Der Gates Way

Vor einigen Wochen bin ich bei Recherchen auf eine Anzeige gestoßen, die offerierte Bill Gates habe ein Computeralgorithmus entwickelt, der den Reichtum der Welt umverteilen und Armut abschaffen kann.
Mein Interesse war geweckt: Nicht weil ich auch nur einen Moment an dieses Heilsversprechen geglaubt habe, sondern, weil ich der Sache auf den Grund gehen wollte.
Der bezahlte Werbebanner führt zu einer Website, die sich als CNN-Money ausgibt. Cable News Network (abgekürzt: CNN) ist eigentlich ein US-amerikanischer Fernsehsender mit Sitz in Atlanta, Georgia. Er ist einer der weltgrößten Sender und zudem der erste weltweite reine Nachrichten- Sender. CNN ist glaubwürdig, auch wenn man nicht jede Nachricht glauben kann.
Jedoch hat CNN-Money nichts mit dem US-amerikanischen Fernsehriesen CNN zu tun. Die reißerische Nachricht von CNN-Money lautet: „Bill Gates stielt dem reichsten 1 Prozent ihren Reichtum“, oder so ähnlich.
Eigentlich ist CNN-Money ein neuer Fernsehkanal der Amerikaner, der seit Jahresbeginn seine Arbeit in der Schweiz aufgenommen hat und exakt CNN Money Switzerland heißt.
Jedoch ist die Website, auf die man nach dem Anklicken gelangt, ein Fake, und der Titel der Kampagne ist wohl nach dem 2001 erschienen Buch „Business the Bill Gates Way“ benannt. Es folgt ein langer Beitrag: Oberflächlich und auf den ersten Blick betrachtet dürfte man tatsächlich meinen, sich bei CNN Money zu befinden. Letztendlich ist es ein pseudoredaktioneller Inhalt. Alle Merkmale einer echten Fake-News liegen hier vor. Gleichzeitig ist der Inhalt relativ unpolitisch, wie bei kommerziell angetriebenen Fake-News häufig der Fall.

Halfsize Traumb. V1

Es wir offeriert, dass Bill Gates Milliarden Dollar ausgegeben und mit einem hochspezialisierten Team jahrelang an einer Software – einem Algorithmus – gearbeitet hat, der automatisiert Geld erwirtschaftet. Das soll über sogenannte Binäroptionen eingespielt werden. Eine binäre Option (auch: digitale Option) ist ein Finanzderivat, das von Optionen abgeleitet ist, zu den exotischen Optionen zählt und zur Kategorie der Termingeschäfte gehört. Bei binären Optionen können nur zwei Szenarien eintreten: Tritt ein zuvor definiertes Ereignis ein, erhält der Käufer einen festgelegten Betrag, andernfalls verfällt die Option wertlos.
Weiter heißt es, dass die Software demnächst kostenlos zu erhalten sein wird. Etwa 100 Stellen in diesem Fake-Text sind zu einer dubiosen Software verlinkt. Weiter heißt es: „Wir empfehlen eine Mindestinvestition von 250 US$. Nach unzähligen Tests haben wir festgelegt, das 250 US $ der Mindestbetrag ist, mit dem das Erzielen von schneller Profite von 2 000 bis 4 000 $ am Tag garantiert ist.“
Dieses Fake-News ist also auch ein riesiger Betrug. Ein Video wird eingespielt, das Bill Gates zeigt. Das Video ist echt, nur der Text den Gates spricht, der wurde manipuliert und ausgetauscht, so wie auch das Hintergrundlogo CNN-Money nachträglich eingefügt wurde.
Man kann sich auf dieser Webseite auch gleich eintragen, um schnell informiert zu werden, wenn die Software zur Verfügung steht. Ich habe mich angemeldet! Interessenhalber, um zu sehen was weiter geschieht. Nur wenige Minuten nach meiner Anmeldung erhielt ich den ersten Anruf und schon bald drei Mails. Es folgten einige weitere Anrufe. Alles sehr freundliche Männer und Frauen am anderen Ende der Leitung, mit eindeutigem osteuropäischen Akzent. Es wurde mir nahegelegt, doch schon als Testperson meine „Einsätze zu tätigen“. Die Anrufe wurden nervig, da habe ich mich als Journalist zu erkennen gegeben. Es wurde aufgelegt und seitdem ist Ruhe.
Wer also Geld loswerden will sollte den Gates-Way gehen. Wer davon nicht so viel hat, sollte die Finger davonlassen. Die ungerechte Vermögensverteilung auf der Erde wird mit diesen Binäroptionen sicher nicht abgeschafft. Ganz im Gegenteil: Einige wenige skrupellose Gauner bereichern sich an denen, die schon nicht viel haben.
Für mich ist nur unerklärlich warum Bill Gates sowie CNN ihre Machtfülle nicht nutzen, um gegen den Missbrauch ihrer Namen vorgehen. Aber vielleicht wissen sie ja davon noch gar nichts.



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