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Die Suche nach dem Garten Eden, dem Paradies: Teil 1

Menschen mit christlicher Glaubenstradition kennen den Garten Eden aus dem 1. Buch Mose (Genesis) des Alten Testaments. Das Buch Mose ist der erste und damit wichtigste Teil des Bibelkanons, denn es beinhaltet die Schöpfer-Erzählung und begründet damit zugleich das 1. Gebot der Christenheit: Du sollst keine anderen Götter haben neben mir.

Im Buch Genesis wird im 2. Kapitel der Garten Eden beschrieben, in der Folge wird von der Schöpfung, dem Sündenfall und der Vertreibung aus dem Garten erzählt.

Jedoch ist das Buch Genesis – wie auch alle anderen Bücher des Alten Testaments – keine Überlieferung aus dem Christentum, sondern alle Bücher wurden vom jüdischen Tanach und der Tora übernommen, schriftstellerisch bearbeitet und in einer etwas anderen Anordnung kanonisiert.

Der Tanach als Sammlung jüdischer Schriften entstand vor etwa 1200 Jahren. Dabei gehen die ältesten erhaltenen Texte des Tanach auf die Silberrollen von Ketef Hinnom zurück, die aus dem 7. Jahrhundert v. Chr. stammen. Mit der griechischen Übersetzung des Tanach kam der Begriff „Paradies“ auf (griech. paradeisos = Garten).

Garten Eden von Hieronimus Bosch
Garten Eden von Hieronimus Bosch

Die Verschriftlichung der Tora, dem ersten Teil der Tanach, erfolgte in einem langen Überlieferungsprozess, in dem unterschiedliche Quellen und verschiedene redaktionelle Bearbeitungen Eingang gefunden haben. Der Pentateuch wurde spätestens etwa 440 v. Chr. zur Zeit Esras fertiggestellt und ab etwa 250 v. Chr. aus dem Althebräischen in die griechische Septuaginta und in aramäische Targume übersetzt.

Betrachten wir uns die christliche Schöpfungsgeschichte einmal genauer. Im Buch Genesis steht geschrieben:

1,1 Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde;

1,2 Die Erde aber war wüst und leer, Finsternis lag über der Urflut und Gottes Geist schwebte über dem Wasser.

1,3 Da sprach Gott: Es werde Licht. Und es wurde Licht.

1,4 Gott sah, dass das Licht gut war. Da trennte Gott Licht von Finsternis.

1,5 Gott nannte das Licht Tag, die Finsternis aber Nacht. Es ward Abend und es ward Morgen: ein Tag.

Die gesamte Schöpfung Gottes erfolgte in 6 Tagen und ist in Genesis 1,6 – 1,25 beschrieben:

Am 1. Tag schuf er Urflut und das Licht.
Am 2. Tag schied er das Wassers in oberhalb und unterhalb des Himmelsgewölbes.
Am 3. Tag schuf er Land, Meer und Pflanzen.
Am 4. Tag schuf er Sonne, Mond und Sterne.
Am 5. Tag: schuf er die Tiere des Wassers und Vögel
Am 6. Tag: schuf er Landtiere.

Noch am 6. Tag sprach Gott – Genesis 1,26: „Lasset uns Menschen machen, nach unserem Abbild, uns ähnlich; sie sollen herrschen über des Meeres Fische, über die Vögel des Himmels, über das Vieh, über alle Landtiere und über alle Kriechtiere am Boden!“

1,27 So schuf Gott den Menschen nach seinem Abbild, nach Gottes Bild schuf er ihn, als Mann und Frau erschuf er sie.

1,28 Gott segnete sie und sprach zu ihnen: „Seid fruchtbar und mehret euch, füllet die Erde und machet sie untertan und herrschet über des Meeres Fische, die Vögel des Himmels und über alles Getier, das sich auf Erden regt!“

Im Kapitel 2 Genesis 2,4 – 2,9 wird beschrieben, wie und warum Gott den Garten Eden schuf. Und in 2,8 wird explizit ausgeführt: Darauf pflanzte Gott, der Herr, einen Garten in Eden gegen Osten und er versetzte dorthin den Menschen den er gebildet hatte.

In 2,10 – 2,14 wird folgend die Lage des Garten Edens beschrieben: Ein Strom entsprang in Eden zur Bewässerung des Gartens. Von da an teilt er sich in vier Arme. Der eine heißt Pischon: Er umfließt ganz Schawila, das Goldland. Das Gold jenes Landes ist kostbar; auch Balsamharz und Karneolsteine sind dort vorhanden. Der zweite Strom heißt Gichon; er umfließt ganz Kusch. Der dritte Strom, der Tigris fließt östlich von Assur, und der vierte Strom trägt den Namen Euphrat.

Man könnte nun denken, die geographische Lage des Gartens Eden ist klar beschrieben und kann zweifellos lokalisiert werden. Das ist jedoch eine Fehleinschätzung! Generationen von Forschern haben sich der Lokalisierung des Paradieses angenommen und kommen alle zu unterschiedlichen Ergebnissen, denn die Identifikation der Flüsse ist stark umstritten. Die Ursachen sind im Wesentlichen damit zu begründen, dass die jüdischen Überlieferungen älter sind als die christlichen und dort andere Namen Verwendung fanden, die bisher nicht in Einklang zu bringen waren. So kann auf der christlichen Seite auch vermutet werden, dass sich die Flussnamen erst abhängig von der Schöpfungsgeschichte entwickelt haben.




Auf die Lokalisierung des Paradieses komme ich später nochmals zurück!

Nun erfolgt eine Einlassung auf den „Sündenfall“: Nachdem Gott Mann und „Männin“ geschaffen hatte, verpflanzte er sie nackt in den Garten Eden. Genesis 2,25 sagt dazu: Beide aber, der Mann und seine Frau, waren nackt; aber sie schämten sich nicht voreinander.

Dann folgten Versuchung und Fall, die in Genesis Kapitel 3 wie folgt erzählt werden: 3,1 Die Schlange aber war listiger als alle anderen Tiere des Feldes, die Gott, der Herr, gebildet hatte. Sie sprach zur Frau: „Hat Gott wirklich gesagt, ihr dürft von keinem Baum des Gartens essen?“ 3,2 Da sprach die Frau zur Schlange: „Von den Früchten der Gartenbäume dürfen wir essen.“ 3,3 Nur von den Früchten des Baumes in der Mitte des Gartens hat Gott gesagt: „Esset nicht davon, ja rührt sie nicht an, sonst müsst ihr sterben!“ 3,4 Die Schlange sprach zur Frau: „O nein, auf keinen Fall werdet ihr sterben!“ 3,5 Vielmehr weiß Gott, dass euch, sobald ihr davon essed, die Augen aufgehen, und ihr wie Gott sein werdet, indem ihr Gutes und Böses erkennt.“

3,6 Da sah die Frau, dass der Baum gut sei zum Essen und eine Lust zum Anschauen und begehrenswert, um weise zu werden. Sie nahm von seinen Früchten, aß und gab auch ihrem Mann neben ihr, und auch er aß. 3,7 Da gingen beiden die Augen auf, und sie erkannten, dass sie nackt waren. Sie hefteten Feigenlaub zusammen und machten sich eine Schürze daraus.

Das war der Sündenfall der Menschen, der Sündenfall des Christentums. Er wurde umgehend von Gott entdeckt und er leitete Maßnahmen und Bestrafungen ein, die in Genesis 3,8 – 3,20 geschildert werden.

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Als Strafe für die Frau versprach Gott der Frau viele Beschwerden bei der Schwangerschaft und Schmerzen bei der Geburt und dennoch ein Verlangen nach dem Manne. Zudem unterstellte er die Frau der Herrschaft des Mannes. Dem Mann erlegte er auf, sich und die seinen im Schweiße seines Angesichts zu ernähren. Mühsam soll er sein Brot auf dem Ackerboden verdienen, der verflucht sein sollte.

In 3,20 nannte Adam seine Frau Eva, denn sie ward zur Mutter aller Lebendigen. Dann vertrieb Gott Adam und Eva aus dem Garten Eden, was in 3,21 – 3, 24 Genesis beschrieben wird. Sie lebten fortan auf kargem Ackerboden östlich vom Garten Eden.

Soweit in Auszügen die entsprechenden Passagen des Alten Testaments zur Schöpfungsgeschichte und zum Sündenfall. Beides sollte die christliche Kultur über zwei Jahrtausende grundlegend prägen.

Dazu aber demnächst mehr!