Millionen von Menschen sind im afrikanischen und asiatischen Raum auf der Flucht vor Krieg und Verfolgung. Es sind schwerpunktmäßig Menschen aus der „Arabischen Welt“, sowie weiteren Ländern mit islamischem Glauben.
Viele von diesen Flüchtlingen haben sich nun Europa als Ziel ihrer Träume auserkoren. Bei weitem nicht alle dieser Menschen sind Flüchtlinge, die vor Krieg und Verfolgung ihre Länder verlassen. Ein großer Teil dieser Menschen flieht auch vor Elend und Perspektivlosigkeit und ist auf der Suche nach einem neuen, besseren Leben. Wer kann es ihnen verdenken.
Täglich wird uns in allen Medien darüber berichtet und die meisten von uns haben bereits ihre eigenen Erfahrungen mit diesen Flüchtlingen gemacht. Dabei müssen wir feststellen, wie anders diese Menschen sind, wie wenig kulturelle Gemeinsamkeiten wir mit ihnen haben – und umgekehrt.
Wir hören ständig vom Krieg in Syrien, vom Islam und dem Islamischen Staat, von Sunniten, Schiiten und Kurden und wir können uns trotzdem kaum ein Bild daraus machen.
Was wir aus der Schule wissen ist, dass Teile dieser Arabische Welt, also Ägypten, die arabische Halbinsel und das Zweistromland sowie Vorderasien einmal der Nabel der alten Welt waren. Alter Orient wird dieser geografische und zeitliche Raum genannt, in dem sich vor über 10 000 Jahren die ersten Hochkulturen zu entwickeln begannen. Es waren Hochkulturen, über die wir fast ausschließlich durch die Archäologie Kenntnisse haben und die uns faszinieren – wohl weil wir so wenig über sie wissen und weil wir uns ihre außergewöhnlichen kulturellen Leistungen zum Teil nicht erklären können.
Der Begriff „Alter Orient“ ist nicht geophysischer Natur, er ist von den verschiedenen wissenschaftlichen Fachdisziplinen geschaffen worden, um die antiken vorderasiatischen Kulturen von anderen Kulturkreisen abzugrenzen. Daher beschreiben nicht alle Fachdisziplinen und auch nicht alle Wissenschaftler das gleiche geografische Gebiet für den Alten Orient. In der Regel werden jedoch folgende Staaten angeführt: Irak, Syrien, Türkei, Libanon, Jordanien, Iran, Saudi-Arabien, Kuwait, Bahrain, Jemen, Oman, Vereinigte Arabische Emirate, Katar, teilweise auch Afghanistan, Pakistan und Zypern sowie Armenien, Turkmenistan und Aserbaidschan.
Der Alte Orient brachte im Laufe seiner Jahrtausende langen Geschichte eine Vielzahl von Kulturen hervor, ob diese jedoch auch zu Ethnien wurden, darüber ist die Wissenschaft uneinig. Besonders die Hochkulturen der Sumerer, Babylonier, Assyrer, Hethiter und Perser haben aus dem Kulturraum des Alten Orients Berühmtheit erlangt.
Die letzte altorientalische Hochkultur war das zweite persische Großreich, genannt Sassanidenreich. Dieses Reich erstreckte sich in der Spätantike ungefähr über die Gebiete der heutigen Staaten Iran, Irak, Aserbaidschan, Turkmenistan, Pakistan und Afghanistan sowie einige Randgebiete. Das Sassanidenreich ging mit der Entstehung und Ausdehnung des Islam unter, womit wir nach knapper Vorgeschichte in der arabischen Welt angekommen sind.
Knappe 500 Jahre nach Aufkommen des Christentums, das aus dem Judentum als erste monotheistische Religion hervorging, begannen gemäß arabischer Überlieferung die Anfänge des Islam. Seine Anfänge kamen aus Mekka, das Bestandteil des Sassanidenreiches war. Dieses zweite persische Großreich stand in direkter Rivalität zum späten oströmischen Reich bzw. ab 641 zum byzantinischen Reich.
Die Geschichte des Islams beginnt nach der arabischen Überlieferung mit einem Berufungserlebnis Mohammeds am Berg Hira in der Nähe von Mekka, bei dem er durch den Engel Gabriel einen Verkündigungsauftrag erhielt. Die traditionellen Berichte sprechen davon, dass Mohammed etwa drei Jahre lang die Offenbarungen, die er empfing, nur seiner Familie und einigen wenigen auserwählten Freunden mitteilte. Erst danach, ungefähr im Jahre 613, begann er, auch öffentlich zu predigen. Der einflussreiche Kaufmann Al-Arqam stellte dafür sein Haus, auf dem Hügel Safā in der Nähe der Kaaba, den ersten Anhängern Mohammeds als geheimen Versammlungsort zur Verfügung, und gilt als der Siebente, der den islamischen Glauben annahm (die ersten sechs waren aus Mohammeds Familie).
Jedoch fand der von Mohammed verkündete neue Glaube im damaligen Mekka wenig Anhänger. Mohammeds kompromissloser Monotheismus – aus dem der Islam wurde – stand dem traditionellen Henotheismus gegenüber – einer Sonderform des Polytheismus – und konnte sich nicht durchsetzen.
Einige der Anhänger Mohammeds sahen sich unter dem Druck ihrer Gegner gezwungen, Mekka zu verlassen und in das Aksumitische Reich auszuwandern. So entstand eine erste muslimische Gemeinde außerhalb Arabiens, im Nordosten Afrikas. Das Aksumitische Reich umfasste Teile des heutigen Äthiopien – wo sich seine Hauptstadt Aksum befand; es bestand vermutlich schon im 1. Jahrhundert n. Chr. und ging im 7. Jahrhundert unter.
Nachdem Mohammeds Onkel, ein einflussreicher Clan-Führer in Mekka, verstorben war, bröckelte Mohammeds Autorität stark und er musste sich neue Gefolgsleute suchen. Nach der Überlieferung bekam er im Jahr 620 Kontakt zu einer Gruppe von Männern aus Yathrib, einer Stadt nördlich von Mekka. Etwa zwei Jahre später bekannten sich 73 Männer zum Islam und Mohammed siedelte mit seinen Anhängern nach Yathrib um. Dieser Auszug aus Mekka nach Yathrib, wird als Hidschra bezeichnet und auf den 24.September 622 datiert. Jedoch ist der islamische Kalender ein zwölfmonatiger reiner Mondkalender, der, je nach Mondphase, 10 oder 11 Tage kürzer als unser gregorianischer Sonnenkalender ist. Da der islamische Kalender für die Landwirtschaft nicht brauchbar ist, werden in der islamischen Welt neben Solarkalendern auch noch verschiedene andere Kalender wie der Julianische Kalender, der Koptische Kalender der Rumi-Kalender sowie weitere Kalenderformen genutzt. Der Gregorianische Kalender, der in Europa üblich ist, kommt eher selten zur Anwendung.
Bald nach seiner Ankunft in der Oase schloss Mohammed einen Bündnisvertrag mit der dortigen Bewohnerschaft, die so genannte Gemeindeordnung von Medina. Dieser Vertrag regelt das Bündnis zwischen den Neuankömmlingen aus Mekka sowie deren Unterstützern aus Yathrib. Im zweiten Teil des Vertrages wird das Verhältnis zu den verschiedenen jüdischen Stämmen, die auch in der Stadt lebten, festgeschrieben. Schon bald nach der Unterzeichnung dieses Schriftstücks begann Mohammed neben seiner religiösen auch seine politische und militärische Kariere. Schon bald wurde die Stadt in Medina umbenannt; außerdem kam es zu Konflikten mit den jüdischen Stämmen. Diese wurden daraufhin vertrieben bzw. exekutiert. Binnen kurzer Zeit wurde die Stadt Medina fast ausschließlich von Muslimen bewohnt. Dies war wohl die erste kriegerische Auseinandersetzung zwischen Juden und Muslimen.
Innerhalb kurzer Zeit konnte der Prophet zahlreich Stämme der Region für den Islam gewinnen und mit deren militärischer Unterstützung im Jahr 630 Mekka einnehmen.
Mohemmeds Sieg in Mekka, über den mächtigen Stamm der Quraisch, brachte ihm viel Ruhm und Prestige ein. Der Prophet starb nur zwei Jahre später – 633 – und hatte dennoch in dieser kurzen Zeitspanne fast alle Stämme der arabischen Halbinsel seiner Autorität unterworfen. Nach seinem Tod kam es jedoch bei den arabischen Stämmen zu einer breiten Absetzbewegung, wohl vor allem verursacht durch Gegen- oder Nachahmer-Propheten. Nur mit militärischer Gewalt konnte das Loslösen vom Islam unterbunden werden.
Mohammed hatte seine Offenbarung direkt von Gabriel, dem Erzengel und Boten Gottes erhalten. Somit ist das Fundament des Islams auch das des Christentums, das wiederum an das Judentum angelehnt ist.
Die ersten drei Kalifen (Stellvertreter, Nachfolger des Propheten) betrieben eine breit angelegte islamische Expansion im östlichen Mittelmeerraum, auf der arabischen Halbinsel sowie in Vorderasien.
Und damit sind wir bereits bei den verschiedenen religiösen und politischen Richtungen des Islam angelangt. Im Laufe der Geschichte haben sich innerhalb des Islams zahlreiche Gruppen herausgebildet, die sich hinsichtlich ihrer religiösen und politischen Lehren unterscheiden.
Aber dazu mehr in Teil 2.