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Über openthedoor

Geboren 1956 in Gernrode/Harz, wo ich bis heute zuhause bin. Ausbildung: Realschule, abgeschlossene Lehre als Werkzeugmacher und Flugzeugmechaniker, Studium der Ingenieurwissenschaften mit Diplomabschlüssen, Weiterbildung in Betriebswirtschaft und Publizistik. Berufliche Stationen: Manager in der Metallindustrie, Messgeräteindustrie, Holz- und Möbelindustrie, Fleisch- und Lebensmittelindustrie, Landwirtschaft, Unternehmensgründer, Geschäftsführer, Unternehmensberater, Erfinder, Patentinhaber, Publizist, Journalist, Buchautor, Herausgeber, Verleger, Radioredakteur und Moderator.

Laktoseintoleranz

Was ist das eigentlich, diese „neumodische“ Krankheit, die mit dem schwer einprägsamen Begriff „Laktoseintoleranz“ bezeichnet wird? Wieder eine der Zivilisationskrankheiten, die es früher nicht gab?

Man könnte auch auf Deutsch Milchzuckerunverträglichkeit dazu sagen: Laktose ist ein in der Milch von Säugetieren enthaltener Zucker, abgeleitet vom lateinischen lac, Genitiv lactis Milch. Im menschlichen Körper wird der Milchzucker vom Enzym Laktase verdaut.

Alle (gesunden) neugeborenen Säugetiere bilden während ihrer Stillzeit das Enzym Laktase, dass diesen Zweifachzucker (Disaccharid) in die vom Körper verwertbaren Zuckerarten D-Galaktose und D-Glukose spaltet. Im Laufe der natürlichen Entwöhnung von der Muttermilch sinkt die Aktivität der Laktase-Bildung auf etwa 5–10 % der Aktivität bei der Geburt. Das gilt für den Menschen und alle anderen Säugetiere.





Betrachten wir nun speziell den Menschen, so ist festzustellen, dass sich die erzeugte Enzymmenge Laktase außerhalb des Säugling-Alters je nach Population unterschiedlich entwickelt. Während z. B. ein Großteil der erwachsenen mittel- und südasiatischen Bevölkerung keine Milchprodukte mehr verträgt, bereitet in nördlichen Bereichen (bei den meisten Bewohnern Europas und des Nahen Ostens oder Menschen europäischer und nahöstlicher Abstammung sowie den sibirischen und mongolischen Ethnien) die Milchzuckeraufnahme meistens bis ins hohe Alter keine Probleme.

Hydrolyse von Lactose (Milchzucker) zu Galaktose/Galactose (1) und Glukose/Glucose (2), z. B. durch eine Lactase katalysiert (Wikipedia)
Hydrolyse von Lactose (Milchzucker) zu Galaktose/Galactose (1) und Glukose/Glucose (2), z. B. durch eine Lactase katalysiert (Wikipedia)

Grund für das Versiegen der Enzymproduktion im Erwachsenenalter ist ein Gen. Doch warum ist das bei verschiedenen menschlichen Populationen so? Es ist eine evolutionäre Entwicklung von Populationen mit unterschiedlichen Ernährungsweisen. Diese Entwicklungen stehen also in direktem Zusammenhang mit der Ausbreitung der menschlichen Art sowie deren kulturellen Entwicklung.

Wenn wir nun diese Entwicklung auf dem eurasischen Kontinent betrachten, so ist es ein Ergebnis von Völkerwanderungen und folgenden spezifischen kulturellen Entwicklungen. Es ist in den mittel- und südasiatischen nach der Entwöhnung von der Muttermilch weiterhin nicht üblich, Milchprodukte in größeren Mengen als Nahrungsmittel zu verzehren.

Hingegen haben sich die Stämme, die ihren Weg in nördliche Bereiche vornahmen, ab etwa Ende der Steinzeit mit Ackerbau und Viehzucht beschäftigt. Die Fähigkeit Erwachsener Milch zu verdauen, hat sich demnach in Europa erst vor etwa 8 000 Jahren zu entwickeln begonnen. Mit der Viehzucht, speziell von sogenanntem Milchvieh, worunter man vorrangig Kühe sowie Ziegen und beschränkt auch Schafe versteht, begann sich auch eine neue kulturelle Besonderheit zu entwickeln: Der Einsatz von Milch und Milchprodukten als Nahrungsmittel.

Die Laktoseverträglichkeit ist somit beim erwachsenen Menschen eine stammesgeschichtlich relativ junge genetische Neuerung, wie der Mainzer Anthropologe Joachim Burger nachweisen konnte. Er hatte, gemeinsam mit britischen Kollegen, neun europäische Skelette aus der Jung- und Mittelsteinzeit (7800 bis 7200 Jahre alt) untersucht und bei der Analyse ihrer Gene entdeckt, dass keines dieser Individuen in der Lage war, Milch zu verdauen. Ein zur Kontrolle analysiertes, rund 1500 Jahre altes Skelett aus der Merowingerzeit besitzt hingegen die genetische Veränderung, so dass dieses Individuum Laktose verdauen konnte. Weitere gentechnische Analysen von Skeletten aus verschiedenen geschichtlichen Epochen stützen diese Erkenntnisse eindeutig. Der Anpassungsprozess zur Verdauung von Milch im Erwachsenenalter ist demnach ein vieltausendjähriger Prozess der Evolution, der noch lange nicht abgeschlossen ist.

Es kann wohl davon ausgegangen werden, dass in der Regel Menschen, die einen langen europäischen Stammbaum haben, eine bessere Laktoseverträglichkeit aufweisen, als solche die erst vor wenigen Generationen aus milchzuckerunverträglichen Populationen zugewandert sind.

Laktoseintoleranz ist somit als Erbkrankheit anzusehen. Jedoch kann Laktoseintoleranz verschiedene Ursachen haben:

Angeborener Laktasemangel (absolute Laktoseintoleranz): Aufgrund eines Gendefektes ist die Laktasebildung stark eingeschränkt oder es kann überhaupt kein Enzym gebildet werden. Es handelt sich um eine seltene Erbkrankheit, die bereits in den ersten Tagen nach der Geburt an Durchfall erkennbar ist.

Auch gibt es den bereits geschilderte natürlichen Laktasemangel, bei Menschen die dem Säuglingsalter entwachsen sind. Zudem gibt es eine sogenannte sekundäre Laktoseintoleranz, die vorübergehend oder anhaltend sein kann und deren Ursachen sehr vielschichtig sein können.

Die Symptome bei Laktoseintoleranz können so vielschichtig sein, wie deren Ursachen, sie können jedoch immer auf den Konsum von Milch oder Milchprodukten zurückgeführt werden. Bei laktoseverträglichen Menschen wird der Milchzucker bereits im Dünndarm verarbeitet, bei laktoseintoleranten Menschen hingegen wird der Milchzucker im Dickdarm von der Darmflora vergoren. Diese biochemischen Prozesse führen zu Darmwinden und Blähungen, Bauchdrücken und -krämpfen, teilweise auch zu Übelkeit, Erbrechen und Durchfällen. Es können jedoch auch unspezifische Symptome auftreten wie chronische Müdigkeit, depressive Verstimmungen, Gliederschmerzen, innere Unruhe, Schwindelgefühl (Vertigo), Schweißausbrüche, Kopfschmerzen, Erschöpfungsgefühl, Nervosität, Schlafstörungen, Akne, Konzentrationsstörungen, eine gestörte Aufnahme von Mineralien, Spurenelementen und Vitaminen usw.

Jedoch sind alle Symptome bei angeborener Unverträglichkeit erheblich schwerer als bei der natürlichen, altersbedingten. Um eine Laktoseintoleranz zu diagnostizieren gibt es eine größere Anzahl von Testmöglichkeiten. Selbsttests sind allerdings in der Regel nicht eindeutig, weshalb immer ein Arzt hinzugezogen werden sollte.

Zudem sind bisher alle Formen von Laktasemangel nicht heilbar. Die Milchzuckerunverträglichkeit ist nur durch eine entsprechende milchzuckerfreie Ernährung oder die Einnahme von Laktase zu behandeln.

Besonders die Lebensmittelindustrie ist hier sehr hilfreich und bietet vielerlei laktosefreier Lebensmittel oder auch alternative Produkte an.

Letztlich kann gesagt werden, dass Laktoseintoleranz in einem gewissen Maße eine moderne Zivilisations-Erbkrankheit ist, die besonders durch die Globalisierung und den damit verbundenen Zuzug von Menschen ohne Laktasebildung Auswirkungen zeigt. Unsere europäische Ernährung ist traditionell auf die Verwendung von Milch und Milchprodukten angelegt, was allen, die unter entsprechendem Enzymmangel leiden, Schwierigkeiten bereitet.

Das Uran-Projekt der Nationalsozialisten letzter Teil

Die wirkliche Gefahr, die von diesem Reaktor-Brandfall in Leipzig ausgegangen war, hatte man wohl noch nicht auf dem Schirm. Um jedoch zukünftig derartige Vorfälle auszuschließen, beschloss man bei weiteren Versuchen das Uran-Pulver durch festen Uran-Guss zu ersetzen.

Heisenberg errechnete, dass für eine erste kritische Kettenreaktion etwa zehn Tonnen Guss-Uran und fünf Tonnen schweren Wassers benötigen würden. Die verschiedenen Forschungsgruppen arbeiteten jedoch nicht kooperativ zusammen, sondern eher gegeneinander. Natürlich war einer der Gründe für diese Konkurrenz auch die mangelnde Verfügbarkeit von Uran, schwerem Wasser und natürlich von Geld. Es ist daher auch nicht verwunderlich, dass jeder seine Ergebnisse für sich behielt und dass daher heute nicht alle Forschungsresultate überliefert sind.

Am 23. Oktober 1943 wurde der Physikprofessor Walther Gerlach zum Leiter der Fachsparte Physik im Reichsforschungsrat ernannt und damit Leiter des Uranprojekts. Zum Jahreswechsel übernahm Gerlach auch den Posten als Bevollmächtigter für Kernphysik von Esau, der sich bei der Leitung der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft und bei Albert Speer unbeliebt gemacht hatte. In der Folgezeit versagte Gerlach die ihm verfügbaren Gelder den Forschungsprojekten mit militärischen Anwendungsbereichen, wie dem Uranprojekt oder den mittlerweile einsetzbaren Teilchenbeschleunigern, und setzte sie stattdessen vor allem für Projekte der Grundlagenforschung ein. Andererseits verhinderte er, dass die deutschen Physiker zum Wehrdienst eingezogen wurden. Gerlach hatte mit seiner finanziellen Verweigerungspolitik einen weiteren großen Stolperstein für das Uranprojekt aufgestellt. Was aus dem Projekt geworden wäre, wenn die Gelder weiter geflossen wären, darüber lässt sich nur spekulieren.



Den Alliierten war zwar schon lange bekannt, dass die Deutschen an militärischen Anwendungen der Kernspaltung – Uranbombe – arbeiteten, was die bereits dargestellte norwegische Schwerwasser-Sabotage zweifelsfrei belegt. Es war den Alliierten jedoch in den ersten Kriegsjahren nicht möglich dagegen vorzugehen. Entsprechende Sabotageakte im Deutschen Reich galten als nicht realisierbar und Luftangriffen waren auf Grund mangelnder Reichweite der Bombenflugzeuge noch nicht möglich.

Mit Beginn des Jahres 1944 änderte sich die Situation jedoch grundlegend. Die alliierten Bombengeschwader konnten nun fast alle Regionen in Deutschland erreichen. Hinzu kam die zunehmende Schwäche der deutschen Luftwaffe sowie der Luftabwehr.

Kurt Diebner, Wikipedia
Kurt Diebner, Wikipedia

Die Deutschen hatten diese Gefahr jedoch bereits im Herbst 1943 erkannt und einige Forschungseinrichtungen in vermeintlich sicherere Gebiete verlegt: Das Kaiser-Wilhelm-Institut für Physik zog nach Hechingen in Südwestdeutschland, deren Chemie-Institut unter Otto Hahn nach Tailfingen. Das Kummersdorfer Forscherteam um Diebner ging nach Stadtilm in Thüringen, die Hamburger Forscher Harteck und Groth zogen mit ihrer Uranzentrifuge erst nach Freiburg, dann nach Celle.

Es half alles nichts! Im Frühjahr 1944 griffen britische Bombengeschwader mehrfach Frankfurt am Main an und zerstörten die Uran-Produktionsanlagen der Degussa-Werke. Im Sommer 1944 wurden auch die Leuna-Werke bombardiert. Daraufhin zeigten auch die I.G. Farben kein Interesse mehr an der Produktion von schwerem Wasser.

Somit war im Sommer 1944 das gesamte Uran-Projekt mangels Uran und schwerem Wasser fast zum Erliegen gekommen.

Jedoch waren einige Physiker, unter ihnen Heisenberg, Bothe und Wirtz in Berlin geblieben. In dem neuen Bunker errichteten sie einen Uranreaktor. Ende 1944 wurde dieser dann von Wirtz mit 1,25 Tonnen Uran und 1,5 Tonnen schwerem Wasser bestückt. Dieser Versuch zeigte eine deutliche Vermehrung der aus einer radioaktiven Neutronenquelle zugeführten Neutronen. Weitere Versuche wurden geplant, Ende Januar 1945 überquerte die Rote Armee jedoch die Oder. Den Physikern wurde der Befehl erteilt, Berlin umgehend zu verlassen. Das Uran und das schwere Wasser wurden zu Diebner nach Stadtilm verbracht und die Physiker gingen nach Hechingen.

Ein weiterer Versuch sollte danach in einem Felsenkeller in Haigerloch bei Hechingen durchgeführt werden. Dazu wurden die Ausrüstungen und Materialien von Stadtilm nach Haigerloch geschafft. Ende Februar 1945 konnte der Forschungsreaktor Haigerloch mit 1,5 Tonnen Uran und der gleichen Menge an schwerem Wasser in Betrieb genommen werden. Die Materialien reichten jedoch nicht aus, um eine kritische Reaktion zu erzeugen. Heisenberg versuchte noch, die letzten Vorräte an Uran und schwerem Wasser aus Stadtilm zu besorgen, doch die Lieferung kam nicht mehr an. Es sollte keine weiteren Versuche mehr folgen.

Bereits 1943 hatten die US-Amerikaner die Alsos-Mission gestartet. Das war der Codename von drei US-Geheimdienst-Missionen, die zwischen Ende 1943 und Ende 1945 im Rahmen des Manhattan-Projektes der USA durchgeführt wurden. Ziel war es, herauszufinden, ob es ein deutsches Projekt zum Bau einer Atombombe gab, und wenn ja, wer die beteiligten Wissenschaftler waren und wie weit die Bemühungen gediehen waren, sowie deren Weiterführung zu verhindern.

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Am 23. April 1945 erreichte schließlich die Alsos-Mission Haigerloch. Der „Atomkeller“ in Haigerloch, in dem die Versuchsanlage aufgebaut war, wurde demontiert, das zuvor versteckte Uran und schwere Wasser abtransportiert und die beteiligten Wissenschaftler verhaftet.

Ein wichtiger Bestandteil der Alsos-Mission war es, nun auch zu verhindern, dass wissenschaftliches Know-how in die Hände der Sowjetunion fallen würde. Dazu wurde alles was in Verbindung zum Uranprojekt stand und in amerikanische Hände fiel, unverzüglich in die USA verbracht. Zudem wurde versucht aller beteiligten Wissenschaftler habhaft zu werden. Die gefangenen Wissenschaftler wurden auf dem Landsitz Farm Hall in England interniert und mehrere Monate lang verhört (Codename Operation Epsilon).

Das Alsos-Projekt wurde am 15. Oktober 1945 eingestellt. Deutschland wurde bis in die 50er Jahre hinein mit einem Verbot der kernphysikalischen Forschung belegt.

Das Uranprojekt der Nationalsozialisten Teil 4

Der Kampf um das schwere Wasser war damit in Norwegen mit einem hohen Blutzoll beendet und hatte zudem dem deutschen Uranprojekt einen erheblichen Schaden zugefügt. Die Aktionen von Mitte 1942 bis Februar 1944 waren eine der größten koordinierten Widerstandsoperationen in einem von den Deutschen besetzten Land während des gesamten Krieges.

Dennoch hatten verschiedene deutsche Forschergruppen bereits ab etwa 1941 andere Möglichkeiten auf dem Weg zur Kernspaltung ins Auge gefasst.

Mit zunehmender Forschung kam es jedoch bei den deutschen Physikern und Chemikern zu Gewissenskonflikten, nach dem klar wurde, dass es theoretisch möglich sei eine Atombombe zu bauen. Bereits im Spätsommer 1941 reiste Heisenberg zu seinem einstigen Mentor Nils Bohr nach Kopenhagen, um mit ihm über das Uranprojekt zu reden. Wie dieses Gespräch verlief, darüber gibt es verschiedene Auslegungen, es war aber wohl für Heisenberg wenig erfolgreich.

Neben Heisenberg, Hahn und von Weizsäcker war besonders von Ardenne beim Uranprojekt federführend. Aus dessen Forschungslaboratorium für Elektronenphysik in Berlin-Lichterfelde kam auch von dem Physiker Friedrich Georg Houtermans der Vorschlag, in einem Uranbrenner aus dem wesentlich häufigeren Uranisotop 238U das ebenfalls leicht spaltbare Plutoniumisotop 239Pu in einem Kernreaktor zu erbrüten. Er fasste seine Ergebnisse in einem geheimen Forschungsbericht „Zur Frage der Auslösung von Kern-Kettenreaktionen“ zusammen. Dieser Bericht war zwar staatlichen Stellen und einigen im Uranverein organisierten Physikern zugänglich, er wurde aber wohl nicht weiter beachtet.

Carl Friedrich von Weizsäcker berichtete darüber an das Heereswaffenamt, man könne wohl Plutonium „zum Bau sehr kleiner Maschinen“, „als Sprengstoff“ und „zur Umwandlung anderer Elemente“ nutzen.

Vom Frühjahr 1941 ist ein Patententwurf Weizsäckers bekannt. Er beinhaltet neben Ansprüchen auf Kernreaktoren ein „Verfahren zur explosiven Erzeugung von Energie und Neutronen“, dass „in solcher Menge an einen Ort gebracht wird, z.B. in einer Bombe“. Was er sich persönlich davon versprochen hat, bleibt fragwürdig. Alle Patente die in der NS-Zeit erteilt wurden und in irgendeiner Weise militärische Relevanz hatten, wurden zwangsweise als Geheimpatente an den Staat übertragen. Die Uranverein-Arbeitsgruppe am Kaiser-Wilhelm-Institut erarbeitete in der Folge eine weitere diesbezügliche Patentanmeldung. In dieser Liste der Patentansprüche zu einer „Uranmaschine“ vom August 1941 gibt keinen Hinweis mehr auf eine Bombe.

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Im Laufe des Russlandfeldzuges geriet die deutsche Kriegswirtschaft zunehmend unter Druck. Das Uranprojekt lief zwar weiter, versprach jedoch in absehbarer Zeit keine kriegsbedeutenden Anwendungen, was das Heereswaffenamt veranlasste, das Projekt in andere Hände zu geben. Beauftragt wurde der Reichsforschungsrat, der dem Reichserziehungsministerium unterstand. Projektverantwortlicher wurde zum Jahreswechsel 1941/41 der Physiker Abraham Esau. Ein Jahr später wurde er zum „Bevollmächtigten für Kernphysik“ ernannt und hatte fortan alle diesbezüglichen Forschergruppen unter seiner Kontrolle.

Jedoch ging es kaum voran, überall herrschte der Mangel, besonders an schwerem Wasser und an Uran. Daher schaltete man die Leunawerke ein, die in Merseburg eine Schwerwasseranlage errichten sollten. Zudem wurde die Degussa mit der Uranbeschaffung beauftragt.

Werner Heisenberg, Wikipedia
Werner Heisenberg, Wikipedia

Von Werner Heisenberg wurde der erste Uranbrenner entworfen und zusammen mit dem Experimentalphysiker Robert Döpel am physikalischen Institut der Universität Leipzig realisiert. Im Spätsommer 1942 gelang Döpel dann als Erstem der Nachweis einer Neutronenvermehrung. Damit waren die Deutschen den US-amerikanischen Forscherteam um Enrico Fermi um eine Nasenlänge voraus. Doch schon bald sollten die Amerikaner die Deutschen überholen, ihre Voraussetzungen waren einfach deutlich besser.

Nach dem Tod von Fritz Todt wurde Albert Speer im Februar 1942 Rüstungsminister. Am 4. Juni 1942 bestellte er Heisenberg sowie andere Uranprojekt-Mitarbeiter in sein Ministerium ein, um sich über den Fortschritt des Projektes informieren zu lassen. Auf die Frage, wie groß denn eine Uranbombe wäre, deren Wirkung genügen würde, um eine große Stadt zu zerstören, antwortete Heisenberg angeblich: „So groß wie eine Ananas“ und bezog sich dabei vermutlich nur auf die eigentliche Sprengladung. Heisenberg schob jedoch gleich nach, dass eine solche Bombe noch eine längere Entwicklungszeit benötigen würde und zudem derzeit wirtschaftlich kaum möglich sei. Er verwies zudem auf die Bedeutung eines Kernreaktors, besonders für die Zeit nach dem Krieg.

Für Speer war diese Auskunft Grund, das Uranprojekt nicht weiter zu forcieren. Dennoch genehmigte er auf dem Gelände des Kaiser-Wilhelm-Instituts den Bau eines Bunkers, in dem der erste Uranmeiler errichtet werden sollte.




Ende Juni 1942 kam es dann im Leipziger Forschungsreaktor zu einem folgenschweren Unfall. Gemäß erhaltenen Versuchsprotokolle wurden in der „Uranmaschine“ 750 kg Uranpulver und 140 kg schweres Wasser in zwei miteinander verschraubten Halbkugeln aus Aluminium gefüllt und in einem Kühlwassertank versenkt. Es schien zunächst ein erfolgreiches Experiment zu werden, denn es wurden mehr Neutronen erzeugt als verbraucht wurden. Am 23. Juni 1942 entwickelten sich jedoch recht plötzlich Wasserstoffblasen. Dadurch erhitzte sich die Reaktorkugel zunehmend und alle Versuche einer Abkühlung blieben erfolglos. Das Kühlwasser begann zu brodeln und dann explodierte die Kugel. Der ganze Versuchsraum wurde durch brennendes Uran in Brand gesetzt und alle ersten Löschversuche scheiterten. Durch Anleitung Döpels konnte jedoch der Brand gelöscht werden. Es hatte keine nukleare Kettenreaktion stattgefunden, sondern Wasser war in die Uranschicht gesickert und es hatte sich Wasserstoff und zusammen mit Luftsauerstoff Knallgas gebildet, das mit dem Uran verpuffte. – Diese Havarie war der erste in einer langen Reihe von Störfällen in kerntechnischen Anlagen, bei denen sich aus Wasserdampf und überhitztem Metall (hier Uranpulver) oder Graphit (wie in Tschernobyl) mit Luft ebenfalls explosive Gase (Knallgas oder Wassergas) bildeten und entzündeten.

Demnächst mehr!