Archiv der Kategorie: Geschichte

Was die Erfahrung und die Geschichte lehren, ist dieses, daß Völker und Regierungen niemals etwas aus der Geschichte gelernt und nach Lehren, die aus derselben zu ziehen gewesen wären, gehandelt haben.

Georg Wilhelm Friedrich Hegel

Das Raubgold der Nationalsozialisten Teil 5

Die Tripartite Commission for the Restitution of Monetary Gold, kurz: Tripartite Gold Commission (TGC) war eine Einrichtung der drei Siegerstaaten Vereinigtes Königreich, Frankreich und Vereinigte Staaten in Brüssel, die im September 1946 gegründet und beauftragt wurde, das vom Deutschen Reich entführte oder geraubte Währungsgold (ca. 337 Tonnen) an die Ursprungsländer zurückzugeben.
Offiziell heißt es von dieser Kommission, das bis 1996 etwa 2/3 des geraubten Goldes an die Ursprungsländer zurückgegeben wurde. Nach Adam Ries würden also noch mindestens 112,3 Tonnen Gold fehlen.
Dennoch sind die Aussagen der TGC kaum zu belegen. Auch ist nicht wirklich bekannt, wie viel Gold und andere Wertgegenstände sowie Devisen von den Nationalsozialisten geraubt wurden. Grobe Zahlen gibt es nur für das geraubte Gold aus den Zentralbanken der unterworfenen Länder. Wie viel Raubgold den Juden sowie der Bevölkerung abgenommen wurde, darüber kann nur spekuliert werden.
Auch hat die TGC nicht nur Raubgold an die betroffenen Länder zurückgegeben. So wurden auch Restitutionen angerechnet, die Handelspartnern des NS-Regimes aus neutralen Ländern zuflossen. Zudem wurden umfangreiche Entschädigungszahlungen vorgenommen.
Zunächst wurden bereits 1948 mit den neutralen Ländern Schweiz, Schweden und Spanien Abkommen geschlossen, in denen sich diese bereit erklärten erhebliche Beträge zurückzugeben. Die beraubten Länder mussten ihre angeblichen Verluste durch den Raub anmelden. Es fand dann eine Prüfung statt und in entsprechenden Verhandlungen wurden die Anerkennung dieser Verluste geregelt. Es folgte dann zunächst eine Rückgabe von aufgefundenem Raubgold an die Staatsbanken der Niederlande, Frankreichs und Österreichs, später folgten Belgien, Griechenland, Italien, Luxemburg. Man einigte sich dabei auf ein Erstattungsvolumen von etwa 65 Prozent.
In den 70er und 80er Jahren wurden dann auch die osteuropäischen Länder teilweise finanziell entschädigt; dass letzte Land war 1996 Albanien.
Dennoch: Der Verbleib von einem Großteil des Raubgoldes ist bis heute unaufgeklärt. Was natürlich zu Spekulationen, Gerüchten und Mythen beiträgt.
So wurden etwa 6 Tonnen Gold im Auftrag des Auswärtigen Amtes zunächst nach Schloss Fuschl in Österreich transportiert. Am Kriegsende wurde dieses Gold dann in Bad Gastein und Hintersee versteckt. Doch die Verstecke wurden den amerikanischen Truppen verraten. Das Gold wurde zwar gefunden und abtransportiert, sein Verbleib ist jedoch bis heute ungeklärt.




Im April 1945 startete ein LKW-Konvoi von Berlin in Richtung München. Die geheime Fracht transportierte Gold der Reichsbank. Von München ging die Fahrt weiter nach Mittenwald. Von dort gelangte die Goldfracht, nach einer Zwischenlagerung, in die Region des Walchensees. Am Steinriegel hoben Gebirgsjägern so genannte Depots aus, wo mittels Mulis die Güter versteckt wurden. Das alles ist belegt. Obwohl dies alles bei Nacht und Nebel geschah, fanden die Alliierten bald darauf die Verstecke. Aber sie fanden nicht alles was entsprechend der Reichsbankdokumente auf den Weg gebracht worden war: es fehlen mindestens 3 Tonnen.
Es heißt dazu: Ein paar Offiziere setzen sich mit einem Muli, beladen mit Kisten, vom Forsthaus Einsiedl in Richtung Eschenlohe ab – entlang einer Klamm. Beweise dafür fehlen jedoch. Soweit die weitestgehenden öffentlichen Aussagen. Es kann auch sein das nicht alles in Bayern angekommen war?
Nach dem Protokoll des Reichbankoberkassiers Georg Netzeband vom 30.04.1945 werden folgende Werte ausgewiesen: 25 Kisten Gold
364 Beutel mit Goldbarren
6 Kisten
94 Beutel mit Devisen
9 Briefe und
34 Druckplatten
Von den Amerikanern wurden nachweislich von diesem Transport gefunden:
Das Goldversteck auf dem Steinriegel mit 728 Goldbarren à 12,5 kg,
die Devisenverstecke auf dem Klausenkopf und Sintelsberg und
die vier Juwelenkisten, welche neben dem Goldversteck lagen.
Die Differenzen kann sich jeder selbst ausrechnen. Es wird auch angenommen, dass es zwei weiterte Transporte in diese Region gab, die Beweise dafür aber fehlen. Angeblich gibt es auch einige Finder von Raubgold, einer ist ein gewisser Hans Ley, die Beweise dafür bleiben jedoch aus.
Auch nach Argentinien soll angeblich Raubgold mit U-Booten verschifft worden sein. Tatsächlich waren zwei deutsche U-Boote Anfang Mai 1945 Richtung Argentinien geflohen und dort im Juli bzw. August angekommen. Was an Bord dieser beiden U-Boote war, darüber kann nur spekuliert werden.

Square Pop-Up (250x250)

Dennoch war Argentinien und weitere südamerikanische Länder bevorzugte Fluchtziele für gesuchte Nationalsozialisten. Deren kroatischer Erfüllungsgehilfe Ante Pavelić setze sich nach Argentinien ab, wo er eine Exilregierung gründete. Er hatte also reichliche finanzielle Mittel zur Verfügung. Ante Pavelić wurde 1957 in Argentinien ein Attentat verübt, an dessen Folgen er wohl 1959 starb.
Viele gesuchte Nationalsozialisten entkamen über die sogenannte Rattenlinie über die Alpen, nach Südtirol und von dort weiter nach Genua oder Rom, von wo sie nach Südamerika ausschifften. Es war ein Netzwerk von NS-Sympathisanten aufgebaut worden, dass die Kriegsverbrecher mit allem Notwendigen unterstützte, sicherlich auch mit reichlich Geld/Gold. Beteiligt an diesen Schleuseraktionen waren nachweisliche auch US-Geheimdienste und insbesondere die katholische Kirche. Wie viele NS-Täter nach Südamerika entkommen konnten darüber herrscht bis heute keine Einigkeit.
Wage Schätzungen gehen davon aus, dass bis zu 800 Kriegsverbrecher nach Südamerika geflohen sind. Sie hatten überall ihr Netzwerk und Unterstützer: bis heute. Das dieses Unterstützer-System auch gut bezahlt werden musste steht wohl außer Frage. Doch diesbezüglich heute noch Personalien aufzuklären oder auf die Spur von Raubgold zu kommen, ist wohl in der Regel Glück und Zufall.
Demnächst: Heinrich Himmlers Diamantschatz – ein fast unbekannte Aufklärung

Den Durchblick behalten mit piqd, dem Expertenmagazin

Knapp 1 ½ Jahre ist mein Blog nun alt. Ich schreibe über Themen wie Wissenschaft, Technik, Politik, Geschichte und Gesellschaft, über Themen also von denen ich von meiner beruflichen Laufbahn und meiner akademischen Ausbildung her etwas verstehe oder meine etwas zu verstehen. Denn keiner ist vollkommen, keine hat immer Recht, keiner hat den Stein der Weisen gefunden. Ich schreibe sehr faktenorientiert – so wie es sich für einen Ingenieur gehört – dennoch fließen auch persönliche Einstellungen und Auffassungen mit ein: Wie sollte es auch anders sein. Meine Blog-Beiträge können daher nicht neutral sein, denn ich habe eine eigene Meinung, eine zu der ich stehe und die ich auch in meinen Publikationen vertrete.
Wenn meine Leser – und das sind immerhin über 5 000 Abonnenten und etwa 7 000 Besucher pro Tag, die etwa 10 000 Seiten am Tag lesen – sich auf meine Beiträge einlassen, so lassen sie sich auch auf meine Meinung, meine politische Einstellung und meine Ideologie ein, ob sie wollen oder nicht. Wem meine Sicht der Dinge nicht gefällt, der wird meinen Blog meiden, ihn nicht wieder besuchen und ihn wohl auch nicht weiterempfehlen.
Die Medien stehen in unserer Zeit stark in der Kritik: Von Lügenpresse wird allerorts geredet. Als langjähriger Journalist, Publizist, Buchautor, Herausgeber und Verleger möchte ich diese Pauschalisierung strikt ablehnen. Natürlich sind die Medien geprägt von persönlichen Meinungen und politischen und/oder religiösen Einstellungen. Und jede Zeile, die geschrieben wird, jedes Foto, jede Filmsequenz, jede Tonsequenz, jeder Grafik sind menschengemacht. Und Menschen haben vielfältige Auffassungen vom Leben, verschiedene politische Einstellungen und unterschiedliche Religionen, die in ihre Medienbeiträge einfließen. Und jede Meinung, die von unseren Gesetzen gedeckt wird, ist nicht nur legal, sie ist auch legitim und zu akzeptieren. Das ist ein Grundsatz unserer Demokratie!
Leider informieren sich viele Zeitgenossen sehr einseitig. Diese werden dann zunehmend ihrem Informationsmedium in gewisser Weise hörig. Sie vertrauen ihm und schließen sich in ihrer Gesamtideologie diesem an, ohne zu hinterfragen. Unsere moderne Informationsgesellschaft bietet eine unendliche Informationsfülle. Die Aufgabe des Nutzers ist es, sich in dieser Fülle von Informationen der Wahrheit möglichst stark zu nähern. Jedem muss klar sein, wenn ein Medium einem bestimmten gesellschaftlichen Spektrum zuzuordnen ist, weil z.B. seine Besitzer diesem Spektrum angehören, dann ist eine Information auch in dieses Spektrum einzuordnen und von diesem geprägt. Unsere Aufgabe ist es demzufolge, uns unideologisch und freidenkend zu informieren. Das wird uns nicht immer gelingen, denn oftmals ist ein Wunsch Vater von Gedanken. Jedoch sollten wir uns diesbezüglich bemühen und dennoch unseren eigenen Standpunkt nicht verleugnen und zudem die Meinungsvielfalt akzeptieren. Das ist sicherlich oftmals nicht ganz einfach, denn auch die Verfasser von Medienbeiträgen haben nicht immer Recht. Mitunter beugen sie auch die Wahrheit ganz einfach im Interesse ihrer Ideologie.
Daher: die Bezeichnung Lügenpresse ist Diffamierung, die ideologische Prägung von Medien hingegen die Normalität.
Nun ist piqd angetreten, um eine unabhängige Netzzeitschrift zu betreiben und das Medienwirrwarr etwas zu ordnen. Ihr Kredo lautet: „piqd: Kluge Köpfe empfehlen die besten Inhalte im Netz“. Die Macher wollen zu einer informierten Öffentlichkeit im Netz beitragen. Dazu haben sie die Netz-Zeitung neu gedacht. Sie haben 18 Themenkanäle angelegt, die von einer ausgewählten Redaktion von Fachjournalisten, Wissenschaftlern und anderen Experten betreut werden. Die Beiträge zu diesen Themenkanälen stammen dabei nicht aus der Feder der piqd-Redaktion, sondern sie werden nur im Netz ausgewählt, empfohlen und kommentiert. Zudem können und sollen die Mitglieder, für die ja piqd gemacht wird, die ausgewählten Beiträge diskutieren. Im Mittelpunkt aller piqd-Aktivitäten steht immer die Frage: Warum ist diese Empfehlung die Zeit der Leser wert.
Also ganz einfach mal reinschauen, unter https://www.piqd.de/?utm_source=blog&utm_medium=beitrag&utm_campaign=trusted-blogs – es lohnt sich.
Dennoch hege ich die Hoffnung, dass Ihr auch meinem Blog treu bleibt?!

Das Raubgold der Nationalsozialisten Teil 4

Um Ihnen einen Eindruck zu verschaffen, wie es in diesen letzten Kriegstagen zuging und wie einfach es war sich persönlich zu bereichern, möchte ich im Folgenden über eine wahre Begebenheit berichten. Es ging in dieser Geschichte nicht um Nazi-Gold, jedoch schon um viel Nazi-Geld.
Die Begebenheit wurde von Dr. Dietrich Wilde (1909-1986) in seinem Buch „In jenen Jahren“ aufgeschrieben. Das Buch stellt eine Dokumentation der Ereignisse 1945 in der Harzregion um Quedlinburg, sowie der Folgejahre in Sachsen-Anhalt dar. Der Autor war Strafverteidiger im 3. Reich und wurde zum Kriegsende als Bürgermeister der Kleinstadt Gernrode eingesetzt. Danach war er Richter und Gerichtsdirektor in Quedlinburg, Magdeburg und Halle, bis er 1948 in den Westen flüchtete. Danach war er bis zu seiner Pensionierung 1972 für 24 Jahre Stadtdirektor von Peine sowie längere Zeit Vizepräsident des Deutschen Städtetages. Sein Buch „In jenen Jahren“ erschien 1975 und war in den alten Bundesländern recht erfolgreich. Ich habe 2014 die Rechte an dem Buch erworben und es neu herausgegeben
„Ein Kriegsgewinnler:
In den letzten Kriegsmonaten hatte der Oberstabsindendant Breitenberg, aus dem Zahlmeisterstande bei der Reichswehr in der Wehrmacht zum Verwaltungsleiter einer militärischen Ausbildungsstätte in Berlin befördert, seine Dienststelle aus der Reichshauptstadt in weniger gefährdete Landstriche zu evakuieren. Die Rekruten seiner Dienststelle waren ohnehin teils schon an die Front geschickt, teils in mehrere Studentenkompanien in kleinere Universitätsstädte verlegt worden. Die Tätigkeit des Herrn Oberstabsintendanten und seiner wenigen Mitarbeiter, lediglich Unteroffizier und Gefreite, war damit fast auf Null gesunken, aber wie bei so vielen Wehrmachtsdienststellen existierte die Bürokratie mit ihren Akten, Registraturen, Papieren und Stempeln bis zum Ende an mancherlei Evakuierungsorten weiter, ohne dass irgendjemand zu sagen gewusst hätte, was für Aufgaben noch zu erledigen waren. Breitenberg, dessen Ernährungszustand Kraft seiner besonderen Begabung für Kungelgeschäfte bemerkenswert erfreulich war, hatte durch das Heimatdorf Stecklenberg, unterhalb der Ruine der Lauenburg am Ostharzrand, eine nützliche Verbindung zu den Parteigewaltigen dieser, im Windschatten des Krieges liegenden Region, die dem Bombenkrieg nur aus den Kondensstreifen der nach Osten fliegenden Pulks kannte. In diesen friedlichen Regionen schlug Breitenberg im Januar 1945 sein Quartier in mehreren Räumen der NS-Gaufrauenschule in der „Semmelvilla“ des alten Fräulein Lake in Gernrode auf. Die Schule hatte ihre Ausbildungsstätte zum Jahresende 1944 geschlossen und die noch restlichen BDM-Schülerinnen als Dienstverpflichtete in Rüstungsbetriebe geschickt.

Blick nach Stecklenberg
Blick nach Stecklenberg

Als ich am 1. Mai 1945 mein Bürgermeisteramt in Gernrode/Harz angetreten hatte, zählten Breitenberg und seine Frau zu meinen ersten Besuchern. Ich kannte beide von früheren Aufenthalten in Stecklenberg, wo Frau Breitenbergs Eltern eine große Kirschplantage und ausgedehnte Äcker besaßen, die Frau Breitenberg inzwischen geerbt hatte. Er trug natürlich Zivil und erzählte, dass er der Kriegsgefangenschaft entgangen sein, weil er sich im Hause seiner Frau in Stecklenberg habe verstecken können. Sein Besuch galt der Bitte, den großen parkähnlichen Garten der Semmelvilla, in der der amerikanische Stadtkommandant inzwischen seine Residenz eingerichtet hatte, zwecks Ausgrabung von mehreren dort versteckten Vorräten betreten zu dürfen. Er habe da allerhand Lebensmittel, Konserven, Reiskisten und Spaghetti-Behälter, aber auch Weine und Spirituosen versteckt. Er bot mir eine Erfolgsbeteiligung an, wenn ich ihm zu seiner Kriegsreserve verhelfen könne. Ich lehnte das rundweg ab, schon weil ich die versteckten Waren sofort hätte beschlagnahmen müssen, aber auch, weil das Grundstück Tag und Nacht von G.I.s bewacht wurde.
Ich warnte Breitenberg, eigenmächtig vorzugehen, die Amerikaner würden ihn ohne Zweifel sofort verhaften und vor ein Kriegsgericht stellen. Wie ich später erfuhr, hat er meinen Rat jedoch nicht beachtet. Er hatte gehört, dass die Grundstückseigentümerin, Fräulein Lake, die Erlaubnis erhalten hatte, ihr Grundstück zu Arbeiten im Gemüsegarten stundenweise zu betreten, und er machte sich auf Grund des Versprechens erheblicher Beteiligung an der Beute, mit Erfolg an sie heran. Er gewann sie, die Vorräte nach und nach auszugraben und die Sachen in ihren Kleidern und Körben herauszuschaffen. Breitenberg gab ihr einen Lageplan und Fräulein Lake grub und grub. Bald stieß sie auf das Versteck, weil sich die Erde sehr leicht heraushob. Ihr und sein Erstaunen waren jedoch grenzenlos, als sie nichts mehr vorfanden. Breitenbergs Hilfspersonal, das bei nahendem Kriegsende unter seiner Aufsicht die Proviantkisten vergraben hatte, war schneller gewesen und hatte sich, bevor es sich vor dem Einmarsch der Amerikaner in alle Winde zerstreute, selbst bedient.




Aber ein anderer sehr lukrativer Streich war ihm doch geglückt. Aus seiner Berliner Dienstzeit wusste er, dass der Sold für die Wehrmachtsangehörigen von den einzelnen Reichsbankfilialen an die Zahlmeister ausgezahlt wurde. So hatte er sich zwei Tage vor dem Einrücken der Amerikaner per Fahrrad, in voller Uniform, in die zuständige Reichbankfiliale nach Quedlinburg begeben und es verstanden, sich dem dortigen Filialleiter, der sich schon in Untergangspanik befand, einige hunderttausend Reichsmark unter dem Vorwand aushändigen zu lassen, den Sold an einige hundert Lazarettinsassen in Gernrode und Suderode angeblich im Voraus zu zahlen; schließlich sei es besser, dass bei der Reichsbank lagernde Geld den Verwundeten zuzuführen, als es vom einrückenden Feind beschlagnahmen zu lassen. Das war einleuchtend und so trat der Oberstabsintendant (Anm. des Autors: Rang im Verwaltungsdienst der Wehrmacht, gleichzusetzen mit dem Rang eines Majors bei der Truppe) mit einem Rucksack, voll mit einigen hunderttausend Reichsmark kräftig in die Pedale heimwärts gen Stecklenberg. Leider war er nicht mehr dazu gekommen, den Sold auch auszuzahlen, inzwischen hatten Vorauseinheiten der Amerikaner die Harzränder längst besetzt. Die Banken waren alle geschlossen und die Konten gesperrt worden.

Halfsize Traumb. V1

Aber wer genügend Bargeld besaß, hatte noch immer das Lachen. Und das besaß in diesen Wochen des totalen Chaos allein der ehemalige Oberstabsindendant – so viel, dass er sich schon im frühen Sommer 1945 zum Erstaunen aller Dorfbewohner eine Villa in Stecklenberg bauen konnte. Kurz nach der Fertigstellung der neuen Villa wechselte aber die Besatzungsmacht und unter den Russen wurde Breitenberg der Boden zu heiß. Er verkaufte die Villa zu einem Bruchteil ihres Wertes und zog sich nach Berlin zurück, wo im Westteil der Stadt inzwischen die die Westalliierten die Russen abgelöst hatten. Bis zu seinem Tode, gut zwanzig Jahre später, verzehrte er hier in Ruhe seine Pension und den ergaunerten und unterschlagenen Wehrmachtssold, wobei er öffentlich häufig darüber räsonierte, dass der Russe ihn um sein bisschen Hab und Gut gebracht hatte.“
Von solchen NS- und Wehrmachtsangehörigen, die in den Letzten Tagen noch ihr Scherflein ins Trockene brachten, gab es eine ganze Menge. Und nach dem Zusammenbruch des NS-Regimes interessierte sich keiner mehr dafür, sofern diejenigen sich keiner NS-Verbrechen schuldig gemacht hatten. Das war übrigens auch nach dem Zusammenbruch der DDR nicht anders!
Demnächst: Wie führende Nazis Gold und Geld für persönliche Zwecke ins Ausland schafften um nach dem Krieg davon in Wohlstand zu leben.