Das Wärmedämmung nicht in jedem Fall, und insbesondere nicht mit Wärmeverbundsystemen, ein adäquates Umweltschutzprojekt ist, habe ich in Teil 1 versucht darzulegen.
Heute möchte ich mich mit den diesbezüglichen Versprechen bezüglich Klimaschutz und Wirtschaftlichkeit auseinandersetzen.
Viele Hausbesitzer treiben die ständig steigenden Energiekosten um, sie wollen sparen und zudem die Umwelt schonen. Wärmedämmung wird dafür als Heilsbringer angepriesen und mit öffentlichen Mitteln subventioniert. Es werden Unsummen in die Fassadendämmung investiert, doch die Kritik von Fachleuten nimmt rasant zu. Die von den Gebäudebesitzern getätigten Investitionen sollen sich über die Jahre durch Heizkosteneinsparungen amortisieren. Außenfassadendämmung ist daher zunächst eine wirtschaftliche Entscheidung. Diese steht und fällt, mit einer realistischen Einschätzung der Investitionskosten incl. Folgekosten sowie der erzielbaren Einsparungen gegenüber dem ungedämmten Haus. Doch in der Regel wird dem Gebäudebesitzer die Entscheidung schon abgenommen, denn die Fassadendämmung ist politisch gewollt und für Neubauten und Sanierungen gesetzlich festgeschrieben. Auf jeden Fall ist sie ein riesiges Geschäft für die Baustoffindustrie und das Bauhandwerk.
Und zudem: welcher Bauherr kann die Kosten und Einsparungen schon selbst berechnen. Das machen in der Regel die Handwerksbetriebe, die sich auf Berechnungen der Baustoffhersteller und wirtschaftsnaher Institute stützen. Es ist nicht selten, dass in den Angeboten mit Einsparungen von 30 bis 60 Prozent geworben wird. Doch ist das korrekt?
Zur Berechnung wird der sogenannte U-Wert herangezogen. Das ist der Wärmedurchgangskoeffizient – abgekürzt mit U für unit of heat transfer – und stellt die Einheit des Wärmedurchgangs dar. Doch was sagt dem Laien das? Der U-Wert beschreibt, wie viel Wärme pro Quadratmeter Wandfläche nach draußen entschwindet, wenn die Temperatur draußen um ein Grad niedriger ist als drinnen.
Die SI-Einheit des U-Wertes ist also Watt/(Quadratmeter x Kelvin). Watt ist die Leistung, dargestellt in Energieumsatz pro Zeiteinheit. Quadratmeter ist die Fläche eines Gebäudeteils und Kelvin gibt den Temperaturunterschied zwischen der Innen- und Außenfläche des Bauteils an (1 K entspricht 1 Grad C). So wird ein theoretischer Berechnungskoeffizient ermittelt, der als Basis für die angebliche Energieeinsparung erhalten muss. Der ermittelte Wert setzt voraus, dass der Wärmestrom über die Zeit konstant ist und das Bauteil chemisch, physikalisch und mathematisch über die ganze Fläche gleich ist: ein rein theoretischer Zustand.
Ohne Zweifel ist der U-Wert ein theoretischer Wert von praktischer Bedeutung. Bei entsprechenden Berechnungen kann man so schnell darauf kommen, dass eine gedämmte Außenfassade den U-Wert bis zu 80 Prozent verbessern kann. Das ist zwar rechnerisch richtig, aus diesen Prozenten allein nun Ableitungen über die zu erwartenden Heizkosteneinsparungen abzuleiten ist jedoch eine Fehleinschätzung. Zu viele weitere bedeutende Faktoren sind in diese Berechnung einzubeziehen: Ausrichtung des Gebäudes, Art der Heizungsanlage, Dämmeigenschaften anderer Gebäudeteile wie Fenster, Türen, Decken, Keller, Dach etc. Auch klimatische sowie Standortfaktoren spielen eine Rolle.
Rechenmodelle sollen helfen, doch diese sind auch nur Theorie und orientieren sich weder an den tatsächlichen Verbrauchswerten noch beziehen sie unterschiedliche Jahreswetter ein. Zudem werden bei allen Berechnungen die physikalischen Änderungen in der Wand, die sich bei einer Fassadendämmung zwangsläufig ergeben, nicht mit einbezogen. So kann eine gedämmte Fassade kaum Sonneneinstrahlung aufnehmen.
Weitere Ausführungen dazu möchte ich nicht machen. Ich denke es ist ersichtlich, dass der Einspareffekt häufig nicht der ist, der versprochen oder erwartet wurde. Dann wird die Wärmedämmungs-Investition schnell zu Kostenfalle, denn besonders die Lebensdauer der WDVS ist mangelhaft.
Wenn die Einsparrechnung nicht aufgeht sind besonders Mieter betroffen. Die Investitionen werden auf diese umgelegt und den teilweise erheblichen Mieterhöhungen werden angebliche drastische Heizkosteneinsparungen entgegengestellt. Leider rechnet sich die Außenfassadendämmung jedoch mehrheitlich nur für die Hausbesitzer.
Da die prognostizierten Energieeinsparungen nur selten die avisierten Höhen erreichen, ist auch der damit einhergehende Klimaschutz nur bedingt zu erzielen. Die Herstellung sowie die spätere Entsorgung der WDVS, sowie deren Energiebilanz, wollen wir bei diesen Betrachtungen außen vorlassen.
Archiv der Kategorie: Politik
Wärmedämmung – ein Mittel zum Klimaschutz? Teil 1
Wir müssen unsere Umwelt und Natur schützen und dem Klimawandel nach Möglichkeiten entgegenwirken. An dieser Aussage sind keine Zweifel zu hegen. Doch leider sind die Mittel die zum Erreichen dieser hehren Ziele führen sollen nicht immer probat.
Ein Beispiel dafür ist zweifellos die Bautechnik der Wärmedämmung. Mit Energie muss man sparsam umgehen, ohne Frage. Das trifft insbesondere auch auf Heizwärme zu. Noch vor wenigen Jahrzehnten waren in unseren Wohnhäusern nur ausgewählte Räume beheizt; die Küche wurde durch den Kochprozess automatisch erwärmt. Türen und Fenster wurden in der kalten Jahreszeit geschlossen gehalten, um die Wärme nicht ins Freie entkommen zu lassen. Gebaut wurde mit unterschiedlichen Materialien, die jedoch alle eines Gemein hatten: Sie waren natürlichen Ursprungs.
Diese alten Bautechniken, Türen und Fester aus Holz, Fachwerk, 240 mm Ziegelsteinwände, Decken aus Holz, Stroh, Lehm und so weiter, waren schlecht geeignet um die Wärme in den Gebäuden zu halten. Zugluft und Wärmebrücken sorgten unstrittig für nicht geringe Wärmeverluste.
Dann kam die Bauforschung in Zusammenarbeit mit der Bauwirtschaft auf die Idee der Wärmedämmung im industriellen Stil. Die Wärme in den Gebäuden halten, dadurch Energiekosten und natürlich Energieträger sparen, was letztlich Geldbeutel und Umwelt schont. Grundsätzlich eine gute, eine sehr gute Idee. Aber nicht immer wird eine gute Idee auch gut umgesetzt – besonders, wenn man zu viel des Guten will.
Man entwickelte Türen und Fenster aus PVC, Aluminium und Holz sowie Verbundstoffen, die keinen Luftzug mehr durchlassen und deren Scheibensysteme mehrfach isoliert sind. Weiterhin wurden Bau- und Isolierstoffe für Innen- und Außenisolierungen sowie Dachisolierung entwickelt. Toll: Können so doch auch Häuser älterer Bauart auf modernen Isolationsstandard gebracht werden. Das kostet zwar einiges Geld, amortisiert sich jedoch nach einem berechenbaren Zeitraum und dann spart man Geld und tut zudem was Gutes für die Umwelt und das Klima.
So dachte wohl, inspiriert von der Bauwirtschaft, auch die Politik. Allen voran sprangen die Grünen auf den schon fahrenden Zug der Wärmedämmungseuphorie auf. Und da unsere Politiker immer bemüht sind uns Bürgern mittels unserer Steuern Wohltaten zukommen zu lassen, wurden gewaltige Förderprogramme aufgelegt. Zudem wurde, wie in Deutschland üblich, alles in Gesetze gegossen, in diesem Fall in die En-EV. Bürokratisch kann nicht einfach und verständlich sein, daher heißt dieses Gesetz „Verordnung über energiesparenden Wärmeschutz und energiesparende Anlagetechnik bei Gebäuden – Energiesparverordnung“.
Wir Deutschen haben eine seltsame Mentalität entwickelt: Alles was es an Förderungen vom Staat gibt, muss mitgenommen werden – koste es was es wolle. Dazu werden sogar teure Kredite aufgenommen.
Jedoch wie sieht die Realität aus? Halten die vollmundigen Wärmeisolierungs-Versprechen das, was sie versprechen.
Ein Gebäude ist in gewisser Weise eine Art lebender Organismus. Es muss atmen können, Wärme und Kälte aufnehmen und abgeben, Feuchtigkeit aufnehmen und abgeben. Es folgt physikalischen und chemischen Gesetzmäßigkeiten, die wir Menschen nicht unbegrenzt außer Kraft setzen können. Nie zuvor waren Gebäude so auf unser Wohlgefühl konzipiert wie heute. In den kalten Monaten werden alle Räume wohl temperiert, in den warmen Monaten hingegen klimatisiert, also gekühlt. Die Folgen dieser teilweise erheblichen Temperaturdifferenzen sind Spannungen in den Gebäuden, die durch die verschiedenen Ausdehnungskoeffizienten der unterschiedlichen verbauten Materialien entstehen. Können diese Spannungen nicht ausgeglichen werden oder abfließen, so kommt es zu Gebäudeschäden, die sich insbesondere durch Risse darstellen.
Zudem herrschte nie zuvor in den Räumen von Gebäuden eine Luftfeuchtigkeit wie in unseren Tagen. Es wird geduscht, gebadet, gewaschen, getrocknet, gespült, gekocht, gekühlt, wir haben Haustiere, Aquarien, Zimmerpflanzen, Luftbefeuchter und vieles mehr. Alles das gibt Feuchtigkeit in den Räumen ab, die irgendwo hin muss.
Eine der Folgen ist Schimmelbildung, die häufig den Wohnungsinhabern angelastet wird. Es wird dann offeriert, dass ein verändertes Heiz- und Lüftungsverhalten Abhilfe bringen könnte. Das mag in Einzelfällen zutreffen, in der Regel jedoch basiert die Schimmelbildung auf baulichen Mängeln, insbesondere bei der Innenraumisolierung.
Weitaus problematischer ist wohl die Außenfassadenisolierung zu sehen. Und sie gerät immer wieder erneut in den Fokus der Kritik. In der Regel werden heute sogenannte Wärmedämmverbundsysteme (WDVS) eingesetzt. Diese sind vergleichsweise preisgünstig und stellen eine einfache Lösung dar Energieverluste durch die Gebäudehülle zu senken und dass, ohne sich allzu sehr Gedanken über die bauphysikalischen Zusammenhänge im Gebäude machen zu müssen. So jedenfalls argumentiert die Bauwirtschaft und auch die Politik.
Nach neuesten Schätzungen wurden deutschlandweit bisher etwa 900 Millionen Quadratmeter dieser Verbundisolationen auf Fassaden verklebt. WDVS bestehen aus einem schwer zu trennenden Materialmix: Polystyrol- Dämmschicht, Kunststoffarmierungsgewebe, kunststoffmodifizierte Zementkleber sowie Fassadenfarben. Letztere werden stark mit Algiziden und Fungiziden angereichert, damit die Fassaden länger wie neu aussehen. Ständig kommen weitere chemische Substanzen hinzu, um die Verbundstoffe zu verbessern. Über deren Wirkung auf die Umwelt sowie auch den menschlichen Körper sind kaum Aussagen zu treffen.
Nachfolgend möchte ich auf die Umweltfreundlichkeit von WDVS eingehen, wirtschaftliche Betrachtungen folgen in einem weiteren Beitrag. Über die Lebensdauer der WDVS lässt sich bisher noch nichts Abschließendes aussagen, denn sie werden erst seit Ende der 1980er Jahre verbaut. Experten schätzen jedoch eine Lebensdauer von etwa 30 Jahren. Mehr als dreiviertel unserer Gebäude wurden vor 1980 gebaut. Wären durch den Krieg nicht so viele Gebäude zerstört worden, wäre die Anzahl alter Gebäude noch weitaus höher. Gebäude können also bei sachgemäßer Pflege technisch durchaus eine Lebenserwartung von mehreren Hundert Jahren haben. Von diesem Blickwinkel aus, ist es von wenig Bedeutung, ob eine Wärmedämmung 25 oder 35 Jahre hält. Die Lebensdauer ist von Umweltgesichtspunkten aus einfach zu kurz, gegenüber konventionellen Baustoffen, wie Mauerwerk.
Wir können also davon ausgehen, dass die ersten Dämmsysteme bald entsorgt werden müssen und in der Folgezeit werden es immer mehr. Demnach müssen in den nächsten 30-40 Jahren alle geschätzten 900 Millionen Quadratmeter entsorgt werden und es kommen immer neue Massen davon hinzu.
Im Herbst 2015 wurde zur Entsorgung von WDVS eine kleine Anfrage vom Hessischen Landtag beantwortet. Demnach gibt es eine verlässliche Zahlenbasis für das zu erwartende Rückbauvolumen in den kommenden Jahren bislang nicht. Auf die Frage „Welche Recyclingtechnologien sind erprobt?“ gab es diese Antwort: Technologien zum Recycling, also zur stofflichen Verwertung von Polystyrol aus WDVS, sind aktuell nicht verfügbar.
Weiter Fakten erspare ich Ihnen. Sieht jedoch so Umwelt- und Klimaschutz aus? Etwas Energie einsparen – dazu demnächst mehr – und dafür hunderte Kubikmeter Sondermüll fabrizieren?
Der Architekt Christoph Mäckler, ehemaliger Vorsitzender des Bundes Deutscher Architekten, plädiert dafür nachhaltig und klimagerecht zu bauen, anstatt Gebäude in Kunststoff zu verpacken. Eine weiche Dämmschicht aus geschäumtem Kunststoff habe nicht die gleiche Lebensdauer wie eine gemauerte Wand – meint Mäckler. „Nachhaltig bauen bedeutet, ein Gebäude so zu errichten, dass es auch noch in hundertfünfzig Jahren genutzt werden kann und nicht nach 30 Jahren wieder abgerissen oder erneuert werden muss.“ Dies müsse bei der Energiedebatte berücksichtigt werden, meint Mäckler. Er fordert auch von Gesetzgeber für Neubauten Wärmeverbundsysteme zu untersagen. Stattdessen sollte so geplant und konstruiert werden, das durch entsprechende Wanddicken Dämmstoffe überhaupt nicht erst nötig werden.
Demnächst Wirtschaftlichkeit von WDVS
Demokratie geht anders!
Ich spreche aus eigener Erfahrung, denn ich war selbst einmal Mitglied einer der „etablierten Parteien“ und als solches zwei Wahlperioden Stadtrat einer Kleinstadt.
Doch dann habe ich mein Parteibuch abgegeben. Der Grund dafür war, neben Unzufriedenheit mit der Parteispitze, vor allem fehlende Basisdemokratie.
Deutschland hat die Herrschaftsform der repräsentativen Demokratie. Im Gegensatz zur direkten Demokratie werden politische Entscheidungen nicht vom Volk direkt getroffen, sondern von Volksvertretern, die sich Abgeordnete nennen. Dennoch bleibt der Souverän das Volk, denn in einer Demokratie gehen Macht und Regierung von ihm aus. Soweit die Theorie, die Praxis jedoch sieht anders aus.
Parteien kungeln gern in kleinen Führungsgremien die zu vergebenden Posten und Mandate aus. Der Wähler – das Volk – hat auf die Festlegungen der Partei keinen Einfluss. Und auch der Einfluss der eigenen Parteimitglieder – der eigentlichen Parteibasis – ist meistens sehr gering. Ihnen werden Kandidaten vorgesetzt, über die sie dann in Wahlen oder auf Parteitagen abstimmen dürfen.
Und leider findet häufig nicht einmal diese Basiswahl statt. Wenn es gut läuft schlagen Parteiräte die Kandidaten zur Wahl vor, jedoch sind auch Alleingänge a la Sigmar Gabriel keine Seltenheit. Mitgliederbefragungen oder -wahlen sind selten. Es werden Delegiertenkonferenzen favorisiert. Eine kleine Anzahl von Mitgliedern – gut ausgewählt, denn Kritiker und anders Denkende, die nicht auf Linie sind, sind unerwünscht – wählen dann auf diesen Parteitagen die Kandidaten.
Dazu wird vorher vom Parteirat eine Liste erstellt. Deren Reihenfolge ist von grundlegender Bedeutung, denn wer ganz oben auf der Liste steht, zieht automatisch in das entsprechende Parlament ein. Diese Kandidaten können also nicht vom Volk gewählt werden, das Volk kann sie auch nicht abwählen. Sie haben eine sichere Bank, wie man so schön sagt. Einzig das prozentuale Ergebnis einer Partei entscheidet darüber, wie viele Kandidaten von der Liste ins jeweilige Parlament einziehen. In der Regel wird diese Liste von den Parteitagsdelegierten so bestätigt, wie vorgegeben.
Auf diese nicht wirklich demokratische Weise versorgen sich die Parteigranden immer wieder gegenseitig mit Mandaten und Posten. So geschehen am vergangenen Wochenende in Sachsen-Anhalt, auf dem SPD-Parteitag.
Katrin Budde, einstige SPD- Fraktions- und Landeschefin und Ministerpräsidenten-Kandidatin 2016, musste nach einem Wahldebakel von 11 Prozent, alle Ämter abgeben. Jedoch kam sie schon nach kurzer Zeit auf die Idee nun in den Bundestag einziehen zu wollen. In ihrem Ortsverband in Magdeburg fand sie dafür anscheinend wenig Gegenliebe und Unterstützung. Daher sucht sie sich halt einen anderen Wahlbezirk, der sie aufstellte, in diesem Fall der Wahlbezirk Mansfeld. Ob man die Region kennt und die Probleme der dortigen Menschen ist für solche Politiker kein Problem und wohl auch für die verantwortlichen Lokalpolitiker nicht. Nachdem man diese Kandidatur in der Tasche hat, die jedoch wenig Chancen für eine Direktwahl bietet, muss man nur noch ganz oben auf die Landesliste kommen. Und Budde schafft es, ihre Landesspitzen zu überzeugen, auf Platz 2 der Landesliste zu kommen. Nun muss nur noch die Basis – in Form der 102 Landesdelegierten – zustimmen. Nach viel Widerstand aus der eigenen SPD – die Basis wurde dabei nicht gehört – hat sie es mit 52 von 102 Stimmen geschafft ihren Platz 2 Landesliste zu verteidigen. Hätte man die Parteibasis befragt wäre sie sicherlich durchgefallen und hätte man die Wähler befragt, so wäre sie wohl gar nicht erst aufgestellt worden.
Ein führender Landessozi hat dazu sinngemäß geäußert: „Was soll der Wähler denken, wenn die SPD nach dieser Niederlage mit dem gleichen Gesicht unbeirrt in den nächsten Wahlkampf zieht? Das ist das falsche Signal an den Wähler. Wir brauchen jetzt unbelastete Leute.“ Sein Ruf verhallte ungehört!
Katrin Budde wird’s nicht jucken, sie kommt sicher in den Bundestag. Unbeliebte Politiker loszuwerden ist halt in einer Demokratie nicht so einfach, und wenn der Klüngel oben funktioniert fast unmöglich.
Und der Wähler: Der macht sich seine eigenen Gedanken, die leider immer öfter zu Politikverdrossenheit führt. Demokratie sieht anders aus, als an diesem Beispiel aufgezeigt.
Ähnlich haben es vor kurzem die Grünen gemacht, die sich selbst immer als lupenreine Demokraten sehen. Bei der Wahl ihres Bundesvorstandes traten 3 Männer an und eine Frau. Zwar fand eine Grünen-Urwahl statt, doch die hatte einen Pferdefuß. Von den drei Männern, Robert Habeck, Cem Özdemir und Anton Hofreiter konnte nur einer in den Vorstand gewählt werden. Als zweiter Vorstand war Katrin Göring-Eckhardt als Frau gesetzt. Eine oder zwei Gegenkandidatinnen hat man wohl nicht finden wollen, im Parteirat.
Unsere deutsche Parteiendemokratie entfernt sich immer weiter von Volk und Wähler. Die etablierten Parteien haben ein Führungsklüngel erreicht das kaum noch zu überbieten ist, leider aber auch kaum noch angreifbar. Für die kommende Bundestagswahl sind erhoffte Veränderungen und Öffnungen der Parteien wohl nicht mehr zu erwarten. Man soll die Hoffnung jedoch nie aufgeben: Vielleicht ändert sich dann in den folgenden vier Jahren etwas in Richtung Basisdemokratie. Den Parteien würde es äußerst gut tun, wenn sie sich auch nach außen öffnen würden und kompetente Persönlichkeiten einbeziehen würden, die kein Parteibuch haben. Denn niemand kann wirklich begreifen, warum ein Lehrer Wirtschaftsminister, eine Ärztin Verteidigungsministerin und ein Rechtsanwalt Gesundheitsminister werden muss. Wenn auch diese Zeit ohne Ergebnisse verstreicht, werden vielleicht die AfD und andere nichtetablierte Parteien nach Mehrheiten und Macht greifen.
Liebe Vertreter der etablierten Parteien, wir die Wähler, möchten mehr einbezogen werden in politische Prozesse, auch wenn wir keiner Partei angehören. Wenn Parteien zunehmend als Versorgungseinrichtungen seiner Mitglieder geführt werden, so verlieren die Wähler auch zunehmend das Interesse daran, diese Art der Demokratie zu verteidigen. Wollen wir das?