Archiv der Kategorie: Geschichte

Was die Erfahrung und die Geschichte lehren, ist dieses, daß Völker und Regierungen niemals etwas aus der Geschichte gelernt und nach Lehren, die aus derselben zu ziehen gewesen wären, gehandelt haben.

Georg Wilhelm Friedrich Hegel

Die Menschheitsgeschichte muss wohl neu geschrieben werden

Die bisherige Hypothese der Menschheitsgeschichte gerät im Jahr 2017 mächtig ins Wanken. Beteiligt an dieser anthropologischen Sensation sind vor allem deutsche Wissenschaftler. Jedoch kaum jemand hat davon Kenntnis. Wie so oft hält man wohl erstmal weiter an der alten Theorie fest.
Die Schimpansen gelten als die nächsten Verwandten des Menschen. Wann und wo sich die Evolutionslinien trennten, ist bis heute nur ansatzweise geklärt.
Bisher galt die sogenannte „Out-of-Africa-Hypothese: Ihr zufolge begann die Spaltung vor etwa fünf bis 7 Millionen Jahren im östlichen Afrika, südlich der Sahara. Die These beruht auf den ältesten bekannten Funden der Gattung Homo.
In Griechenland wurde zunächst ein Unterkiefer und viel später in Bulgarien ein Backenzahn gefunden. Nichts Besonderes, könnte man denken. Zumal der Unterkiefer bereits im Jahr 1944 nahe Athen entdeckt worden war. An der Fundstelle Pyrgos Vassilissis sollte ein Bunker für die Wehrmacht erbaut werden. Bei den entsprechenden Ausschachtungsarbeiten entdeckte Bruno von Freyberg den teilweise bezahnten Unterkiefer, gemeinsam mit weiteren Fossilien. Freyberg sicherte den Fund zusammen mit den Sedimenten in denen er eingeschlossen war. 1951 interpretierte er den Fund als Überrest des frühem Meerkatzenverwandten Mesopithecus.
21 Jahre später erkannte dann Gustav von Koenigswald, ein deutsch-niederländischer Paläoanthropologe, dass es sich bei diesem Unterkiefer um ein Fossil eines frühen Menschenaffen handelt, den er zugleich nach seinem Entdecker Freyberg, als neue Art Graecopithecus freybergi auswies.
Und erneut verschwand der Unterkiefer im Archiv. Im Jahr 2012 wurde dann in in einem der bulgarischen Grabungsorte in der Gemarkung Asmaka bei Tschirpan ein oberer Backenzahn entdeckt, dessen Alter zunächst nur anhand von Begleitfunden auf rund 7 Millionen Jahre datiert wurde.
Im Jahr 2017 nahm sich eine Forschergruppe um Madelaine Böhme der Datierung an. Grund war die Ähnlichkeit des in Bulgarien gefundenen Zahnes mit denen des griechischen Unterkiefers. Das Tübinger Senckenberg Centre for Human Evolution and Paleonvironment untersuchte diese beiden Hominiden-Funde. Zu den Hominiden gehört der Mensch, samt seiner ausgestorbenen Verwandten und die Menschenaffen.

Abstammungsdiagramm Hominini (Wikipedia)

Bei der Abstammungslinie der Menschenaffen liegen die Zahnwurzeln in der Regel getrennt, bei den Hominini hingegen sind sie eher verschmolzen. Die Zahnwurzeln der beiden Funde waren verschmolzen. Aus dieser Erkenntnis leiteten die Forscher ab, dass die Vormenschen auch auf dem Balkan gelebt haben. Die Altersbestimmung ergab für den Unterkiefer 7,175 Millionen Jahre und für den Backenzahn sogar 7,24 Millionen Jahre. Somit stammen die bisher ältesten Funden menschlicher Vorfahren vom Balkan, was die Frage nach der Entstehung der menschlichen Art in ein vollkommen neues Licht stellt.
Zudem lassen die Sedimente, in denen die Funde gemacht wurden, den Schluss zu, dass vor gut 7 Millionen Jahren auf dem Balkan eine ausgeprägte Savannenlandschaft vorherrschte, in der die Vorfahren heutiger Giraffen, Gazellen, Antilopen und Nashörner lebten. Auch ihre Fossilien wurden dort gefunden, wo einst Graecopithecus freybergi lebte.
Mit diesen Erkenntnissen verliert die Theorie „Out of Africa“ zunächst ihre Relevanz.
Diesem anthropologischen Paukenschlag folgt fast zeitgleich ein weiterer. Die derzeitige Lehrmeinung besagt, dass der moderne Mensch Homo sapiens etwa 200.000 Jahre alt ist. Es gilt als wissenschaftlicher Konsens, dass die Wiege der Menschheit in Ostafrika, in Oma Kibish im heutigen Äthiopien liegt.
Im Südwesten Marokkos, in einem Gesteinsmassiv etwa hundert Kilometer von Marrakesch entfernt, liegen die eingestürzten Höhlen von Jebel Irhoud. Dort befanden sich einstmals Schwermetallminen. Anfang der 1960er Jahre fanden Arbeiter im Schutt einen fast vollständig erhaltenen Schädel. Mit diesem Fund, Irhoud-1, begannen die Untersuchungen dieser Gegend. Zunächst wurden die gefundenen Fossilien auf 160.000 Jahre datiert. Eine genauere zeitliche Einordnung war damals nicht möglich, da keine DNA gefunden wurde.




Im Jahr 2004 entdeckte der Franzose Hublin bei Ausgrabungen in Jebel weitere Skeletreste von mindestens fünf Individuen. Hublin bat das Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig (EVA) um wissenschaftliche Unterstützung. Das Leipziger EVA ist das größte Institut für Anthropologie der Welt. Die Leipziger Wissenschaftler nahmen sich mit verschiedenen modernen Methoden der Altersbestimmung der Funde, sowie der Vervollständigung der Skelette, an.
Nach über zehnjähriger Forschungsarbeit wurden nun die Ergebnisse vorgestellt: Für die Skelett-Reste aus Marokko, sowie für die aufgefundenen Werkzeuge, wurden ein Alter von 300.000 Jahren ermittelt. Zur Altersermittlung wurden verschiedene neue Methoden angewandt: Thermolumineszenzmethode, Radioaktivitätsmessungen der Knochen, Computertomographie, 3-D-Druck und Computeranimationen zur Vervollständigung der Skelettreste usw.

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Die Skelettfunde aus Marokko sind die ältesten des Homo Sapiens. Nicht nur, dass diese etwa 100.000 Jahre älter sind als alle bisherigen und damit auch die Stammbaum-Entwicklungstheorie mächtig ins Wanken bringen, diese Funde sagen viel mehr aus. Unsere damaligen ersten Vorfahren waren hoch aufgeschossene Gestalten, von mehr als 1,80 m Körpergröße. Zudem waren sie gut ernährt; erst die späteren Menschen wurden, wohl wegen Mangelernährung nur noch 1,60 bis 1,70 m groß.
Dass es sich bei diesen Menschen um die Gattung Homo sapiens handelt und nicht um einen Neandertaler ist, an Hand der Schädelform, selbst für nicht Fachleute deutlich erkennbar.
Diese beiden neuen Erkenntnisse werden wohl Anlass geben, den Stammbaum des Menschen umzuschreiben und somit auch die Lehrbücher.

Der Sibirische Trapp

In der geologischen Geschichte unserer Erde gab es mehrere gewaltige Massenaussterbe-Ereignisse. Über eines davon – dass wohl schlimmste von allen – möchte ich heute berichten.

Dieses Massenaussterben fand vor ca. 252 Millionen Jahren, an der Perm-Trias-Grenze, statt. 96 Prozent aller Meeresbewohner und 70 Prozent aller Landlebewesen sollen ausgestorben sein. Das Ereignis gilt auf der Grundlage paläontologischer und paläoklimatologischer Befunde seit längerer Zeit als wissenschaftlich nachgewiesen. Auch die Wirkungen und Ergebnisse dieses Aussterbe-Ereignisses wurden von der Wissenschaft identifiziert. Nur deren Ursachen blieben lange wage und spekulativ. Dann jedoch wurde die Wissenschaft auf den ausgedehnten Flutbasalt in Sibirien aufmerksam.

Die dort aufgefunden basaltische Lava breitet sich über eine Fläche von etwa 2 Millionen Quadratkilometer aus. Das Gebiet, das Sibirischer Trapp genannt wird, liegt zwischen 50° und 75° Nord sowie 60° bis 120° Ost und umfasst das West- und Nordsibirische Tiefland, das Mittelsibirische Bergland sowie einen Teil der Mitteljakutischen Niederung samt dem Westhang des Ostsibirischen Berglands.

Schon bald machte die Wissenschaft diesen Sibirischen Trapp für das Aussterbe-Ereignis verantwortlich. Doch anfangs war das nur eine Theorie, es fehlten noch die wissenschaftlichen Methoden, die Beweise liefern konnte. Die in den vergangenen Jahrzehnten erzielten Fortschritte bei den radiometrischen Datierungs- und Nachweisverfahren führten zu einer erheblichen Zunahme der Messgenauigkeit, was eine genauere Datierung ermöglichte.

Sibirischer Trapp - Karte Wikipdia

Besonders Forscher des Massachusetts Institute of Technology (MIT) machten sich um die Datierung verdient. Dazu analysierten sie Gesteinsproben, Fossilien und Ascheablagerungen aus diesem Lavafeld und lieferten im Jahr 2011 erste Ergebnisse. Die erste Veröffentlichung ihrer Ergebnisse ließ auf ein Massenaussterben schließen, das etwa 200.000 Jahre andauerte.

Dennoch waren die Ursachen für diese Aussterbe-Katastrophe strittig. Neben Impact-Ereignissen, wie Vulkanismus oder Meteoriten-Ereignisse konnten auch Klimaveränderungen ursächlich sein.

Nun hat das MIT unter Leitung von Seth Burgess, und der Mitarbeit von Wissenschaftlern der Chinesischen Akademie der Wissenschaften, nachgelegt. Sie konnten in den letzten Jahren ihre Datierungstechniken verfeinern. Sie isolierten Zirkonkristalle aus dem Lavagestein und maßen darin das Verhältnis von Uran- zu Bleiisotopen.

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Das Ergebnis: Das Massenaussterben lief noch erheblich schneller ab, als bisher vermutet. Nur 60.000 Jahre dauerte es, bis von der zuvor reichen Tier- und Pflanzenwelt unseres Planeten nur noch spärliche Reste übrig waren. Das ist für geologische und erdgeschichtliche Maßstäben nur ein Augenblick. Dennoch: Dieser Zeitraum reicht wohl nicht für ein Massenaussterben auf Grund von Klimaveränderungen aus.

Es war ein recht schneller Tod – im übertragenen Sinne -, der weder der Fauna, noch der Flora die Change gab, sich an die neuen Bedingungen anzupassen, um zu überleben. Damit wächst die Erkenntnis, die immer wahrscheinlicher wird, dass anhaltende, unvorstellbar gewaltige Vulkanausbrüche im sogenannten Sibirischen Trapp für das Aussterbeereignis verantwortlich zeichnen. Es wäre auch eine Erklärung für den plötzlichen starken Anstieg von Kohlendioxid in den Weltmeeren. Eine Forschergruppe hat berechnet, dass die Eruptionen des Sibirischen Trapps mehr als 170 Billionen Tonnen CO2 freigesetzt haben könnten, weit mehr als zuvor angenommen. Dieser plötzliche, starke Anstieg von Kohlendioxid (Kohlensäure) machte die Ozeane und Meere sehr schnell sauer und hätte zudem zu einem Anstieg der Wassertemperatur bis zu 10 Grad Celsius und mehr führen können. Alles Bedingungen, denen die Meeresfauna nicht gewachsen waren. Ein folgender Klimawandel war wohl ein weiteres gravierendes Resultat dieser Vulkanausbrüche.




Als Quelle des Sibirischen Trapps wird eine riesige Mantel-Plume angesehen. Diese gewaltige Magma-Blase bildete sich unter der festen Erdkruste des sibirischen Kerngebietes. Über die Ursache des sibirischen Trapp-Vulkanismus wird jedoch in der Wissenschaft noch debattiert: Waren es die eigenen Kräfte der Plume, die den Vulkanismus auslösten, oder öffnete ein mächtiger Asteroideneinschlag das Tor zur Hölle? Die Wissenschaft hat darauf bisher keine eindeutige und belastbare Antwort.

Eines kann jedoch wohl mit Sicherheit gesagt werden: Hätte es dieses wohl größte Aussterbeereignis nicht gegeben, so wäre die Entwicklung von Flora und Fauna auf der Erde sicherlich ganz anders verlaufen. Und mit großer Wahrscheinlichkeit würde es den Menschen, in seiner heutigen Form, wohl dann auch nicht geben. Wir können also in den nächsten Jahren sicherlich mit spannenden neuen Erkenntnissen zum Sibirischen Trapp rechnen.

Große Entdecker und Erfinder: Die Brückenbauer – Roebling sen. & Roebling jun. / letzter Teil

Nachdem das erste Drahtseil auf der East-River-Bridge installiert worden war, folgten Tausende weiterer. Da Washington Roebling nicht mehr verfügbar war, verantwortete der Maschinenmeister R.F. Farrington die Herstellung der Seile. Erfahrungen dafür hatte er bereits bei der Cincinnati-Brücke sammeln können. Um seinen Mitarbeitern die Angst vor der gefährlichen Arbeit an den Seilen zu nehmen und zugleich der Bevölkerung die Stabilität seiner Seile zu demonstrieren, hatte Farrington eine besondere Idee. Er wollte eine erste Fahrt mithilfe des Drahtkabels selbst vornehmen. Das Ereignis war für den 25. August 1876 in der Presse angekündigt, und es waren sehr viele Zuschauer gekommen.
„Farrington benutzte ein Brett das mit zwei Stahlseilen und einer Öse an dem umlaufenden Drahtkabel befestigt wurde. Seine Mitarbeiter zogen ihn vom Ankerblock in Brooklyn steil hinauf, über den ersten Pylon. Dann ging es in rasanter Fahrt hinunter, bis er den tiefsten Punkt des Kabels erreicht hatte. Nun musste er wieder in die Höhe gezogen werden, bis er den Turm auf New Yorker Seite passiert hatte. Dabei schwenkte er die ganze Zeit seinen Hut und winkte der Menge am Boden zu. Als er seine halsbrecherische Fahrt am Ankerblock in New York beendet hatte, wurde seine mutige Tat mit frenetischem Beifall belohnt.“
Zur Erleichterung der Montage wurde für die Arbeiter im Frühjahr 1877 eine sogenannter „Catwalk“ installiert. Das war eine schmale Fußgängerhängebrücke, die von Ankerblock zu Ankerblock über die beiden Brückentürme hinweg führte. Der „Catwalk“ bestand aus rohen Holzplanken, die, um die Windlast zu verringern auf Abstand installiert waren. Das ganze Konstrukt war an Stahlseilen aufgehängt und schwebte an seinem tiefsten Punkt noch 64 m über dem East River. Die schwankende Brücke war nur für die Arbeiter gedacht, dennoch sollen täglich bis zu 70 Abenteuerlustige um eine Erlaubnis gebeten haben, den Catwalk zu benutzen. Einigen fuhr jedoch auf dem schwankenden Konstrukt derartig die Angst in die Glieder, dass sie weder vor, noch zurück konnten, und von den Arbeitern aus ihrer misslichen Lage gerettet werden mussten. Als Roebling das Ganze zu viel wurde, verbot er die Benutzung durch Privatpersonen.

East River Bridge um 1900
East River Bridge um 1900

Das Kabelspinnen dauerte von Mai 1877 bis Oktober 1878. Jedes der vier Kabel hatte 19 Stränge, die ihrerseits aus 278 Einzeldrähten mit einem Durchmesser von 3 mm bestanden, insgesamt also 5 282 Drähte pro Kabel. Die Drähte wurden mit der patentierten Vorrichtung der Roeblings von Anker zu Anker geschickt, parallel nebeneinandergelegt und zu den Strängen zusammengefasst. Als alle Stränge vollständig waren, wurden sie symmetrisch angeordnet und zu einem kompakten Kabel mit einem Durchmesser von ca. 40 cm gepresst.
Kurz vor Abschluss der Kabelspinnarbeiten entdeckte Roebling den Betrug eines Drahtlieferanten. Dieser hatte minderwertigen Draht mit gefälschten Qualitätsbescheinigungen geliefert, das dann verarbeitet wurde. Roebling rechnete die Tragkraft nach und entschied, dass es genügend Reserven gab – die Seile mussten nicht ausgetauscht werden. Der Lieferant wurde jedoch finanziell zur Rechenschaft gezogen.
Als Brückenkonstrukteur und -bauer wird heute John August Roebling genannt. Unstrittig war er der Urheber: Gebaut hat die Brücke jedoch sein Sohn Washington, mit der außergewöhnlichen Unterstützung seiner Frau Emely. Auch wich Washington mehrfach von den ursprünglichen Konstruktionsunterlagen seines Vaters ab, denn er berücksichtigte ständig neue Erkenntnisse und zudem lernte er aus eigenen Fehlern sowie denen anderer.
Dazu ein prägnantes Beispiel: Roebling war auch über den Brückenbau in Europa immer auf dem Laufenden. Daher wusste er, dass dem Drahtseil innerhalb der Ankerkammern besondere Aufmerksamkeit zuzuwenden ist. Dort konnte der Zustand der Seile nicht kontrolliert werden und zudem kam es durch Wassereintritt und Feuchtigkeit zu starker Korrosion. Um diesem Problem entgegenzuwirken, ersetzte er die letzten Meter des Drahtseiles innerhalb der Ankerkammer durch gusseiserne Kettenglieder, die in eine gusseiserne Ankerplatte eingehängt wurden. Zudem wurden die Ankerkammern zugänglich gestaltet und zudem hochwassersicher.




Obwohl zwischen New York und Brooklyn eines der beeindruckendsten Bauwerke der Neuzeit errichtet wurde, war die Meinung der Bevölkerung 1881 auf einem Tiefpunkt angekommen. Hauptgrund dafür waren die zahlreichen Verzögerungen: Der Bau schien kein Ende zu nehmen.
Im August 1882, wenige Monate vor Vollendung der Brücke, sollte Roebling als Chefingenieur abgesetzt werden. Als Begründung wurde angeführt, dass er die Baustelle nicht mehr besuchen konnte und zudem an keiner Baubesprechung mehr teilnahm. Zudem sprach man Roebling ab, den Bau zu Ende führen zu können. Und erneut sprang Roeblings Frau Emily in die Bresche und kämpfte wie eine Löwin für ihren Mann.

Emily Warren Roebling
Emily Warren Roebling

Die beherzte Emely besuchte sein Sitzung der „American Society of Civil Engineers“ (ASCE) und verlas eine Erklärung ihres Mannes, die alle Anschuldigungen Punkt für Punkt entkräftete. Emily Roebling war die erste Frau, der es erlaubt wurde vor diesem einflussreichen Gremium zu sprechen, und sie blieb den Ingenieuren keine Antwort schuldig. Die reine Männergesellschaft war offensichtlich sehr angetan von Emilys Auftreten und ihren fundierten Fachkenntnissen. Fortan setzte sich die Ingenieurvereinigung für Washington Roebling ein, bis die Absetzung schließlich vom Tisch war.
Im Frühjahr 1883 war es dann endlich soweit, die Brooklyn Bridge war fertig gestellt und konnte feierlich eingeweiht werden. Auch Präsident Chester A. Arthur ließ es sich nicht nehmen an der Einweihungsfeier teilzunehmen. Alle Probleme und Intrigen der Vergangenheit waren vergessen. Mit pathetischen Worten wurden Washington und Emely Roebling geehrt.
Die Gesamtkosten der Brücke beliefen sich auf über 15.000.000 $, mehr als doppelt soviel, wie John A. Roebling 1867 veranschlagt hatte. An ihrem Bau waren über 600 Männer (und eine Frau) beteiligt, von denen 20 ihr Leben verloren und viele ihre Gesundheit einbüßten. Ihre freie Spannweite von über 486 m war bei ihrer Vollendung die mit Abstand größte der Welt. Sie wurde erst 1890 von der Firth of Forth Eisenbahnbrücke in Schottland übertroffen.
Trotz seiner schweren Krankheit hatte Washington Roebling noch ein langes Leben. Er starb am 21. Juni 1926 in Trenton, New Jersey. Seine Frau Emely war bereits 23 Jahre vor ihm für immer gegangen.
Roeblings Hobby bestand in der Sammlung von Gestein und Mineralien. Seine mehr als 16.000 Objekte umfassende Sammlung wurde nach seinem Tod der Smithsonian Institution gestiftet. Sie ist ein bedeutender Teil der Nationalen Mineralien- und Schmuckstein-Sammlung der USA. Ihm zu Ehren vergibt die Mineralogical Society of America die Roebling Medal für Leistungen in der Mineralogie.