Alle Beiträge von openthedoor

Über openthedoor

Geboren 1956 in Gernrode/Harz, wo ich bis heute zuhause bin. Ausbildung: Realschule, abgeschlossene Lehre als Werkzeugmacher und Flugzeugmechaniker, Studium der Ingenieurwissenschaften mit Diplomabschlüssen, Weiterbildung in Betriebswirtschaft und Publizistik. Berufliche Stationen: Manager in der Metallindustrie, Messgeräteindustrie, Holz- und Möbelindustrie, Fleisch- und Lebensmittelindustrie, Landwirtschaft, Unternehmensgründer, Geschäftsführer, Unternehmensberater, Erfinder, Patentinhaber, Publizist, Journalist, Buchautor, Herausgeber, Verleger, Radioredakteur und Moderator.

Terra preta – die Wundererde des südamerikanischen Dschungels

Zwischen 1492 und 1504 unternahm der italienische Seefahrer in kastilischen Diensten Christoph Columbus vier Entdeckungsreisen. Er suchte eigentlich den westlichen Seeweg nach Indien und China, entdeckte jedoch zunächst die Inseln der Karibik und auf seiner letzten Reise den Mittel- und Südamerikanischen Kontinent. Dort auf dem Gebiet des heutigen Honduras gründete er erste Kolonien auf dem Festland, wie zuvor auch auf Hispaniola.

Zwischen den europäischen Seefahrer-Nationen entbrannte ein Wettrennen um neue Kolonien in Mittel- und Südamerika: Jeder wollte der Erste sein, kostete es was es wolle. Ein Resultat dieser Kolonialisierungsbestrebungen war das Einschleppen von europäischen Krankheiten und Seuchen auf den neuen Kontinent, wogegen die einheimische Bevölkerung keine Abwehrkräfte besaß: Es kam zu gewaltigen Epidemien, die große Bevölkerungsteile hinwegrafften.

Der gewaltige Reichtum Südamerikas veranlasste die europäischen Herrscher jedoch ständig neue Expeditionen auf die Reise zu schicken. Schwer beladen mit Gold, Silber, Edelsteinen und vielen anderen wertvollen Dingen kamen die Schiffe dann zurück nach Europa, wenn sie denn zurückkamen.

Francisco Pizarro, der Eroberer des Inkareichs in Peru. Ölgemälde eines unbekannten Meisters (um 1540)
Francisco Pizarro, der Eroberer des Inkareichs in Peru. Ölgemälde eines unbekannten Meisters (um 1540)

Im Jahr 1532 landete der spanische Entdecker Francisco Pizarro als Erster an der Westküste Südamerikas. Von der peruanischen Küste aus marschierte Pizarro mit seinen Konquistadoren in das Land der Inka. Bereits einige Jahre zuvor wurden die Inka von für sie neuartigen Krankheiten (Pocken und Masern) heimgesucht, die sich über Mittelamerika nach Süden ausgebreitet hatten und massenhaft zum Tode führten.

Immer mehr europäische Invasoren kamen nach Südamerika und die Inka sowie andere südamerikanischen Völker waren den schwer bewaffneten Europäern nicht gewachsen: Sie mussten sich unterwerfen und gingen letztlich unter.

Jedoch waren die Inka und auch anderer südamerikanischen Völker und ethnologische Gruppen hochkultiviert und wiesen zudem einen hohen Organisationsgrad auf. Auch technisch und technologische hatten diese Völker vieles aufzuweisen, was uns bis heute Rätsel aufgibt. Entwicklungsgeschichtlich vergleicht man diese Völker gern mit den bronzezeitlichen Kulturen Eurasiens.

Für mein Verständnis hinkt dieser Vergleich jedoch recht stark. In unseren europäischen bronzezeitlichen Kulturen nahm die Sesshaftigkeit und damit die Feldwirtschaft erst ihren Anfang. Die Inka jedoch, die vergleichsweise gut erforscht sind, waren sowohl sesshaft, sie hatten zudem massive Steinbauten, Städte und Straßen, konnten bereits gut technisch und technologisch mit Metallen umgehen und sie verfügten über Terra preta.

Lange war die Wissenschaft – unsere westliche Wissenschaft – der Auffassung, die Hochkulturen Südamerikas, die Inka, Maya und Azteken und weitere Völker und Stämme, hatten ihre Städte und Wohngebiete nur auf den Hochebenen des Kontinentes. Im flachen, alles überwuchernden Urwald hingegen vermutete man kaum menschliche Lebensräume. Diese Annahme basierte wohl fast ausschließlich darauf, dass man kaum kulturelle Hinterlassenschaften im unendlichen und undurchdringlichen Dschungel fand und zudem der Auffassung war, dass der nährstoffarme Urwaldhumus keine Basis für Feldwirtschaft darstellte.

Dann jedoch viel der Wissenschaft im Jahr 1871 erstmals die Schwarzerde Amazoniens auf. Man dachte jedoch zunächst, dass es sich dabei um natürliche Humuserde handeln würde. Damals fehlten noch die notwendigen Analyseverfahren um diesem Geheimnis auf die Spur zu kommen. Seit einigen Jahrzehnten ist die Untersuchung der Terra preta – portugiesisch für „Schwarze Erde“ – dann zunehmend intensiviert worden. Heute wissen wir: Der Boden besteht aus einer Mischung von Holz- und Pflanzenkohle, menschlichen Fäkalien, Dung und Kompost, durchsetzt mit kleinen Tonscherben und gelegentlich auch mit Knochenresten sowie Fischgräten. Mit dieser Analyse wurde ersichtlich, dass Terra preta nicht natürlichen Ursprungs sein konnte, sondern von Menschen geschaffen worden war. Zugleich wurde ersichtlich, dass Terra preta kein menschliches Zufalls- oder Abfallprodukt sein konnte, sondern bewusst produziert und auf landwirtschaftliche Flächen ausgebracht wurde.

Trotz des Erkenntnis-Zuwachses blieb die Frage offen, woher die südamerikanischen Ureinwohner diese Technologie und das erforderliche Wissen hatten. Zudem musste die angenommene menschliche Siedlungsdichte in diesen Terra-preta-Gebieten wohl stark nach oben korrigiert werden.

Auch war da noch die Legende vom „El Dorado“, von prächtigen Städten mitten im Urwald, von einem Herrscher der in Goldstaub badete. Dieser Mythos wurde bereits zur Zeit der Entdecker geboren und hielt sich hartnäckig über die Jahrhunderte, obwohl bereits Alexander von Humboldt nach seiner Amazonas-Expedition vor über 200 Jahren verkündete: „Da ist nichts dran.“

Doch solche Mythen lassen sich weder verbieten noch unterliegen sie dem logischen Denken und Handeln der Menschen, die nun mal gern an Wunder glauben.

Es sollten noch über 200 Jahre vergehen, bis ein wissenschaftlicher Beweis erbracht werden konnte, der alle bisherigen Thesen zum Dschungel Südamerikas in Frage stellen konnte.

Square Pop-Up (250x250)

Erst vor wenigen Wochen publizierten wissenschaftliche Fachzeitschriften eine sensationelle Entdeckung. Auf einer Fläche mit dem Durchmesser von 250 Kilometern war ein Wissenschaftsteam einer hoch entwickelten altamerikanischen Kultur auf die Spur gekommen. Das entdeckte Dschungelreich liegt dort, wo der brasilianische Bundesstaat Acre an den äußersten Norden von Bolivien grenzt. Beim Abholzen des Regenwaldes für Rinderweiden gab der Boden seine Vergangenheit in reichem Maße Preis. Luftbildaufnahmen trugen dann zum weiterem Erkenntnisgewinn bei.

Es wurden eine Vielzahl von geometrischen Figuren auf dem Urwaldboden entdeckt. Man nennt diese nun zunächst Geoglyphen (Erdzeichen) – wie wir sie aus den Hochlagen der Anden kennen, sie uns jedoch bis heute nicht erklären können – bis weiterte Erkenntnisse vorliegen. Über 200 dieser geheimnisvollen, mächtigen Erdbauten wurden bereits entdeckt. Es sind große Kreis- oder Rechteckanlegen, die von bis zu elf Meter breiten und drei Meter tiefen Doppelgräben umgeben sind. 55 Meter breite Straßen, flankiert von turmähnlichen Aufschüttungen verbinden diese rätselhaften Hinterlassenschaften einer alten, unbekannten Kultur.

Inzwischen hat das interdisziplinäre Forscherteam um Renzi und Pärssinen Reste von Hütten, Palisaden sowie Keramikscherben und von Menschenhand gefertigte Holzkohle gefunden; zudem wurden Vorrats- und Abfallgruben entdeckt. Es waren also keine Außerirdischen, die jene geheimnisvollen Erdbauten erreichtet haben, sondern Menschen. Damit jedoch endet der derzeitige Erkenntnis-Prozess.

Oder doch nicht ganz?! Organische Materialien können der Wissenschaft Auskunft über deren Alter geben. Es konnte ermittelt werden, dass diese Hinterlassenschaften zwischen 650 und 3.500 Jahre alt waren und die Siedlungen wohl schon vor dem Eintreffen der ersten Entdecker aufgegeben worden waren.

Und letztlich kommen wir wieder auf Terra preta zurück. Neuste wissenschaftliche Schätzungen sagen aus, dass dieser Kunsthumus im Amazonasgebiet auf etwa 10 Prozent der Fläche zu finden ist – so auch im Gebiet der Erdbauten von Acre.

Archäologen und andere Wissenschaftler, wie Bodenkundler, sehen in der Terra preta schon seit langem einen bedeutenden Baustein für die Hochkultur der Inka, Maya und Azteken.

Die schwarze Erde „Terra Preta“ hat zwei bedeutende Eigenschaften im Hinblick auf die Bodenfruchtbarkeit. Wesentlich dafür ist die Speicherfähigkeit von Nährstoffen, die wiederum vom Kohlenstoffgehalt stark beeinflusst wird. Terra preta ist in der Lage doppelt so viel Stickstoff und sogar viermal soviel Phosphor speichern wie der natürliche Urwaldhumus. Daneben enthält sie im Durchschnitt 250 t/ha organischen Kohlenstoff und 50 t/ha Pflanzenkohle, entsprechend dreimal mehr, bzw. siebzigmal mehr als umliegende, natürliche Bodentypen.

Doch wie kamen die südamerikanischen Ureinwohner zu diesen Erkenntnissen und wie kamen sie zu ihrer Technologie der Herstellung von Terra preta? Fragen über Fragen und keine erschöpfenden Antworten.

Heute wissen wir, wie Terra preta künstlich produziert werden kann. Ob dieses „Biokohleprodukt“, das in Deutschland von Joachim Böttcher unter dem Namen „Palaterra“ hergestellt und verkauft wird, mit der Terra preta aus dem Amazonasgebiet verglichen werden kann, ist jedoch strittig. Dennoch sind die Anbauresultate von dieser Schwarzerde beeindruckend und eröffnen ganz neue Horizonte, um Nahrungsmangel auf unserem Planeten für immer zu verbannen. Die moderne Wissenschaft vermag sehr viel.



Terra preta ist ein Produkt tropischen Klimas, das einen langwierigen Prozess durchläuft und dessen einzelne Entstehungskomponenten nicht mit denen in Deutschland und Europa vergleichbar sind. Dennoch sind die Aktivitäten in zahlreichen Ländern Terra preta neu zu erfinden und damit die Landwirtschaft zu revolutionieren wohl ein prägnantes Zukunftsthema.

Florale Immigranten – wie unsere Flora sich verändert

Wir leben in einer Zeit des Klimawandels. Diese Aussage ist unstrittig, auch wenn ich die Meinung von Umwelt-, Natur- und Klimaschützern nur bedingt teile, dass wir Menschen dafür der maßgebliche Faktor sind.

Klimawandel – auch ganz gravierende – gab es zu allen Zeiten der Erdgeschichte und zudem lange bevor der Mensch dem Planeten seinen Stempel aufdrückte. Eigentlich kann man sagen, dass ein ständiger Klimawandel auf der Erde von statten geht, Mal in die eine, Mal in die andere Richtung.

Nun haben wir eine Erwärmungsphase: Als globale Erwärmung bezeichnet man den Anstieg der Durchschnittstemperatur der erdnahen Atmosphäre und der Meere seit der Industrialisierung in den letzten 150 Jahren.

Dieser Klimawandel schafft nun auch in unseren Breiten für exotische und mediterrane Pflanzen optimale Bedingungen und lässt so manches hübsche Gartenpflänzchen invasiv werden.

Neobiota ist der Sammelbegriff für Arten und untergeordneten Taxa von Pflanzen und Tieren, die sich in einem Gebiet etabliert haben, in dem sie zuvor nicht heimisch waren. Diese Ausbreitung kann mit oder ohne menschliche Einflussnahme geschehen. Neobiotische Pflanzen nennt man Neophyten.

Für Deutschland gilt in der Regel, das Pflanzen als Neophyten bezeichnet werden, die hier nach dem Jahr 1492 eingeschleppt wurden. Dieses Jahr bezieht sich auf Entdeckung Amerikas durch Christoph Columbus.

Vielen Menschen ist heute schon gar nicht mehr bewusst, wie viele Pflanzen hier nicht heimisch, also Neophyten sind: Kartoffel, Tomate, Paprika, Gurke, Melone, um nur einige zu nennen. Wie würde unsere Speisekarte ohne diese Gemüse aussehen? Es würde sich wohl auch kaum einer beschweren, wenn sich diese Gemüsesorten unkontrolliert ausbreiten würden. Tun sie jedoch kaum, da sie alle nicht winterhart sind.

Halfsize Traumb. V1

Eine ganz andere Situation besteht diesbezüglich bei zahlreichen mehrjährigen Pflanzenstauden, die in ihrer Ausbreitung kaum noch zu stoppen sind: so die Kanadische Goldrute. Sie wurde von den Europäern bereits im 17. Jahrhundert in unsere Gärten eingeführt. Heute hat sie sich über die Gartenzäune hinaus ausgebreitet und wächst überall wo sie Luft und Sonne findet. Das derzeitige heimische Klima tut der Kanadischen Goldrute gut. Sie hat kaum Fraßfeinde, die sind auf der anderen Seite des Atlantik verblieben, und auch die Insekten scheinen sich kaum für die Goldrute begeistern zu können. So können sich ihre unterirdischen Triebe ungestört weiter ausbreiten.

Für den normalen Gartenfreund ist es kaum nachvollziehbar, woher unsere „Gartenschätzchen“ kommen, die wir in Gärtnereien, Baumärkten und sogar im Supermarkt erwerben. Mittlerweile sind zwei Drittel aller Zierblumenarten bei uns Exoten. Rund 22.000 Zierpflanzenarten werden in Europa gehandelt, davon sind 15.000 aus der Ferne. Diesen stehen etwa 14.000 heimische Wildpflanzenarten gegenüber. Schnell können diese von invasiven Neophyten in kleinen Biotopen

verdrängt werden. In aller Mund ist der aus dem Kaukasus stammende Riesen-Bärenklau. Dieser Doldenblütler bildet das für seine Familie typische Furocumarine, jedoch in hoher Dosis. Berührungen in Verbindung mit Tageslicht können bei Menschen und anderen Säugetieren zu schmerzhaften Quaddeln und Blasen führen, die schwer heilen und wie Verbrennungen erscheinen Photodermatitis. Jedoch ist dieser sekundäre Pflanzenabwehrstoff auch in zahlreichen anderen Pflanzenfamilien – z.B. bei Zitrusgewächsen – anzutreffen.

Der Wissenschaft sowie Naturschützern bereiten die Neophyten zunehmend Sorge. Daher wurde ein europäisches Forschungsprojekt initiiert: „Biodiversa“.

Wie schon dargestellt sind eingeschleppte oder eingeführte Pflanzen nichts Neues. Jedoch hat sich die Zahl der weltweiten Warenexporte/Importe in den letzten 60 Jahren etwa verzwanzigfacht. In rasender Geschwindigkeit reisen Waren aller Art um die Welt und mit ihnen auch Pflanzen oder deren Samen. Und wenn alle Rahmenbedingungen stimmen dann sind diese Neophyten nicht aufzuhalten.

Das internationale Forschungsprojekt mit dem Titel „WhoIsNext“, will diesen potentiellen Immigranten auf den Zahn fühlen, bevor es zu spät ist. Ein internationales Team von Fachleuten hat dazu im Jahr 2015 im Fachmagazin Natur eine GLONAF-Datenbank (Global Naturalized Alien Floras) veröffentlicht. In dieser Datensammlung sind alle Informationen zusammengetragen, die über Pflanzenarten verfügbar sind, die sich irgendwo in der Welt in einem fremden Habitat etabliert haben. Das sind bisher zwar nur etwa drei Prozent der gesamten globalen Flora, aber immerhin. Wir wissen aus Erfahrung, das eine einzige eingewanderte Tier- oder Pflanzenart ein ganzes Biosystem stark beeinflussen kann.

So geschehen mit den Fichten, insbesondere im Harz. Nachdem, bedingt durch den frühneuzeitlichen Bergbau, der heimische Wald mit seinen Buchen und Eichen sowie anderen Laubbäumen zum großen Teil abgeholzt war, wurden massenhaft schnellwachsende Fichten angepflanzt. Auf Grund des Klimawandels kämpfen die Fichten nun um ihr Überleben. Die Frage Neophyt oder nicht spaltet selbst die Fachwelt. Für mich sind das ideologische Grabenkämpfe: Die Fichte war im Harz nicht zuhause und wurde eingeführt: Somit ist sie ein Neophyt.

Andere Immigranten sehen wir schon nicht mehr als solche an: Studentenblume, Sonnenblume, Mädchenauge, Winterling, Topinambur, Horn-Sauerklee, Essigbaum und viele andere sind kaum noch wegzudenken.

Weitere eingeführte Zierpflanzen breiten sich in anderen europäischen Ländern bereits stark aus: Die aus Südamerika stammende Bougainville schmückt bereits Hausfassaden und Mauern im ganzen Mittelmeerraum. Die Hanfpalme, zuhause in Südostasien, breitet sich im Tessin wild aus. Diese Reihe ließe sich lange fortführen. Da auch in Deutschland die Winter immer milder werden, haben exotische Pflanzen auch hier gute Überlebens- und Vermehrungsaussichten.

Dennoch besteht kein Grund zur Panik, wie sie viele Ökologen, Biologen, Umwelt- und Naturschützer gern schüren – wohl ein typisches deutsches Problem, diese Panikmache. Nur jede zehnte exotische Pflanze hat die Chance hier zu überleben und nur jede hundertste von diesen Immigranten hat das Zeug dazu, Einfluss auf unsere heimische Flora zu erlangen.

Ich persönlich sehe keine große Gefahr für die heimische Pflanzenwelt. Zudem: Wir können die Zuwanderung nicht verhindern – wie auch bei den menschlichen Immigranten – etwas regeln können wir sie jedoch. Und deshalb ist es gut, dass sich die Wissenschaft mit den Neophyten beschäftigt, uns Handlungsempfehlungen gibt und die ganze florale Einwanderung im Auge behält. Aber Angst brauchen wir wohl keine zu haben, denn letztlich regelt die Natur alles in Eigenregie und wir selbst sollten uns wohl nicht ganz so wichtig nehmen.




Autofreie Städte – Eine Utopie der Zukunft?

Bereits in diesen Tagen wird viel über die Belastungen des Autoverkehrs in den Städten diskutiert. Besonders stark betroffene Metropolen wie Hamburg oder Stuttgart basteln seit längerer Zeit an praktikablen Lösungen, mit deren Hilfe es möglich ist, sich gegen die negativen Einflüsse der dicht bevölkerten Straßen zu stemmen. Doch handelt es sich bei der autofreien Innenstadt tatsächlich um eine Utopie? Und welche Schritte wären in den kommenden Jahren notwendig, um sich dieser anzunähern?

Verkehr in der Stadt (Foto: Sternal Media)Verkehr in der Stadt (Foto: Sternal Media)

Alternativen in Stuttgart

Die Stuttgarter Straßenverkehrsbetriebe (SSB) verzeichnen bereits seit Jahren stabile Umsatzzahlen. Dies ist insofern für das Unternehmen nicht relevant, als dass es nicht primär danach strebt, einen Gewinn zu erzielen. Es zeigt jedoch die Tatsache, dass immer mehr Stuttgarterinnen und Stuttgarter dazu bereit sind, sich innerhalb der eigenen Stadt mit Bus und Bahn fortzubewegen.

In den medialen Fokus geriet Stuttgart in den vergangenen Jahren besonders aufgrund von starken Feinstaubbelastungen. Mehrmals pro Jahr wird seither der Feinstaubalarm ausgerufen, bei dem die Bürgerinnen und Bürger dazu aufgerufen sind, das Auto in der Garage zu lassen. Stattdessen werden vergünstigte Tickets für den Nahverkehr angeboten. Auch ein Fahrverbot für Diesel wurde längst diskutiert und wird neue rechtliche Fragen aufwerfen. Pikanterweise ist Stuttgart zudem bekannt für den starken Einfluss der Autoindustrie, der diesen Vorhaben ebenfalls im Weg stehen könnte.

Neue Möglichkeiten werden geschaffen

Bereits in den vergangenen Jahren zeigten sich große Städte wie Stuttgart sehr bemüht, um sich dem Problem des zunehmenden Verkehrs in den Weg zu stellen. Dafür spielte immer wieder auch der Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs eine wichtige Rolle. Schließlich müssen Alternativen bereitstehen, sollte es eines Tages tatsächlich dazu kommen, dass keine Autos im Privatverkehr mehr in die Innenstadt fahren dürfen. Entsprechend wurden die Gelder bereits in den vergangenen Jahren erhöht, um zum Beispiel neue Verbindungen und Linien zu schaffen oder deren Takt deutlich zu erhöhen. Dies geschieht stets mit dem Ziel, auch die öffentlichen Verkehrsmittel zu einer bequemen Art zu machen, um sich von A nach B zu bewegen.

Ganz automatisch wird im Falle von Fahrverboten auch die Bedeutung des Fahrrads wieder in die Höhe steigen. Viele Städte verfügen heute jedoch nicht über eine Infrastruktur, die sich den Bedürfnissen und Wünschen der Radler anpasst. Dies verdeutlicht der ADFC immer wieder in einem groß angelegten Vergleich der individuellen Voraussetzungen in Deutschland.
Gleichzeitig wird noch viel Zeit ins Land gehen, bis auch für Fahrradfahrer wieder bessere Strukturen vorherrschen. Wenige Ausnahmefälle, wie zum Beispiel Kopenhagen, verdeutlichen andere Schwierigkeiten. Dort musste sich die Stadt dazu durchringen, hohe Summen in die Hand zu nehmen, um eine passende Infrastruktur für die vielen Radler zu schaffen. Die Effekte blieben dabei jedoch nicht aus. Inzwischen ist jeder zweite Kopenhagener bereits mit dem Fahrrad unterwegs.

Fahrradparkplatz in der Stadt
Fahrradparkplatz in der Stadt (Foto: Sternal Media)

Die Weichen der Zukunft

Der Weg zur autofreien Innenstadt, die zumindest für private PKW unzulässig ist, scheint demnach ein realistischer aber langwieriger zu sein. Sofern es der Bewegung gelingt, sich weiter stabil zu verhalten und auf die Vorzüge des Wandels aufmerksam zu machen, so gibt es in jedem Fall die Chance, einen Einfluss auf die bestehenden Strukturen zu nehmen.