossendorf um den Immunologie-Professor Michael Bachmann, ist auf diesem Gebiet ein sensationeller Durchbruch gelungen. Durch Gen-Manipulationen konnten Killerzellen geschaffen, die den Krebs bekämpfen. Dazu werden den Krebspatienten aus ihrem Blut Immunzellen entnommen, die man genetisch verändert. Zur Therapie werden dann etwas 100 Millionen solcher manipulierten Immunzellen zurück in den Blutkreislauf gegeben. Diese befinden sich jedoch zunächst im Ruhemodus. Erst nach Zugabe eines Eiweiß-Präparates, das zugeschnitten ist auf die entsprechende Krebsart, werden die Schläfer-Zellen aktiviert und werden zu Killerzellen, die die Tumorzellen angreifen. Mit der Aktivierung durch die Infusion erhalten die Immunzellen sowohl die Adresse der Krebszellen und zudem auch die Anleitung zu deren Vernichtung. Durch diesen Gen-Trick können selbst versteckte Krebszellen aufgespürt und etwa 1.000-fach effektiver vernichtet werden als auf herkömmliche Weise.
Nachdem die Killerzellen ihren Auftrag erfüllt und die Tumorzellen vernichtet haben, werden sie deaktiviert, doch die krebstötenden Immunzellen verbleiben im Körper. Das Revolutionäre an dieser neuen Dresdner Heilmethode: Durch eine Infusion lassen sich die Killerzellen jederzeit wieder aktivieren, falls erneut Metastasen auftreten oder sogar, wenn neue Krebsarten gebildet werden sollten. Dann sind nur die Schlüsselinformationen für die Killerzellen andere. Erst dieser Ein-Aus-Schalter macht die Therapie für die Patienten tauglich und besonders verträglich aber auch wirksam und stellt zudem den weltweiten Vorsprung der Dresdener Forschung dar.
Die Dresdner Forscher werden ab 2017 die ersten zwölf Patienten in ihrem Universitätsklinikum behandeln. Es werden Leukämie-Patienten sein, für die eine andere Therapie keine Chance bieten würde. 2018 sollen dann weitere 100 – 1000 Patienten in Europa und den USA folgen. Ab 2020, so das Ziel der Wissenschaftler, könnte die allgemeine Zulassung für diese neue Therapie erteilt werden und das auch für weitere Krebsarten, insbesondere für solche, für die es bisher kaum erfolgversprechende Therapien gibt.
Wie mitgeteilt wurde, haben sich im Umfeld der Forscher bereits zwei neue Firmen in Dresden gegründet – Cellex und Gemoab – in denen 21 Wissenschaftler und Laboranten arbeiten.
Gute Aussichten also für Krebspatienten, denen bisher kaum geholfen werden konnte – und das in einem überschaubaren Zeitraum.