Archiv der Kategorie: Geschichte

Was die Erfahrung und die Geschichte lehren, ist dieses, daß Völker und Regierungen niemals etwas aus der Geschichte gelernt und nach Lehren, die aus derselben zu ziehen gewesen wären, gehandelt haben.

Georg Wilhelm Friedrich Hegel

Große Entdecker und Erfinder – Franz Carl Achard, der Erfinder der Zuckerraffination

Zucker ist ein Lebensmittel, das heute allgegenwärtig ist und von dem jede Person in Deutschland um die 30 kg pro Jahr verbraucht. Es ist ein süß schmeckendes, kristallines Granulat, das aus Pflanzen gewonnen wird und hauptsächlich aus Saccharose besteht.
Doch Zucker stand nicht immer in unbegrenzter Menge und zudem preisgünstig zur Verfügung. Die Wissenschaft geht davon aus, das Zucker bereits vor 10.000 Jahren bekannt war, wie archäologische Funde untermauern. Über die Jahrtausende hinweg war Zucker ein Luxusgut und Arzneimittel. In der Antike war Zucker im Römischen Reich, in Persien und Indien bekannt.
Für die Zeit um 600 n. Chr. ist nachgewiesen, das in Persien in Holz- oder Tonkegel gefüllter Zuckerrohrsaft mit speziellen Klärmitteln behandelt wurde. In der Kegelspitze kristallisierte so Zucker aus, ein teures und rares Gut. Die Zuckerknappheit sollte noch weitere tausend Jahre andauern. Einzig Rohrzucker wurde im Mittelalter und der frühen Neuzeit importiert, war jedoch nur den Reichen und Wohlhabenden vorbehalten. Das Volk süßte weiterhin mit Honig.
Der deutsche Chemiker Andreas Sigismund Marggraf (* 3. März 1709 in Berlin; † 7. August 1782 in Berlin) begann sich ab etwa 1750 für den Zuckergehalt in heimischen Pflanzen zu interessieren. So entdeckte er auch den hohen Zuckergehalt in der Runkelrübe, die wir heute Zuckerrübe nennen.
Doch diese Erkenntnis brachte zunächst noch keinen nennenswerten Nutzen. Erst der deutsche Naturwissenschaftler und Erfinder Franz Carl Achard schaffte es, Zucker zum Allgemeingut werden zu lassen.
Franz Carl Achard - Erfinder der Zuckerraffination (Quelle: Wikipedia)Achard wurde am 28. April 1753 in Berlin geboren und war ein Nachkomme französischer Glaubensflüchtlinge. Er entstammte einer sehr angesehenen und wohlhabenden Hugenotten-Familie, sein Vater war Theologe in der französischen Kolonie in Berlin.
Über die Kindheit und Jugend von Achard ist sehr wenig bekannt. Es wird angenommen, dass er sich seine naturwissenschaftlichen Kenntnisse auf autodidaktische Weise angeeignet hat, was für die damalige Zeit nicht unüblich war. 1774, mit 21 Jahren, wurde er in die „Gesellschaft Naturforschender Freunde“ in Berlin aufgenommen. Die Akten der Gesellschaft vermerken, „dass dieser Herr bloß von seinem Gelde leben und lediglich nach seinem Geschmack arbeiten kann“. 1775 schickte Achard Beispiele seiner wissenschaftlichen Untersuchungen an König Friedrich II. und erhielt mit dessen wohlwollender Unterstützung 1776 eine Stelle im Chemielabor von Andreas Sigismund Marggraf, als Mitarbeiter an der Berliner Akademie der Wissenschaften. Ein Gehalt allerdings wurde ihm erst, nach wiederholten eigenen Bitten und Fürsprache von Kollegen, 1778 bewilligt.
1776 heiratete Achard unstandesgemäß und überwarf sich mit Teilen seiner Großfamilie. Die Ehe hielt jedoch nicht lange. Achard hatte dennoch keine finanzielle Unterstützung durch die Familie mehr zu erwarten.
Achard arbeitete interdisziplinär als Physiker, Chemiker und Biologe an einer Vielzahl höchst unterschiedlicher Probleme. Derartiges war im damaligen Wissenschaftsbetrieb noch möglich und daher prinzipiell nicht ungewöhnlich, auch die Preußische Akademie der Wissenschaften war noch interdisziplinär strukturiert. Achard wurde dort 1782 als Nachfolger Marggrafs Abteilungsleiter.
Zunächst erforschte Achard die Elektrizität und suchte entsprechende Anwendungen. Dann untersuchte er verschiedene Gase, entwickelte Sauerstoffgebläse, um damit die Hüttentechnologien zu revolutionieren. Er erforschte Mineralien und Metalle und war der Erste, der Platin zum Schmelzen brachte.
Später arbeitete er auf Wunsch des Königs daran einheimische Pflanzen auf ihre Brauchbarkeit zum Färben von Textilien zu untersuchen. Zudem erhielt er den königlichen Auftrag fremde Tabaksorten in Preußen anzubauen und einheimische Sorten zu veredeln.
1795 konstruierte Achard einen transportablen Feldtelegrafen und testete ihn zwischen Spandau und Berlin, ein nachhaltiger Erfolg war ihm jedoch nicht beschieden. Zudem baute er Blitzableiter und ließ Ballons in Berlin aufsteigen. Doch alle seine experimentellen Arbeiten waren nur sehr begrenzt erfolgreich.




Durch seinen Lehrer und vormaligen Chef Marggraf war er auch mit dessen Runkelrüben-Forschungen vertraut. Er wusste von dem hohen Zuckergehalt der Rübe und kannte Marggrafs Forschungsergebnisse. 1782 griff er das Thema auf und kaufte das kleine Gut Kaulsdorf im Nordosten Berlins. Zurückgreifend auf seine landwirtschaftlichen Erfahrungen beim Tabakanbau, testete er verschiedene einheimische Pflanzen auf ihren Anbau und ihren Zuckergehalt hin, sowie dessen Extrahierung. Dann erlitt er einen schweren Rückschlag: 1786 brannte sein Kaulsdorfer Gut ab.
Nach einigen Jahren Pause setzte Achard seine Versuche 1792 fort, nun auf seinem Anwesen in Französisch Buchholz in der Nähe Berlins. 1799 informierte er den König über seine Ergebnisse und bat um finanzielle Unterstützung. Zuvor hatte er in einer Berliner Zuckersiederei Raffinade gewinnen können, von der er dem König eine Probe übersandte.
König Friedrich Wilhelm und seine Berater erkannten das Potential dieses Projektes und genehmigten nur vier Tage später die beträchtliche Summe von 50.000 Talern. Achard erwarb daraufhin von Graf Maximilian von Pückler das Gut Kunern nahe der Oder gelegen und bereitete die Produktion vor. 1801 wurden dort 250 Tonnen Rüben geerntet. Zugleich entwickelte und baute Achard Anlagen um die Rüben zu verarbeiten und daraus Zucker zu gewinnen. Es war 1802 die erste vorindustrielle Anlage, mit welcher Zucker aus Zuckerrüben gewonnen werden konnte.
Die Zuckerrübe (Quelle: Wikipedia)Dieses Verfahren zur Herstellung von Zucker aus einheimischen Rohstoffen war zur damaligen Zeit von großer Bedeutung, insbesondere auch für das Königreich Preußen. Durch die Kontinentalsperre von Napoleon Anfang des 19. Jahrhunderts wurde der Import von Zucker nach West- und Mitteleuropa unterbunden. Die industrielle Herstellung von Zucker aus Zuckerrüben war deshalb von großer Wichtigkeit, insbesondere auch für Preußen, um diesen Ausfall der Importe auszugleichen. Hierdurch wurde die Einführung dieses neuen Verfahrens in die Praxis stark beschleunigt.
Im Jahr 1807 fielen während des Krieges mit Frankreich die Fabrik und einige Gebäude des Gutes einem Brand zum Opfer. Achard war ruiniert und musste sich hoch verschulden. Der König übernahm 1810 seine Verbindlichkeiten und ließ bis 1812 die Produktionsanlagen unter der Bedingung wiederaufbauen, sie für längere Zeit zur Lehranstalt für die Herstellung von Rübenzucker zu machen. Achards Gesundheit war jedoch inzwischen stark angegriffen. Bereits 1814 musste die Lehranstalt, an der auch ausländische Schüler unterrichtet wurden, geschlossen werden. Seine letzten Lebensjahre verbrachte er unter bedrückenden Bedingungen. Er starb am 20. April 1821, verarmt und weitgehend vergessen. Kein Nachruf erinnerte an sein Leben und seine Verdienste. Beerdigt wurde Achard in Herrnmotschelnitz, seit 1945 poln. Moczydlnica Dworska und gegenwärtig ein Stadtteil von Wołów. Die Fabrik und das Gutshaus in Kunern hatte die Rote Armee im Januar 1945 niedergebrannt. Auf ihren Grundmauern errichtete die polnische Regierung um 1960 einen Gedenkstein für Achard und im Berliner Zuckermuseum erinnert eine Büste im Eingangsportal an das Wirken des Erfinders der Technologie, aus Zuckerrüben Zucker herzustellen.

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Franz Carl Achard war jedoch nicht nur der Technologiegeber für die industrielle Zuckerherstellung. Die in seinen Verfahren erdachten Maschinen und Ausrüstungen zur Extraktion, Filtration, Verdampfung, Kristallisation und Stofftrennung mittels Zentrifugalkraft wurden auch bald in anderen Industriezweigen eingesetzt und waren damit Beschleuniger der beginnenden Industriellen Revolution.

 

(Fotos – Quelle Wikipedia – siehe Bildadressen)

Große Entdecker und Erfinder – der Uran Entdecker Martin Heinrich Klaproth

Uran ist ein chemisches Element mit dem Elementsymbol U und der Ordnungszahl 92. Hören wir Uran, so denken wir zunächst an den Stoff, aus dem Atombomben gemacht und mit dem Kernkraftwerke betrieben werden.
Doch Uran ist mehr: Es ist ein relativ weiches, silber-weißes Metall hoher Dichte, dessen Isotope radioaktiv sind. Als Isotope bezeichnet man Arten von Atomen, deren Atomkerne gleich viele Protonen (gleiche Ordnungszahl), aber verschieden viele Neutronen enthalten. Die Uran-Isotope sind instabil, d. h., durch radioaktiven Zerfall wandeln sie sich nach mehr oder weniger langer Zeit in andere Atome um. Unter Radioaktivität (lat. radius ‚Strahl‘ und activus ‚tätig‘, ‚wirksam‘; dt. Strahlungsaktivität) versteht man die Eigenschaft instabiler Atomkerne, spontan ionisierende Strahlung auszusenden. Der Kern wandelt sich dabei unter Aussendung von Teilchen in einen anderen Kern um oder ändert unter Energieabgabe seinen Zustand.

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Eine besondere Bedeutung erlangte das Uran nach der Entdeckung der Kernspaltung im Jahr 1938 im Kaiser-Wilhelm-Institut für Chemie in Berlin unter der Leitung von Otto Hahn.
Doch von alle dem wusste der Apotheker und Chemiker Martin Heinrich Klaproth Ende des 18. Jahrhunderts noch nichts.
Klaproth wurde am 1. Dezember 1743 in Wernigerode als Sohn eines Schneiders geboren. Er besuchte die Stadtschule in Wernigerode und ging anschließend zur Lehre in die Ratsapotheke in Quedlinburg. Dort war er zunächst für sechs Jahre tätig. Danach arbeitete er von 1766 bis 1770 als Apothekengehilfe in der Hofapotheke Hannover, der Mohrenapotheke Berlin und der Ratsapotheke Danzig. Während seines Berlinaufenthaltes bildete er sich bei dem aus Halberstadt stammenden Chemiker Prof. Dr. Johann Heinrich Pott weiter. Zudem nahm er auch Unterricht bei dem bedeutenden Chemiker seiner Zeit, Andreas Sigismund Marggraf, der Direktor der Physikalisch-Mathematischen Klasse der Königlichen Akademie der Wissenschaften war.
Prof. Martin Heinrich KlaprothKlaproth kehrte 1770 aus Danzig nach Berlin zurück und arbeitete dort in der Apotheke Zum Weißen Schwan. Die Apotheke wurde von dem angesehenen Apotheker, Chemiker und Metallurgen Valentin Rose dem Älteren geführt, der Klaproth weiter ausbildete. Es entstand eine freundschaftliche Beziehung zwischen diesen beiden, und als Rose kurze Zeit später verstarb, führte Klaproth die Apotheke weiter. Zudem übernahm er die Erziehung der vier Kinder seines verstorbenen Arbeitgebers. Die Apotheke stand wirtschaftlich auf gesunden Füßen, was Klaproth ermöglichte sich ein Versuchslabor einzurichten.
Klaproth hielt auch die Verbindungen zu seinen früheren Lehrern Dr. Pott und Marggraf. Bei einem Besuch Marggrafs lernte er dessen Nichte Christine Sophie Lehmann kennen. Es entwickelte sich eine Beziehung, die schon bald zur Heirat führte. Christine Lehmann war die Tochter des wohlhabenden Kaufmanns Joachim Friedrich Lehmann. Andreas Marggraf hatte die Bärenapotheke nach dem Tod seiner Mutter durch Erbstreitigkeiten verloren. Sie ging zunächst an seinen Bruder Henning Marggraf, der sie an seinen Schwager Lehmann verkaufte. Diese Apotheke erwarb Klaproth 1780 nach der Heirat mit Christina Sophia Lehmann und er führte sie 20 Jahre lang.
Häufig experimentierte Klaproth in seinem Laboratorium. Besonders inspiriert war er bei der Analyse von Mineralien und wurde so zu einem großen Entdecker und Chemiker. Nebenamtlich wirkte er seit 1787 als Professor der Chemie an der Berliner Artillerieschule, als Dozent am Collegium medico-chirurgicum und als Lehrer des Berg- und Hütteninstitutes. Letzte Tätigkeit weckte wohl noch zusätzlich sein Interesse an der Analyse von Bergbauprodukten.
Im Jahr 1789 entdeckte Klaproth so die Elemente Zirkon und Uran. 1792 folgte Strontium, 1795 Titan, 1797 Tellur und 1803 Cer.
Das Uran, seine erste und wohl bedeutendste Entdeckung isolierte er aus dem Mineral Pechblende, das auch Uranitit genannt wird. Das ist ein häufiger vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Oxide und Hydroxide“.




Ab 1800 arbeitete Klaproth als ordentlicher Chemiker an der Akademie der Wissenschaften und als Nachfolger von Franz Carl Achard.
In den Jahren von 1795 bis 1815 gab er sechs Bände seiner „Beiträge zur chemischen Kenntnis der Mineralkörper“ heraus; der Mineralienanalyse galt seine ganz besondere Vorliebe. Auch der Bestimmung des Silber-, Kupfer-, Zinkgehaltes von Metallen, Münzen und der Glasanalyse galt Klaproths Interesse. Ferner entwickelte er ein Aufschlussverfahren für Silikate (Eindampfen mit Kalilauge, Schmelzen im Silbertiegel). Er fand Phosphate im Harn, klärte die Zusammensetzung von Alaun, Apatit auf, analysierte Rotkupfererz, Gelbbleierz, Aragonit, Lepidolith, Dolomit, Smaragd, Topas, Granat und Titanit.
Zudem erbrachte Klaproth Pionierleistungen in der Chemie, in dem er für eine Reihe von noch nicht bekannten oder unrichtig eingeordneten Verbindungen neue qualitativere Analyseverfahren einführte. Er gab präzise Versuchsbeschreibungen, die auch Angaben über mögliche Fehlerquellen enthielten, was seinerzeit noch nicht allgemein üblich war. Nebenher trug er eine immense Mineraliensammlung zusammen, die am Ende seines Lebens 4828 Stücke umfasste und nach seinem Tod von der Berliner Universität angekauft wurde und sich heute im Berliner Museum für Naturkunde befindet.
1810 erhielt er auf Vorschlag Alexander von Humboldts eine Berufung als Professor der Chemie an die neu gegründete Berliner Universität. 1815 wurde er zum auswärtigen Mitglied der Göttinger Akademie der Wissenschaften gewählt.
Am Neujahrstag 1817 verstarb Klaproth an einem Schlaganfall. Er wurde auf dem Berliner Dorotheenstädtischen Friedhof beigesetzt. Martin Heinrich Klaproth war einer der ganz großen Chemiker seiner Generation und als Entdecker von Elementen in der anorganischen Chemie wohl führend in seiner Zeit.

Große Entdecker und Erfinder – Film- und Fernsehpionier Emil Mechau

Nach der Erfindung der Fotografie im Jahr 1922 durch den französischen Advokaten Joseph Nicéphore Niépce beschäftigten sich zahlreiche Erfinder damit, diesen Fotos die Illusion von Bewegungen einzuhauchen. So nahm die Filmgeschichte ihren Lauf.
Der Durchbruch gelang im Jahre 1872 dem britischen Fotografen Eadweard Muybridge, der erstmals Serienfotografien eines galoppierenden Pferdes anfertigte. Jedoch waren das nur Aufnahmen, einsatzfähige Abspielgeräte fehlten noch.

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1891 erfanden William K.L. Dickson und Johann Heinrich Krüsi (beide Angestellte bei Edison) das Filmaufnahmegerät Kinetograph und das Abspielgerät Kinetoskop. In der Kamera wurden erstmals Zelluloidfilme verwendet, die mit einem Rätschenmechanismus bis zu 48 Bilder pro Sekunde aufnahmen. In der Folge wurde der Begriff Kinetograph für Filmkameras und Kinetoskop für Filmprojektoren allgemein benutzt.
Am 1. November 1895 zeigten die Brüder Skladanowsky mit ihrem Projektor Bioskop im Rahmen eines Varieté-Programms im Berliner Wintergarten neun kurze Filme. Die etwa zehn Minuten lange Veranstaltung war in Europa die erste, bei der Filme vor einem zahlenden Publikum auf eine Leinwand projiziert wurden – damit nahm die Stummfilmzeit ihren Anfang.
Eine neue, eine künstlerische Branche war entstanden, die des Films. Allen voran dominierte bis zum Ersten Weltkrieg Frankreich den jungen Filmmarkt, was auf die Erfindung der Brüder Lumière zurückzuführen war. Die hatten den Kinematographen erfunden, entwickelt und gebaut. Dieser Apparat der Lumiére-gesellschaft war Filmkamera, Kopiergerät und Filmprojektor in einem. Er wurde stetig weiterentwickelt und verwendete 35-mm-Celuloid-Film.
Jedoch gingen nach anfänglicher Euphorie die Besucherzahlen bei den Filmvorführungen schon bald zurück. Das Ruckeln und das starke Flimmern der Filme war wohl dafür verantwortlich, zudem kam es häufig zu Brandschäden, da die Filme zu heiß wurden. Hinzu kam das geringe künstlerisch Niveau zahlreicher Filmproduktionen: Filmtheorie, Filmwissenschaft, Filmsprache waren noch in den Kinderschuhen.
In diese Zeit der ersten kleineren Filmkrise trat Emil Mechau mit seinem Mechau-Projektor auf die Weltfilmbühne.




Emil Mechau wurde am 19. April 1882 in Seesen geboren. Sein Vater arbeitete in der Zuckerraffinerie Seesen. Als diese geschlossen wurde zog die Familie in die Nähe von Mühlberg/Elbe.
Nach der Schule absolvierte Mechau eine Lehre als Feinmechaniker bei Maibuhr/Reiss in Bad Liebenwerda. Nach Abschluss der Lehre bewarb er sich bei Carl Zeiss in Jena und wurde eingestellt. Er arbeitete dort in der Astro-Versuchswerkstatt, wo er Oskar Barnack kennenlernte und sich mit ihm befreundete. Sein Werkstatt-Leiter war Henry Siedenkopf, der zusammen mit dem Chemiker Richard Zsigmondy 1902/03, einem späteren Chemie-Nobelpreisträger, das Ultramikroskop erfand und konstruierte.
Henry Siedenkopf hatte auch engen Kontakt zu dem deutschen Filmpionier Oskar Messter. Emil Mechau kannte verschiedene Gespräche und Diskussionen dieser beiden Männer zum Thema „Flimmerfreie Filmprojektion“. Messter war Optiker und brachte ab 1896 die ersten brauchbaren deutschen Filmprojektoren auf den Markt und im November des gleichen Jahres eröffnete er in der Friedrichstraße das erste deutsche Kunstlichtatelier und übernahm das Theater Unter den Linden als Kino.
Mechau begann sich für das Thema zu interessieren und setzte sich intensiv mit der Filmprojektionstechnik auseinander. Doch diese Technik war für Carl Zeiss wohl nicht interessant und Mechau wurde die Unterstützung versagt. Er suchte einen anderen Arbeitgeber und fand ihn in der Ernst Leitz GmbH in Wetzlar. Obwohl Mechau über kein Studium verfügte konnte er konstruktiv als wissenschaftlicher Mitarbeiter tätig werden und erhielt große Freiheiten. In dieser Funktion baute er 1910 seinen ersten Filmprojektor, den er persönlich in regionalen Filmtheatern testete und stetig weiterentwickelte. Das Publikum soll begeistert gewesen sein, zum ersten Mal konnte es Stummfilme ohne flimmern und ruckeln sehen, eine bis dahin unbekannte Qualität. Zudem verhinderte der neuartige Projektort das Reißen des Celluloidfilms und beseitigte damit die häufige Brandursache.
Der nach seinem Erfinder Mechau-Projektor genannte Filmvorführapparat schlug ein wie eine Bombe und wurde bald weltweit eingesetzt. Er war vor dem Ersten Weltkrieg und auch noch danach der einzige serienmäßig hergestellte Projektor ohne Schrittschaltwerk mit kontinuierlichem Filmlauf und optischem Ausgleich. Der Projektor verfügte über einen Spiegelkranz, der aus acht sektorförmigen Spiegeln bestand. Die einzelnen Spiegel folgten der Bewegung des Films, so dass die Eigenbewegung derselben aufgehoben wurde. Sobald der erste Spiegel seine Aufgabe erfüllt hatte trat der zweite in Aktion. Der ganze Spiegelkranz führte eine rotierende Bewegung aus. Weiterentwicklung des Mechau-Projektors wurden weltweit bis Ende der 1930er Jahre eingesetzt.
Mechau vermittelte auch seinen Freund Oskar Barnack zu Leitz, da dort ein Spezialist für die Mikroskop-Forschung gesucht wurde. Barnack sollte später bei Leitz die weltberühmte 35 mm Leica entwickeln.
Der Mechau-Projektor wurde schnell in der ganzen Filmwelt berühmt und gefragt, was Ernst Leitz dazu veranlasste eine Filmprojektoren-Fabrik in Rastatt zu errichten, in der Ernst Mechau leitend tätig war.
1923 war das Jahr der Einweihung des modernsten Lichtspieltheaters seiner Zeit, des Filmpalastes Schauburg in Münster (Westfalen), wo der Mechau-Projektor Modell 3 die technische Attraktion war. Wie die Westdeutsche Filmzeitung in Düsseldorf berichtete, besuchten selten zuvor so viele der höchsten politischen Würdenträger und andere Prominente eine Privatveranstaltung. Henny Porten, Star des dabei gezeigten Spielfilms Geyer-Wally, war einer der vielen Premierengäste aus der Filmindustrie. Emil Mechau war als Erfinder des Kinoprojektors ebenfalls eingeladen und sein Gerät wurde als Meisterwerk der deutschen optischen und feinmechanischen Industrie in den höchsten Tönen gelobt und gefeiert.
1931 wurde Emil Mechau, in einer besonderen Festveranstaltung in Berlin durch die Deutsche Kinotechnische Gesellschaft (DKG, heute FKTG), als viertem Preisträger ihre höchste Auszeichnung, die Oskar-Messter-Medaille, verliehen. Die Medaille war die öffentliche Anerkennung seiner jahrelangen, unermüdlichen Anstrengungen als Erfinder auf dem Gebiet der Filmtechnologie. Obwohl es harten Wettbewerbes zwischen den besten Ingenieuren und Optik-Wissenschaftlern seiner Zeit gab, war Mechau der Einzige, der mit seinem Projektor darin Erfolg hatte, eine kontinuierliche Bewegung des Filmes mittels optischem Ausgleich zu realisieren.
Doch dann kam ab 1925 der Tonfilm auf und der finanzielle Aufwand für die entsprechenden Weiterentwicklungen überforderte die Möglichkeiten von Ernst Leitz, der deshalb seine Filmprojektoren-Fabrik in Raststatt incl. aller gewerblichen Schutzrechte an die AEG verkaufte. Mechau arbeitet daher ab 1929 für die AEG.
Neben seinen Entwicklungen in der Projektoren-Technik entwickelte Mechau auch einen 180-Zeilen Linsenkranz-Abtaster für das junge „mechanische Fernsehen“. Im Fernsehen der Pionierzeit wurde die Bildzerlegung und -zusammenfügung durch die sogenannte Nipkow-Scheibe realisiert. Mit zunehmend höherer Bildauflösung und Bildqualität stieß die Nipkow-Scheibe, die nach ihrem Erfinder Paul Nipkow benannt war, an ihre technischen Grenzen. Mechaus Linsenkranz-Abtaster hingegen war der Fortschritt: Auf einer schnell rotierenden Trommel war für jede Zeile eine Linse angebracht, so dass das Bild zeilenmäßig abgetastet werden konnte. Diese Abtastung war viel lichtstärker als alle anderen Verfahren, zudem konnten mit dieser Technologie erheblich größere Bilder realisiert werden. Dennoch blieb Mechau mit dieser Erfindung der große Durchbruch verwehrt, die er zur Berliner Funkausstellung 1934 vorstellte; der Zweite Weltkrieg war schuld.
Biografie des Erfinders Emil MechauMechau arbeitet jedoch weiter an seiner Fernseh-Technologie und ging dafür 1935 zur AEG-Tochter Telefunken. Zudem entwickelte er die erste fahrbare Fernsehkamera der Welt, das Ikonoskop, auch Bildfänger oder Fernseh-Kanone genannt. Diese Kamera von Mechau wurde für die historischen Fernsehübertragungen bei den Olympischen Spielen 1936 in Berlin eingesetzt und von Walter Bruch bedient. Das Ikonoskop verfügte über eine Bildauflösung von 180 Zeilen und 25 Bildern/s, das Objektiv über 1,60 m Brennweite, einen Linsendurchmesser von 40 cm bei einem Gewicht von 45 kg und einer Gesamtlänge von 2,20 m.
1937 stellte Mechau auf der Pariser Weltausstellung 1937 den ersten Lichtpunkt-Abtaster vor. Für diese Entwicklung/Erfindung erhielt er den Grand Prix in der Kategorie Innovation und Entwicklung. Für die Olympischen Spiele 1940 in Helsinki hatte Mechau einen 375-Zeilen-Lichtpunkabtaster sowie eine neue Fernsehkamera entwickelt. Beides kam wegen des ausbrechenden Krieges nicht mehr zum Einsatz. Während des Krieges musste auch AEG/Telefunken sich der Kriegsproduktion unterordnen.
Emil Mechau starb nur wenige Wochen nach Kriegsende im Alter von 63 Jahren durch einen tragischen Unfall. Es heißt, er habe einem sowjetischen Soldaten auf dessen Wunsch bei der Entschärfung einer Handgranate geholfen, die dabei explodierte.
Emil Mechau war ein großer deutscher Erfinder und Konstrukteur der die Entwicklung der Film- und Fernsehgeschichte maßgeblich beeinflusste und voran brachte.