Die Golfstrom-Zirkulation – unsere nordeuropäische Klimaanlage

Wir verzeichnen 2018 in Europa einen der wärmsten und trockensten Sommer seit Beginn der Wetteraufzeichnungen im Jahr 1881.

Nun ist man auf Ursachensuche, was verständlich und nachvollziehbar ist. Wie haben unstrittig einen Klimawandel in Richtung Erwärmung. Jedoch wissen wir wenig über unser Erdklima und dessen ständige Veränderungen seit Hunderten von Millionen Jahren. Wir wissen durch vielfältige wissenschaftliche Methoden um diese Klimaveränderungen, die teilweise gravierend waren, die Ursachen hingegen kennen wir kaum. Um so heftiger wird über dieses Thema gestritten und versucht die Meinungshoheit zu erlangen.

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Doch Klima und Wetter folgen keinen uns vertrauten Regeln. Zu viele verschiedene Faktoren haben Auswirkungen darauf, die uns weder vertraut sind noch sich von uns Menschen beeinflussen lassen. Ein gewisses Zutun des Menschen an der jetzigen Erwärmung ist dabei sicherlich anzunehmen, jedoch auch ohne uns laufen solche globalen Prozesse ab.

Ein entscheidender Einflussfaktor für das Klima und Wetter in Nordeuropa ist der Golfstrom.

Mittel- und Nordeuropa liegen etwa auf dem selben geografischen Breitengrad wie der Nordosten Kanadas. Dennoch ist das Klima in Nordeuropa gegenüber dem Kanadas relativ milde. Woran aber liegt das? Einer der Gründe dafür – ein wesentlicher – ist der Golfstrom. Als eigentlicher Golfstrom wird die Meeresströmung zwischen Cape Hatteras, North Carolina, bis ca. 2.500 km östlich davon im Atlantik bezeichnet. Seine Ursprünge sind der Floridastrom und der Antillenstrom. Er ist ein Teil der erdumspannenden Zirkulationssysteme der Weltmeere.

Der Passatwind im Nordatlantik treibt das das Wasser an der Oberfläche nach Westen, dort trifft es auf die kalte nördliche Strömung. Die Küste Kanadas stellt eine Art Staumauer dar und lässt das Wasser, die erwärmten aus der Karibik kommenden Strömungen nach Norden abfließen. Durch das Zusammentreffen mit den kalten, aus arktischen Gebieten kommenden, Strömungen wird das erwärmte Wasser in Richtung Europa abgelenkt.

Der Golfstrom ist gigantisch. Wikipedia definiert ihn wie folgt: „Der Golfstrom befördert etwa 30 Millionen Kubikmeter Wasser pro Sekunde am Floridastrom, bei einer Geschwindigkeit von 1,8 Meter pro Sekunde, und bis zu maximal 150 Millionen Kubikmeter Wasser. Das ist mehr als einhundertmal so viel Wasser, wie über alle Flüsse der Welt zusammen ins Meer fließt. Er transportiert etwa 1,5 Petawatt (1.000.000.000.000 kW) Leistung. Dies entspricht der Nutzleistung von ungefähr zwei Millionen modernen großen Kernkraftwerken.“

Atlantischer Ozean mit Golfstrom 1814, Karte von John Thomson (1777 - 1840)
Atlantischer Ozean 1814, Karte von John Thomson (1777 – 1840)

Etwa am 40. nördlichen Breitengrad nimmt der Golfstrom Fahrt nach Europa auf und wird fortan als Nordatlantikstrom bezeichnet. Auf dem 50. nördlichen Breitengrad schwenkt die Meeresströmung vor den Britischen Inseln nach Norden ab und wird vor der norwegischen Küste zum Norwegischen Strom, der entlang der norwegischen Küste in Richtung Nordpol abfließt.

An Ostkanada hingegen fließt keine warme Meeresströmung entlang, sondern der kalte nördliche Labradorstrom. So ist ein Teil der Wetter- und Klimaunterschiede zwischen Nordeuropa und Ostkanada zu erklären.

Auf Grund der Klimaerwärmung und insbesondere des warmen Sommers 2018 wird nun vermehrt   eine veränderte Golfstromzirkulation herbeigeredet.

Das Deutsche Klima-Konsortium e. V. (DKK) ist ein eingetragener Verein mit Sitz in Berlin. Das DKK ist ein Zusammenschluss deutscher universitärer und außeruniversitärer Forschungseinrichtungen zur Interessenvertretung im Bereich der Klimaforschung und der Klimafolgenforschung und hat 25 renommierte Mitglieder.

Diese Vereinigung von Wissenschaftlern, alles ausgewiesene Experten auf den verschiedensten Fachgebieten, haben im Juni 2018 in einer Pressemitteilung sowie einer Broschüre ihre gesammelten, gemeinsamen, wissenschaftlichen Erkenntnisse zur „Zukunft der Golfstromzirkulation“ veröffentlicht.

Das Statement lautet wie folgt: „Die Golfstromzirkulation wirkt wie eine Klimaanlage für Europa, sie mildert Temperaturspitzen nach unten und nach oben ab. Das Strömungssystem trägt elementar zum moderaten Klima in Nordeuropa bei, da es warmes Wasser aus den Subtropen bis in die Arktis transportiert. Diese wichtige Rolle für unsere Gesellschaft wird in Büchern oder Filmen aufgegriffen – etwa in Ronald Emmerichs Eiszeitszenario „The day after tomorrow“. Eine so extreme Abkühlung befürchten Wissenschaftler nicht, ein plötzliches Ausbleiben der Golfstromzirkulation ist nach dem Stand der Forschung äußerst unwahrscheinlich. Für die Zukunft rechnen die Wissenschaftler aber mit einer Abschwächung.“




Die Bremer Ozeanographin Prof. Monika Rhein erklärt, dass Aussagen zu einer langfristigen Entwicklung seit 1900 leider nicht möglich seien. Sie erklärte dazu, es könne keine wissenschaftlich gesicherte Auskunft über einen langfristigen Abschwächungstrend seit 1900 geben, da dafür nicht ausreichende Beobachtungsdaten verfügbar seien. In den vergangenen 20 Jahren haben die Forscher dank moderner Methoden und Technologien deutlich genauer analysieren können. Diese Zeitspanne reicht jedoch nicht, um Klimatrends abzuleiten. Prof. Rhein sagt: „Wir haben festgestellt, dass die Golfstromzirkulation in den vergangenen 20 Jahren recht stabil war und viele natürliche Schwankungen zeige. Die natürliche Variabilität macht es noch schwerer, den möglicherweise schon vorhandenen menschlichen Einfluss auf die Golfstromzirkulation nachzuweisen.“

Panikmache – wie häufig bei Politik und Medien – ist also kein guter Ratgeber. Aber auch eine Entwarnung kann nicht gegeben werden: Wir wissen einfach noch zu wenig über Klimaveränderungen und sollten daher möglichst klima- und umweltbewusst leben. Bedacht und bewusst leben, jedoch ohne dies zum Dogma für unser Leben werden zu lassen ist die Devise.

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