Archiv der Kategorie: Geschichte

Was die Erfahrung und die Geschichte lehren, ist dieses, daß Völker und Regierungen niemals etwas aus der Geschichte gelernt und nach Lehren, die aus derselben zu ziehen gewesen wären, gehandelt haben.

Georg Wilhelm Friedrich Hegel

Das Uranprojekt der Nationalsozialisten Teil 4

Der Kampf um das schwere Wasser war damit in Norwegen mit einem hohen Blutzoll beendet und hatte zudem dem deutschen Uranprojekt einen erheblichen Schaden zugefügt. Die Aktionen von Mitte 1942 bis Februar 1944 waren eine der größten koordinierten Widerstandsoperationen in einem von den Deutschen besetzten Land während des gesamten Krieges.

Dennoch hatten verschiedene deutsche Forschergruppen bereits ab etwa 1941 andere Möglichkeiten auf dem Weg zur Kernspaltung ins Auge gefasst.

Mit zunehmender Forschung kam es jedoch bei den deutschen Physikern und Chemikern zu Gewissenskonflikten, nach dem klar wurde, dass es theoretisch möglich sei eine Atombombe zu bauen. Bereits im Spätsommer 1941 reiste Heisenberg zu seinem einstigen Mentor Nils Bohr nach Kopenhagen, um mit ihm über das Uranprojekt zu reden. Wie dieses Gespräch verlief, darüber gibt es verschiedene Auslegungen, es war aber wohl für Heisenberg wenig erfolgreich.

Neben Heisenberg, Hahn und von Weizsäcker war besonders von Ardenne beim Uranprojekt federführend. Aus dessen Forschungslaboratorium für Elektronenphysik in Berlin-Lichterfelde kam auch von dem Physiker Friedrich Georg Houtermans der Vorschlag, in einem Uranbrenner aus dem wesentlich häufigeren Uranisotop 238U das ebenfalls leicht spaltbare Plutoniumisotop 239Pu in einem Kernreaktor zu erbrüten. Er fasste seine Ergebnisse in einem geheimen Forschungsbericht „Zur Frage der Auslösung von Kern-Kettenreaktionen“ zusammen. Dieser Bericht war zwar staatlichen Stellen und einigen im Uranverein organisierten Physikern zugänglich, er wurde aber wohl nicht weiter beachtet.

Carl Friedrich von Weizsäcker berichtete darüber an das Heereswaffenamt, man könne wohl Plutonium „zum Bau sehr kleiner Maschinen“, „als Sprengstoff“ und „zur Umwandlung anderer Elemente“ nutzen.

Vom Frühjahr 1941 ist ein Patententwurf Weizsäckers bekannt. Er beinhaltet neben Ansprüchen auf Kernreaktoren ein „Verfahren zur explosiven Erzeugung von Energie und Neutronen“, dass „in solcher Menge an einen Ort gebracht wird, z.B. in einer Bombe“. Was er sich persönlich davon versprochen hat, bleibt fragwürdig. Alle Patente die in der NS-Zeit erteilt wurden und in irgendeiner Weise militärische Relevanz hatten, wurden zwangsweise als Geheimpatente an den Staat übertragen. Die Uranverein-Arbeitsgruppe am Kaiser-Wilhelm-Institut erarbeitete in der Folge eine weitere diesbezügliche Patentanmeldung. In dieser Liste der Patentansprüche zu einer „Uranmaschine“ vom August 1941 gibt keinen Hinweis mehr auf eine Bombe.

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Im Laufe des Russlandfeldzuges geriet die deutsche Kriegswirtschaft zunehmend unter Druck. Das Uranprojekt lief zwar weiter, versprach jedoch in absehbarer Zeit keine kriegsbedeutenden Anwendungen, was das Heereswaffenamt veranlasste, das Projekt in andere Hände zu geben. Beauftragt wurde der Reichsforschungsrat, der dem Reichserziehungsministerium unterstand. Projektverantwortlicher wurde zum Jahreswechsel 1941/41 der Physiker Abraham Esau. Ein Jahr später wurde er zum „Bevollmächtigten für Kernphysik“ ernannt und hatte fortan alle diesbezüglichen Forschergruppen unter seiner Kontrolle.

Jedoch ging es kaum voran, überall herrschte der Mangel, besonders an schwerem Wasser und an Uran. Daher schaltete man die Leunawerke ein, die in Merseburg eine Schwerwasseranlage errichten sollten. Zudem wurde die Degussa mit der Uranbeschaffung beauftragt.

Werner Heisenberg, Wikipedia
Werner Heisenberg, Wikipedia

Von Werner Heisenberg wurde der erste Uranbrenner entworfen und zusammen mit dem Experimentalphysiker Robert Döpel am physikalischen Institut der Universität Leipzig realisiert. Im Spätsommer 1942 gelang Döpel dann als Erstem der Nachweis einer Neutronenvermehrung. Damit waren die Deutschen den US-amerikanischen Forscherteam um Enrico Fermi um eine Nasenlänge voraus. Doch schon bald sollten die Amerikaner die Deutschen überholen, ihre Voraussetzungen waren einfach deutlich besser.

Nach dem Tod von Fritz Todt wurde Albert Speer im Februar 1942 Rüstungsminister. Am 4. Juni 1942 bestellte er Heisenberg sowie andere Uranprojekt-Mitarbeiter in sein Ministerium ein, um sich über den Fortschritt des Projektes informieren zu lassen. Auf die Frage, wie groß denn eine Uranbombe wäre, deren Wirkung genügen würde, um eine große Stadt zu zerstören, antwortete Heisenberg angeblich: „So groß wie eine Ananas“ und bezog sich dabei vermutlich nur auf die eigentliche Sprengladung. Heisenberg schob jedoch gleich nach, dass eine solche Bombe noch eine längere Entwicklungszeit benötigen würde und zudem derzeit wirtschaftlich kaum möglich sei. Er verwies zudem auf die Bedeutung eines Kernreaktors, besonders für die Zeit nach dem Krieg.

Für Speer war diese Auskunft Grund, das Uranprojekt nicht weiter zu forcieren. Dennoch genehmigte er auf dem Gelände des Kaiser-Wilhelm-Instituts den Bau eines Bunkers, in dem der erste Uranmeiler errichtet werden sollte.




Ende Juni 1942 kam es dann im Leipziger Forschungsreaktor zu einem folgenschweren Unfall. Gemäß erhaltenen Versuchsprotokolle wurden in der „Uranmaschine“ 750 kg Uranpulver und 140 kg schweres Wasser in zwei miteinander verschraubten Halbkugeln aus Aluminium gefüllt und in einem Kühlwassertank versenkt. Es schien zunächst ein erfolgreiches Experiment zu werden, denn es wurden mehr Neutronen erzeugt als verbraucht wurden. Am 23. Juni 1942 entwickelten sich jedoch recht plötzlich Wasserstoffblasen. Dadurch erhitzte sich die Reaktorkugel zunehmend und alle Versuche einer Abkühlung blieben erfolglos. Das Kühlwasser begann zu brodeln und dann explodierte die Kugel. Der ganze Versuchsraum wurde durch brennendes Uran in Brand gesetzt und alle ersten Löschversuche scheiterten. Durch Anleitung Döpels konnte jedoch der Brand gelöscht werden. Es hatte keine nukleare Kettenreaktion stattgefunden, sondern Wasser war in die Uranschicht gesickert und es hatte sich Wasserstoff und zusammen mit Luftsauerstoff Knallgas gebildet, das mit dem Uran verpuffte. – Diese Havarie war der erste in einer langen Reihe von Störfällen in kerntechnischen Anlagen, bei denen sich aus Wasserdampf und überhitztem Metall (hier Uranpulver) oder Graphit (wie in Tschernobyl) mit Luft ebenfalls explosive Gase (Knallgas oder Wassergas) bildeten und entzündeten.

Demnächst mehr!

Das Uran-Projekt der Nationalsozialisten Teil 3

Frédéric Joliot-Curie, Wikipedia
Frédéric Joliot-Curie, Wikipedia

Es waren französische Wissenschaftler um Frédéric Joliot-Curie, die den französischen Rüstungsminister Raoul Dautry über des Interesse der Deutschen an dem schweren Wasser aus Norwegen informierten. Zudem forderten sie den Minister auf Grund der militärischen Bedeutung das schwere Wasser der Norweger auf, dieses zu erwerben, was ja auch gelang.
Von diesem Zeitpunkt an waren die deutschen Kriegsgegner sich der kriegswichtigen Bedeutung der Moderator-Flüssigkeit bewusst und somit auch der Bedeutung des norwegischen Werkes. Nach Kriegsausbruch haben die alliierten Geheimdienste gemeinsame Aktionen gegen das Hitler-Reich geplant. Da 1941 Frankreich bereits von deutschen Truppen besetzt war, konzentrierte sich die Planung geheimer militärischer Aktionen auf Großbritannien.
So wurde 1941 in Großbritannien die Special Operations Executive (SOE) gegründet. Das war eine britische nachrichtendienstliche Spezialeinheit, die auf Weisung von Churchill zur subversiven Kriegsführung gegründet worden war.
Während der Besetzung Norwegens ging ein Teil des norwegischen Militärs ins Exil nach Großbritannien. Innerhalb der britischen SOE wurde aus norwegischen Militärs die Norwegian Independent Company No. 1 gegründet, die als Kompanie Linge in die Geschichtsbücher einging. Benannt wurde die Einheit nach ihrem ersten Kompaniechef, dem norwegischen Hauptmann Martin Linge.
Aufgabe dieser norwegischen Truppe war es, die Alliierten durch nachrichtendienstliche Informationen über ihr Heimatland, sowie durch gezielte Sabotageakte in Norwegen, zu unterstützen. Für diese Aktivitäten pflegte die Linge-Kompanie enge Kontakte zur norwegischen Widerstandsbewegung Milorg.
Als erste Aktion in der sogenannten Operation Gunnerside, gegen die deutsche Übernahme des norwegischen Schwerwasser-Werkes, setzten die Einheit 1941 den ehemaligen Bauingenieur von Norsk-Hydro, Einar Skimmarland, der nach Großbritannien geflüchtet war, mit einem Fallschirm in der Region des Werkes ab. Skinnarland sollte die Einsatzzentrale mit aktuellen Informationen über die Bewachung und etwaige Bewegungen der Deutschen versorgen.
In einer zweiten Sabotage-Aktion am 18. Oktober 1942, der Operation Grouse, wurden vier weitere norwegische Widerstandskämpfer per Fallschirm auf der Hochfläche Hardangervidda abgesetzt. Die Hardangervidda ist ein Plateaufjell in Norwegen und die größte Hochebene Europas. Sie hat eine Fläche von zirka 8.000 km², im Mittel eine Höhe zwischen 1200 m und 1400 m und erstreckt sich über Bereiche der Fylke Buskerud im Nordosten, Hordaland im Westen und Telemark im Südosten. Die vier Norweger stellten die Vorhut für eine geplante Sprengung des Schwerwasser-Werkes dar. Die Gruppe um den Funker Knut Magne Haugland, der über gute Orts- und Fachkenntnisse verfügte, hatte als Treffpunkt eine Almhütte ausgewählt. Ihr Auftrag bestand darin, für die Landung von zwei Lastenseglern mit Spezialeinheiten, geeignete Landeplätze zu erkunden und die entsprechenden Informationen an die Briten weiterzugeben. Weiterhin sollten sie die Briten empfangen und zum Einsatzort führen. Die Gruppe landete jedoch nicht an der geplanten Position, sondern 15 km westlicher in sehr unwegsamen Gelände. Sie erreichte daher erst am 10. November ihr Ziel, die Sandvass-Hütte. In der Nacht des 19. November sollte die britische Spezialeinheit „Freshmann“, die für die Sprengung verantwortlich zeichnete, in zwei Lastenseglern Airspeed Horsa auf dem Hochplateau landen.
Die Operation wurde jedoch ein Fiasko: Wegen schlechter Sicht konnte der Einsatzort nicht erreicht werden. Nachdem sie zurückbeordert worden waren, mussten die beiden Schleppflugzeuge vom Typ Halifax die Gleiter wegen inzwischen aufgetretener Vereisung ausklinken. Nach Absturz einer Halifax und missglückter Notlandung der beiden Gleiter fanden insgesamt 41 Briten den Tod. 23 Teilnehmer der Operation überlebten zwar den Absturz, wurden aber gefangengenommen, „verhört“ und gemäß Hitlers Kommandobefehl hingerichtet. Die fehlgeschlagene Operation hatte zur Folge, dass die vier Norweger in der Hütte überwintern mussten. Erst Ende Februar 1943, also vier Monate nach Landung der Vorhut, trafen 6 Spezialisten der Kompanie Linge ein und gemeinsam konnte die Sprengaktion in Vermork durchgeführt werden. Die Aktion fand in der Nacht vom 27. auf den 28. Februar 1943 statt und alle zehn Beteiligten entkamen unerkannt.




Jedoch konnte die Sprengung nicht den geplanten und erhofften Schaden im Schwerwasser-Werk anrichten. Schon nach kurzer Zeit hatten die Deutschen die Schäden beseitigt und die Produktion wiederaufgenommen. Diese wenig erfolgreiche Geheimoperation wurde auch den Briten und Amerikaner schnell bekannt. Zunächst wurde eine weitere Sabotageaktion geplant, dann jedoch verworfen. Man hatte erkannt, dass die Bausubstanz des Werkes nicht mit Sprengladungen, die von Sabotage-Teams transportiert werden konnten, zu zerstören war. Daher wurde eine massive Bombardierung durch die US-Luftflotte ins Auge gefasst.
Am 16. November 1943 flogen mehr als 160 Flugzeuge der 8. US-Luftflotte den Angriff gegen das Werk in Vemork. Bei diesem Luftangriff wurden 20 Zivilisten getötet. Das strategische Ziel – die Zerstörung der Schwerwasser-Produktion – wurde jedoch wieder nicht erreicht. Die Produktionsanlage blieb fast unbeschädigt, weil die Bomben nicht in der Lage waren die darüber befindlichen 7 massiven Betonstockwerke zu zerstören.
Alle Operationen der Alliierten waren fehlgeschlagen und die Deutschen wollten nicht auf weiter Angriffe auf das Schwerwasser-Werk warten. Sie wollten nun das verfügbare Schwerwasser umgehend nach Deutschland transportieren und auch die gesamte Produktionsanlage. Das Vorhaben musste schnell, im Geheimen und ohne jedes Aufsehen ablaufen. Am 18. Februar 1944 wurde das verfügbare Schwerwasser mit der Rjukanbahn auf die Eisenbahnfähre Hydro verladen, die den See Tinnsjå passieren musste.
Dennoch blieben die Aktivitäten der Deutschen den Alliierten nicht verborgen. Sie hatten inzwischen überall, auch bei Norsk Hydro, Informanten. In der Nacht vor dem Auslaufen der Fähre übermittelten die Briten per Funk exakte Anweisungen an den norwegischen Widerstandskämpfer Knut Haukelid. Dieser platzierte vor dem Auslaufen Sprengladungen mit Zeitzünder auf der Fähre. Diese waren so eingestellt, dass sie an der tiefsten Stelle des Sees detonieren sollten und dort auch die Fährte untergehen sollte. Die Sabotage-Aktion gelang: Jedoch starben dabei 14 norwegische Zivilisten und vier begleitende Deutsche. Diese Verluste waren einkalkuliert.
Damit endete die Herstellung von schwerem Wasser in Norwegen. Im Frühjahr 1993 wurden die Fässer aus dem Tinnsjå geborgen. Nach der chemischen Analyse wurde nur noch ein Anteil von 2,5 % schwerem Wasser ermittelt, der Rest war „normales“ Wasser geworden. Das Norwegische Fernsehen drehte 1993 darüber die Dokumentation „Hydros hemmelighet“.
Demnächst mehr über das Uranprojekt der Nationalsozialisten.

Das Uran-Projekt der Nationalsozialisten Teil 2

Walter Bothe, WikipediaDie Entscheidung zu Gunsten von schwerem Wasser als Moderator ist auch auf fehlerhafte Messungen zurückzuführen gewesen, die Walter Bothe in Heidelberg vorgenommen hatte. Als weiterer Moderator war Graphit in der engeren Auswahl, doch Bothe kam bei seinen Untersuchungen zu dem Ergebnis, dass Graphit nicht sehr geeignet sei.
Dieses Ergebnis stellte sich jedoch später als falsch heraus und beim US-amerikanischen „Manhattan-Projekt“ wurde drei Jahre später Graphit statt schweren Wassers eingesetzt, weil dieses einfacher zu beschaffen war.
Es stellte sich zunächst als Problem dar, die für einen Reaktorbetrieb benötigten Mengen an Uran und schweren Wassers zu beschaffen.
Das Heereswaffenamt hatte das gesamte Uranprojekt an sich gezogen und für alle Produktions- und Forschungsanstalten ein Verbot für weitere unabgestimmte Aktivitäten in diesem Bereich erlassen.
Zunächst wurde die Physikalisch-Technische Reichsanstalt angewiesen ihre Uranvorräte an das Heereswaffenamt herauszugeben: Jedoch waren diese bei weitem nicht ausreichend für einen Reaktorbetrieb.
Mit der Annexion des Sudetenlandes kam in der Folge die Berliner Auergesellschaft ins Spiel. Da diese AG bereits einige Erfahrungen mit radioaktiven Stoffen gesammelt hatte bekam sie die Möglichkeit Uranbergwerke in der Karlsbader Region auszubeuten. Das dort gewonnene Uranerz wurde nach Oranienburg transportiert, um es dort zu Uranoxid zu verarbeiteten. Die Kapazität dieses Werkes lag bei etwa einer Tonne pro Monat, was jedoch nicht ausreichend für das Reaktorprojekt war.
Mit der Besetzung Belgiens durch die deutsche Wehrmacht im Frühjahr 1940 konnten die Uran-Beschaffungsprobleme des Heereswaffenamtes ansatzweise gelöst werden. Es wurden die Uranvorräte der belgischen Firma Union Minière du Haut Katanga, die Uranerz aus Belgisch-Kongo importierte, sichergestellt. Während der folgenden fünf Jahre schafften die deutschen Truppen 3.500 Tonnen Uran-Verbindungen aus Belgien in das Salzbergwerk Staßfurt. Aus diesen Vorräten stillte die Auergesellschaft bis Kriegsende ihren weiteren Uran-Bedarf. Da der Kongo mit seinen Uranminen belgischer Kolonialbesitz war, verlegte Union Minière du Haut Katanga nach der Invasion Belgiens seinen Firmensitz ins Ausland, von wo sie später dann auch die USA mit Uran versorgten. Das Uran für das Manhattan-Projekt, wie auch für die Atombomben für Hiroshima und Nagasaki stammte von dieser Firma.

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Komplizierter als die Uranbeschaffung gestaltete sich die Beschaffung von schwerem Wasser. Im Deutschen Reich gab es keine ausreichende Beschaffungsquelle und ein solche war auch nicht im Schnelllauf zu schaffen.
Daher nahm die I.G. Farben AG Kontakt nach Norwegen auf. Dort produziere die Norwegische Hydroelektrische Gesellschaft – Norsk Hydro – als Nebenprodukt der Kunstdünger-Produktion bereits seit 1934 schweres Wasser. Jedoch war die Menge sehr gering. Im Auftrag des Heereswaffenamtes wollte die I.G. Farben den gesamten Vorrat von etwa 185 kg schweren Wassers von Norsk Hydro kaufen. Jedoch war der französische Geheimdienst den Deutschen zuvorgekommen, denn in Paris experimentierte Frédéric Joliot-Curie im Auftrag seiner Regierung auch an der Kernspaltung.
Im Frühjahr 1940 begann die Wehrmacht Norwegen zu besetzen. Am 3. Mai nahm sie Rjukan ein, welches etwa 180 km westlich von Oslo in der Provinz Telemark liegt. Dort befand sich das Schwerwasserwerk von Norsk Hydro, dass damals einzige weltweit. Die Wehrmacht konnte das Werk unbeschädigt einnehmen. Jedoch war die Enttäuschung groß, denn der Vorrat an schwerem Wasser war bereits an die Franzosen geliefert worden. Dem Heereswaffenamt war nun klar, dass auch die Feinde an der Nutzung der Kernspaltung arbeiteten.




Die Fabrik in Rjukan/Vemork wurde daraufhin beauftragt schnellstmöglich schweres Wasser für Deutschland zu produzieren. Die Norweger hatten zwar Bedenken, denn sie kannten inzwischen den Hintergrund, jedoch wurden sie stark unter Druck gesetzt, so dass sie sich den deutschen Weisungen fügten.
Im Jahr 1940 forschten drei Wissenschaftler in Deutschland an einem Uranmeiler: Werner Heisenberg am Kaiser-Wilhelm-Institut in Berlin, Kurt Diebner in Kummersdorf sowie Paul Harteck an der Universität Hamburg. Die drei Forscher unterlagen einem harten Konkurrenzkampf und zudem waren Uran und auch schweres Wasser nicht in ausreichender Menge verfügbar. Die geringen Mengen an Uran und schwerem Wasser mussten die drei untereinander aufteilen, so dass letztlich keiner zu Ergebnissen kam.
Während des Westfeldzuges fiel Mitte Juni 1940 Paris. Dort suchte das Heereswaffenamt sofort das Forschungslabor von Curie auf. Es war den Deutschen, um den Forschungschef des Heereswaffenamtes Erich Schumann, bekannt, dass der französische Physiker an der Kernspaltung forschte, zudem war er nicht wie seine Kollegen geflohen. Man überrede Curie seinen halbfertigen Reaktor, unter deutscher Mitarbeit, fertigzustellen. Im Juli begann eine Arbeitsgruppe in Paris unter der Leitung von Wolfgang Gentner mit den Arbeiten.

Das Kaiser-Wilhelm-Institut für Physik in Berlin-Dahlem, 1939
Das Kaiser-Wilhelm-Institut für Physik in Berlin-Dahlem, 1939.

Parallel dazu wurde im Berliner Kaiser-Wilhelm-Institut ein Forschungslabor errichtet, in dem der erste deutsche Reaktor entstehen sollte. Bezeichnenderweise wurde der Bau „Virus-Haus“ genannt, um ihm eine abschreckende Wirkung zu verleihen.
Es war den Physikern in jener Zeit bewusst, dass die Kernspaltung, wenn sie denn gelingt, auch den Bau einer Atombombe ermöglichen würde. Es war ihnen jedoch auch bewusst, dass die sogenannte „Uranbombe“ nicht mit Natur-Uran herzustellen war.
Die deutschen Wissenschaftler sahen eine Problemlösung in der Anreicherung des Natur-Urans mit spaltbaren Uran-Isotopen. Verschiedene Wissenschaftler, vor allem Chemiker, arbeiteten in Deutschland an dieser Lösung.
Jedoch Theorie ist das eine, Praxis das andere. Erst 1942 kam für die Uran-Anreicherung ein brauchbarer Vorschlag. Der Physiker Heinz Ewald vom Kaiser-Wilhelm-Institut schlug eine Atomumwandlungsanlage vor, in der ionisierte Uran-Atome in einem elektrischen Feld beschleunigt und anschließend in einem ringförmigen magnetischen Feld anhand der Unterschiede der Massenzahlen getrennt werden. Manfred von Ardenne, der in Berlin-Lichterfelde das Forschungslaboratorium für Elektronenphysik leitete, griff die Idee auf und baute einen Prototyp. Er wurde bei seinem Projekt vom Reichspostministerium finanziell unterstützt. Diese Anlage, ähnlich der französischen Zyklotron-Anlage, wurde Ende 1943 bei Miersdorf in Brandenburg fertiggestellt.
In der Zwischenzeit hatten die alliierten Geheimdienste die diesbezüglichen Aktivitäten der Wehrmacht erkannt und analysiert. Sie hatten anfangs wenig Möglichkeiten die Aktivitäten in Deutschland zu unterbinden. Aber ihnen war bekannt, dass die Wehrmacht auf schweres Wasser setzte und das dieses ausschließlich in Norwegen produziert wurde.
Dementsprechend begannen sie Aktionen zu planen, die die Produktion im norwegischen Vemork-Werk unterbinden sollten. Aber darüber berichte ich demnächst.