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Der Gender-Wahn

Als Demokrat darf und sollte man eine eigene Meinung haben. Auch diese zu vertreten ist absolut legitim. Meine Meinung ist über die letzten Jahre gewachsen und hat sich verfestigt, zumal ich als ehemaliger DDR-Bürger Vergleiche ziehen kann.

Wir werden von Staat und Politik zunehmend erzogen und belehrt: In Umwelt-, Klima- und Naturschutzfragen, in Integrations- und Zuwanderungsfragen und zahlreichen weiteren politischen Hauptthemen. Eines davon ist auch unsere Sprache. Es wird eine politisch korrekte Sprache gefordert und wer angeblich dagegen verstößt, wird schnell ins Abseits gedrängt. Wer zudem den „menschengemachten Klimawandel“ leugnet oder auch nur anzweifelt, wird als dümmlicher Ignorant abgetan. Schnell wird zudem die Keule des „Rassismus“ geschwungen, sobald man sich irgendwie kritisch zu Flüchtlingen, Integration und Zuwanderung äußert. Dabei sind diese Attacken von humanistischen Empörern nur selten von der Definition des Rassismus gedeckt: Sie sind eher ideologischer Natur. Denn Rassismus bedeutet, einer ethnisch definierbaren Gruppe ihren Wert als Mensch abzusprechen oder herabzuwürdigen. Wenn jemand also der Meinung ist, dass ein Wirtschafsflüchtling keine Berechtigung hat in Deutschland eine Aufenthaltsgenehmigung zu bekommen und Sozialleistungen zu empfangen, so ist das keinesfalls als rassistisch abzutun, sondern seine Meinung, die von unserer Demokratie gedeckt ist.

Unsere Sprache wird so für viele zum Drahtseilakt: Bereits die letzte Rechtschreibreform von 1996 sorgte für viel Widerspruch, Verdruss und Unsicherheit.

Und nun geht es um eine genderneutrale Sprache. Schon allein das Wort „Gender“ verunsichert viele Zeitgenossen. Wikipedia definiert es so: „Gender (englisch gender ˈdʒɛndɐ, „soziales Geschlecht“) ist ein Begriff in den Sozialwissenschaften und bezeichnet Geschlechtseigenschaften, welche eine Person in Gesellschaft und Kultur beschreiben. Für das Wort „Gender“ gibt es kein genuin deutsches Äquivalent, darum wurde es in die deutsche Sprache übernommen.“

Wissen wir nun mehr? Nein! Feministische, grüne und linke Strömungen versuchen seit den 1970er Jahren neben dem biologischen Geschlecht ein soziales zu setzen. Inzwischen wird vielfach versucht das biologische und soziale Geschlecht als Einheit zu betrachten, was in der Wissenschaft stark umstritten ist, insbesondere zwischen Geistes- und Naturwissenschaftlern.

Wir haben in Deutschland ein amtliches Regelwerk für die deutsche Rechtschreibung, das für alle verbindlich ist. Dennoch versuchen feministische, grüne, linke und sozialdemokratische Strömungen seit etwa zwei Jahrzehnten dieses Regelwerk mit genderneutraler Sprachgestaltung zu unterlaufen. Jetzt geht es um geschlechterumfassende Formulierungen, also um Geschlechterideologie, die das natürliche, biologische Geschlecht ablehnt. Soziale Geschlechterrollen – Gender – sollen zur Grundlage der Kategorisierung der Menschen gemacht werden. Dabei wird, ideologisch verbrämt, von den Genderaktivisten völlig außer Acht gelassen, dass die deutschen Artikel in der Rechtschreibung und die Zuordnung von Substantiven zu diesen, in fast keinem Zusammenhang zum biologischen Geschlecht stehen.

Mark Twain, Die schreckliche deutsche SpracheSchon Mark Twain schrieb dazu in seinem Essay von 1880 „Die schreckliche deutsche Sprache“: „Der Baum ist männlich, seine Knospen sind weiblich, seine Blätter sächlich; Pferde sind geschlechtslos; Hunde männlich; Katzen, auch wenn man Kater meint, weiblich; des Menschen Mund, Nacken, Busen, Ellbogen, Finger, Fingernägel, Füße und Leib sind männlichen Geschlechts, der Kopf dagegen kann auch sächlich sein, wenn man dafür das Wort Haupt gebraucht. Es kommt dabei gar nicht auf das Geschlecht seines Trägers an. Infolgedessen haben deutsche Frauen entweder männliche Köpfe oder geschlechtslose Häupter. Nase, Lippen Schultern, Brüste, Hände, Hüften und Zehen sind wiederum weiblichen Geschlechts. Haar, Augen, Ohren, Kinn, Beine, Knie, Herz und Gewissen haben dagegen gar kein Geschlecht. Vermutlich hat der Schöpfer dieser Sprache „Gewissen“ nur vom Hörensagen gekannt. Aus dieser Zergliederung geht hervor, dass wer sich in Deutschland für einen ganzen Mann hält, bei näherer Betrachtung seine Zweifel daran hegen muss. Denn bei Licht gesehen, entdeckt er sich als höchst komisches Mischwesen. Wenn er sich indessen schließlich mit dem Gedanken tröstet, dass wenigstens ein Drittel seines Gemengsels unzweideutig männlich ist, muss er sich doch schon im nächsten Augenblick wieder gestehen, dass er in dieser Beziehung nicht besser dran ist als jede Frau oder Kuh im Land.“

Dennoch lassen die Gender-Idiologen nicht nach. Eine besonders dreiste und rechtlich sehr fragwürdige Verballhornung der Deutschen Sprache in genderneutrale Sprache hat nun die niedersächsische Landeshauptstadt Hannover vorgenommen.

Das kleineste Übel ist noch die Anweisung: „Wenn eine geschlechterumfassende Formulierung nicht möglich ist, ist der „Gender Star“ zu verwenden.“ Praktisch soll mit dieser Anweisung, die für sämtlichen amtlichen Schriftverkehr – Emails, Präsentationen, Broschüren, Presseartikel, Drucksachen, Hausmittelungen, Flyer und Briefe – gilt und auch für Formulare, das grammatische Geschlecht Maskulinum vollständig beseitigt werden.



Die Anweisung der hannoverschen Beamten kann hier nur beispielhaft aufgegriffen werden. So schlägt sie vor, männlich Pronomen zu ersetzen. Auch das Wort „jeder“ soll durch „alle“ ersetzt werden, weiterhin „keiner“ durch „niemand“. Jedoch scheitert diese Regelung vielfach an der Grammatik: Man stelle sich einmal vor: in jeder Hinsicht – in aller Hinsicht, zu jeder Zeit – zu aller Zeit, bei jedem Wetter – bei allem Wetter, jeder stirbt für sich allein – alle sterben für sich allein, jeder Wähler hat zwei Stimmen – alle Wähler haben zwei stimmen.

Es ist in unserer Sprache demnach nicht so leicht, durch amtlichen Erlass ein Wort zu untersagen und durch ein anderes zu ersetzen, den jedes Wort hat in der Grammatik seinen Sinn und ist zudem historisch-kulturell entstanden.

So bleibt unsere Grammatik – die Sprache der Dichter und Denker – langsam auf der Strecke. Sprachqualität ist diesen Gender-Linguisten nicht so wichtig, wie Genderismus. Dabei sollten Staatsdiener, also Beamte und Beamtinnen, in ihrer Amtsführung doch politisch neutral sein. Es scheint jedoch, dass wir diese Amtsneutralität auch dem Gender-Wahn opfern sollen.

Dass die große Mehrheit der Bevölkerung, wie Insa-Consult ermittelte – in West und Ost, bei Männern und Frauen – die gendergerechte Sprache zur Gleichstellung der Frau als unwichtig empfinden, kratzt jedoch wenig am Selbstbewusstsein der Gender-Ideologen. Ich jedenfalls werde mich an dieser Schreibe nicht beteiligen. Ich habe den Mut zu verneinen und bete dafür – trotz Frauen-Fußball-WM –, dass die Mannschaft nicht zur Frauschaft werden muss.

„Die deutsche Sprache ist die Orgel unter den Sprachen“, sagte Jean Paul. Erhalten wir uns diese Königin der Instrumente oder anders formuliert, bewahren wir uns dieses historische Kulturgut Deutsche Sprache, das sicherlich auch ohne den Anglizismus „Gender“ und seine unausgegorenen Kinder auskommen kann. Aber das ist schon wieder ein Sexus, denn die Kinder kommen nicht vom Storch, wie wir aus der Biologie wissen.