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Keltische Slavenjäger im Harz

In den nord- und mitteldeutschen Mittelgebirgen gab es schon lange vor den mittelalterlichen Schutzburgen aus Stein ein Netz aus befestigten Fluchtburgen, die auf ausgewählten Höhenlagen angelegt wurden. Diese Standorte waren auch in den folgenden Jahrhunderten von strategischem Interesse und wurden daher, zum Teil mehrfach, überbaut. An diesen Standorten sind diese vorzeitlichen Fluchtburgen daher nur noch schwer nachzuweisen, am ehesten durch archäologische Grabungen. Dort wo diese Hinterlassenschaften noch erkennbar waren, beflügelten sie die Phantasie der Menschen und fanden ihre Erklärung in Sagen, Mythen und Legenden.

Heute, in unserer wissenschaftlich geprägten Welt, haben wir die Erkenntnisse gewinnen können, dass die Ursprünge dieser frühen Befestigungsanlagen in die späte Eisenzeit, die so genannte Latènezeit, einzuordnen sind. Von der Wissenschaft wurden bisher angenommen, dass es sich diesbezüglich um befestigte Höhensiedlungen gehandelt haben muss. Diese Höhenstandorte sind allerdings wenig geeignet für Siedlungszwecke, da sie unwirtlich und der Zugang zu ihnen fast immer sehr schwer zugänglich ist. Außerdem verfügen sie fast ausnahmslos über kein Wasser.

So lag, nach archäologischen Untersuchungen einiger dieser Befestigungsanlagen in den nord- und mitteldeutschen Mittelgebirgen, durch entsprechende interpretationsfähige Fundhorizonte, der Schluss nahe, dass Höhensiedlungen ausgeschlossen werden können. Nach Dr. Erhard Cosack, kann davon ausgegangen werden, dass diese Befestigungsanlagen als nördliche, keltisch beeinflusste Oppida anzusprechen sind, erbaut als Fluchtburgen, für die nahe liegenden Siedlungen. Als nördlichste davon wird die Pipinsburg bei Osterode angesehen.

Rekonstruktion der Pipinsburg bei Osterode. Gezeichnet von Wolfgang Braun.
Rekonstruktion der Pipinsburg bei Osterode.
Gezeichnet von Wolfgang Braun.

Das Szenario, dass von den Archäologen gezeichnet wird, könnte folgendermaßen ausgesehen haben:
Die Siedlungsbewohner am Fuße der Pipinsburg vernehmen das allen bekannte Alarmsignal einer Wache. Es besagt – die Kelten kommen – Eile ist geboten, um Bewohner sowie Hab und Gut in Sicherheit zu bringen. Hastig wird, mit allem was mit zunehmen ist, die Befestigungsanlage auf dem Nordhang der Osteroder Kalkberge aufgesucht. Der Weg dorthin ist beschwerlich, daher lassen die Dorfbewohner ihr Vieh zurück, in der Hoffnung bald wieder in ihre Siedlung zurückkehren zu können. Das sollte sich als Trugschluss herausstellen. Die Kelten, alles gestandene, erfahrene Krieger, suchen nach Beute und sie machen die Fluchtburg ausfindig. Die bietet zwar Schutz, ist aber auch schon von weitem auszumachen. Die Vorharzbewohner sind Bauern und Handwerker, sie können zwar mit Schwert, Dolch und Lanze umgehen, den kriegserprobten Kelten haben sie aber wenig entgegenzusetzen, zumal sie auch Frauen, Kinder und alte Leute dabei haben.
Die Kelten belagern die Fluchtburg, da wird denn Einheimischen klar – lange können sie den Angreifern nicht widerstehen. Hastig beginnen sie das wertvollste, was sie besitzen zu vergraben, ihre Werkzeuge und Rohmaterialien, die Frauen auch ihren Metallschmuck. Das alles soll keinesfalls in die Hände der Feinde fallen. Kaum haben sie ihr Werk vollbracht, dringen die Kelten ein, der Widerstand der Einheimischen erlöscht spontan, denn die Angreifer töten ihre Gegner nicht, wie allgemein üblich. Nein, da sie kaum Beute finden, werden sie gefesselt und mitgenommen, für immer ohne Rückkehr.

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Ob das wahr sein kann?
Harzbewohner mitgenommen von den Kelten: nach Bayern, Gallien oder sogar über die Alpen, gehalten oder sogar verkauft als Sklaven. Solche Schlüsse lassen sich für die späte Eisenzeit durchaus ziehen, meint Dr. Erhard Cosack, der einige dieser latènezeitlichen Schutzburgen in den niedersächsischen Mittelgebirgen archäologisch untersucht hat, so im Deister bei Springe, den Negenborner Burgwall bei Einbeck, die Barrenburg bei Eidgassen, Springe und auch die Pipinsburg.




Es wurden in anderen Fluchtburgen ganze Werkstattausrüstungen gefunden, gut versteckt in mehreren Depots zu späteren Wiederabholung, blieben sie der Nachwelt als Zeugnisse erhalten. Auch gab es keine Anzeichen für Massaker, so dass nur der Schluss bleibt – die Menschen wurden als Beute mitgenommen.