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Über openthedoor

Geboren 1956 in Gernrode/Harz, wo ich bis heute zuhause bin. Ausbildung: Realschule, abgeschlossene Lehre als Werkzeugmacher und Flugzeugmechaniker, Studium der Ingenieurwissenschaften mit Diplomabschlüssen, Weiterbildung in Betriebswirtschaft und Publizistik. Berufliche Stationen: Manager in der Metallindustrie, Messgeräteindustrie, Holz- und Möbelindustrie, Fleisch- und Lebensmittelindustrie, Landwirtschaft, Unternehmensgründer, Geschäftsführer, Unternehmensberater, Erfinder, Patentinhaber, Publizist, Journalist, Buchautor, Herausgeber, Verleger, Radioredakteur und Moderator.

Willkommenskultur

Dieses Wort hat sicherlich gute Aussichten das Wort des Jahres zu werden. Das wäre sehr positiv zu bewerten, nachdem in den letzten Jahren solche Stuss-Worte wie Grexit, Groko, Wutbürger oder auch Sarrazin-Gen das Rennen gemacht haben. Endlich mal wieder kein Wordkonstrukt, kein Kunstwort oder Unwort – was wollen wir mehr?! Ein deutsches Wort, dass positive Emotionen auslöst. Oder auch nicht!?

Bekommen wir Besuch von Freunden oder Verwandten, so ist die Freude meist groß. Wollen diese jedoch ihren Besuch über Wochen ausdehnen so wird aus Freude schnell Frust. Wird das mit den Flüchtlingen auch so sein? Bleibt der Besuch längere Zeit, so sollte er sich den Gewohnheiten der Gastgeber schon etwas anpassen, um Unstimmigkeiten zu vermeiden. Bedenken wir: Noch vor nicht allzu langer Zeit lebten Familien mit mehreren Generationen unter einem Dach zusammen. Das Familienoberhaupt bestimmte die Geschicke der Großfamilie. Heute dagegen sind wohl mehr als 50 Prozent aller Haushalte Singlehaushalte – die Mehrgenerationenhaushalte sind fast ade. Unsere modere Gesellschaft lässt uns jedoch leider oftmals keine Alternative – Job und Familie zu vereinbaren wird zunehmend schwerer. Natürlich hat an dieser Situation nicht nur die Gesellschaft Schuld, sondern auch jeder einzelne. Es fällt uns zunehmend schwerer Eigenverantwortung zu übernehmen: allzu gern delegieren wir diese an andere oder am besten an den Staat. Schuld wird immer bei anderen gesucht, nie bei sich selbst.

Nun hat uns eine Flüchtlingsbewegung überrollt, die durchaus die Dimension einer Völkerwanderung einnimmt. Um es vorwegzunehmen, ich finde es richtig und notwendig, den hier gestrandeten Flüchtlingen ohne Einschränkung Hilfe zukommen zu lassen. Dazu hat auch unser Bundespräsident in seiner Weihnachtsansprache einen Meinungsstreit angeregt, jedoch in Form eines Lösungsstreites und nicht einer Grundsatzdebatte. Da bin ich mal mit ihm einer Meinung, was nicht immer so ist.

Festzuhalten ist zunächst ein totales Politikversagen: Seit vielen Jahren wird vor Massenwanderungen von Völkern oder Volksgruppen gewarnt und als Hauptgründe wurden Hunger und Wassermangel prognostiziert. Nicht viel hat jedoch die „Westliche Welt“ gegen diese prognostizierte Gefahr getan. Der Krieg in Syrien hat seine Anfänge im März 2011. Die Politik hat weggeschaut: 2011, 2012, 2013 und auch 2014. Auch die Flüchtlingsströme über das Mittelmeer nach Italien und Griechenland haben wir geflissentlich in Deutschland ignoriert. Besser gesagt, hat unsere deutsche Politik das Problem ignoriert: Das Dublin-Abkommen sicherte ja das Asylverfahren, dort wo die Flüchtlinge in Europa ankamen mussten sie sich registrieren lassen und auch ihren Asylantrag stellen. Kein Grund zum Handeln für Deutschland, denn hier konnten Flüchtlinge nicht erstmals EU-Gebiet betreten. Die Politik hat das Flüchtlingsproblem jahrelang ausgesessen und auch keinerlei Vorsorgemaßnahmen getroffen, obwohl das Dilemma klar absehbar war.

Plötzlich und unerwartet setzte dann im Sommer 2015 der Flüchtlingsstrom aus der arabischen Welt und aus den riesigen Flüchtlingslagern in der Türkei und im Libanon über Osteuropa ein. Mir fallen dazu nur die Worte Verantwortungslosigkeit, Ignoranz und Unfähigkeit ein. Im Informationszeitalter, in dem auch die Menschen in Afrika und Asien über Smartphone das Weltgeschehen verfolgen können, war das absehbar, war das unvermeidbar!

Sie kamen und sie kommen aus aller Herren Länder: Kriegsflüchtlinge aus Syrien und anderen Ländern, und Menschen, die einfach nur ein besseres Leben führen wollen. Wer kann es ihnen verdenken? Unsere Politik bezeichnet letztere als Wirtschaftsflüchtlinge.

Sie kamen und kommen und sie sind durch nichts aufzuhalten: Millionen. Unserer Bundeskanzlerin, blieb wohl keine Wahl: „Wir schaffen das!“ war ihre Antwort. Und eine große Anzahl Deutscher begann sich für die Flüchtlinge zu engagieren – ehrenamtlich. Die „Willkommenskultur“ kam auf – eine tolle Sache! Es wird jedoch in der Zukunft nicht reichen getragene Sachen abzugeben, einige Euro auf ein Spendenkonto zu überweisen und geflissentlich an Willkommens-Demos teilzunehmen. Viele Bürger – sehr viele – engagieren sich auch in direktem Kontakt mit den Flüchtlingen; sie helfen ihnen bei den alltäglichen Dingen, die so neu und anders für sie sind. Diese Hilfe ist toll und notwendig! Doch wie soll es weitergehen, bei über einer Million Flüchtlinge in diesem Jahr in unserem Land und ein Ende ist nicht abzusehen. Die vielen Ehrenamtlichen haben zumeist nur einen begrenzten zeitlichen Hilfshorizont. Sie müssen sich wieder ihren Familien und/oder ihrer Arbeit zuwenden. Was wird dann aus den Hilfsbedürftigen? Und können immer noch mehr kommen? Ich denke wir haben die Obergrenze des machbaren so langsam erreicht.

Ein Mensch, der aus einer ganz anderen Kultur zu uns kommt, ist wohl am ehesten mit einem Kind zu vergleichen. Man freut sich das es kommt, wenn es da ist, jedoch wohlwissend, dass man sich nun mindestens 20 Jahre darum kümmern müssen wird; oftmals sogar ein Leben lang. Daher haben Familien bei uns auch nur noch eine begrenzte Anzahl von Kindern – ein bis drei sind wohl die Regel. Ein Kind muss die Sprache lernen, die Kultur und das Sozialverhalten, sowie das weitere notwendige Rüstzeug für das Leben, wozu auch umfangreiche Bildung gehört. Dabei geht es den Kindern wie den Flüchtlingen, kümmert man sich nicht genug um sie, gibt man ihnen nicht das notwendige Rüstzeug fürs Leben, so werden es beide schwerhaben in ihrer Entwicklung.

Doch wer soll sich entsprechend intensiv um die gewaltige Anzahl von Flüchtlingen kümmern und das über sehr lange Zeit? Die Politik bleibt dazu bisher jede Antwort schuldig: Alles nach dem Motto „Wir schaffen das!“ Böse Zungen könnten auch sagen: Las mal die anderen machen, also die Freiwilligen, also das Volk. Verantwortlich und zuständig dafür ist jedoch die Politik, das Volk muss bereits die Zeche zahlen.

Aus dieser Situation, die sich im Moment als erbärmlich hilflos darstellt, ist eine gewisse gesellschaftliche Spaltung entstanden. Die einen predigen die Willkommenskultur und sehen alles durch eine rosarote Brille. Die anderen haben Ängste entwickelt, die real und nachvollziehbar sind, und sehen alles schwarz. Dazwischen ist Leere! Wo ist die Mitte unserer Gesellschaft geblieben? Wo sind die fürsorglichen Eltern, die versuchen ihr Bestes zu geben bei der Erziehung ihrer Kinder und trotzdem Ängste und Sorgen, aber auch Hoffnung und Zuversicht haben?

Stattdessen politisches Halligalli! Doch die Probleme sind zu groß und zu nachhaltig, um sie schnödem Parteiengeplänkel oder sogar Wahlkampf- Fantasien zu opfern. Ich habe mich vor Jahren aus der aktiven Lokalpolitik zurückgezogen, weil dieses Verhalten selbst auf dieser Ebene für mich unerträglich wurde. Gute Ideen vom politischen Gegner, das geht gar nicht. Die müssen verrissen werden oder aber, wenn es nicht anders geht, mit etwas Zeitabstand und ganz leicht abgewandelt, als die eigenen verkauft werden. Jedoch ist derzeit keine der sogenannten etablierten Parteien bereit, dieses parteipolitische Geplänkel, diesen Parteienpopulismus zu unterlassen.

Flüchtlinge sind Menschen! Sie sind so gut und so schlecht, wie wir Deutschen auch. Jedoch haben sie, sofern sie aus einem nichtchristlichen Kulturkreis stammen, eine vollständig andere Erziehung genossen und auch ihre Bildung ist weitgehend nicht mit unserer zu vergleichen. Sie verstehen uns also nicht nur sprachlich nicht! Wenn wir ihnen wirklich helfen wollen, hier in Deutschland, in Europa, eine Zukunft zu haben, so müssen wir ihnen unsere Kultur, unsere Werte, aber auch unsere Gesetze vermitteln. Wir müssen dabei akzeptieren, dass dies nicht nur auf freiwilliger Basis geht. Wieder bietet sich der Vergleich zu unseren Kindern an!

Auch müssen wir aufhören unsere Gesellschaft zu spalten. Nicht jeder der an der Flüchtlingspolitik Kritik äußert ist ein Rechter und nicht jeder der Flüchtlinge willkommen heißt ein Linker. Ein altbekannter Slogan muss wieder Gewicht bekommen: Fördern und Fordern.

Auch müssen wir wohl akzeptiere, dass nicht alle die kommen auch hierbleiben können. Asyl muss nicht zwangsweise ein Dauerzustand sein.

Keiner kennt die genauen Zahlen, wieviel Flüchtlinge in Afrika und Asien unterwegs sind. Die Meinungen gehen da weit auseinander, weshalb ich keine Zahl angeben möchte. Aber es sind sicherlich Zahlen, die weit in die zweistellige Millionenhöhe hineingehen. Und es werden nicht weniger werden, in den kommenden Jahren und Jahrzehnten. Auch nicht wenn der Krieg in Syrien ein Ende finden würde. Wohl selbst dann nicht wenn es kaum noch Kriege geben würde auf dieser Welt, was recht utopisch klingt. Im Informationszeitalter sehen nun auch die Menschen in den Entwicklungs- und Schwellenländern, dass Menschen in anderen Ländern (z.B. in Europa) ein freies und besseres Leben führen. Sie werden sich weiterhin aufmachen um daran teilzuhaben. Zudem ist eine moralische Frage nicht auszublenden: Können und sollten wir die Stärksten, Begabtesten, Mutigsten und Bestausgebildeten für immer ihren Heimatländern entziehen? Wie sollen diese Länder dann jemals wieder auf die Beine kommen, sich entwickeln?

Wir müssen darüber reden – diskutieren – ohne dass gleich die Moralkeule geschwungen wird und unsere historische Verantwortung als Totschlagsargument herangezogen wird. Wenn wir diese Diskussion nur den Extremen aus beiden Lagern überlassen, werden wir scheitern! Wir müssen zu akzeptieren lernen, dass linkes und rechtes Gedankengut zu einer freiheitlichen, demokratischen Gesellschaft dazugehört. Wir müssen damit umzugehen lernen und uns friedlich damit auseinander- setzen, so wie es uns die anderen europäischen Länder, die USA, Kanada und Japan schon lange vorleben. Auch müssen wir die anderen europäischen Länder mit ins Boot holen – jedoch ohne zu missionieren, denn das mögen diese nicht – sonst scheitert unser Plan von Europa. Und wir sollten zudem darüber nachdenken, warum die anderen Länder eine andere Einstellung zur Flüchtlings- und Asylpolitik haben als wir. Wir sollten uns nicht weiter anmaßen und die Auffassung vertreten, als Einzige die richtigen Lösungen zu haben. Erkenntnisgewinn von anderen, die besseren Lösungen haben, ist in Wirtschaft und Wissenschaft übliche Praxis: Mann nennt das Benchmarking. Die Politik muss beginnen zu Differenzieren und Abzuwägen: Politik, das ist das Abwägen von Vor- und Nachteilen, um dann die richtige Entscheidung treffen zu können. Und wir alle müssen integrativ sein!

Integration, das ist so ein Wort, dass in aller Munde ist. Wenn wir nun einmal Wikipedia heranziehen so versteht man darunter: „Der Begriff Integration ist vom lateinischen integratio (Erneuerung) abgeleitet und bedeutet in der Soziologie die Ausbildung

  • einer Wertgemeinsamkeit mit einem Einbezug von Gruppierungen, die zunächst oder neuerdings andere Werthaltungen vertreten, oder
  • einer Lebens- und Arbeitsgemeinschaft mit einem Einbezug von Menschen, die aus den verschiedensten Gründen von dieser ausgeschlossen (exkludiert) und teilweise in Sondergemeinschaften zusammengefasst waren.

Integration hebt den Zustand der Exklusion und der Separation auf und beschreibt einen dynamischen, lange andauernden und sehr differenzierten Prozess des Zusammenfügens und Zusammenwachsens. Der Gegenbegriff hierzu ist Desintegration.

Das heißt allgemeinverständlich: Wir müssen mit den Flüchtlingen eine Wertegemeinschaft eingehen. Diese definiert sich bei uns in erster Linie über unsere Gesetze. Beide Seiten sind daher für eine Integration gleichermaßen verantwortlich, keine kann bei diesem Prozess jedoch die Gesetze außer Acht lassen. Wer dies trotzdem tut, den muss unsere Staatsmacht zur Rechenschaft ziehen – ohne Wenn und Aber. Und auch klipp und klar: Wer nicht die deutsche Staatsbürgerschaft hat und sich der Integration nachweislich verweigert, der muss Deutschland wieder verlassen.

Packen wir es also an, denn es bleibt uns wohl derzeit keine Alternative. Und die Politik fordere ich auf, Lösungen zu präsentieren! Sicherlich wird nicht jede Entscheidung den gewünschten Erfolg bringen, dann müssen Korrekturen vorgenommen werden. Wir Bürger akzeptiere durchaus, dass auch Politiker Fehler machen. Doch nichts Tun und alles laufen lassen, kann keine Lösung sein. Ich glaube fest daran: Bildung heißt das Zauberwort. Für unsere Kinder haben wir die Schulpflicht gesetzlich geregelt. Für die Flüchtlinge benötigen wir einen ausgeklügelten Bildungskanon. Um ihn umzusetzen ist viel Geld, Engagement und Zeit erforderliche. Ich wünsche uns allen viel Erfolg und ein gutes Jahr 2016!




Piezoelektrizität – Energiealternative auch für Häusle-Bauer

Unsere Politik setzt für die Zukunft auf regenerative Energien und bei diesen schwerpunktmäßig auf Wind- und Sonnenenergie. Darauf möchte ich hier heute nicht weiter eingehen, das werde ich in einem gesonderten Beitrag tun.

Zu den regenerativen Energien – also Energieträgern, die im Rahmen eines überschaubaren menschlichen Zeithorizontes praktisch in unerschöpflicher Menge zur Verfügung stehen – zählt auch die Schwer- oder Gravitationskraft. Mit dieser Kraft- und somit Energiequelle hat sich die Technik bisher schwer getan, was ihre Nutzung anbetrifft.

Bereits im Jahr 1880 wurde von den Brüdern Jacques und Pierre Curie der Piezoeffekt entdeckt. Bei Versuchen mit kristallisierten Silikaten fanden sie heraus, das bei mechanischen Verformungen dieser Kristallstrukturen elektrische Ladungen entstehen, deren Menge sich proportional zur Beanspruchung verhält. Diese Entdeckung nennt man nach dem altgriechischen „piezein“ – drücken, pressen – Piezoeffekt und die daraus resultierende Energie wird als Piezoelektrizität bezeichnet.

Etwa siebzig Jahre folgten dieser Entdeckung jedoch keine praktischen Anwendungen. Erst mit der Erfindung des piezoelektrischen Ultraschallwandlers sowie mit dem Entstehen von Mikroelektronik und Informationstechnologien begann sich das zu ändern. Heute gibt es eine ganze Anzahl verschiedener piezoelektrischer Materialien, vorrangig mit kristalliner oder keramischer Struktur. Diese piezoelektrischen Bauelemente werden in vielen Branchen eingesetzt: Industrie und Fertigung, Automobilindustrie, Medizintechnik, Telekommunikation. Im Jahr 2010 erzielte der weltweite Markt für piezoelektrische Bauelemente einen Umsatz von rund 14,8 Milliarden US-Dollar. Alle Anwendungen hier aufzuführen, würde den Rahmen sprengen: dennoch ist der Piezoelektrik als Stromquelle für externe Verbraucher der Durchbruch bisher versagt geblieben.

Das beginnt sich seit etwa 2010 zu ändern. Zwar zählt die Piezoelektrizität auch zu den regenerativen Energiequellen, sie wird jedoch eher dem Forschungsgebiet Energy Harvesting (Energie-Ernte) zugeordnet. Dieser Begriff der Energieforschung beinhaltet Energie aus alltäglichen Quellen: Umgebungstemperaturen, Wärmeabstrahlung, Vibrationen, Luftströmungen, Licht, Temperaturänderungen, elektromagnetische Wellen sowie Gravitation und vieles mehr. Wenn man also die Gravitation – also die Schwerkraft – gezielt auf technische System mit Piezoelementen leitet, so kann damit Strom erzeugt werden, der auch für externe Systeme genutzt werden kann.

Ein israelisches Unternehmen erzeugt mit dieser Technologie Strom, indem es fünf Zentimeter unterhalb der oberen Schicht des Straßenbelags Piezo-Generatoren einbaut. Diese können die Vibrationen des darüber rollenden Verkehrs in Strom umwandeln. In einem ersten kommerziellen Projekt stellt das Unternehmen die Technologie zur Beleuchtung von Straßenschildern auf der Autobahn zwischen Venedig und Triest zur Verfügung.

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Der US-amerikanische Reifenhersteller Goodyear präsentierte auf der Automesse in Genf 2015 eine neue Generation von Reifen, die speziell für Elektroautos entwickelt wurden. Das Besondere an dem Reifen mit dem Namen BH03: Er nutzt den piezoelektrischen und den thermoelektrischen Effekt um zusätzlichen Strom zu erzeugen. Dabei ist der piezoelektrische Effekt, mit dem durch Druck zusätzlicher Strom erzeugt werden kann, nur während der Fahrt mit dem Elektroauto aktiv. Dank des thermoelektrischen Effekts kann der Reifen zudem sogar im Stand Strom erzeugen.

Selbst noch ganz andere, futuristisch erscheinende Ideen befinden sich mittlerweile in der Umsetzungsphase. Eine davon ist der Abu Dhabische Strömungswald. Genau 1203 gigantische, 55 Meter hohe Ruten aus Karbonfasern ragen dort in den Himmel und schaukeln sanft im Wind. Keine gewaltigen Betontürme, keine Rotoren und Turbinen werden dort benötigt, um den Wind einzufangen und in Elektroenergie umzuwandeln. Die in der Strömung schwingenden Ruten sind in ausgeklügelten Halterungen verankert, die mit piezoelektrischen Elementen versehen sind. So wird jede mechanische Schwingung in elektrischen Strom umgewandelt. Die riesigen Peitschen sind an ihren Spitzen mit bunten LEDs bestückt – je kräftiger der Wind sie schwingen lässt, je heller leuchten sie. In diesem futuristischen Wind-Ruten-Wald sind sogar Spaziergänge erlaubt und so ganz nebenbei soll auch Energie für etwa 5 000 Haushalte erzeugt werden.

Die jedoch wohl zukunftsträchtigste diesbezügliche Idee stammt aus den Niederlanden. Der Architekt Janjaap Ruijssenaaes hat eine neue Technik entwickelt, mit der sich im eigenen Haus nachhaltig kostenloser Strom erzeugen lässt. Rein Gewichtuijssenaars Mechanismus erzeugt Energie durch ein Gewicht, das sich in einem dauerhaften Ungleichgewicht befindet, und bietet eine Alternative zu Sonnen- und Windenergie. Das Patent für diese Technik ist bereits beantragt.

Ruijssenaars meint über seine Erfindung. „Ganz intuitiv dachte ich mir, Schwerkraft müsst doch etwas zu bieten haben, wenn man bedenkt, dass alles von der Erde angezogen wird. Indem ein Gewicht, das nur knapp ausbalanciert ist, mit geringem Kraftaufwand aus dem Gleichgewicht gebracht wird, lässt sich am unteren Ende an einem einzigen Punkt eine starke Kraft erzeugen. Die Idee war, dass sich damit etwas anfangen lassen müsste.“

Wissenschaftler bezeichnen diese Technik als Durchbruch, „weil sie dank der intelligenten Verwendung der Schwerkraft den Energieertrag aus der Piezo-Methode von 20 auf 80 Prozent steigern kann.“ Theo de Vries, Systemarchitekt und Dozent von der Universität von Twente meint zudem:“ Ruijssenaars hat die Methode buchstäblich auf den Kopf gestellt und uns, als Wissenschaftler, dadurch dazu gebracht, die Methode in einem neuen Licht zu betrachten. Dank dieser Erfindung wird alles, was derzeit als mechanische Energie angeboten wird, sich als nützlich erweisen.“

Professor Beatriz Noheda von der Reichsuniversität Groningen, Fakultät für Mathematik und Naturwissenschaften, ist fest davon überzeugt, dass die Erzeugung von Piezoelektrizität ein fester Bestandteil der Zukunft sein wird, und sagt, dass die Effizienzsteigerung höchst willkommen ist: „In Situationen, in denen der Einsatz von Solarmodulen nicht nachhaltig ist, können wir diese neue Technik einsetzen.“

Wenn Sie diesen Beitrag interessant finden, so erzählen Sie bitte anderen davon. Energy Harvesting hat nämlich keine breite Lobby. Die Energiekonzerne zeigen wenig Interesse, lassen solche Technologien aus alltäglichen Quellen doch keine Gewinne erwarten. Und auch die Politik hält sich sehr zurück, entfallen doch auf diese Weise Steuern und auch die Einflussnahme auf die Energieversorgung schwindet. Energieversorgung mit Energy Harvesting kann nur der Durchbruch gelingen, wenn die Verbraucher es durchsetzen. Wenn nicht, so werden wir noch auf lange Zeit bei der Energieversorgung fremdgesteuert bleiben.




Kernfusion mit Wendelstein 7-X

Es ist gelungen, erstmals! Bisher war es eine Fiktion, dass der Mensch eine Kernfusion, wie sie ständig auf unserer Sonne abläuft, steuern und bändigen könnte.

Im Greifswalder Versuchsreaktor ist diese, wohl zu den verwegensten Ideen der Menschheit zählende, Fiktion der Realität nun ein großes Stück nähergekommen. Wahnsinn oder Genialität, die Auffassungen teilen sich. Auch hört man verschwindend wenig über dieses deutsche Prestige-Projekt, das immerhin schon über eine Milliarde Euro Steuergelder gekostet hat – 500 Millionen waren einmal geplant. Was jedoch nicht verwunderlich ist, gab es schließlich für diese Forschungskalkulation keinerlei Erfahrungswerte. Allein Entwicklung und Bau des Magnetspulen-Rings, mit dem die Forscher technologisches Neuland betraten, kostete 370 Millionen Euro.

Nun greift das Max-Planck-Institut für Plasmaphysik (IPP), dass den Kernfusionsreaktor betreibt nach den Sternen. Es will die chemisch-physikalischen Abläufe einer Sonne, auf der Erde reproduzieren. Keine einfache und unkomplizierte Sache – ganz im Gegenteil – das ist eher eine höllische Aufgabe. Um eine Kernfusion überhaupt auslösen zu können sind unvorstellbare Temperaturen und Drücke erforderlich. Im Zentralbereich der Sonne laufen diese Prozesse bei etwa 15 Millionen Grad Celsius und einem Druck von 200 Milliarden Bar ab. Da letzterer auf unserem Planeten (derzeit) nicht zu erreichen ist, müssen die Reaktionstemperaturen dementsprechend erhöht werden: auf sagenhafte 100 Millionen Grad Celsius. Erst bei diesen Temperaturen geben Atome ihre Elektronen ab und werden zu Ionen; ein Plasma entsteht. In der Physik ist ein Plasma ein Teilchengemisch auf atomar-molekularer Ebene, dessen Bestandteile teilweise geladene Komponenten, Ionen und Elektronen sind. Das bedeutet, dass ein Plasma freie Ladungsträger enthält. Eine für das Verhalten von Plasmen, aber auch für deren technische Nutzung wesentliche Eigenschaft, ist deshalb deren elektrische Leitfähigkeit.
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Bei der angestrebten Kernfusion, also bei thermonuklearen Prozessen, werden unvorstellbare Energien frei – diese bringen unsere Sonne zum Strahlen. Fusionsbrennstoffe für diese Kernreaktion sind dabei Deuterium (2H) und Tritium (3H). Deuterium und Tritium sind beides natürliche Isotopen des Wasserstoffs und der kommt auf unserem Planeten in fast unbegrenzter Menge vor oder kann erzeugt werden. Bei den geplanten zukünftigen Kernfusionen sollen diese beiden Wasserstoff-Isotopen zu einem Heliumkern verschmelzen, wobei ein Neutron sowie eine gewaltige Energiemenge freigesetzt werden. Es wird davon ausgegangen, dass sich mit einem Gramm Brennstoff mehr Energie erzeugen lässt, als durch die Verbrennung von zehn Tonnen Kohle.

Lassen sich diese Prozesse steuern, wovon die Wissenschaft ausgeht, so wären alle Energieprobleme der Menschheit zukunftsträchtig und nachhaltig gelöst. Die Kernfusion stellt die Wissenschaft und auch die Technik jedoch vor gewaltige Herausforderungen. Dennoch scheinen diese lösbar, auch wenn es noch ein weites Stück Weg ist.

Was unterscheidet jedoch eine Kernfusion von einer Kernspaltung (Atomkraftwerk)? Zum einen ist, im Gegensatz zur Kernspaltung, eine Kettenreaktion mit Fusionsreaktionen nicht möglich. Zum anderen entstehen bei diesen physikalisch-chemischen Prozessen zwar auch radioaktive Substanzen, diese stellen allerdings nur ein geringen Gefährdungspotential dar. Das Reaktionsprodukt in Fusionskraftwerken ist Tritium, ein instabiles Isotop, auch überschwerer Wasserstoff genannt. Tritium zerfällt mit einer Halbwertszeit von zwölf Jahren in das stabile Isotop Helium-3. Im Gegensatz dazu bestehen die Produkte der Kernspaltung in den Brennelementen von Atommeilern aus einem breiten Gemisch radioaktiver Substanzen mit unterschiedlichen Eigenschaften und Halbwertszeiten von teilweise über einer Million Jahren.

Die Kernfusionsforschungsanlage Wendelstein 7-X hat nun am 10.Dezember 2015 erstmals Helium-Plasma erzeugt. Etwa zehn Milligramm Helium wurden in das Magnetfeld einer Vakuumkammer der 725 Tonnen schweren Anlage eingeleitet und anschließend auf eine Million Grad erhitzt. „Das ist ein toller Tag“, sagte die wissenschaftliche Direktorin Sibylle Günter nach dem ersten Experiment, das nach neunjähriger Bauzeit der Anlage geglückt ist.

Sicherlich sind derartige Zukunftsforschungen nicht aus der Portokasse zu bezahlen. Dennoch sehe ich als Ingenieur derartige Steuerinvestitionen als gerechtfertigt an. Deutschland hat in den letzten Jahrzehnten schon zu viele Zukunftstechnologien verschlafen – so beispielsweise in der Computer- und Informationsindustrie. In dieser zukunftsträchtigen Energietechnologie ist Deutschland jedoch weltweit führend.

Und wie aktuell in Deutschland üblich, tauchen unmittelbar nach einer technologischen Verkündung die ersten Kritiker auf. Ich bezeichne diese Leute mittlerweile als „Grundsatzkritiker“, und die gibt es in allen Parteien und parteinahen Institutionen. Es läuft immer nach dem gleichen Schema ab: was nicht von uns stammt ist schlecht – Kindergartenmentalität.

Kritiker der Technologie wie Sylvia Kotting-Uhl, atompolitische Sprecherin der Grünen Bundestagsfraktion, sehen in Fusionsreaktoren keine Zukunftstechnologie, sondern in erster Linie Milliardengräber. „Bis 2050, wenn eventuell ein erster Demonstrationsreaktor in Betrieb gehen könnte, werden wir unseren Energiebedarf zu nahezu 100 Prozent aus Erneuerbaren decken“, argumentiert Kotting-Uhl. „Diese werden bis dahin unschlagbar billig sein.“ Der Wendelstein 7-X sei vor allem eine riesige Geldverbrennungsmaschine. Frau Kotting- Uhl hat wohl noch nie vom Jahr ohne Sonne und anderen derartigen Naturkatastrophen gehört. Ich habe darüber bereits berichtet.

Mir stellt sich dabei immer wieder die Frage warum in der Politik so häufig Fachfremde per Amt zu Fachleuten gemacht werden können: Kotting-Uhl ist Germanistin, unsere Verteidigungsministerin Ärztin, unser Gesundheitsminister Hermann Gröhe hingegen ist Jurist, unser Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel ist Lehrer was auch auf unsere Umweltministerin Barbara Hendrichs zutrifft. Nichts gegen diese hochqualifizierten und ehrenwerten Berufe, dennoch gilt ein uraltes Sprichwort: Schuster bleib bei Deinen Leisten“ wohl auch heute noch – oder auch nicht!?