Der letzte Versuch den 2. Weltkrieg zu verhindern – 1. Teil

Es gibt Ereignisse, die, wenn sie erfolgreich verlaufen wären, die Welt hätten verändern können. Solche Ereignisse werden, wenn sie jedoch misslungen sind, gern totgeschweigen. Sie tauchen dann in keinem Geschichtsbuch mehr auf. Diese Verschweige-Taktik ist als Instrument in allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens seit jeher üblich und hat sich somit bestens bewährt. Besonders in der Politik ist sie ein viel genutztes Instrument, birgt jedoch in unserer modernen Mediengesellschaft zunehmende Risiken. Auch die vom Staat gern genutzt Geheimhaltungstaktik, ist inhaltlich nichts Anderes als eine Verschweige-Taktik, mit besonders rigiden Regeln.
Von einem solchen Ereignis möchte ich Ihnen heute berichten: einem Geheimtreffen zur Verhinderung der 2. Weltkrieges.
Jedoch sehe ich es als erforderlich an, zum allgemeinen Verständnis, etwas weiter auszuholen und mit der Vorgeschichte zu beginnen. Diese möchte ich weitgehend unpolitisch und unideologisch darstellen.
Über den Ersten Weltkrieg möchte ich hier nicht weiter berichten. Er wurde von Deutschland und seinen Verbündeten, den sogenannten Mittelmächten, verloren. Die Entente-Mächte und ihre Alliierten hatten somit den Krieg gewonnen. Sie diktieren die Bedingungen des Friedens, die im Friedensvertrag von Versailles festgeschrieben wurden.
Die Bestimmungen des Vertrages waren äußerst hart für Deutschland. Man kann wohl sagen, der Vertrag wurde gemacht um Deutschland klein zu halten, was nach diesem grausamen Krieg für die Siegerseite, die zudem die größten Verluste und Zerstörungen zu beklagen hatte, als durchaus legitim angesehen werden kann. In Deutschland hingegen wurde der Vertrag von Anfang an abgelehnt und Erleichterungen gefordert.
Zum geflügelten Wort ist die Aussage von Reichsministerpräsident Philipp Scheidemann geworden, die er, als ausgewiesener Gegner des Vertrages, bei seinem Rücktritt am 12. Mai 1919 vor der Weimarer Nationalversammlung kundtat: „Welche Hand müsste nicht verdorren, die sich und uns in solche Fesseln legte?“
Durch die ultimative Drohung der Entente-Mächte, umgehend in Deutschland einzumarschieren, wenn der Vertrag nicht baldigst ratifiziert wird, fehlte der deutschen Nationalversammlung jede Alternative. Sie votierte am 22. Juni 1919 mit 237 gegen 138 Stimmen für die Annahme des Vertrags. Scheidemanns Parteifreund und Nachfolger Gustav Bauer rief in der Sitzung aus: „Wir stehen hier aus Pflichtgefühl, in dem Bewußtsein, daß es unsere verdammte Schuldigkeit ist, zu retten zu suchen, was zu retten ist […]. Wenn die Regierung […] unter Vorbehalt unterzeichnet, so betont sie, dass sie der Gewalt weicht, in dem Entschluss, dem unsagbar leidenden deutschen Volke einen neuen Krieg, die Zerreißung seiner nationalen Einheit durch weitere Besetzung deutschen Gebietes, entsetzliche Hungersnot für Frauen und Kinder und unbarmherzige längere Zurückhaltung der Kriegsgefangenen zu ersparen.“
Kein guter Start also, für das neue demokratische Deutschland, dass die Monarchie gerade abgeschüttelt hatte. In weiten Kreisen der Bevölkerung fand der Friedensvertrag wenig oder keine Zustimmung. Zu hart waren die Bedingungen, zu schwer die Lebensbedingungen im kriegsgebeutelten Deutschland.
Man hoffe in Deutschland auf einen wirtschaftlichen Aufschwung aus eigener Kraft. Doch dieser kam nicht: stattdessen eine Weltwirtschaftskrise und eine nie dagewesene Inflation.
Die Schilderung der Situation im damaligen Deutschland möchte ich nun – der Neutralität wegen – dem Hauptprotagonisten meines Beitrages überlassen, einem schwedischen Industriellen und ausgewiesenen Deutschlandkenner, den ich jedoch erst im 2. Teil vorstellen möchte: „Deutschland hatte die Nachwirkungen des verlorenen Krieges nicht überwunden, sondern litt in dieser Zeit sowohl unter einer wirtschaftlichen Krise wie unter politischen Schwierigkeiten. Die Nation war zersplittert; die politischen Parteien scheuten kein Mittel, die Oberhand zu bekommen und ihre Gegner an der Ausübung der Macht zu hindern. Und in der Tiefe des Nationalbewusstseins lag der Revanchegedanke, sowohl von konservativen Kreisen wie von der neuen nationalsozialistischen Partei geschickt propagiert. Das Revanchegefühl war die Triebfeder der ständigen Versuche, Bestimmungen des Versailler Vertrages zu sabotieren, und vor allem der in diesen Jahren betriebenen heimlichen Aufrüstung.
Der Kampf zwischen den Nationalsozialisten und den übrigen Parteien ist zu bekannt, als dass er hier einer Schilderung bedürfe. Nur mit tiefer Sorge konnte ich indes bei Besuchen in Deutschland beobachten, welcher Mittel sich die Nationalsozialisten bedienen, um an die Macht zu kommen, und ganz allgemein den Geist kennenlernen, der sie kennzeichnete. Nach der Machtübernahme am 30. Januar 1933 glückte es den Nationalsozialisten, durch eine außerordentlich geschickt aufgemachte Propaganda, dem ganzen deutschen Volk einzureden, dass sie Deutschland jetzt retten würden aus dem, was sie die Erniedrigung und die Schmach nannten, die der Versailler Vertrag über das Land gebracht hatte. Ich selbst traf auf meinen Reisen viele Menschen in bedeutenden Stellungen, die früher den Ideen des Nationalsozialismus ganz abweisend gegenüberstanden, durch die Entwicklungen der Dinge in den Jahren nach 1933 aber zu glauben begannen, dass die jetzt ergriffenen Maßnahmen den Grund zu einem neuen glücklichen Deutschland legen würden. Es war ganz offenkundig, dass der Nationalsozialismus an einen Instinkt appellierte, der dem ganzen deutschen Volk gemeinsam war und bestärkt wurden durch den außerordentlich geschickten nationalsozialistischen Propagandaapparat, der die gesamte Nachrichtenvermittlung des Dritten Reiches kontrollierte. Mit aufrichtiger Besorgnis begann ich mich zu fragen, wohin dies führen solle.“
Teil 2 demnächst – der Strippenzieher Birger Dahlerus




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