Archiv der Kategorie: Technik

Technik – Fluch und Segen zugleich. Setzen wir sie zum Wohlergehen der Menschen ein!

Bernd Sternal

Der Ionenantrieb

Dieses Bild eines Xenon-Ionentriebwerks, das durch eine Öffnung der Vakuumkammer fotografiert wurde, wo es im Jet Propulsion Laboratory der NASA getestet wurde, zeigt das schwache blaue Leuchten geladener Atome, die vom Triebwerk emittiert werden.
Dieses Bild eines Xenon-Ionentriebwerks, das durch eine Öffnung der Vakuumkammer fotografiert wurde, wo es im Jet Propulsion Laboratory der NASA getestet wurde, zeigt das schwache blaue Leuchten geladener Atome, die vom Triebwerk emittiert werden. (Wikipedia NASA)

Das Prinzip des Ionentriebwerkes wurde bereits im Jahr 1923 von dem Raumfahrtpionier Hermann Oberth beschrieben – ich arbeite gerade an einem Buch zur Geschichte der Raketenentwicklung. Ab diesem Zeitpunkt wurde an diesem Antriebskonzept geforscht – jedoch im Geheimen und das bis heute. Die Nationalsozialisten sind wohl diesbezüglich zu keinen revolutionären Erkenntnissen gelangt. Jedoch ist uns von deren Forschungen wenig bekannt – die Junkers-Werke forschten beispielsweise in diese Richtung – zu groß war die Geheimhaltung der Nazis. Und alle vorhandenen Forschungsunterlagen in diesen Technologiebereichen wurden von den Amerikanern und auch den Sowjets konfisziert und mitgenommen – topp sekret! Auch werden solche Entwicklungen grundsätzlich nicht patentiert, denn dann müssten sie ja veröffentlicht werden.

Einen Ionenantrieb hier im Detail zu erläutern würde den Rahmen sprengen, den ich mir hier gesteckt habe. Nur so viel dazu, die Physiker und Chemiker mögen mir verzeihen, es handelt sich dabei um einen rein atomphysikalischen Antrieb. Im Grundprinzip werden bei diesem Antrieb mit sehr wenig Masse, aus einer Anode und einer Kathode mittels einer Stromquelle Atome gelöst. Die dabei freiwerdenden Elektronen strömen zur Anode und die Ionen werden durch ein Gittergeflecht herausgeschleudert, dabei neutralisiert und bewirken den Schub des Triebwerkes. Es handelt sich somit um einen Antrieb nach dem Rückstoßprinzip. Das klingt soweit alles recht einfach und verständlich: Dennoch kann das Ionentriebwerk wohl als eine der beachtlichsten Erfindungen angesehen werden, die je gemacht wurden.

Halfsize Traumb. V1

Wesentliche Bestandteile des Triebwerkes sind ein Ionisierbarer Treibstoff sowie eine Stromquelle, ein Gehäuse mit Gitteraustritt, eine Kathode und eine Anode, ein Magnet sowie einige Steuer – und Regelelemente und fertig ist ein prinzipielles Triebwerk. In der Praxis ist das natürlich erheblich komplexer, wie so oft besteht eine erhebliche Diskrepanz zwischen Theorie und Praxis.

In der Regel kommen bei Fluggeräten Brennstoffantriebe zur Anwendung. Die haben eine sehr große Masse, bedingt durch den enormen Bedarf an Brennstoff, sowie eine dadurch eingeschränkte Reichweite und eine physikalisch begrenzte Maximalgeschwindigkeit. Alle diese Nachteile hat ein Ionentriebwerk nicht. Es kann enorme, bisher unvorstellbare Geschwindigkeiten erreichen und riesige Entfernungen zurücklegen. Jedoch hat auch dieser Antrieb einen Pferdefuß. Er benötigt eine ausdauernde Stromquelle mit geringer Masse. Anbieten können sich dafür bisher nur Solarmodule sowie Kernreaktoren.

Sie haben es sicherlich gemerkt, wir sind bei der Weltraumforschung gelandet. Viele Innovationen aus diesem Forschungsbereich haben sich inzwischen auch in Produkten des alltäglichen Lebens etabliert. Zur Weltraumforschung kann man stehen, wie man will! Unabhängig davon wird es kommen, dass ein Himmelskörper wieder einmal unsere Erde bedroht. Die Frage ist nur wann? Dieser Problematik ist sich auch die Politik und die Wissenschaft durchaus bewusst. Es wird daher in hochmodernen Beobachtungstationen ständig gezielt nach entsprechenden Himmelskörpern gesucht, die der Erde gefährlich werden könnten. Jedoch auch diese Frühwarnsysteme arbeiten anscheinend nicht vollständig zuverlässig, denn mitunter kam es durchaus zu gefährlichen Situationen, die erst zu spät erkannt wurden. So auch im März 2009, als zwei Asteroiden in etwa 7.000 km Entfernung an der Erde vorbeiflogen. Diese zwei Asteroiden waren zwar mit ihren jeweils etwa 50 m Durchmesser keine echte Bedrohung für unseren Planeten, trotzdem hätten sie bei einer Kollision sicherlich mehr als Staub aufgewirbelt.

Und was, wenn ein Asteroid von über zehn Kilometer Durchmesser auf die Erde zusteuert? Eine Atombombe einzusetzen, wie im Spielfilm Armageddon, wäre wohl illusorisch, denn dass der Asteroid sich so wie im Film sprengen lassen würde, wäre reiner Zufall. Jedoch eine Ablenkung könnte eine solche Bombe allemal bewirken. Dazu müsste sie aber frühzeitig zum potentiellen Kollisionsobjekt gelangen. Denn damit wir einem Zusammenprall entgehen ist keine großen Ablenkungen erforderlich. Entfernung und Zeit lassen bereits Ablenkungen des Himmelskörpers im Millimeterbereich wirkungsvoll werden. Dazu wird jedoch ein ausdauernder, schneller Antrieb benötigt, der rechtzeitig das Kollisionsobjekt erreicht. Vielleicht wäre für diese Mission eine Rakete mit Ionenantrieb einsetzbar, die als Stromversorgung Solarmodule nutzt. Aber nur, wenn der Einsatz Richtung Sonne geht. Wenn nicht, Pech gehabt – oder aber als Alternative ein kleines Kernkraftwerk als Energieerzeuger? Ein solches steht jedoch nicht zur Verfügung und unsere deutsche Politik will zukünftig auf Kernenergie verzichten, andere Nationen sehen das jedoch anders. Doch welche Alternativen haben wir zur Energieversorgung beispielsweise nach globalen Naturkatastrophen, wenn die Sonne nicht scheint und die Ernten ausbleiben? Brauchbare Alternativen: Fehlanzeige. Das gewaltige Vulkanausbrüche sowie Meteoriteneinschläge nicht ins Reich der Fantasie gehören, ist allgemein bekannt. Und auch die Folgen sind Politik und Wissenschaft durchaus bewusst. Das solche Naturereignisse wohl die Ursache für 2 bis 3 der großen Massenaussterbeereignisse waren, gilt in der Wissenschaft als sehr wahrscheinlich. Von daher sollten wir die Kernenergie nicht verteufeln, sondern als Alternative betrachten, die wir maß- und verantwortungsvoll weiterentwickeln und einsetzen sollten. Das haben wir in der Vergangenheit leider oftmals nicht getan.

Dass der Ionenantrieb nicht nur als wissenschaftliche Spielerei in technisch-physikalischen Laboren zu betrachten ist, hat der bekannte deutsche Physiker Prof. Dr. Horst Löb im Jahr 2002 unter Beweis gestellt. Als alle anderen bekannten Raketenantriebe versagten, um einen 700 Millionen Euro teuren Artemis-Satelliten in seine Umlaufbahn in 5.000 km Höhe zu befördern, übernahmen die Prof. Löb in seinem Gießener Physikalischen Institut gebauten zwei Ionenantriebe der RITA-Reihe diese Aufgabe und rettete damit den ESA-Satelliten. Ursprünglich waren diese Ionenantriebe nur zu Versuchs- und Testzwecken mit auf die Weltraummission gegangen.

Schon zuvor, am 24. Oktober 1998, startete mit Deep Space 1 erstmalig ein Raumfahrzeug mit Ionenantrieb ins All. In seinen Tanks befand sich das Edelgas Xenon, welches mithilfe von Solarstrom ionisiert wurde. Das nunmehr elektrisch geladene Gas wurde beschleunigt und trat mit rund 30 Kilometern pro Sekunde aus den Antriebsdüsen.

Heute wird in zahlreichen Versuchslaboratorien an Ionenantrieben geforscht. Zur Erzeugung des Ionenstrahls werden die verschiedensten chemischen Substanzen getestet. Als elektrische Energiequelle werden sowohl solar-elektrische wie auch nuklear-elektrische Antriebe getestet.

Bisher sind nur Ionentriebwerke mit kleinen Leistungen im Einsatz. Die prognostizierten Geschwindigkeiten, Schubleistungen und Beschleunigungen lassen zwar noch auf sich warten, dennoch wird in der Zukunft an ihnen wohl kein Weg vorbeiführen. Denken wir nur zurück an die Flugzeugentwicklung: Vor gerade einmal hundert Jahren fanden die ersten Motorflugversuche statt, mit Maschinen, die aus Holz, Leinwand und Drähten zusammengebaut waren. Heute erreichen wir mit modernen Flugzeugen alle Kontinente dieser Erde in wenigen Stunden. Hätten wir das den Flugzeugpionieren erzählt, sie würden es wohl nicht glauben.




Der Elsbett-Motor

Elsbett-3-Zylinder-Reihenmotor Sie haben noch nie vom Elsbett-Motor gehört? Denn werden ich Ihnen dieses Motorenprinzip, des weltweit ersten Pflanzenölmotors mit Direkteinspritzung, wohl hier vorstellen müssen.

Der Elsbett-Motor wurde nach seinem Erfinder Dr. h.c. Ludwig Elsbett benannt. Der Ingenieur, der im Jahr 1913 in Salz/Unterfranken geboren wurde, arbeitete seit dem Jahr 1937 an der Entwicklung von Verbrennungsmotoren in den Junkers-Werken. Dort wurden Diesel-Gegenkolbenmotoren mit der Bezeichnung Jumo 205 und Jumo 207 entwickelt und gebaut, die in Flugzeugen und Flugbooten zum Einsatz kamen.

Nach Ende des 2. Weltkrieges machte sich Elsbett mit der Produktion von Zweitakt-Dieselmotoren in Salzgitter selbstständig. Seine Entwicklung präsentierte er 1951 auf der IAA in Berlin und sorgte in der Fachwelt damit für großes Aufsehen. Trotzdem erzielte er keine nachhaltigen Erfolge und verdingte sich von 1959 bis 1965 bei MAN in Nürnberg als Motorenentwickler. Danach wagte er zusammen mit seinen Söhnen Günter und Max erneut den Schritt in die Selbstständigkeit. In Hilpoltstein, südlich von Nürnberg, betrieb er die Elsbett-Konstruktion, ein Ingenieurbüro zur Optimierung von Diesel-Verbrennungsmotoren. Im Jahr 1973 stellte die Elsbett-Konstruktion die weltweit ersten serienmäßig hergestellten, turboaufgeladenen, direkteinspritzenden PKW-Dieselmotoren vor, die von Elsbett die Abkürzung TDI erhielten. Später wurden 3-Zylinder-Reihenmotoren und 6-Zylinder-V-Motoren hergestellt. Diesen Elsbett-Motoren wurde in den 1980er Jahren eine große Zukunft vorhergesagt, aber anscheinend hatten Auto- und auch Mineralölindustrie kein Interesse an einer Zusammenarbeit mit Elsbett und setzten ihre eigenen Strategien durch.

Nach der Wiedervereinigung boten sich neue Chancen für Dr. Ludwig Elsbett und seine Söhne. Es kam zu einer Kooperation zwischen der Elsbett-Konstruktion und der Antriebs- und Maschinentechnik GmbH in Schönebeck/Elbe. Die Schönebecker hatten diesbezüglich eine lange Tradition und schon für die Junkers-Werke Motoren gebaut. Es wurde ein Lizenzvertrag geschlossen und es begann eine vielversprechende Zusammenarbeit – bis zum Produktionsstart 1991. Das Elsbett-Museum in Salz schriebt darüber: „Am 1. Januar 1991 war bereits der Produktionsanlauf für den 3-Zylinder TDI Pflanzenölmotor mit der Leistung des bisherigen 6-Zylinder perfekt. Erprobt bei Elsbett und bei DMS in Schönebeck mit 500 Stunden Dauerläufen und in Schlepper-Feldversuchen, war dieser sparsame 3-Zylinder, mit der Leistung des bisherigen 6-Zylnders, der wirtschaftlichste Motor der Welt“. In dieser Situation löste die Treuhandgesellschaft die bisherige Schönebecker Geschäftsführung ab und setzte eine neue ein, die aus Geschäftsleuten der alten Bundesländer bestand, ein. Diese verfügten einen sofortigen Produktionsstopp für die Elsbett-Lizenzmotoren. Dr. Elsbett war dadurch mit seinen vielversprechenden Motorenkonstruktionen erneut ausgebremst worden. Diesmal endgültig! Die Deutsche Bank als Kreditgeber verkaufte daraufhin ihr Elsbett-Engagement an die Citybank Sao Paulo. Es folgte der Verkauf der Elsbett-Konstruktion und deren Insolvenz.

Es stellt sich die Frage: Was hatte der Elsbett-Motor, was andere Motoren nicht hatten und warum verwehrte man Elsbett seinen Erfolg? Das ist in wenigen Worten und ohne „Fachchinesisch“ nicht ganz einfach zu erklären – ich versuche es dennoch.

Allgemein betrachtet, arbeitet der Elsbett-Motor nach dem Dieselprinzip. Das Besondere an diesem Motor ist seine Konstruktion und damit in direktem Zusammenhang stehend, dass er ohne Zwangskühlung auskommt. Das charakteristische Merkmal ist somit der optimierte Verbrennungsprozess der im Kolbenraum rotierenden Verbrennungsluft mit dem eingespritzten Kraftstoff. Das Elsbett-Verbrennungsprinzip kann unabhängig von Bauweise und Arbeitsverfahren der Motoren eingesetzt werden. Es hier im Detail zu erläutern würde meinen Rahmen sprengen. Festgehalten werden kann jedoch, dass Ludwig Elsbett durch Optimierung von Ladungswechsel, Gemischbildung, Direkteinspritzung und Thermomanagement einen Motor mit sehr hohem Wirkungsgrad erfunden hat. Zahlreiche Quelle, so auch das Elsbett-Museum, geben sogar an, dass der Wirkungsgrad des Elsbett-Motors bis heute unerreicht ist und somit kein Motor kraftstoffsparender fährt als er. Übrigens soll auch die Lebensdauer dieser Motoren die herkömmliche bei weitem übertreffen. Verantwortlich dafür sollen die Stahlkolben und Stahlzylinder sein, einhergehend mit geringerer thermischer Belastung. Wenn wir uns heute den VW-Abgasskandal ansehen, so wäre VW in der Vergangenheit – eventuell auch noch in der Zukunft? – vielleicht nicht schlecht beraten gewesen, seine Energie nicht in Manipulationssoftware zu investieren, sondern diese für eine Kooperation mit Elsbett einzusetzen. Die Zukunft wird es uns lehren, ob auch unsere Großkonzerne lernfähig sind.




Von Zunderlade und Steinschloss-Feuerzeug

Tunderlah - Zunderlade, zeitgenössische Darstellung
Tunderlah – Zunderlade, zeitgenössische Darstellung

Für die jungen Leute ist heute Feuermachen kein Thema mehr. Wenn überhaupt, dann gibt es dafür Feuerzeuge, notfalls Streichhölzer. Jedoch benötigten die Menschen auch vor dieser bedeutenden Erfindung Mittel, um Feuer zu entfachen. Die dazu genutzten Geräte gehören zu den ältesten und notwendigsten in der Kulturgeschichte des Menschen. Über tausende von Jahren entwickelten sich die Gerätschaften zum Entfachen von Feuer nur sehr langsam. Durch Ötzi wissen wir heute, dass bereits im Neolithikum Zundermaterial verwendet wurde. In Mitteleuropa kam dazu vorrangig der sogenannte Zunderschwamm zum Einsatz. Das ist eine Baumpilz-Art aus der Familie der Stielporlings-Verwandten. Hinzu kamen Feuerstahl und Feuerstein um die Funken zur Entzündung des Zunders zu erzeugen. Seit Beginn der Neuzeit wurde in einem aufwändigen Verfahren die Hyphenschicht des Pilzes eingeweicht, gekocht, geklopft, in Salpeterlösung oder Urin eingelegt und getrocknet. Dabei erhielt man eine rehbraune filzartige Masse, die durch auftreffende Funken sofort zu glimmen anfing. Die erforderlichen Funken wurden durch „pinken“ erzeugt, indem mit einem Feuerstahl auf einen Feuerstein geschlagen wurde. Dieser spezialbehandelte Zunder musste achtsam und trocken gehalten werden. Auch war es ratsam die drei Komponenten zur Feuerentfachung zusammen zu halten. In Nord- und Mitteldeutschland kam zu diesem Zweck die Zunderlade zum Einsatz. Das war in der Regel eine Holzlade mit zwei Fächern – die sogenannte „ Tunnerlah“. Der größere Teil der Lade war offen, er enthielt die Feuersteinstücke sowie ein etwa handgroßes Stück Stahl. Der kleinere Teil war mit einem Deckel verschlossen, um den darin enthaltenen Zunder trocken zu halten.

Square Pop-Up (250x250)

Mit dem Stahlstück „pinkte“ man aus dem Feuerstein Funken. Der Funkenflug war so gerichtet, dass er den Zunder traf, der auf einem Holzstück lag, und diesen zum Glimmen brachte. Durch fleißiges Pusten sowie der Zugabe von Holzspänen (Kienspäne) sowie kleinen Holzstücken, die an einem Ende mit Schwefel überzogen waren, wurde ein Feuer entfacht. Das wurde dann zur Herdstelle oder zum Ofen gebracht und durch vorsichtige Zugabe von weiterem Holz weiter entfacht.

Dies war die kostengünstigste Art Feuer zu machen, dennoch auch keine ganz unkomplizierte. Bei zügigem oder feuchtem Wetter benötigte es trotz entsprechender Erfahrungen sicherlich mehrerer Versuche – jedoch, wenn man damals eines hatte, dann war es Zeit.

Daher setzten Leute, die es sich leisten konnten, etwa ab Ende des Dreißigjährigen Krieges zum Feuermachen Steinschlossfeuerzeuge ein. Dafür gab es wohl sehr verschiedene Konstruktionen, die sich in der Regel jedoch an der Mechanik einer Steinschlosspistole orientierten. Daher wurden auch unbrauchbare Pistolen wohl zu Feuerzeugen umgebaut. Bei dieser mechanisierten Art Feuer zu entfachen, wurden die Feuersteinfunken statt auf das Schießpulver auf den Zunder geleitet.

Füertüg - Feuerzeug - zeitgenössische Darstellung
Füertüg – Feuerzeug – zeitgenössische Darstellung

Die zum Feuermachen mit Schwefel getränkten Holzstücke „Swebelsticke“, konnte man käuflich erwerben, zumeist aber wurden sie selbst hergestellt. Den Zunder hingegen kaufte man grundsätzlich bei den „Tunderkeerls“ ein. Die deutschen Wälder waren für diese Erwerbstätigkeit sehr ergiebig. Der Zunderschwamm Formes fomentarius, bzw. dessen Fruchtkörper, ist ein Schwächeparasit der Laubbäume und in unseren heimischen Wäldern nichts Seltenes. Für die Zundersammler war es ein Teilerwerb für die Sommer- und Herbstzeit – dann war der Zunder „reif“. Vorrangig mit einem Esel zogen die Männer dann in den Wald. Mit langen Holzstangen, an deren oberen Ende scharfe eiserne Schabeeisen angebracht waren, lösten die Zundersammler den Pilzfruchtkörper von den Bäumen. War eine Ladung zusammengetragen, so ging es nachhause damit. Dort wurden die Zunderschwämme gereinigt und für etwa 14 Tage in Pottaschenlauge (Kalisalzlauge) eingelegt. War der Zunder genügend ausgelaugt wurde er getrocknet. Während dieses Vorgangs wurde er regelmäßig mit Holzknüppeln bearbeitet, damit er schön weich wurde. Zum Schluss wurden die Zunderschwämme in schmale Streifen oder Scheiben geschnitten und man behandelte diese mit Salpeter, damit sie leichter entzündbar wurden.

Wir sehen also, auch um zum benötigten Feuer in Haus und Hof zu kommen, waren erhebliche Mühen erforderlich. Auch wird deutlich, wie wichtig die Natur für unsere Vorfahren war. Um den Zunder, besonders in kalten und nassen Zeiten des Jahres trocken zu halten, wurde er in der Regel in kleinen Säckchen direkt am Körper aufbewahrt. Heute wachsen die Zunderschwämme unbeachtet in unseren Wäldern, keiner braucht sie mehr. Mit der Erfindung des Streichholzes kam er aus der Mode; ihn wird’s freuen und auch die Menschen werden ihm nicht nachgetrauert haben.